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AGD Besuch 2023 Startbild
LowBeats war zu Besuch bei der Audio Group Denmark. Hier unsere ausführliche Reportage. (Montage: F. Borowski)

Report: Besuch im dänischen HiFi-Wunderland bei Audio Group Denmark

Die Audio Group Denmark (AGD) mit ihren Marken Børresen (Lautsprecher), Aavik (Elektronik) und Ansuz (Zubehör) hat Markenzuwachs erhalten. Axxess lautet der Name und der verspricht einen deutlich günstigeren Einstieg in die ansonsten sehr kostspielig-exklusive HiFi-Welt der Dänen. LowBeats war in der AGD-Zentrale in Aalborg und konnte dort exklusiv das erste Axxess-Produkt, den Streaming-Vollverstärker Forté, in allen drei Modellvarianten gegeneinander hören. Außerdem erlebten wir vor Ort ein Klangspektakel ohne Gleichen mit dem Børresen Superlautsprecher M6. In unserer Firmenreportage erfahren Sie außerdem, was die Dänen von praktisch allen anderen High End HiFi-Herstellern unterscheidet.

Exploring Audio Group Denmark

Gut vier Jahre ist es her, seit ich die Marke Børresen auf den Norddeutschen HiFi-Tagen entdeckte, mich in ihre Lautsprecher verliebte, einen ersten Besuch in Aalborg absolvierte und sich damit mein Blick auf High-End-HiFi nachhaltig veränderte. Viel Wasser ist seit dem den Bach runter geflossen – samt einer Pandemie.

AGD 2023
Audio Group Denmark in Aalborg: So unspektakulär der Eingangsbereich auch ist, dahinter verbirgt und erstreckt sich eine HiFi-Traumschmiede. (Foto: F. Borowski)

Auch bei dem dänischen Entwickler Michael Børresen und seinem Partner Lars Kristensen hat sich seitdem viel getan. So wuchs beispielsweise die Anzahl der Mitarbeiter seit meinem Antrittsbesuch in 2019 von rund 15 auf heute etwa 48 Mitarbeiter. Die Firmenzentrale in Aalborg ist noch dieselbe, wuchs aber beträchtlich. Damals noch recht leere Lagerplätze sind heute prall gefüllt und es gibt viele zusätzliche Bereiche, wie Hörräume, Werkstätten, eine neue Küche (noch im Bau) und einen kompletten integrierten Irish Pub für Firmenfeiern, After Work Meetings und Besucherbetreuung.

Mit Flemming Erik Rasmussen, dem ehemaligen Gründer von Gryphon, ist 2021 zudem ein prominenter Vertreter der Branche zur AGD hinzugestoßen. Rasmussen ist zusammen mit Børresen für Designfragen zuständig. Um die Geschäftsführung kümmert sich Kent Sorensen und für den Verkauf zeichnen sich, neben weiteren Mitarbeitern, nach wie vor Lars Kristensen, Frits Dalmose und Morten Thyrrestrup verantwortlich, die auch auf den vielen HiFi-Messen in der Welt die Fahne für das Unternehmen hochhalten.

AGD 2023
Die Verwaltung und „Chefetage“ (hinten links: CEO Kent Sorensen) braucht hier keinen abgeschiedenen Bereich, sondern sitzt direkt hinter der Eingangstür (Foto: F. Borowski)

Einschneidend ist sicherlich, dass die Firma inzwischen mit Investorenbeteiligung arbeitet, was stets mit gewissen Risiken verbunden ist, nicht zuletzt das schnelle Wachstum des Unternehmens aber erst möglich machte. Die Entscheidungshoheit über technologische Entwicklungen und Produkte liegt aber weiter bei den Gründern.

Der eingangs erwähnte Unterschied der Audio Group Denmark zu quasi allen anderen mittelständischen High-End-Schmieden am Markt ist offenkundig: Mit den genannten Marken entwickeln die Dänen ausgehend von der Steckdose bis hin zu den Lautsprechermembranen so gut wie alles selbst. Racks, Kabel, Zubehöre, Produkte zur Stromversorgung, Netzwerk-Switches, Audio-Elektronikkomponenten und natürlich Lautsprecher. Nur auf diese Weise ist es möglich, die Kernphilosophie des Unternehmens konsequent umzusetzen. Nämlich jegliche klangschädigenden Einflüsse des gesamten Signalwegs – Rauschen, Elektrosmog, Resonanzen etc. – zu bekämpfen und somit auf nie dagewesene Art und Weise echte Fortschritte zu erzielen, statt nur alten Wein in neuen Schläuchen zu verkaufen.

Art und Umfang dieser Maßnahmen unterliegen dabei keinerlei Denkverboten und wenigen finanziellen Restriktionen. Wie in der Formel-1-Technik geht es den Dänen nur darum, jedes noch so kleine Teil der Kette mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu verbessern und somit die Gesamtperformance immer weiter zu steigern. Das was normalerweise dem Endverbraucher überlassen wird, nämlich das „Feintuning“ der Kette, ist bei der AGD integraler Bestandteil allen Strebens. So soll nichts dem Zufall überlassen werden und der Nutzer muss sich nicht mit Versuch-und-Irrtum durch unzählige Tweaking-Maßnahmen durchwursteln, die möglicherweise nie zu einem wirklich zufrieden stellenden Ergebnis führen – was letztlich ein Fass ohne Boden sein kann.

Natürlich lassen sich die Komponenten und Lautsprecher von Børresen auch einzeln nutzen und mit Fremdgeräten/Zubehören kombinieren – was definitiv für die Meisten den Einstieg in die AGD-Welt bedeuten dürfte. Aber eine komplette Kette mit Kabeln, Geräten und Lautsprechern aus Aalborg macht definitiv Sinn. Was einem Kompletteinstieg am ehesten im Wege steht, sind die damit verbunden Kosten für die „Formel-1-Technik“ der AGD.

Um all das besser zu verstehen, begleiten Sie mich nun bitte auf meinem kleinen Firmenrundgang, mit Lars Kristensen als meinem Tour Guide am ersten Tag …

Rundgang – von Drähten und Materialien

Fast alles bei der AGD wird selbst entwickelt und produziert. Natürlich gibt es gerade in der Produktion gewisse Grenzen. Dazu komme ich noch. Aber wenn irgendwie möglich und sinnvoll, wird jedes kleine Detail in Dänemark gefertigt. Von gut geschulten Mitarbeitern, die mit flexiblen Arbeitszeitmodellen und einer vergleichsweise sehr geringen Wochenarbeitszeit gänzlich andere Bedingungen haben als in irgendwelchen Billiglohnländern. Etwas, das man bei der Betrachtung der AGD-Preislisten auch stets im Hinterkopf behalten sollte. Genau das wollen wir doch alle: menschenwürdige Arbeitsbedingungen.

Auch das Zubehör kommt aus Dänemark: Die Ansuz-Fertigung (Foto: F. Borowski)

Im ersten Raum unseres Rundgangs kümmern sich Mitarbeiter unter anderem um die Kabelfertigung. Maschinen gibt es hier nur zwei: Eine für satte 100.000 Euro zum hochpräzisen Abisolieren der empfindlichen Leiter und eine kleinere zum superpräzisen Längenschnitt.

Eine Maschine zum Abisolieren. Per Hand ist das in der geforderten Präzision nicht machbar. Zu leicht könnte der Leiter angekratzt werden und das darf auf keinen Fall passieren (Foto: F. Borowski)

Der Rest ist Handarbeit. Hier (und teils bei Mitarbeitern in Heimarbeit) werden unter anderem Børresens besondere „Tesla“-Spulen gewickelt, sowie „Anti-Aerial“-Maßnahmen (Techniken zur Unterdrückung der Antennenwirkungen der Kabel- und Steckverbindungen) adaptiert. Das sind beispielsweise genau definierte Schirmgeflechte oder auch kleine Zirkonium-Stäbe an den Verbindungspunkten. Klingt esoterisch, ist aber wissenschaftlich nachvollziehbar, da jedes Kabel und jeder Leiter die heutzutage unvermeidliche elektromagnetische Strahlung in unserer Umwelt in allen möglichen Frequenzbereichen wie eine Antenne aufnimmt und damit Signal-degradierendes Rauschen verursacht.

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In der ersten Werkstatt gleich neben dem Eingangsbereich werden Ansuz-Kabel per Hand konfektioniert (Foto: F. Borowski)
Das Bild zeigt eine der Anti-Aerial Entstörmaßnahmen in einem Mainz8 X-TC Power Distributor. Hier sitzen direkt hinter der Anschlussbuchse Zirkonium-Stäbe zur Resonanzkontrolle und Unterdrückung der Antennenwirkung (Foto: F. Borowski)
Hier werden einige der Zirkonium-Stäbe für die Weiterverarbeitung vorberitet (Foto: F. Borowski)
Eine der fast schon legendären Børresen Tesla-Spulen. Teilweise werden in den Komponenten hunderte der einzeln handgewickelten Spulen eingesetzt (Foto: F. Borowski)
Ein Ansuz-Switch. Auch hier dreht sich fast alles um Spulen, Anti-Aerial-Maßnahmen und Resonanzkontrolle (Foto: F. Borowski)
Kabel der D2-Serie werden hier mit speziell angepassten Anti-Aerial-Teilen bestückt. Dabei geht es hier um das „Endstück“ der Kabel, die besonders antennenartig wirken (Foto: F. Borowski)
So sieht ein Mainz8 D-TC Supreme von Innen aus. Der Aufwand der Verkabelung und Entstörmaßnahmen ist enorm. Aber es liegen keine Filter im Signalweg (Foto: F. Borowski)
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Der Aufwand ist dabei von Modell zu Modell unterschiedlich. Zur grundlegenden Konfektionierung eines einzigen Netzkabels der neuen D-TC GOLD Signature-Serie benötigt ein Mitarbeiter mindestens zwei Tage. Aber auch die günstigeren Serien sind teils äußerst zeitaufwändig in der Fertigung. Ganz zu schweigen von zusätzlichen Kosten für recht exotische Leitermaterialien und weiteren Komponenten, wie die 3D-gedruckten Platinengehäuse der Signature-Kabel. Das erklärt einiges.

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Lars Kristensen zeigt stolz ein paar gerade fertiggestellte Kabel der Gold Signature-Serie (Foto: F. Borowski)
Kristensen demomnstriert hier eines der Gehäuse, in denen Tesla-Technologie für Top-Kabelserien steckt. Jedes einzelne dieser Gehäuse wird 3D-gedruckt (Foto: F. Borowski)
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In der Marketing-Abteilung kümmern sich Mitarbeiter, hier Jesper Beyer Lindhardt, um Dinge wie Bedienungsanleitungen, Gestaltung von Prospekten, Webseite und organisatorische Dinge, wozu auch Besuche von Pressvertretern gehören.

In der Marketing-Abteilung bekommt Jesper Beyer Lindhardt gerade vom Chef eine aufmunternde Nackenmassage für die gute Arbeit (Foto: F. Borowski)

Gleich nebenan sind die Buchhaltung und daran angrenzend erste Lagerräume zu finden. Hier das Kartonlager:

Vollbildlich aufgeräumt: Das Kartonlager (Foto: F. Borowski)

Weiter durch die fast schon Labyrinthartigen Gänge und Räume geht es zum Lounge-Bereich, wo Meetings und Interviews stattfinden können, wie auch Mitarbeiter-Entspannung am Kicker.

Kristensen führt mich durch die Mitarbeiter-Lounge, die auch fleißig für Meetings genutzt wird (Foto: F. Borowski)

Von der Lounge geht es direkt in den ersten von mehreren Hörräumen, wo ich Frits Dalmose gerade in einer seiner typischen Arbeitsposen erwische: hockend hinter der Anlage beim Verkabeln. Später soll hier meine erste Hörsession des Tages stattfinden.

Der erste Hörraum mit Frits Dalmose in seiner typischen Arbeitspose. Der Mann hat auch mal eine Ergo-Massage vom Chef verdient, finde ich (Foto: F. Borowski)

Durch die nächste Tür landen wir in einer weiteren Werkstatt. Dort entdecke ich einige der ersten Seriengeräte des neuen Axxess Forté, noch mit geöffneter Motorhaube.

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Ein Schnappschuss aus der Elektronik-Werkstatt (Foto: F. Borowski)
Hier sehen wir einen brandneuen Axxess Forté 1 (Foto: F. Borowski)
Ein Mitarbeiter bei der Montage des Forté (Foto: F. Borowski)
Diese Mitarbeiterin lötet die vielen Tesla-Spulen auf eine Platine … (Foto: F. Borowski)
Und da sind sie (Foto: F. Borowski)
Das ist das Innenleben des Aavik I580, meinem aktuellen Referenzverstärker (Foto: F. Borowski)
Kurz vor der Fertigstellung: ein C-880 Vorverstärker (links) und eine P-880 Endstufe (Foto: F. Borowski)
So sieht das Innenleben der P-880 aus. Allein 182 Stück der handgewickelten und -gelöteten Tesla-Spulen stecken in dem Gerät. Plus 411 Active Square Tesla Coils (siehe nächstes Bild), 18 Dither-Schaltkreise, 20 aktive AAR-Tesla-Coils mit Zirkonium und weitere 4 Zirkonium AAR-Tesla-Coils auf Kabeln (Foto: F. Borowski)
Hier eine Platine mit Active Square Tesla Coils (Foto: F. Borowski)
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Etwas weiter hinten geht es in Richtung des Entwicklungslabors. Davor begegne ich unter anderem in Entstehungen befindlichen Exemplaren des C-880 Vorverstärkers und P-880 Endverstärkers – der derzeitigen Speerspitze in der Aavik Elektronik-Range. Wir nehmen hier nun erst mal eine Abzweigung in Richtung zur Lautsprecherfertigung.

Gleich hinter der nächsten Tür werde ich von den ersten Exemplaren der neuen Børresen-Lautsprecher M3 und M6 begrüßt und ich werde kribbelig. Da stehen sie nun, die Lautsprecher, die mir seit einem kleinen Teaser-Bild, das mir Morten Thyrrestrup auf den Norddeutschen HiFi-Tagen zeigte, nicht mehr aus dem Kopf gingen. Vor allem die etwas kleinere M3, die ich persönlich für eine der schönsten Lautsprecherskulpturen halte, die jemals designt wurden. (Ich weiß. Geschmacksache.)

Völlig unspektakulär stehen hier ein paar der neuen M-Speaker und warten auf ihre Vollendung (Foto: F. Borowski)

Aber mir ist zu diesem Zeitpunkt auch schon klar, dass die M3 ein Traum bleiben werden. So fern, wie in meiner frühen Jugend, als ich als Schüler mit 10 D-Mark Taschengeld die Woche von einer Backes & Müller BM20 schwärmte, die mit fast 20.000 DM völlig unerreichbar war. Die M3 kosten round about eine Viertel Million Euro, die noch größeren M6 (später mehr dazu) eine halbe Million.

Die Børresen M3 – meine Traumfavoriten – konnte ich bei meinem Besuch leider nicht hören. In diesen Genuss sollen aber Besucher der High End kommen (Foto: F. Borowski)

Aber hier und in den folgenden Räumen wird auch wieder ein Stück klarer, wie diese horrenden Preise zustande kommen. Da wären zunächst die Gehäuse. Die werden in China gefertigt. – Yep! Aber nicht aus den üblichen Beweggründen, um Kosten zu reduzieren, sondern schlicht, weil die AGD nirgendwo sonst in der Welt vergleichbar gute Fertigungsmöglichkeiten für die extrem skulpturierten Gehäuse und deren fantastische Lackierung gefunden hat. Sie haben es versucht. So wurde unter anderem in Litauen ein Prototyp in Auftrag gegeben, der fast ein Jahr bis zur Fertigstellung brauchte und dann den Ansprüchen nicht genügte. Und selbst im eigenen Land – die Dänen sind ja für ihre Möbel- und Schreinerkunst durchaus berühmt – führte die Suche ins Leere. In Frage kommende Betriebe in Dänemark sind längst Geschichte. Allein die Chinesen konnten mit ihren Möglichkeiten überzeugen.

Die Konsequenz daraus ist, dass jedes Gehäuse eines der großen M-Speaker einzeln per riesigem Flight-Case (siehe Bilder) nach Dänemark verschifft wird, wo die Endmontage mit den Weichen, Treibern und Kabeln erfolgt, die alle in Dänemark produziert werden. Wird bei der Kontrolle der Gehäuse ein Fehler entdeckt, geht das Ganze wieder Retour nach China. Natürlich sind die Dänen mit dieser Situation auch nicht wirklich glücklich, aber es hat sich bis jetzt einfach keine andere Möglichkeit gefunden. 

In diesen Flight Cases kommen die Gehäuse aus der Fertigung in China. Ist etwas nicht in Ordnung, gehen sie wieder Retour (Foto: F. Borowski)

Weiter geht es in einen Raum, den es so bei keinem anderen Lautsprecherhersteller der Welt gibt: die AGD-eigene Silber-Schmiede. Hier werden Polringe aus purem Silber gegossen, die später in die SSE-Versionen (Silver Supreme Edition) ihrer vollkommen eisenlosen Antriebe kommen. Aber nicht ohne vorherige Oberflächenbehandlung der Ringe in einer Sputtering-Maschine (quasi ein Teilchenbeschleuniger) an der Uni Aalborg, wo die Oberflächen mit Atomen von Tantalum, Titan und anderen Materialien vergütet werden.

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Eine Silberschmiede hat auch nicht jeder Lautsprecherhersteller zu bieten. Hier werden die Polringe aus reinem Silber für die eisenlosen Børresen-Antriebe gegossen (Foto: F. Borowski)
In dieser Werkstatt werden die Treiber montiert (Foto: F. Borowski)
Auf diesem Bild ist einer der gegossenen Silberr-Polringe, noch vor der Behandlung per Sputtering, zu sehen (Foto: F. Borowski)
Kristensen mit einem Anti-Aerial-Stück für die Lautsprecher-Innenverkabelung (Foto: F. Borowski)
Die Sicken der Membranen kommen übrigens aus Deutschland (Foto: F. Borowski)
Im oberen Regal lagern fertige Treiber mit Kupfer-Polringen auf ihren Einbau (Foto: F. Borowski)
Und im Regal gegenüber liegen die noch sehr viel teureren Treiber mit silbernem Polring (Foto: F. Borowski)
Schwund ist überall: Manchmal brechen die Neodym-Magnete oder sind aus anderen Gründen beschädigt und nicht benutzbar (Foto: F. Borowski)
Das sind nicht etwa Trafos für Endstufen, sondern Spulen (und andere Teile) für Frequenzweichen (Foto: F. Borowski)
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In einem weiteren Raum kommen dann die diversen Bauteile endlich in die Gehäuse. Dort versiegelt ein Mitarbeite eine Platine mit Tesla-Spulen, die in das Gehäuse der M6 kommt. Hier liegen auch Bestandteile für die Innenverkabelung mit Anti-Aerial-Technologie, sowie die Materialien für die Hochtöner.

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In der Lautsprecher-Montage: Hier entsteht gerade ein M-Speaker. Der Mitarbeiter bereitet eine Platine mit aktiven Tesla-Spulen vor (Foto: F. Borowski)
Innenverkabelung mit selbst hergestellten Anti-Aerial-Leitungen (Foto: F. Borowski)
Von der Rolle: Die Hochtönerfolien (Foto: F. Borowski)
Eine einzelne Tweeter-Folie. Der bewegliche Teil (mittig auf der Folie) ist um ein vielfaches leichter als jeder Kalottenhochtöner (Foto: F. Borowski)
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Und dann der große Moment: In einem weiteren Raum treffe ich erstmals auf ein Paar der M6 in ihrer natürlichen Umgebung; dem Hörraum. Dort finden sich auch noch andere Highlights in einer atemberaubenden Kette, einschließlich einiger Gold-Signature-Modelle von Ansuz und der Prototyp eines zu diesem Zeitpunkt noch in Entwicklung befindlichen DACs der Aavik 880-Serie. Der soll erstmals auf der High End gezeigt werden. Der DS-880, so erklärte mir Kristensen und später auch Michael Børresen stolz, soll ein einzigartiges Schaltungsdesign haben. Ich komme noch mal darauf zurück. Und ich muss mich auch noch ein wenig in Geduld üben, bis ich dieses fantastische Setup hören darf.

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Die M6 im Hörraum (Foto: F. Borowski)
Das ist der Prototyp des neuen DS-880 DAC. Das Gerät feiert gerade auf der High End seine Premiere (Foto: F. Borowski)
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Um die Eindrücke des Rundgangs zu verdauen, der zu einem späteren Zeitpunkt auch noch in die Entwicklungsabteilung führt, gibt es an dieser Stelle erst mal eine Erfrischung, denn angeschlossen an diesen Hörraum findet sich der bereits erwähnte, firmeneigene Irish Pub. Der ist nicht nur absolut stilecht und gemütlich eingerichtet, sowie reich mit feinsten Getränken aller Art bestückt, sondern hat auch eine „Kneipenbeschallung“. Hier natürlich mit Børresen Lautsprechern – so geil!

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Ein stilvoll eingerichteter Irish Pub gleich neben dem Haupthörraum. Hier lässt es sich auch mal ausgelassen feiern (Foto: F. Borowski)
Prost: Der Pub ist bestens bestückt (Foto: F. Borowski)
Zur Beschallung des Pubs dienen natürlich Børresen-Speaker (Foto: F. Borowski)
Sláinte! (Foto: F. Borowski)
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Ok, das hat gezischt und erfrischt. Weiter geht’s mit der Werksführung. Wir landen in der Werkstatt, in der die Treibermembranen hergestellt werden. Also nicht die Membranmaterialien selbst. Die bestehen bei Børresen, je nach Modell, aus mehreren Lagen verschiedener Materialien. Aber immer aus einer inneren Schicht, einer speziellen Wabenstruktur in der Mitte, und außen über eine weitere Lage aus beispielsweise spezieller Carbonfaser, oder (im Falle der M-Speaker) aus Titan. Die Teile werden mittels Vakuum-Maschine flächig miteinander verbunden und dadurch zu einer unglaublich leichten und steifen Einheit. 

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Treiberfertigung: Hier werden die verschiedenen Chassis-Teile miteinander verheiratet (Foto: F. Borowski)
Der zweiteilige Korb (hier noch nicht verbunden) eines M-Speakers wird aus Zirkonium 3D-gedruckt. Ein einzelner dieser Körbe kostet in der Herstellung rund 3.000 Euro (Foto: F. Borowski)
Diese Wabenstruktur bildet den Kern der sandwichartig aufgebauten Membranen (Foto: F. Borowski)
Die Titan-Außenhaut einer M-Speaker-Membran (Foto: F. Borowski)
Per Vakuum werden die Lagen der Membranen miteinander verbunden (Foto: F. Borowski)
Der sandwichartige Aufbau verleiht den Membranen extrem hohe Steifigkeit (Foto: F. Borowski)
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Anschließend kommen alle Teile, mit Ausnahme derer, die es nicht vertragen, in einen Kryo-Tank, wo sie 48 Stunden lang bei minus 190° Celsius kältebehandelt werden. Das soll dem Material eine noch reinere Struktur auf molekularer Ebene verleihen, was zum Beispiel bei den besagten Silber-Ringen zu ein paar Prozent messbar besserer Leitfähigkeit führt. Der Kryo-Prozess an sich ist nicht neu und wird auch von anderen Herstellern (und in anderen Branchen) angewandt, aber keiner ist dabei so konsequent wie die AGD, wo selbst scheinbar unwichtige, nicht im Signalweg liegende Teile kryotechnisch behandelt werden.

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Waschtag? Nein, das sind die Behälter für die Kryo-Behandlung (Foto: F. Borowski)
Hier werden gerade Darkz kryogenisch behandelt (Foto: F. Borowski)
Viele Teile der Konstruktion durchlaufen die frostige Prozedur (Foto: F. Borowski)
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Übrigens: Ist Ihnen aufgefallen, dass hier bislang nichts irgendwie verdeckt oder anderweitig „aus dem Bild geräumt“ wurde? Selbst der Prototyp des 880er DAC nicht? Und auch in der Entwicklungsabteilung gab es kein Kameraverbot. Mir ist bislang kein anderer Hersteller untergekommen, der so offen und freizügig im Umgang mit seinen Technologien und Entwicklungen war. Selbst Renderings von einigen noch in Planungsphase befindlichen Produkten (wie einem Plattenspieler) hätte ich vom Bildschirm abfotografieren können. Der Grund für diese Offenheit ist ziemlich einfach: Sollen andere doch ruhig versuchen, irgendetwas davon abzuschauen oder zu kopieren. Die werden schon sehen, mit welchem Aufwand und Kosten das verbunden ist. Außerdem zeigen Fotos nicht, was an Grundlagenforschung dahintersteckt und wie man das alles umsetzt. Darum sagen die Dänen: „Seht her. Das machen wir und wir sind stolz darauf.“ Find’ ich gut!

Hörsession Tag 1 – Z1 Speaker und Zubehörvergleiche

Ich treffe Frits Dalmose in einem Hörraum unter dem Dach wieder, den ich schon von meinem letzten Besuch kenne. Alle Hörräume sind übrigens akustisch optimiert, aber nur sehr dezent, um realistische Wohnraumbedingungen abzubilden. Also keine totgedämpfte Studioakustik, keine mit Bassfallen vollgestellten Ecken, aber auch keine Bahnhofshallen-Atmosphäre, sondern nahe an dem, was die meisten Normal-Nutzer an typischer Wohnraumakustik bei sich zu Hause vorfinden.

Im ersten Hörtest. Mit dieser Kette stellten wir Vergleiche mit Sparkz AC Harmonizern und Sortz Abschlusssteckern an (Foto: F. Borowski)

Der unter einer Dachschräge liegende Hörraum ist – und das ist eine Dalmose-Spezialität – mit einem Sichtvorhang versehen, der beim Eintreten des Autors erst mal den Blick auf die Kette verwehrt. Ein ähnliches Setup nutzte Dalmose schon bei meinem Besuch 2019, damals aber noch in einem Außenbüro in Aarhus.

Sinn und Zweck der Übung ist es, sich erst mal unabhängig von dem Blick auf die Hardware „vorurteilsfrei“ auf das Gehörte zu konzentrieren. In solchen Situationen ist es selbst für einen Hörprofi schwer zu sagen, welche Lautsprecher da wohl gerade spielen. Mein Eindruck war, entweder ein recht potenter Kompaktlautsprecher oder ein kleiner Standlautsprecher. Typische Børresen-Eigenschaften waren schon zu erkennen, aber da ich mit der Hörraum-Akustik nicht wirklich vertraut bin, hätte am Ende auch was ganz anderes hinter dem Vorhang auftauchen können. Doch es waren die (relativ kleinen) Børresen Z2 Standlautsprecher. Ich lag mit meiner Einschätzung also ganz gut.

Auch wenn solche Szenarien leicht dafür missbraucht werden können, erfahrene Hörer aufs Glatteis zu führen, ging es hier nur um eine Justierung der Sinne für die darauffolgenden Hörvergleiche. Dabei spielten unter anderem die Ansuz Sparkz AC Harmonizer und die Sortz Stecker eine Rolle, die, vereinfacht ausgedrückt, offene Buchsen vor Einstreuungen verschließen sollen. Damit werde ich mich demnächst noch etwas näher in meiner eigenen Anlage befassen.

Um eine lange Geschichte abzukürzen, die sich auch bei Hörsessions in den anderen Räumen fortsetzte, geht es bei alledem immer darum, das Signal immer noch ein Stückchen besser vor störenden Einflüssen aller Art zu schützen. Und das funktioniert definitiv. Vom ersten Höreindruck der Anlage (mit bereits einigen Ansuz-Zubehören im Einsatz), und erweitert um diverse Sortz und Sparkz steigern sich der Kontrast, die Dynamik und die „Frische“ der Musik immer noch ein bisschen mehr. Was am leichtesten dann zu erkennen ist, wenn man all die nach und nach eingesetzten Zubehöre mit einem Schlag entfernt. Aber das alles hier ist natürlich Anlagen-Tuning für fortgeschrittene HiFi-Fans. Nur dass diese bei AGD alle aus einer Hand kommen, nach denselben Grundprinzipien funktionieren und praktisch in jeder Anlage positiv wirken.

Hörraum 2

Dasselbe Erlebnis, nur mit anderen Zubehören und in einer ganz anderen Kette (mit den Børresen X3 Speakern) gab es später in einem anderen Hörraum. Hier konzentrierten wir uns u. a. auf den verblüffend großen Einfluss eines einzigen Kabels. Nämlich auf das Netzkabel von der Wandsteckdose zur Stromverteilung. Bei der AGD hält man dieses für das Wichtigste in der gesamten Kette, denn es ist buchstäblich an vorderster Front zur Vermeidung von Einstreuungen aller Art.

Ein wichtiger Teil der AGD-Philosophie ist, dass man Kabel keinesfalls zu kurz dimensionieren sollte. Also ganz das Gegenteil der üblichen Meinung, dass kürzere Kabelwege umso besser wären. Der Punkt hierbei ist, dass ein Meter mehr oder weniger bei einem Netz- oder Signalkabel übertragungstechnisch keinen wirklichen Unterschied macht. Aber besonders kurze Kabel haben eine starke Antennenwirkung, was einen viel größeren Einfluss auf den Klang hat als ein längerer Signalweg durchs Kabel. Dalmose empfiehlt für Netz oder auch Lautsprecherkabel vier oder auch fünf Meter, und bei Interconnects nicht weniger als zwei Meter.

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In diesem Setup in einem anderen Hörraum verglichen wir, welche Auswirkung die Länge des Netzkabels von der Wandsteckdose zum Stromverteiler hat (Foto: F. Borowski)
Frits ist mal wieder auf Tauchstation (Foto: F. Borowski)
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So sehr das logisch nachvollziehbar ist, hat das natürlich zwei entscheidende Nachteile: Erstens kann nicht jeder so lange (und oft sehr steife) Kabel gut und sauber verlegen und zweitens kostet jeder weitere Meter je nach Kabel deutlich bis erheblich mehr Geld – was AGD natürlich in die Hände spielt. Aus meiner Erfahrung mit dem hier und auch bei mir Zuhause gehörtem kann ich den Effekt aber nachvollziehen und unterschreibe die Aussage der Dänen. Allzu kurze Verbindungskabel, etwa eine 25 cm „Brücke“ vom DAC zum Verstärker, sind aus klanglicher Sicht keine so gute Idee, wie gemeinhin gedacht.

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Cables matter! (Foto: F. Borowski)
Nach einem langen Tag mache ich mit Frits Dalmose ein standesgemäßes Päuschen im firmeneigenen Irish Pub (Foto: F. Borowski)
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Nach dieser Hörsession war erst mal Feierabend. Zeit für das Abendprogramm und die Vorbereitungen auf den nächsten Tag.

Tag 2 – Hörraum 3

Another Day in Paradise – sozusagen. Selbst als HiFi-Journalist hat man nicht oft ausreichend Zeit und Gelegenheit, bei Firmenbesuchen so ausführlich unterschiedliche Anlagenkombinationen zu hören und Vergleiche bestimmter Details der Kette anzustellen. 

An diesem Tag nimmt mich Morten Thyrrestrup mit in einen dritten Hörraum, wieder mit einer etwas anderen Kette. Hier sind diesmal die Børresen Z3 tonangebend. Und Gegenstand der Evaluation sind diesmal die Netzwerk-Switches von Ansuz.

In diesem Raum und mit wieder einem anderen Setup ergründe ich zusammen mit Morten Thyrrestrup die klanglichen Auswirkungen der verschiedenen Ansuz Netzwerk-Switches (Foto: F. Borowski)

Hier kann ich es wieder kurz machen. Same procedure as yesterday. Jeder Level-up in der Range bringt einen Zugewinn an innerer Kraft und Ruhe der Musik. Zusätzlich ist hier auch zu vernehmen, wie die Dynamik und die Bassenergie teils deutlich ansteigen. Natürlich ändert sich an der tonalen Grundabstimmung nichts, aber wie alle Verbesserungen in der Signalreinheit (was auch bei digitalen Komponenten eine wesentliche Rolle spielt) wird mit den Switches, von denen AGD derzeit fünf unterschiedliche Klassen im Programm hat, wieder mal deutlich, wie unglaublich wichtig das Thema Signalreinheit auch bei vernetzten Audiokomponenten ist.

Der neue Ansuz PowerSwitch D-TC Gold Signature (Foto: F. Borowski)

Ich bin beeindruckt und frustriert zugleich – weil ich mir meinen Favoriten nicht leisten kann. Aber erst mal gibt es Ablenkung anderer Art, denn jetzt steht ein Treffen mit Michael Børresen und Flemming E. Rasmussen auf dem Programm.

Meet the Designers

Im Gespräch mit den kreativen Köpfen der AGD ging es unter anderem um technische und optische Designentscheidungen bei der Entwicklung des neuen Axxess Forté. Dabei musste natürlich, um einen entsprechend niedrigeren Preispunkt zu erreichen, auf gewisse Dinge verzichtet werden. Aber die wichtigsten Kernelemente, wie verschiedene Noise-Reduction-Technologien in unterschiedlichen Ausbaustufen (Forté 1, 2 und 3) und ein unverwechselbarer Look waren ein Muss.

Michael Børresen und Flemming E. Rasmussen standen ausführlich Rede und Antwort (Foto: F. Borowski)

Interessant dabei ist auch, dass sich AGD entschied, den Forté lieber komplett in Dänemark zu bauen. Denn in diesem speziellen Fall war kein Vorteil durch Fertigung im Ausland zu erreichen. Natürlich werden einzelne Teile, wie beispielsweise die CNC-gefertigten Seitenteile des Forté, von spezialisierten Unternehmen vorgefertigt. Børresen bezeichnete die AGD deswegen auch als Screwdriver Factory, die in Auftrag gegebene, maschinell gefertigte Teile zu einem Ganzen zusammenfügt. Anders geht es kaum.

Rasmussen merkte außerdem noch an, dass es eine große Herausforderung war, so viele der anspruchsvollen AGD-Technologien wie möglich in ein sehr viel günstigeres Produkt zu transferieren. Ein First-World-Problem, sozusagen, denn normalerweise schöpfen die Macher aus dem Vollen. Den umgekehrten Weg zu gehen, erfordert eine genaue Analyse und Kenntnis darüber, was wirklich wichtig und nötig ist, um nichts Essenzielles einzubüßen.

Die M6 mit ihrem stolzem Entwickler (Foto: F. Borowski)

Michael Børresen beschrieb außerdem in seiner unnachahmlichen Art als Vollblut-Entwickler zahlreiche Details verschiedener Technologien. Etwa, warum die Gehäuse der Børresen Speaker intern so anders aufgebaut und keine einfachen Bassreflexkonstruktionen sind. Aus dem mehr als einstündigen Gespräch hier nur ein kleiner Auszug:

Außerdem sprach Børresen in aller Ausführlichkeit über den in Entwicklung befindlichen DAC/Streamer der 880-Serie und dessen Besonderheiten. Das würde hier zu weit führen, damit beschäftigen wir uns dann ein andermal.

Tag 3 – das ganz große Gedeck

Nun ist es endlich so weit. Zusammen mit Lars Kristensen kann ich im großen Hörraum endlich die neue, knapp über eine halbe Million Euro teuren M6 hören. Und zwar am I-880 Vollverstärker plus Streamer und DAC aus der 580-Serie, sowie Ansuz Gold Signature Switch, Mainz8 Stromverteiler und Verkabelung. Ein absolutes Cost-No-Object-System, das sich der 1-Mio-Euro-Grenze nähert.

Zurück im Hörraum mit der M6 … (Foto: F. Borowski)

Meine Erwartungen sind naturgemäß sehr hoch, aber ich mache mir auch nichts vor, denn ich kenne sogar noch teurere Lautsprecher und Wiedergabeketten, die zwar alle irgendwie beeindruckend waren, aber nie so natürlich und musikalisch, wie man es vom Preisschild her einfach verlangen möchte. Eines der wesentlichsten Probleme von riesigen Superlautsprechern ist, dass sie nur ganz selten wirklich auf den Punkt spielen. Selbst dann nicht, wenn es sich um so illustre und auf Timing ausgelegte Speaker, wie die Wilson Audio WAMM MC handelt.

Doch tatsächlich ist es hier anders. Die Børresen M6 erzeugen eine imposante Klangbühne mit einer toller Fein- wie Grobdynamik, die man ihren kleinen Chassis niemals zutrauen würde. Dabei verschwinden die Lautsprecher aber selbst völlig aus dem Rampenlicht. Was bleibt ist nichts als die Bühne und die Musik. Nie zuvor habe ich einen Lautsprecher dieses Kalibers erlebt, der nichts von der Kohärenz deutlich kleinerer Schallwandler aufgibt – fantastisch!

Die M6 wurden mit dem I-880 Vollverstärker gehört. Das auf dem Deckel ist nicht der Griff zum Wegschmeißen, sondern ein Resonator aus massivem Zirkonium (Foto: F. Borowski)

Ein Grund, warum den M6 dieses Kunststück gelingt, ist der Umstand, dass es sich wie bei allen anderen Børresen Floorstanders um ein 2,5-Wege-System handelt. Wo andere meist mit Bergen von Chassis, immer mehr Frequenzwegen und entsprechend aufwendigen Weichen versuchen, für jeden Frequenzbereich das perfekte Chassis zu verwenden, spielen die M6 vollkommen wie aus einem Guss. Genauso geschlossen und stimmig, wie die kleinen 2-Wege Børresen M1 (Vorstellung), nur mit wesentlich mehr Dynamikreserven und einer Nonchalance, die ihresgleichen sucht.

Rückansicht des I-880 mit massenhaft Sortz Abschlusssteckern (Foto: F. Borowski)

Wenn es um schiere Kraft und Maximalpegel geht, sind ihr manch andere Superlautsprecher und diverse Hornsysteme sicher überlegen. Doch das ist wie der Vergleich zwischen einem Drag-Racer, der nur schnell und geradeaus die Viertelmeile absolvieren kann, gegen ein Formel-1-Auto, das nicht nur schnell beschleunigen, sondern ebenso schnell bremsen kann und vor allem wendig durch jede Kurve flutscht, ohne die Bodenhaftung zu verlieren. Und das auf jedem Track und über viele Runden. Die Børresen M-Speaker sind Formel 1 und die neuen M3 und M6 stellen die derzeitige Speerspitzer der Børresen-Lautsprecherentwicklung dar. Allerdings ist jetzt schon klar, dass es noch ein Modell M8 geben wird…

Hörtest Axxess Forté 1, 2 und 3 an Børresen X6

Für die zweite Hörrunde des Tages rollt AGD-CEO Kent Sorensen die brandneuen Lautsprecher X6 herein.

Kent Sorensen rollt die neuen X6-Speaker zum Hörtest rein (Foto: F. Borowski)

Die X-Serie ist die momentan günstigste Möglichkeit an Børresen Speaker zu kommen, wobei die X6 das größte Modell der Serie darstellt. Und groß ist sie wirklich. Schon die X3, die beispielsweise im Februar auf den Norddeutschen HiFi-Tagen zu hören waren, sind ausgewachsene, brusthohe Speaker und mit 10.000 Euro Paarpreis fast schon als Schnäppchen anzusehen. Die neuen X6 sind noch mal eine Nummer größer, kosten aber auch gleich das Doppelte: rund 20.000 Euro ist ihr Listenpreis.

Die M6 (Vordergrund) und die X6 nebeneinander (Foto: F. Borowski)

Ganz die Höhe der M6 erreichen die X6 zwar nicht, aber sie sind optisch kaum weniger imposant. Doch wie alle Børresen Lautsprecher sind auch sie recht schlank und wirken damit in der Frontansicht niemals erdrückend riesig.

Die X6 sollen als Spielpartner für unseren Vergleichstest der drei Axxess Forté-Varianten dienen. Der neue Entry-Level-Amp der Dänen hat Streaming und DAC gleich eingebaut und verfügt über zweimal 100 Watt Ausgangsleistung pro Kanal an 8 Ohm mit den von Børresen modifizierten Pascal-Modulen und Resonant Mode Power Supply. Das sollte für die X6 mit ihren 89 dB Empfindlichkeit ausreichen.

Die drei Forté-Modelle 1, 2 und 3 unterschieden sich – wie könnte es anders sein – hauptsächlich durch Art und Aufwand der verbauten Maßnahmen zur Rauschunterdrückung. Im kleinsten Modell Forté 1 sind die wichtigsten Basistechnologien wie ein Board mit 36 aktiven Tesla-Spulen, 72 Square Tesla Coils auf der Platine und drei Dither-Schaltkreise enthalten. Die Modelle 2 und 3 bieten entsprechend mehr aktive und passive Maßnahmen. Die eigentliche Verstärkerschaltung sowie der DAC- und Streamer-Part ist bei allen drei Modellvarianten identisch. Eine genauere Beschreibung erhalten Sie später im LowBeats-Test des Axxess Forté.

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Der Axxess Forté 1 (oben rechts) steht zum Hörtest und Vergleich mit seinen Brüdern bereit (Foto: F. Borowski)
Der große Lautstärkeregler des Forté (Foto: F. Borowski)
Die Seitenteile des Forté mit dem unverwechselbaren X-Look der Marke Axxess bestehen aus pulverbeschichtetem, massiven Aluminium. (Foto: F. Borowski)
Das Streaming Board des Forté ist eine der wenigen Baugruppen, die nicht selbst entwickelt, sondern zugekauft werden (Foto: F. Borowski)
Von hinten: Die Anschlüsse des Forté (Foto: F. Borowski)
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Um das Gehörte zusammenzufassen: Die X6 erreichen zwar nicht die überragende Über-Alles-Klangqualität der M6 – alles andere wäre auch seltsam gewesen – aber sind für sich genommen und in ihrer Preisklasse absolut überwältigende Speaker, die mit Kraft und Feinsinn gleichermaßen punkten und alle Gene der gesamten Børresen-Range bieten. Dazu gehört die Fähigkeit, den Klang völlig losgelöst von den Gehäusen auf einer Bühne zwischen die Lautsprecher zu projizieren. Zudem sind die X6 erstaunlich energiegeladen, dynamisch und strahlend, ohne je lästig zu sein. Eben typisch Børresen.

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Blick in den Forté 2, der über zusätzliche Tesla-Spulen und Anti-Aerial-Maßnahmen verfügt (Foto: F. Borowski)
Noch mehr davon gibt es im Forté 3, der außerdem an strategischen Stellen über massive Kupferabschirmungen verfügt (Foto: F. Borowski)
Lars Kristensen und Sohn Emil beim Gerätewechsel für die Hörvergleiche (Foto: F. Borowski)
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Alle drei Forté-Amps bringen die X6 gleichermaßen mühelos zum Singen. Die Unterschiede der drei Modellvarianten sind dennoch offensichtlich. Ich weiß, es mag schwer nachzuvollziehen sein, wie ein paar zusätzliche Tesla-Spulen und Anti-Aerial-Kabel plus Kupferteilen (im Fortè 3) überhaupt einen nennenswerten Unterschied ergeben können. Zudem lässt es sich auch schwer in Worte fassen. Aber neben deutlicher Steigerung im Kontrastverhalten sowie der „Schwärze“ des Hintergrunds steigern die Modelle 2 und 3 auch die dynamischen Qualitäten der Wiedergabe noch einmal merklich. Man muss das einfach mal selbst gehört haben, um den Wow!-Effekt zu erleben. Kein seriöser Musikliebhaber wird danach noch an den Methoden der Dänen zweifeln.

Eine unmögliche Paarung?

Zuletzt machen wir noch ein ganz verrücktes Experiment und verbinden den Fortè 3 mit den M6. Ein 10k-Streaming-Amp an 500k-Lautsprechern. Auch wenn eine solche Kombination in freier Wildbahn wohl nie anzutreffen sein wird, ist rein elektrisch gesehen dagegen überhaupt nichts einzuwenden, denn auch die M6 sind mit ihren ebenfalls 89 dB Wirkungsgrad für den Forté kein Problem.

Und wie das geht! Klar, im Vergleich zu dem Class-A Top-Verstärker I-880 geht da schon einiges an Erhabenheit und Klasse verloren. Kein Besitzer der M6 würde aus reinen Kostengründen auf die Idee einer solchen Kombination kommen. Aber das Erlebnis ist dennoch unglaublich. Der Forté feuert die M6 so unbekümmert zu enormen Pegeln an, dass es an Musikspaß nicht mangelt. Es ist nicht zuletzt auch ein Beleg dafür, wie dynamisch zupackend der kleine Axxess-Amp mit „nur“ 100 W pro Kanal tatsächlich ist und wie gut er selbst Børresens derzeitige Top-Lautsprecher im Griff hat. Der Axxess ist ganz klar echtes High End. Umso mehr freue ich mich, den Forté 3 demnächst in meiner Kette ganz in Ruhe testen und einordnen zu können.

Nach diesem Erlebnis nähert sich mein Besuch in Aalborg langsam dem Ende zu. Morten Thyrrestrup fragt mich vor der Abreise noch im Spaß, ob meine Ohren jetzt bluten würden – weil Kristensen gerne mal ordentlich Pegel zu fahren pflegt. Definitely not! Nicht mal ein laues Ohrklingeln ist zu beklagen. Das ist eine der ganz besonderen Eigenschaften der Børresen-Speaker: Man kann sie mit jeder aus gesundheitlichen Gründen noch vertretbaren Lautstärke genießen. Sehr leise, aber ganz genauso. Das ist einer der Gründe, warum ich so unverhohlen für die Lautsprecher der Dänen schwärme.

Fazit: Bei AGD werden Grenzen ausgelotet

Mehrfach habe ich mich bei meinem Besuch der Audio Group Denmark gefragt, ob denn nicht irgendwann mal ein Ende der Fahnenstange erreicht ist und keine Verbesserungen mehr zu erzielen sind. Genau das, so Kristensen, fragen sich die AGD-Macher selbst immer wieder, und sind dann umso erstaunter, wenn sie doch mal wieder einen Kniff entdecken, die Latte noch ein Stück höher zu legen. Genau dieser Forscherdrang ist es, der die Dänen antreibt.

Dass dabei die Kosten, wie bei den M-Speakern, in immer schwindelerregendere Höhen steigen, ist ihnen sehr wohl bewusst. Doch ohne diese Grundlagenforschung im Formel-1-Stil wäre es nicht möglich, neue Erkenntnisse irgendwann mal in bezahlbarere Produkte zu bringen. Genau das machen Børresen, Kristensen & Co. jetzt mit der Marke Axxess. Und nach dem hier Erlebten scheinen sich die Dänen damit auf genau dem richtigen Weg zu befinden.

Auf der aktuell in München stattfindenden High-End-Messe können Sie sich selbst einen Eindruck von den außergewöhnlichen Schöpfungen der Dänen machen. Wenn sich die Gelegenheit irgendwie ergibt, empfehle ich – neben einem Hör-Check natürlich – auch ein persönliches Gespräch mit den anwesenden AGD-Vertretern.

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Autor: Frank Borowski

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LowBeats Experte für Schreibtisch-HiFi und High End kennt sich auch mit den Finessen der hochwertigen Streaming-Übertragung bestens aus. Zudem ist der passionierte Highender immer neugierig im Zubehörbereich unterwegs.