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Test BMW M135i xDrive + Harman Kardon: Besser als der M140i?

Eine ganze Weile haben wir auf den BMW M135i xDrive gewartet. Und kurz vorm Ziel mussten wir noch zittern, dass die Testfahrt im Nachfolger des bei unseren Lesern sowie dem Autor beliebten M140i xDrive, nicht dem Shutdown zum Opfer fällt. Doch die Bayerischen Motoren Werke trotzten dem Virus und versorgten uns mit einem hochkonzentrierten Anti-Depressivum gegen den Lager-Koller.

Wie schnell war auch meine Alltagsroutine auf den Kopf gestellt. Mein geliebtes Steakhaus geschlossen, sämtliche Bars, Kaffees und Kulturstätten auch. Um den staatlich verordneten Stubenarrest samt Social Distancing einigermaßen zu ertragen, kochte ich mir abends jeden Tag frisches, hochwertiges Essen und gönnte mir Weine der Kategorie, die ich sonst nur bei Besuch ausschenken würde. Doch an einem späten Freitagabend wurde meine antiseptische kleine Welt um eine Attraktion reicher. Schnell lernte ich auf der Rückfahrt, dass BMW-Fahren in Zeiten von Corona einen ganz besonderen Reiz entfaltet – zumal wir mit der 1,5-Meter-Abstandsregel schon lange vertraut sind … Die Münchner Flitzer zählen im Gegensatz zur Aktie des Autobauers eindeutig zu den Krisengewinnern: Die Straßen sind leergefegt wie in einem Endzeitfilm, ein Großteil der Autobahn zwischen München und Stuttgart ist dreispurig ausgebaut und ohne Tempobegrenzung. Vrrooamm!

Muntermacher vom Dienst

Eigentlich hätte ich todmüde sein müssen. Schließlich kam ich aus Frankfurt mit dem eigenen Auto nach Stuttgart, wo ich mir bei Sixt einen gut motorisierten Audi A6 50 TDI auslieh, um gegen 21 Uhr in Garching den BMW M135i xDrive abzuholen. Doch nach der kurzweiligen Reise im komfortablen Audi verpasste mir der kleine BMW gleich auf den ersten Kilometern einen Adrenalinschub, der mich bis Stuttgart fit halten sollte.

Es hätte so schön werden können. Da rief mich eine alte Freundin an und wollte sich mit mir austauschen über den Untergang der Welt, wie wir Nachkriegskinder sie kannten. An sich eine tolle Idee. Nur wurde damit meine Annäherung an das Harman Kardon Sound System jäh unterbrochen. Doch die Sache hatte einen unerwarteten Kollateralnutzen. Die Sprachverständlichkeit mit leichtem Raumeffekt war viel besser als beim bisherigen BMW M140i xDrive der bei hohem Tempo zudem deutlich lauter ist.

Wie sein Vorgänger hat der M135i xDrive wieder ein Harman Kardon Premium Sound System mit Metal-Matrix-Hochtönern im Spiegeldreieck. Es bekam sogar ein drastisches Upgrade mit mehr Lautsprechern und mehr Leistung (Foto: S. Schickedanz)

Während ich fast mit Topspeed über die Autobahn düste, blieb mir noch genug Konzentration, um tiefgreifende Diskussionen über Ausgangssperren, Stockholm-Syndrom, Krisenmanagement und Grundrechte zu führen. Wäre da nicht immer dieser lästige Gong gewesen, es hätte der perfekte Plausch wie am Küchentisch werden können. Der Gong erinnerte dezent, aber unmissverständlich an die Winterreifen, deren Limit bei 240 Stundenkilometern lag. Vor allem wies der Wagen damit auf einen bedeutenden Unterschied zum Vorgänger hin. Der verlangte bei hohem Tempo so viel Konzentration inklusive festem Zupacken am Lenkrad, dass in Verbindung mit der schlechteren Verständigung Gespräche bei hohem Tempo alles andere als entspannt verliefen. Auf keinen Fall hätte man dabei in einer Tour aus Versehen beim entspannten Plausch an den 240 km/h gekratzt. So war ich plötzlich zu Hause, ganz entspannt, aber nur wenig schlauer, was die HiFi-Wiedergabequalität betraf.

Die Sache mit dem Sechs-Verzicht im BMW M135i xDrive

Mit der ersten Fahrt waren meine leise gehegten Befürchtungen wie weggefegt, dass ich mir Mühe geben müsste, den Neuen als Anhänger des M140i mit seinem brillanten 3.0-Liter-Reihensechszylinder nicht zu hart oder gar unfair zu beurteilen. Schon die kurze Hörprobe zeigte das Potenzial des Harman Kardon Sound Systems. Doch das war höchstens eine Überraschung insofern, als dass der Unterschied zum alten Harman Kardon HiFi-System mit seinen 12 Lautsprechern und 360 Watt viel größer ausfiel als erwartet.

Für mich war ehrlich gesagt die eigentliche Frage: Würde der Umstieg vom intern B58 genannten Reihensechser mit seiner langen Bauform im Hinblick auf die Gewichtsverteilung in einem so kompakten Fahrzeug querdynamisch handfeste Vorteile mit sich bringen?

Auf dem Papier kam der neue BMW M135i xDrive für Petrolheads zunächst einmal schlecht weg. Den ausstattungsbereinigt 15 Kilogramm Gewichtsvorteil stehen antriebsseitig herbe Einbußen gegenüber, die natürlich insgeheim jeden, der einen gepflegten M140i Sechszylinder in der Garage gehortet hat, täglich den Grünen und der EU für schärfere Umweltauflagen danken lässt.

BMW M135 i xDrive neben BMW M140 i
Der M135i xDrive (rechts) bietet mit seinem Quermotor eine bessere Raumökonomie als der bisherige M140i beziehungsweise M140i xDrive (Foto: F. Zack)

Doch Papier ist bekanntlich geduldig und der Vierzylinder des M135i xDrive ist geeignet, Stereotype bei Umweltschützern wie PS-Freaks zu Makulatur zu machen. Abgesehen davon, dass 306 PS in Verbindung mit 450 Nm Drehmoment für die 2-Liter-Klasse ein durchaus achtbarer Wert sind. Der Neue wirkt im Vergleich mit dem über 340 PS und 500 Nm verfügenden Vorgänger keinesfalls schlapp oder unelastisch.

Der dem Downsizing geopferte Liter Hubraum fällt in der Praxis kaum auf – nicht nur, wenn man ein tiefenpsychologisches Dauergespräch am griffigen M-Sport-Lenkrad führt. Das gilt leider auch an der Tankstelle. Im Gegenteil: Wer es wie ich auf den vom Lockdown leergefegten Autobahnen fliegen lässt, dürfte sogar eher Nachteile in dieser Disziplin feststellen. Wobei ich allerdings zugeben muss, dass ich wegen der grundsätzlich weicheren Fahrwerksabstimmung und des Leistungsdefizits im Gegensatz zum M140i xDrive mit dem Neuen meist im Sportmodus unterwegs war, was die Dämpfung ohne übertriebene Härte straffte und Gasannahme nebst Schaltcharakteristik der 8-Gang-Automatik schärfer stellte.

Beim Baby-Benz in bester Gesellschaft

Mit durchschnittlich zwischen 12 und 13 Litern hielt sich der stramme Bayer im Vergleich zum viel kleineren und schwächeren Vierzylinder vom Mercedes A200 noch wacker. Der verbrauchte nämlich trotz deutlich niedrigerem Topspeed auf der gleichen Strecke im Schnitt gleich mal 14,5 Liter. Das kann man angesichts von 1,3-Litern Hubraum und 170 PS als durchaus ambitioniert bezeichnen. Jetzt kommt das ABER: Mit dem alten 1er gelingen mir gleiche Schnitte mit niedrigeren Verbräuchen zwischen 11 und 12 Litern. Der Durst des M135i xDrive sorgte in Verbindung mit seinem geringfügig kleineren 50-Liter-Tank für häufigere Stopps an der Zapfsäule.

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BMW M135i xDrive Eco-Anzeige
Der BMW M135i xDrive hat zwar weniger Hubraum und weniger Zylinder als der Vorgänger. Das merkt man ihm im Trinkverhalten aber in der Praxis gerade bei eiliger Fahrt weit weniger an, als man denkt (Foto: S. Schickedanz)
BMW M140i xDrive
Auf der Autobahn geht der BMW M140i xDrive nicht nur besser ab, als sein Nachfolger, er erweist sich dabei auch als verhältnismäßig sparsam. Wer es nicht so fliegen lässt, wie auf der von Corona leergefegten Autobahn von Frankfurt nach Stuttgart, schafft mühelos Verbräuche um 7 Liter, also unterhalb der Verbrauchsangabe, die noch nach der alten Norm ermittelt wurde (Foto: S. Schickedanz)
BMW Connected Drive App
Qual der Wahl: Man müsste sowohl den BMW M135i xDrive als auch den Vorgänger in der Garage haben, meint unser Autor: Den einen wegen des prächtigen Motors, den anderen wegen des formidablen Fahrwerks. (Foto: S. Schickedanz)
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Upgrade fürs HiFi-System

Das und der fehlende Gänsehaut-Sound durch das Downsizing auf einen 2-Liter-Vierzylinder sind die einzigen Fehler des neuen BMW M135i xDrive. Gegen den Sound des Vierzylinders gibt es wie in der A-Klasse mit Burmester-Anlage ein probates Mittel: Das HiFi-System von Harman Kardon übertönt dieses Manko mit 16 Lautsprechern und einem 464 Watt starken DSP-Verstärker. Allerdings hat der süddeutsche Rivale dafür satte 590 Watt zur Verfügung, muss dafür zumindest im getesteten A200 auch mehr vertuschen: Der Sound seines 1300-Motors mit Renault-Genen kann dem dezent auf sportlich getrimmten Klang des BMW-Aggregats nicht das Wasser reichen.

BMW M135 i xDrive
Das Harman Kardon Premium Sound System des 1er BMW der Baureihe F40 hat jetzt 16 Lautsprecher und 464 Watt. (Foto: Harman)

Da darf der kultivierte, leise, ja schon fast unauffällig im Hintergrund agierende Motor beim Musikhören im Sportmodus schon mal durchscheinen, was aber selten der Fall war. Der Blick in die Preisliste überrascht zudem positiv. Der Aufpreis für den Premium Sound von Harman Kardon beträgt faire 450 Euro. Im Entertainment Paket ist das HiFi-System neben der in manchen Situationen praktischen BMW Gestiksteuerung und dem DAB+ fähigen DAB-Tuner enthalten. Beim Mercedes A200 muss man fürs Top-Sound-System von Burmester knapp 800 hinblättern – was gemessen an Aufwand und Leistung aber auch noch angemessen erscheint.

Zentralbass statt Subwoofer im Kofferraum

Immerhin vertraut Burmester auf einen aufwändigen geschlossenen Subwoofer in der Reserveradmulde. BMW bleibt beim neuen 1er F40 dem Zentralbass-Prinzip mit je einem Tieftöner unter den beiden Vordersitzen treu. Die typischen 21,7 cm großen Bässe nutzen die Hohlräume der Schweller als Subwoofer-Gehäuse. Das spart Platz und Gewicht, sorgt nebenbei für nur minimale Zeitverzögerung gegenüber den vorderen Lautsprechern. Dieser Laufzeitunterschied muss bei Subwoofern im Kofferraum elektronisch kompensiert werden, was nicht immer perfekt gelingt. Außerdem unterstreicht ein gewisses Maß an Körperschall den Bass-Eindruck.

Bei den Hochtönern vertraut BMW im M135i xDrive auf sieben Hochtöner mit 2,6-cm-Metal-Matrix-Kalotten – eine Baureihen-übergreifende Lösung. Schon beim Vorgänger spendierten die Entwickler dem Center, der mittig auf dem Armaturenbrett thront, einen Hochtöner als Unterstützung des 10-cm-Mitteltöners. Eine konsequente Lösung, die auch schon der Vorgänger bot, während in der Oberklasse bei Mitbewerbern seinerzeit durchaus noch Breitbänder in den teuren Top-Systemen üblich waren.

Harman Kardon Sound im 1er BMW F40
Im Gegensatz zum Vorgänger verfügt der neue BMW M135i xDrive auch über 2-Wege-Systeme in den hinteren Türen. Damit fällt der Klangfortschritt im Fond noch viel größer als in der ersten Reihe aus. Die Bühne steht vor den Fond-Passagieren und nicht mehr hinter ihnen (Foto: S. Schickedanz)

Diesem Aufwand verdankte der BMW M140i xDrive wie die restlichen Modelle des alten, intern als F20 bezeichneten 1ers ihre stabile, gleichmäßig verteilte Klangabbildung. Der alte 1er lieferte eine hohe Auflösung in Verbindung mit einem hohen, breiten Panorama. Allerdings standen im Standard-Setup die Interpreten nicht vor Fahrer und Beifahrer, sondern eher dazwischen. Daher entschied ich mich für einen um knapp die Hälfte des Regelbereichs nach vorne verstelltem Fader.

Diese Einstellung wählte ich auch nach kurzem Hören im Nachfolger F40. Beim alten Modell empfahl es sich zudem, wegen der extrem trockenen Bassabstimmung den geschwindigkeitsabhängigen Lautstärkeausgleich auf eine höhere Stufe zu stellen. Das war beim Neuen nicht nötig. Das Harman Kardon System des M135i xDrive wirkte im Bass ohnehin schon satter und geringfügig weicher.

Tester bevorzugen ja schon allein aus Vergleichsgründen ihr Sound-System in Neutralstellung der Klangregler. Nur, wenn wie etwa beim BMW 740Ld vorm Facelift und der damit einhergegangenen Neuabstimmung des Bowers & Wilkins Sound Systems etwas nicht ganz auf dem Punkt ist, greifen wir mal zur Klangregelung oder – falls vorhanden – zum Equalizer. Diesen Luxus gab es beim Vorgänger noch nicht. Der neue Equalizer blieb auch unangetastet, um die natürliche Abstimmung nicht zu kompromittieren. Er macht nur Sinn, wenn jemand auf Disco steht.

Technologie-Transfer von oben

Mit dem Modellwechsel bekam der BMW M135i xDrive die Technologie seiner größeren Brüder mit Equalizer und Logic7 Surround Sound. Logic 7 gibt es in der 3er- oder der 5er-Reihe schon lange, um Stereo-Aufnahmen räumlich aufzupeppen. Der Effekt lässt sich abschalten oder mit einem Regler dosieren. Ich konnte mich die ganzen zwei Wochen nicht entscheiden, was schöner klang.

 

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Autor: Stefan Schickedanz

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Schneller testet keiner. Deutschlands einziger HiFi-Redakteur mit Rennfahrer-Genen betreut bei LowBeats den Bereich HiFi im Auto sowie die Themengebiete Mobile- und Smart-Audio.