ende

Test BMW M135i xDrive + Harman Kardon: Besser als der M140i?

Letztlich hing es von den jeweiligen Musikrichtungen und Aufnahmen ab. Grundsätzlich gilt wie in vielen anderen Fällen: weniger ist mehr. Wer den maximalen Raumklang-Effekt ausreizt, badet zwar im Sound, verliert aber in allen Bereichen Präzision. Allerdings klang damit manche brottrockene Studio-Aufnahme weniger streng und Live wirkte mitunter noch etwas livehaftiger.

Der BMW M135i xDrive untermalte die Fahrten mit einem sattem, räumlichen Sound, der sich gegenüber dem Vorgänger durch satteren Bass und größere Dynamikreserven auszeichnete. Rockmusik wie von David Gilmours Album “Live At Pompeii” wirkte noch relaxter, Elektro-Pop entfaltete noch mehr Drive. Zu der aus dem Vorgänger bekannten Breitbandigkeit und Auflösung kam ein Plus an Souveränität und Attacke. Fast schien es, als hätten die Charakteristiken von Motor und Anlage beim Wechsel vom BMW M140i xDrive auf den BMW M135i xDrive getauscht.

Vorwärts Zurück
BMW M135i xDrive iDrive
Dass BMW inzwischen auch auf Touchscreen setzt – zum Glück neben vielen redundanten Möglichkeiten – sieht man an den Fingerabdrücken auf dem Zentralbildschirm. Mit dem Fader haben wir die breite, hohe Hör-Bühne nach vorne geschoben. Das Harman Kardon System bietet zwar keinen gestochen scharfen Fokus, aber eine großzügige, stabile Räumlichkeit (Foto: S- Schickedanz)
1er BMW F40 Logic 7 Surround
Das Sound-System aus den größeren Baureihen bietet in der Kompaktklasse sogar Surround-Sound. Dazu erzeugt Harmans Logic 7 aus gewöhnlichen Stereo-Aufnahmen einen Raumklang, der sich in der Intensität regeln oder ganz abschalten lässt (Foto: S. Schickedanz)
BMW F40 1er-Reihe jetzt mit Eqalizer
Das neue Harman Kardon System hat auch einen Equalizer, den man aber normalerweise dank der ausgewogenen Abstimmung nicht benötigt (Foto: S. Schickedanz)
Vorwärts Zurück

In Verbindung mit gesteigerten Kraftreserven und leiserem Innenraum wirkte die Musikwiedergabe eine Spur erwachsener als bisher. Das ließ einen tiefer in den Genuss eintauchen. Dagegen vermochte es der 306 PS starke, mit 450 Nm Drehmoment keinesfalls schwächliche 2-Liter-Motor nicht, sich in Szene zu setzen. Zwar bot er nie Anlass zur Kritik und überraschte selbst bei vermeintlich gemütlicher Fahrweise mit unerwartet hohem Tempo. Doch er blieb über die gesamte Testdauer unspektakulär, funktionell wie das ganze Auto.

Der BMW M140i xDrive zaubert einem dagegen immer wieder ein breites Grinsen ins Gesicht, indem er selbst jenseits der 200 km/h noch so vehement anschiebt, dass man auch nach jahrelanger Gewöhnung immer wieder auf seine besonderen Talente aufmerksam wird. Dazu passt das Getriebe, welches im Fall des BMW M135i xDrive nicht aus der Baureihe 8HP vom Friedrichshafener Spezialisten ZF, sondern vom asiatischen Anbieter Aisin stammt. Auch dieser von BMW im Vergleich zu vielen anderen Aisin-Anwendern gekonnt abgestimmte 8-Gang-Automat gab wie der Motor keinen Anlass zur Kritik, brachte einen aber auch nie zum Staunen.

Beim BMW M135i xDrive muss die HiFi-Anlage für Emotionen sorgen

Doch bei diesem sportlichen Kompakten konnte sich BMW keinesfalls in puncto Emotionen allein auf sein aufgewertetes Harman Kardon Sound System verlassen. Die Münchner haben da einen Ruf als Garant für dynamische Fahrfreuden zu wahren. Und sie liefern. Allerdings anders als von manchem erwartet. Bestach der BMW M140i xDrive vor allem durch sein prachtvolles B58-Aggregat, begeisterte mich der BMW M135i xDrive durch sein phantastisches Fahrverhalten. Bei aller Begeisterung für den Vorgänger in motorischer Hinsicht kann man nicht übersehen, dass er mit dem, ein gutes Stück über die Vorderachse ragenden Reihensechszylinder und nicht zuletzt wegen der Mischbereifung mit breiten Schlappen auf der Hinterachse sich “Kurven nicht gerade aufdrängt”, wie ich das in meinem Testbericht von 2016 ausdrückte.

Zwar gibt sich der BMW M140i xDrive mit den rundum identischen, schmäleren Winterreifen ein gutes Stück kurvenwilliger – er wirft dann sogar selbst bei hohem Tempo lässig und gut kontrollierbar mit dem Heck. An die schon gierige Kurvenwilligkeit des neuen BMW M135i xDrive kommt er nicht im Ansatz heran. Der reagiert selbst bei hohem Tempo noch aggressiv auf die kleinste Lenkbewegung und bietet eine viel direktere Rückmeldung als der M140, der in schnellen Kurven ein schwammiges, leicht synthetisches Lenkgefühl bietet. Zudem reagiert der Alte auf der Vorderachse bei hohem Autobahnspeed sensibel auf kleine Straßenunebenheiten und wird beim Lupfen des Gaspedals in der Kurve reichlich nervös.

Entsprechend fährt sich der BMW M140i xDrive runder und kurvenwilliger, wenn man seinen Heck-betonten Allradantrieb richtig unter Zug hält. Dafür steigt dann in gleichem Maße das Problem mit der Differenzgeschwindigkeit, weshalb einen der Alte so oder so immer fordert.

BMW M135 i xDrive
Der BMW M135 i xDrive lässt sich auf Wunsch mit einem sehr nützlichen Head-up-Display bestellen. BMW nutzt die Möglichkeiten der virtuellen Instrumente konsequent wie kaum ein zweiter Hersteller. Durch die bogenförmigen, unter Testern umstrittenen Skalen von Tacho und Drehzahlmesser bleibt mehr Platz für die farblich reduzierten Zusatzinformationen. Der gegenläufige Drehzahlmesser will offensichtlich dem Tunnelblick bei hohen Geschwindigkeiten Rechnung tragen, weil die “Nadel” wie die des Tachos zur Mitte wandert (Foto: S. Schickedanz)

Um ihn gefügiger zu machen, fahre ich den M140i xDrive entweder im Bereich um 200 km/h oder nutze das Giermoment, das ihn in möglichst niedrigen Gängen mit hoher Drehzahl unter Last in die Kurve dreht durch Nutzung des manuellen Getriebe-Modus.

Wie easy fuhr sich dagegen der BMW M135i xDrive! Der blieb immer neutral, drehte beim Gaswegnehmen minimal in die Kurve hinein und ließ sich mit seiner messerscharfen Lenkung in jeder Situation perfekt kontrollieren. Dieser Kompakte hat die beste elektromechanische Servolenkung, die ich bisher in einem BMW erleben konnte. Und dann war da noch diese unglaubliche Stabilität auf der Bremse. Während der Audi-Leihwagen auf dem Weg zur Testwagenabholung schon bei leichtem Bremsen in der Kurve schlingerte, konnte man mit dem M135i xDrive selbst bei starker Verzögerung noch lässig Spurwechsel vornehmen oder in die Kurve einlenken, wenn man übermütig wurde. Und das narrensichere, spielerische Fahrverhalten förderte es geradezu, dass man es mitunter etwas übertrieb. Derartige Fähigkeiten erinnerten mich eher an hochkarätige Mittelmotorsportler wie den Porsche 718 Cayman S oder den Audi R8 Spyder, als an einen Kompaktflitzer mit Frontmotor.

Querdynamik für Genießer

Unterstützt wird dieses direkte, regelrecht kurvengeile Fahrverhalten durch eine Differentialsperre an der Vorderachse und die im BMW 1er serienmäßigen ARB-Technologie. Bei ihr sitzt der Schlupfregler direkt im Motorsteuergerät statt im Steuergerät der Fahrstabilitätsregelung DSC (Dynamic Stability Control).

Ohne lange Signalwege werden die Informationen dreimal schneller weitergeleitet, die spürbare Regelung läuft sogar bis zu zehnmal schneller ab. In enger Vernetzung mit der Fahrstabilitätsregelung DSC reduziert die Radschlupfbegrenzung spürbar das typische Leistungsuntersteuern. Die ebenfalls serienmäßige BMW Performance Control (Gier-Momenten-Verteilung) erhöht die Agilität des BMW 1er durch fahrdynamische Bremseneingriffe zusätzlich.

Die Kraftverteilung des xDrive-Allradantriebs leitet maximal 50 Prozent der Leistung an die Hinterachse, während beim Vorgänger die Hinterachse stets die Hauptarbeit leistete. Hier spiegelt sich der Wechsel von der Hinterantriebsplattform auf ein gemeinsam mit der Schwestermarke Mini genutztes Konzept, das in den kleineren Leistungsklassen sogar mit Frontantrieb vorfährt. Eine so genannte „Bumerang-Strebe“ im hinteren Teil des Wagens verbessert außerdem die Steifigkeit der Karosserie des BMW M135i xDrive, was ebenfalls dem Kurvenverhalten zuträglich ist.

Von der ARB-Technologie hatte ich schon mal irgendwo gelesen, das mit den restlichen Kniffen hätte ich in den Presseunterlagen auch finden können. Doch ich setzte mich einfach ins Auto und kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Was der BMW M140i xDrive mit seinem 500-Nm-Monster-Motor macht, erreicht der vergleichsweise leichtfüßig wirkende BMW M135i xDrive über sein geniales Fahrwerk. Erst nach der Rückgabe des Testwagens machte ich mich an die Ursachenforschung und staunte: Die Giermomenten-Verteilung hatte ich nach dem Ergebnis genauso erwartet wie die Diffsperre – alles Zutaten, die dem bisherigen BMW M140i xDrive fremd waren.

Auf den Spuren von Porsche

Die Folge: Der BMW M135i xDrive erinnert mehr an einen Porsche 718 Cayman S als an seinen eigenen Vorgänger, obwohl er mit dem trotz aller Unterschiede mehr gemeinsam hat als mit dem hinterradgetriebenen Mittelmotor-Sportwagen aus Zuffenhausen. Er wirft sich leidenschaftlich in die Kurven und lässt sich auch am Limit fast spielerisch kontrollieren. Dagegen gibt sich der BMW M140i xDrive wie ein störrischer Rammbock mit Raketenantrieb, den man mit festem Zupacken in die Kurven zwingen muss.

Deshalb wäre der BMW M135i xDrive eigentlich bei aller Begeisterung für seine Straßenlage kein Auto für mich. Mit ihm ist man noch schneller, als man denkt unterwegs und neigt als versierter Fahrer schneller zum Übermut als man sich versieht. Man baut rasch ein Urvertrauen auf und wirft sich mit ihm schon mal zu flott in ein Kurvenlabyrinth. Ehe man sich versieht, bremst man forsch in die Kurve hinein und lässt sich – sofern einsehbar und ohne Gegenverkehr – am Ausgang mit viel Gas im Vierraddrift heraustragen. Dabei wirft der BMW M135i xDrive das Heck noch etwas stärker in die Biegung als die Vorderachse. Ein Traum für geübte Piloten, zumal man sich dabei ertappt, das Ganze auch noch lässig mit einer Hand zu steuern.

Ich brauche Autos, die mich fordern. Deshalb hatte ich Ende der 90er auch meinen spielend zu beherrschenden BMW M3GT gegen den als wildes Ding verrufenen Z3 M Roadster getauscht. Und deshalb war ich auch nicht traurig, als ich diese querdynamisch vom Feeling her überwältigende kleine Fahrmaschine nach zwei Wochen wieder bei BMW in Garching abliefern musste.

Die Vernunft spricht für den BMW M135i xDrive

Betrachten wir sie Sache rational. Dann hat der BMW M140i xDrive nicht die leiseste Chance. Der Neue ist fast schon erschreckend besser. Und zwar in so ziemlich allem. Die viel erwachsener wirkende, kraftvolle Anlage hatte ich ja bereits erwähnt. Bis auf einen Aspekt, der für Familien zählt und den Umfang des Sound-Upgrades des neuen Harman Kardon Systems unterstreicht: Beim BMW M140i xDrive konzentrierten sich die Entwickler unter Harmans Wolfgang Zieglmeier allein auf die erste Sitzreihe. Im Fond gab es keine richtige Klangperspektive, sondern einen diffusen Sound-Cocktail mit Stimmen, die von hinten kamen.

Im BMW M135i xDrive haben die Hinterbänkler eine breite Bühne, ganz weit vor sich gepaart mit einem strammen Bass und können den Klang mindestens so genießen wie Fahrer und Beifahrer. Genießen können sie auch das durch Quermotor-Konzept deutlich verbesserte Platzangebot im Fond mit einer Beinfreiheit, die auch Erwachsene über längere Strecken gut ertragen könne.

BMW M135i xDrive und BMW M140ixDrive
Der BMW M140i (links) war mit seinem längs eingebauten Reihensechszylinder schon von den Proportionen ein Charakterdarsteller. Beim BMW M135i xDrive sitzt das Vorderrad direkt vor der A-Säule. (Foto: S. Schickedanz)

Beinfreiheit im Fond war sicherlich für die meisten 1er-Fahrer*innen nicht das schlagende Argument. Doch die unzähligen Verbesserungen betreffen auch elementare Dinge wie Licht. Damit meine ich nicht das nett gemachte Ambiente-Licht im Innenraum, sondern die vorderen Scheinwerfer. Die Fernlichtautomatik des bisherigen M 140i hätte von Lucas sein können (die Marke hatte unter den Fahrern historischer Jaguar den Spitznamen “Prince of Darkness”). Der neue BMW M135i xDrive leuchtet mit diesem Extra die Straße durch Steuerung des Lichtstrahls auch bei Gegenverkehr in jeder Situation so gut wie möglich aus.

Dazu kommt das bisher nicht einmal gegen Aufpreis lieferbare Head-up-Display, das bei BMW besonders gut umgesetzt ist. Es liegt optimal im Blickfeld des Fahrers und bietet auch beim Scrollen in Playlists über die Tasten des Multifunktionslenkrads optimale Unterstützung. Apropos: Es gibt eine Ladeschale vorne in der Mittelkonsole und natürlich USB-Lademöglichkeit. Bei BMW kann die Bluetooth-Verbindung auch AAC vom iPhone verlustfrei direkt an die Headunit übertragen. Allerdings vermisste ich die Möglichkeit, durch längeres Drücken der Sprachtaste am Lenkrad Siri für besondere Aufgaben zu aktivieren.

Plausch mit der Sprachassistenz

Die bisherige, gemeinsam mit Nuance entwickelte Off-Board-Sprachverarbeitung ist auch nach heutigen Maßstäben noch sehr gut. Im Vergleich mit dem bahnbrechenden, viel jüngeren MBUX der Mercedes A-Klasse konnte das von 2016 stammende System aus dem BMW M140i xDrive noch den einen oder anderen Stich landen. So konnte es ein Wetterradar oder den Reifendruck über Sprachbefehl anzeigen. Und zwar zuverlässig, denn sonst wird man ein solches System sehr bald nicht mehr benutzen.

Reifendruckanzeige des BMW M135i xDrive
Der persönliche Sprachassistent im M135i xDrive liest einem nicht nur den Reifendruck vor, sondern fragt auch noch, ob man die Reifentemperatur wissen möchte. Als Sportfahrer kann man da nicht widerstehen. (Foto: S. Schickedanz)

Auch Telefonieren über die Sprachsteuerung gelang mit annähernd 100 Prozent Trefferquote, ohne dass man sich an feste Befehlssätze halten musste. Nur, wenn es bilingual wurde, musste man im älteren BMW M140i xDrive auf die bei BMW reichlich vorhandene Redundanz zurückgreifen. Wer nicht mit dem Touchchpad auf dem Dreh- und Drücksteller Buchstaben malen wollte, um dann etwa David Gilmour aus den Vorschlägen der Interpretenliste zu wählen, konnte dafür wie zum Aufrufen von Playlist am besten Siri zur Hilfe holen.

Die Apple-Sprachassistentin leistete auch große Dienste beim Vorlesen oder Diktieren von SMS oder WhatsApp-Nachrichten, ohne dass man die Hände vom Lenkrad nehmen muss. Deshalb sah ich keinen Grund, bei älteren BMW wie dem BMW M140i xDrive, Apple Car Play zu bestellen. Gar nicht mal, weil sich BMW dieses Extra teuer bezahlen ließ. Sondern weil die Integration in das BMW-Bedienkonzept so perfekt gelungen war, dass sich nicht einmal Apple-Afficionados CarPlay wünschten.

Zu den vorbildlich vielen Wegen, sein Multi-Media-System zu bedienen, kam bei BMW mit dem Modelljahr 2017 noch Touch-Screen hinzu. Das BMW OS 7.0 macht im neuen BMW M135i xDrive davon noch mehr Gebrauch und trägt damit sicher auch dem Zeitgeist Rechnung. Persönlich mag ich Touch-Sreens gar nicht, denn sie stehen für verschmierte Zentral-Bildschirme und lassen sich vor allem im fahrenden Auto nicht gut bedienen. Man muss genau hinsehen und gegen die Fliehkräfte ankämpfen, um nicht die falsche Taste zu treffen.

Die Taste am Lenkrad braucht man im BMW M135i xDrive gewöhnlich nicht mehr zu drücken. Der persönliche BMW Assistent reagiert auch auf die Worte “Hallo BMW” beziehungsweise eine andere Anrede, die der Besitzer in den Einstellungen vorgeben kann. Weil die von Harman gelieferte Headunit genug Rechenpower besitzt, kann sie das Musiksignal von dem subtrahieren, was die Mikrofone aufnehmen. Wie bei dem ebenfalls mit Harman entwickelten Mercedes MBUX klappte das auch bei zünftigem Wiedergabepegel des Sound-Systems.

BMW M135i xDrive: Gadgets ohne Ende

Was der BMW jetzt auch beherrscht, sind Späßchen wie die Temperatureinstellung über Sprache. Doch auch in diesem Punkt war die alte Spracherkennung schon beim Vorgänger weiter als der Rest des Autos. Zwar verstand es nicht Sprüche wie “mir ist kalt” zu deuten. Doch auf die Bitte nach Temperatur-Justage auf eine bestimmte Temperatur folgte eine Erklärung, dass man es manuell bewerkstelligen muss – nebst einer Anleitung auf dem Farbdisplay.

Irgendwie mag ich das alte System des BMW M140i mit der strengen, wortkargen Frauenstimme im Stil einer strengen Deutschlehrerin. Die neue Sprachassistentin wirkt jünger, frecher, zeitgeist-konformer. Eher wie eine Referendarin, die sich beliebt machen will. Die Frage ist nur: Ist es das, was ich von einem Automaten erwarte?

BMW M135 i xDrive und BMW M40 i xDrive
Mit den kantigen Formen unterstreicht der BMW M135 i xDrive (rechts) den technischen Wandel unterm Blech. (Foto: S. Schickedanz)

Die Neue ist eine Plaudertasche. Sie verwickelt einen in lange Dialoge. Immerhin kann man mit beiden BMW-Assistenten gleichzeitig in beide Richtungen kommunizieren, während die meisten anderen nicht zuhören, während sie reden. Ja, und an einem Punkt hat mich die neue Sprachasssistenz tatsächlich beeindruckt. Ich fragte nach dem Luftdruck, wo der alte 1er schon gegen die neue A-Klasse punkten konnte. Ich bekam nicht nur die Drücke wie beim M140i angezeigt, sondern auch vorgelesen. Danach fragte die Stimme noch artig, ob sie mir auch die Reifentemperaturen vorlesen soll. Zwar hätte ein Blick aufs Display genügt, doch das hatte etwas von 2001 Odyssee im Weltraum. Ebenfalls toll: Das Display zeigt neuerdings sogar die Solldrücke für jedes Rad an. Für jeden, der schon mal nachts an der Tanke versucht hat, die Druckangaben auf dem Türschild zu lesen und auch noch seinen Reifen zuzuordnen, ein sinnvoller Fortschritt.

Ein Wort zur Bremse

Noch eine kleine Bemerkung zu den Bremsen und wir kommen zum Fazit zum neuen BMW M135i xDrive. Die Sportbremse der von mir getesteten ersten Generation des BMW M140i xDrive baute im Winter bei bestimmten Streusalzmischungen in Verbindung mit starker Gischt heftig ab. Wegen der ungleichen Ventilation – im rechten Radkasten befindet sich eine Entlüftung für den Ölkühler – kam es nicht nur zu extrem langsamen, sondern auch ungleichmäßigen Ansprechen. Dieses sicherheitsrelevante Manko wurde im Zuge der Modellpflege ab dem Jahr 2017 durch Bremsankerplatten auf der Rückseite der Scheiben behoben. Diese Verbesserung fand sich auch am hinterradgetriebenen BMW M140i meines Nachbarn, der mich mit seinem farblich passenden weißen Wagen bei den Fotos unterstützte und wurde bei meinem M140i xDrive nachgerüstet – mit drastischer Wirkung: positiv bei Nässe, weniger positiv bei thermischer Beanspruchung, aber immerhin.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Ja, ich selbst habe seit 2016 auch einen M140i xDrive, was man wie bei Aktien-Kommentaren von Experten, die selbst Anteile des betreffenden Unternehmens halten, im Sinne der Compliance-Regeln unter dem Artikel erwähnen sollte. Nach diesem Geständnis liegt die Frage nahe: Würde ich tauschen? Ganz ehrlich: Nein. Ich bin süchtig nach dem Monsterschub aus jeder Drehzahl und dem Sechszylinder-Sound und mir gefällt nach einer langen Gewöhnungszeit das Design des alten 1ers. Außerdem wäre ich mit dem neuen gerade auf Landstraßen viiiel zu schnell unterwegs, was in Verbindung mit den verschärften STVO-Regeln keine gute Idee wäre. Jetzt kommt das ABER: Wenn ich es mir leisten könnte, würde ich beide haben wollen – den einen für die Längs- und den anderen für die Querdynamik und zum entspannten Abspulen langer Distanzen.

Fazit: BMW M135i xDrive mit Harman Kardon Sound System

Die Sache mit dem Motorensound muss jeder mit sich selbst ausmachen. Die mit dem durch Frontantriebsbasis geprägten Design – die Silhouette erinnert an Mitbewerber, das Vorderrad sitzt dicht vor der A-Säule, die Niere wirkt irgendwie aufgesetzt – ebenfalls. Aber alles, was man mit Vernunft beurteilen kann, macht der BMW M135i xDrive besser als sein Vorgänger, der wie mein Nachbar sagt, in der dem Modellwechsel zum Opfer gefallenen Hinterradantriebs-Variante im Winter obendrein eine Diva darstellt.

Die 4,8-Sterne-Wertung – wie immer bei LowBeats klassenbezogen – wurde beim 2016 getesteten BMW M140i xDrive möglich durch eine solide Leistung des Harman Kardon HiFi-Systems und maßgeblich geprägt durch einen überwältigenden Motor, der den kompakten Allradler in 4,4 Sekunden von null auf 100 Kilometer und in wenig mehr als 10 auf 100 Meilen katapultiert. Dagegen ist der neue BMW M135i xDrive mit 4,8 Sekunden für den Standardsprint zwar sehr flott, aber im echten Leben erstaunlich unspektakulär, was Längsdynamik betrifft. Seine 5-Sterne-Wertung in der Fahrspaß-Wertung verdankt er nicht dem Motor, sondern dem Fahrwerk, das eine beeindruckende, ja berauschende Querdynamik in Verbindung mit vorbildlicher Beherrschbarkeit ermöglicht. Macht unterm Strich mit einer 4,8-Sterne-Wertung fürs Auto ansich die Endnote 4,9, also einen Tick besser als der M140i x Drive, der allerdings gerade durch den Paradigmenwechsel das Zeug zum Kultauto für anonyme Speedjunkies hat. (Die schätzen, wie ich kürzlich erfuhr gerade die frühen Versionen ohne OPF).

Zum Schluss noch ein Tipp für Geschäftsleute: Das BMW Online-Fahrtenbuch ist sehr praktisch und spart bei einem niedrigen Anteil von Privatfahrten eine Menge Geld. Meine Erfahrungen damit habe ich auf Zeit.de geschildert. 

(In eigener Sache: Die Wertung ist wie immer bei LowBeats auf die jeweilige Preisklasse beziehungsweise Fahrzeugklasse bezogen und nicht absolut zu sehen. Das heißt, ein direkter Vergleich zwischen einem 5-Sterne-Kleinwagen und einer 5-Sterne-Limousine ist nicht möglich).

BMW M135i xDrive
2020/05
Test-Ergebnis: 4,9
Überragend
Bewertung
Anlage
Auto
Spassfaktor

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Vorbildlich neutrale Abstimmung, sehr breitbandig und dynamisch, satter, differenzierter Bass und jetzt auch noch mit mehr Reserven und anspringender Attacke
Giert geradezu nach Kurven – schnellen wie langsamen, eine Mordsgaudi
Übertrifft außer beim Motor in nahezu allen Punkten seinen Vorgänger
Im Fond kann man jetzt neben mehr Beinfreiheit auch tollen Klang genießen

Vertrieb:
BMW AG
Petuelring 130
80788 München
www.bmw.de

Preis (Herstellerempfehlung):
49.100 Euro, 450 Euro Aufpreis für HiFi-System Harman/Kardon

Ähnliche Beiträge:

Test BMW M140i xDrive mit Harman Kardon Sound System
Fahrtest Ford Focus ST mit B&O Sound
Fahrtest Mercedes A200 mit Burmester 3D-Sound
Hörcheck im neuen VW Golf 8 mit Harman Kardon Sound
Fahrtest Audi TTS mit B&O Symphoria Sound
Test MTM Audi SQ2 mit Audiotec Fischer HiFi und 480 PS
Test Volvo V60 mit B&W Sound vs Harman Kardon
Test BMW X2 mit B&W Diamond-Anlage
Fahrtest Mini Cooper S mit Harman/Kardon HiFi-System
Fahrtest Porsche 718 Cayman S mit Burmester

Fahrtest Mini Cooper Countryman mit Harman Kardon


Autor: Stefan Schickedanz

Avatar-Foto
Schneller testet keiner. Deutschlands einziger HiFi-Redakteur mit Rennfahrer-Genen betreut bei LowBeats den Bereich HiFi im Auto sowie die Themengebiete Mobile- und Smart-Audio.