110 Jahre Denon. Meine Güte: was für eine Zeitspanne, was für eine Kreativität. Um zu ermessen, was die Japaner (mittlerweile unter dem Dach von Sound United) in dieser Zeit an innovativen Audio-Leistungen erbracht haben, sollte man sich unseren liebevoll gemachten Jubiläumsbeitrag anschauen. Und man stellt fest, dass selbst Sony oder Harman (mit all seinen kooperierenden Firmen) diese Leistung nur schwer toppen können. Zum Geburtstag hat Denon eine 110-Jahre-Edition aufgelegt: einen Vollverstärker, einen AV-Verstärker, einen Tonabnehmer und einen CD-/SACD-Player: den Denon DCD-A110, der jetzt seinen Auftritt bei LowBeats feierte.
Keine dieser Komponenten wurde von Grund auf neu entwickelt; der Denon DCD-A110 beispielsweise basiert auf dem DCD-2500NE. Aber alle Komponenten wurden auf neuesten Denon-Stand gebracht und mit liebevollen Jubiläums-Insignien versehen. Zum Beispiel eine 5-Jahres-Garantie, eine spezielle Farbe, und auch klanglich scheint der DCD-A110 zugelegt zu haben…
Natürlich darf man sich diese Frage stellen: Ist ein hochklassiger CD-Player überhaupt noch zeitgemäß? Unbedingt, antwortet Denon. Es gibt noch immer Milliarden von CDs da draußen und auch viele Millionen CD-Nutzer. Ganz spitz gerechnet werden es auch noch hunderttausende von SACD-Fans sein. Die Silberscheibe stirbt nie.
Der Aufbau des Denon DCD-A110: großes Gedeck von Intel & Burr-Brown
Ehe wir nur einen Ton gehört haben, schrauben wir das Gehäuse auf und schauen in den Aufbau hinein. Huh – da bekommt selbst ein abgebrühter Ingenieur einen kleinen Stich ins Herz. Das sieht fantastisch aus. Links liegen zwei kompakte Stromwandler. Der eine schickt die Kraft an die Mechanik und alle analogen Bausteine, der Bruder befeuert die digitalen Feinheiten. Hart rechts liegt eine große Platine für die Signalwege.
Sofort sieht man die maximale Stringenz und das gespiegelte Stereo-Schaltbild. Das ist feines, doppeltes Mono – super. Dann blitzt die Erkennungsfarbe in der Mitte auf: Kupfer. Denon hat das Laufwerk hinter Kupfer verkapselt. Vieles davon kennen wir aus dem DCD-2500NE. Aber einiges ist halt doch aufwändiger und prachtvoller gelöst. So hat der DCD-A110 gleich vier der PCM1795 (768kHz/32bit) Digitalchips an Bord; beim DCD-2500NE zählten wir nur einen. Zudem ist der Trafo sehr viel leistungsstärker. Vor allem aber ist die Analog-Sektion des Jubi-Players vollständig diskret aufgebaut. Das Basismodell arbeitet hier “nur” mit Operationsverstärkern und verschenkt an dieser Stelle sicher das ein oder andere Quäntchen Klang…
Also kein Zweifel an der Mechanik, noch weniger am zentralen Wandler-Chip. Hier hat Denon eine Insel in der Platinenlandschaft erschaffen mit dem Kürzel Ultra AL32. Das Ultra AL32 Processing ermöglicht ein Oversampling auf das 32fache! Die Denon Ingenieure versichern, dass dadurch die Genauigkeit erhöht und das Signal-Rausch-Verhältnis deutlich verbessert wird.
Genau im Zentrum sitz ein Chip von Intel, ein Cyclone 10. Mit ihm lassen sich die höchsten Datenströme verwalten. Doch Denon will keinen Computer bedienen, sondern eine Musikmaschine. So ist der eigentliche Wandler der bewährte PCM1795 – hier aber gleich in vierfacher (zwei pro Kanal) Ausführung. Da ist es selbstverständlich, dass in PCM Musik bis 24 Bit und 192 Kilohertz gewandelt werden kann. Zudem versteht der Chip auch die DSD-Sprache bis 5,6 Megahertz.
Kann ich diese Pracht auch von einem externen Medium ausbeuten? Nein, leider nicht, der DCD-A110 verfügt nur über Ausgänge: ungeregelt-analog per Cinch, dazu noch das etablierte Digital-Doppel von koaxialem und optischem Kontakt. Die hier genutzte hauseigene Ultra AL32-Signalverarbeitung hat Denon übrigens identisch auch in den passgenauen Vollverstärker PMA-A110 eingepasst. Im Verbund übernimmt er die Rolle des zentralen Streaming-Wandlers.
Erstaunlich konservativ hat Denon das Design des DCD-A110 umgesetzt. Das könnte man klassisch nennen, passt also zum Anlass. Wir sind beim Gardemaß von 43 Zentimetern. Das Display und die edel-massive Lade sitzen in der Mitte der Front, darüber wölbt sich das Markenzeichen, die markante Denon-Welle. Die Designer peilen also die starke Schnittmenge zwischen SACD-Fans und Anhängern der Marke Denon an.
Hineingehört: Brillant und doch zutiefst human
Zunächst ein Musiktipp: Katja Werker singt ihre neuen Songs in einem Mix aus Studioatmosphäre und Livekonzert. Zwei Gitarren links und rechts – in der Mitte die Singstimme. Dazu diese Pracht – da saßen Meister auch an den Mischpulten. Konkret das Team von Stockfisch in Nordheim. Das ist das, was Arrogante als „Provinz“ titulieren, aber für High-End-Fans ist es ein bekannter Ort. Behauptung: Nirgends auf der Welt tönen die Singer-Songwriter schöner, feiner, ergreifender.
Das SACD-Mastering ist ein Hochamt des heute bestmöglichen Klangs. Angerissene Saiten, als ob sie Engel spielen würden. Der DCD-A110 liegt genau auf dieser Welle. Er kann brillant, verliert sich aber nie in Effekten oder überheller Höhe. Da stimmte der Körper. Und was ich immer liebe: Wenn es eine Elektronik versteht, den Atem der Aufnahme mitschwingen zu lassen. Das feine Beben und trotzdem der große Bogen. Die Musiker würden es Phrasierung nennen. Steht in jeder Partitur, lebt in jedem Sänger. Hier ist sie in voller Pracht.
Schalten wir um. Auf den CD-Layer. Jeder erkennt den Verlust. Die Saiten haben etwas an Korpus verloren, der “Atem” ist etwas matter geworden. Es ist immer noch ein großartiger Auftritt, aber es hat nicht dieses intime Mitreißende. Die SACD hätte alles gehabt, um als Erbe die audiophile Macht zu übernehmen. Aber hier waren die Konsumenten träge und die Marktpolitik böse gegenüber der SACD. Toll, dass es noch solche Edellabels wie Stockfisch gibt.
Die direkte Übersetzung in den Markt der Klassik ist das Label Pentatone. Kennt man nicht? Unbedingt den Namen notieren. Hier sehen Decca, Deutsche Grammophon und Warner alt aus. Hier haben sich die besten Produzenten und Tontechniker der Philips zusammengeschlossen. Ein Glaubensgrundsatz: Alles nur in DSD, alles nur für Streaming und SACD.
Eine der bestklingenden Klassik-Aufnahmen der Gegenwart ist diese: Paavo Järvi dirigiert die siebte Symphonie von Schostakowitsch. Schon der erste Satz sagt uns, dass hier Schwerstarbeit vollbracht wird. Die Siebte trägt den offiziellen Subnamen „Leningrader“. Schostakowitsch beschreibt die Belagerung seiner Heimatstadt durch die Deutsche Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg. Er hat alles erlebt, die Partitur musste auf Mikrofilm aus der belagerten Stadt ausgeflogen werden. Noch im ersten Satz beschreibt Schostakowitsch die nahenden deutschen Truppen. Eine Klangprüfung für jede Anlage.
Wie bei Ravels „Bolero“. Eine fast dümmliche Melodie schleicht sich an. Eine einzelne Trommel gibt den Rhythmus vor. Von winzigen Dezibel steigern wir uns auf einen Pegel, der sensible Lautsprecher töten wird. Der Super-Track, für alle, die einmal mit ihrer Anlage angeben möchten. Wenn denn die Quelle stimmt. Ich persönlich liebe den Stream bei Audirvana und Qobuz gewandelt bis 32 Bit und 96 Kilohertz.
Aber: die SACD ist besser, hier zeigt der Denon DCD-A110 seine volle Breitseite. Neben mir steht im Rack ein Marantz SA KI Ruby. Sozusagen das letzte “komplette” Werk von Marantz High-End-Botschafter Ken Ishiwata. Der Ruby zeigt mehr Körper als der Denon, aber der DCD-A110 ist präziser, schneller, auf den Punkt. Da kommt regelrechte Angst auf, wenn das volle Orchester mitsamt Becken und Großer Trommel auf den Höhepunkt zusteuert. Was für eine Pracht, was für eine audiophile Großtat. Aus meiner Sicht hat der Jubiläums-Denon hier nachvollziehbare Vorteile.
Eine andere Frage stellt sich: Das “Basismodell” DCD-2500NE ist mittlerweile für unter 2.000 Euro zu haben. Für den jetzigen Test haben wir leider keinen mehr zum direkten Vergleich bekommen. Doch der 2500er war zu Beginn seiner Laufzeit für viele Monate in der Redaktion und wir haben ihn gegen etliche Player gehört. Aufgrund dieser Erfahrung meine ich sagen zu können, dass der DCD-A110 doch noch feiner und körperhafter spielt. Der Umbau der Analog-Sektion als auch der deutlich höhere Aufwand beim Prozessing und auf der Wandlerseite (vier DASCs statt einem) entpuppen sich als klarer Schritt nach vorn.
Fazit Denon DCD-A110
Die äußerliche Erscheinung ist klassisch und passt zum Anlass. Die eigentliche Wundertat findet im Gehäuse statt – dicke Stromaufbereiter, massives Laufwerk und eine höchst ambitionierte Wandler-Kombination. Der bietet genau das, was wir uns von einem Jubiläums-Gedeck einer so traditionsreichen Marke aus dem Land der aufgehenden Sonne wünschen: bestes Japan-HiFi, randvoll mit Elektronik und gemacht mit irrsinnigem Verarbeitungs-Aufwand. Und das alles noch irgendwie erschwinglich. Herrlich!
Auch klanglich spürt man den Aufwand. Hier sitzt jeder Impuls am rechten Fleck, sehr transparent, fein und offen. Dazu eine tolle Körperlichkeit und strammer Drive. Der DCD-A110 klingt besser als jedes andere CD-Laufwerk, das wir als Referenz in der Redaktion haben. Und die SACD-Ausbeute ist noch einmal feiner als der CD-Layer. Eine ganz dicke Empfehlung – zumal Denon hier ja mit einer unüblich langen Garantie von fünf Jahren lockt. Stellt sich noch die Frage nach der Farbe? Nein. Die Japaner legen ihre Jubiläumsserie einzig in Silber-Graphit auf…
Denon DCD-A110 | 2021/01 |
Überragend |
Bewertungen
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Offener, feiner und körperhafter Klang |
| Spielt mit SACDs noch einmal deutlich besser |
| Exzellente Verarbeitung, Denon-eigenes Laufwerk |
| Keinen Digitaleingang |
Vertrieb:
Denon Deutschland
Division of D&M Germany GmbH
An der Kleinbahn 18
41334 Nettetal
www.denon.com/de-de/
Preis (Hersteller-Empfehlung):
Denon DCD-A110: 3.100 Euro
Technische Daten
Denon DCD-A110 | |
---|---|
Konzept: | CD-/SACD-Player mit bis zu 32fachem Oversampling |
Bestückung: | 2 x PCM1795 (768kHz/32bit) Wandlerchips pro Kanal |
Besonderheit: | 5 Jahre Garantie, Farbe Silber-Graphit |
Ausgänge: | 1 x analog: (Cinch), digital: 1 x Koax, 1 x optisch |
Abmessungen (B x H x T): | 43,4 x 13,8 x 40,5 cm |
Gewicht: | 16,2 Kilogramm |
Alle technischen Daten |
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