“Nanu”, fragt sich der Heimkino-Kenner, JVC und “DLP” in einem Satz? Hat sich hier der Autor verschrieben? Hat er nicht. Tatsächlich kommen die Erfinder der heute als Highend-Standard akzeptierten Technik LCoS mit reflektierenden Flüssigkristall-Panels jetzt auch mit einem DLP-Projektor auf den Markt. Und der JVC LX-FH50, wie das neue Kind heißt, scheint zunächst in vielerlei Hinsicht aus der Art zu schlagen.
Die JVC Projektoren der vergangenen Jahre standen für: 1.) D-ILA, JVCs Markenname für LCoS (Liquid Crystal on Silicon) mit Bombenkontrast und tiefstem Schwarz, 2.) große, schwere, knackscharfe motorisch verstellbare Objektive mit riesigem Zoom- und Shift-Bereich sowie Lensmemory, 3.) 4K/Ultra-HD-Auflösung, aufwendiges Signalmanagement.
Doch der neue DLP-Projektor steht für: irrsinnig hell, eher weniger gutes Schwarz, wahnsinnig hell, kompakt, preiswert, manuelles Objektiv, hatte ich die überragende Bildhelligkeit erwähnt?
Tatsächlich spricht der JVC LXFH50 eine ganz andere Klientel an als die traditionelle D-ILA-Serie, die den Enthusiasten im Blick hat, am besten mit einem komplett in Schwarz gehaltenen, dezidierten Heimkino.
Doch offenbar ist den Japanern klar geworden, dass es auch noch andere Anwender gibt. Jene mit beinahe entgegengesetztem Anspruch, die neben ihrem Fernseher für den Alltag eine zusätzliche Leinwand im Wohnzimmer installiert haben, um den gelegentlichen Film, eine Show oder Sportübertragung zu zelebrieren.
Auch nicht zu vergessen sind die Gamer, die mit Simulator-Feeling Rennen fahren, in Fantasiewelten abtauchen und dort Aliens bekämpfen wollen.
Diese Kunden sind nicht nur gegenüber den echten Heim-Cineasten in der Mehrheit, sondern sitzen auch lieber im Hellen.
Daher steht beim JVC LX-FH50 ein Wert ganz oben und prominent auf dem Datenblatt: 5.000 Lumen! Ein guter durchschnittlicher bisheriger JVC Projektor bekommt gerade mal ein Viertel davon auf die Leinwand.
So fällt denn der Neue auch optisch anders aus als von JVC gewohnt. Der LX-FH50 ist kompakt und vergleichsweise leicht. Und sind bei den großen Brüdern analoge Anschlüsse quasi ausgestorben, findet man hier einen ganzen Satz aller noch aktueller Standards von FBAS bis VGA und sogar analoge Audioeingänge, denn zwei Lautsprecher mit 10-Watt-Verstärker sind ebenfalls eingebaut.
Das Objektiv ist unter einer Klappe verborgen und mit großen Rändeln, die sanft gleiten, manuell verstellbar. Der Zoom-Bereich ist weitwinklig mit einem Verstellbereich von 1,6 ausgelegt.
Ein Rädchen über dem Objektiv verstellt den vergleichsweise sehr kleinen vertikalen Lens-Shift. Wer angewinkelt projizieren muss, dem helfen elektronische Entzerrungen für Trapez und Geometrie, um das Bild dennoch symmetrisch auf die Leinwand zu bringen.
Die geforderte Lichtmenge muss irgendwo herkommen. Da hilft die hohe Reflexivität des DLP-Chip. Den beleuchtet eine UHP-Lampe mit 370 Watt Leistung, was überdurchschnittlich stark ist. Sie hält immerhin bis 2.500 Stunden.
Weiterhin hilft das Farbrad mit Weiß-Segment dem Lichtstrom auf die Sprünge. Das kostet zwar Farbsättigung, aber bringt eben eine Menge an Power auf die Leinwand.
Etwas ungewöhnlich für JVC ist die erhöhte Geräuschkulisse, die dem kompakten Gehäuse geschuldet ist – die Abwärme von Lampe und Elektronik müssen schließlich konstant abgeführt werden.
Das Geräusch selbst ist aber ein gutmütiges Rauschen, vom Pfeifen des Turbolader-schnell rotierenden Farbrad hört man nichts.
Die Fernbedienung ist eher winzig und kommt dank übersichtlich gestaltetem Menü auf der Leinwand mit sehr wenigen Tasten aus. JVC-untypisch besitzt sie keine Leuchttasten, was aber auch nicht wirklich notwendig ist.
Durch den Projektor ist praktisch immer genügend Helligkeit im Raum und der Handgeber hat so wenige Tasten – die findet man flott, auch ohne hinzuschauen. Den Rest der Funktionen findet man im übersichtlich sortierten Menü.
Der JVC LX-FH50 im Praxistest
Im LowBeats Testkino war der LX-FH50 schnell aufgebaut. Das manuelle Objektiv ist schnell und präzise einzustellen. Im Gegensatz zu teils deutlich billigeren DLP-Mitbewerbern zeigt der JVC aber ein bis in die Ecken scharfes Bild mit klaren, quadratischen Pixeln – und das völlig ohne sichtbare geometrische Fehler.
Hier machen billige Projektoren oft den Eindruck, als hätte man einen alten Flaschenboden als Linse verwendet. Mit dem JVC LX-FH50 sah man, neben guter Schärfe bis an den Rand eine gleichförmige Ausleuchtung ohne Vignettierung (abgedunkelte Ecken).
Nur eine leichte chromatische Aberation ließ sich mit Testbildern zum Rand hin als zarter roter Saum ausmachen. Mit Testbildern ließ sich auch eine harmlose Übersteuerung in Grün ausmachen, die mit ein/zwei Klicks am Kontrastregler behoben war.
Die Voreinstellungen in Sachen Farbe und Gamma taugen, sind aber alle nicht komplett auf dem Punkt. Am exaktesten stimmte noch die Voreinstellung sRGB für Computer.
Der Farbraum ist, wie für auf Helligkeit getrimmte Projektoren typisch, tonal etwas nach Gelb verkleinert, dafür aber übersättigt und im Pegel zu gering. Daran konnte man auch mit dem integrierten Farbmanagement wenig verbessern, aber immerhin ließ sich die Farbtonabweichung von Magenta korrigieren.
Farbbalance und Gamma passten nach geringer Anpassung ebenfalls ziemlich gut. Die positive Überraschung war der nach der Kalibrierung verbleibende Wert für die Lichtstärke.
Die blieb mit 5.225 Lumen sogar noch über der Spezifikation und ist selbst im Sparmodus mit 3.960 Lumen deutlich mehr als doppelt so hell wie die bisherigen JVC Projektoren und vergleichsweise wenig dunkler als bei Vollgas. Und das Kühlgebläse schaltet im Sparmodus spürbar einen Gang zurück.
Der Bildeindruck spiegelte die gemessenen Eigenschaften gut wieder. Das Bild wirkte strahlend hell und knackig scharf, mit schöner Tiefenwirkung und trotz fehlender Zwischenbildberechnung in Bewegungen ruhig und fließend.
Auch verrauschte Quellen oder starke Filmkörnung, auf die manch ein DLP-Projektor mit Grießeln reagiert, meisterte der Strahlemann problemlos. Nur False-Contour-Effekte haben wir schon mal weniger gesehen.
Das Schwarz ist für einen derart hellen Projektor gut und geht insbesondere für Projektion in unvollständig verdunkelten Räumen völlig in Ordnung.
Wie hell der Projektor wirklich ist, testete ich mit im LowBeats Testkino, indem ich am helllichten Tag nacheinander alle bis in drei Meter Höhe reichende Fensterrollos öffnete.
Wo bei jedem typischen Heimkino-Projektor nur noch Konturen erahnbar wären, zeigte der JVC LX-FH50 ein noch gut erkennbares, wenngleich natürlich kontrastarmes Bild. Wer direkte Sonneneinstrahlung auf die Leinwand abschatten kann, sollte selbst bei Tageslicht etwa ein Fußballspiel gut verfolgen können. Toll.
Fazit: 5.000 Lumen Lichtkanone zum kleinen Preis
Mit dem LX-FH50 eröffnen die Japaner für sich ein völlig neues Publikum, den Wohnzimmer- und Gaming-Anwender. Die Stärke des neuen, kompakten DLP-Projektors liegt klar in der gigantischen Lichtleistung von über 5.000 Lumen und immerhin noch rund 4.000 Lumen in kleiner Lampenstufe.
Das ist derart hell, dass sich sogar mit erheblichem Umgebungslicht kontraststark Filme schauen oder Games spielen lassen. Satte Farben sind Prinzip-bedingt nicht seine Stärke, aber plastische scharfe Bilder mit schöner Tiefenwirkung beherrscht er.
Analoge Anschlüsse erweitern die Anwendungsmöglichkeiten und eingebaute (Hilfs-) Lautsprecher, das geringe Gewicht und die kompakte Bauart erlauben auch den mobilen Einsatz. Ein völlig neues JVC-Kino-Gefühl.
JVC LX-FH50 | 2016/06 |
sehr gut |
Bewertungen:
BildPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Sehr hell (4.000-5.200 Lumen!) |
| HDMI + analoge Eingänge, Lautsprecher |
| Ghostingfreies 3D-Bild (DLP-Link) |
| Prinzip-bedingt geringe Farbsättigung |
Vertrieb:
JVCKENWOOD Deutschland GmbH
Konrad-Adenauer-Allee 1-11
61118 Bad Vilbel
www.jvc.de
Preis (Hersteller-Empfehlung):
JVC LX-FH50: 2.299 Euro
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Galerie JVC LX-FH50
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