Das DSPeaker Anti-Mode X2 ist mal wieder so ein Produkt, das praktisch jeder braucht, welches sich aber mangels Konkurrenz kaum einordnen lässt. Im Grunde ist der kleine Bruder des bereits getesteten DSPeaker Anti-Mode Dual Core eine Raumentzerrung für Lautsprecher und Subwoofer. Es lässt sich aber auch in minimalistischen Setups – ähnlich wie sein großer Vorverstärker/Prozessor-Bruder DSPeaker Anti-Mode X4 – als Vorverstärker einsetzen, natürlich dann immer noch mit Entzerrung und sogar einem Bassmanagement. Sein Angebot ist also groß. Doch womöglich werden viele das X2 nur als besseren Subwoofer-Entzerrer im Heimkino nutzen. Denn das kann es richtig gut.
Die Besonderheiten des DSPeaker Anti-Mode X2
Das X2 besitzt zwei Eingangskanäle. Die dürfen digital per Cinch, Toslink, USB oder schlicht analog angeliefert werden. Ungewöhnlich: Die „Left” Eingangsbuchse ist wahlweise der linke analoge Kanal oder Koax-Digitaleingang. Digital dürfen bis 24Bit/192kHz geliefert werden, intern arbeitet die Signalverarbeitung mit 24Bit/96kHz. Die drei Ausgangskanäle sind Stereo plus Subwoofer mit Bassmanagement, also aktiv gefiltert. Um es deutlich zu machen: im 2.0-Stereo-Modus können auch zwei Subwoofer entzerrt werden. Die Service-Buchse dient zum Updaten der Firmware mittels USB-Stick.
Das die Front dominierende Display bietet zwar nur 14 x 5 Pixel Auflösung wird aber pfiffig mit Kürzeln und Grafiken verwendet und ist so auch aus der Distanz gut lesbar. Ein weiteres Feature auf der Front ist der Mikrofoneingang.
Man kann es sich denken: Die gesamte Handhabung geschieht über die Fernbedienung. Die bietet gerade mal sechs Tasten plus Cursor. Damit ist aber im Alltag tatsächlich alles abgedeckt und für eher seltener gebrauchte Funktionen und tiefere Konfiguration dient die EQ-Taste als Shift für weitere Features. Standardmäßig dienen die Cursor-Tasten hoch/runter als praxisgerechte Lautstärkeregelung. Praktisch: Mit dem “Profil”-Symbol unten rechts lassen sich drei verschiedene Einstellungen speichern und abrufen.
Wie schon lange bei DSPeaker üblich, liegt ein langes Kabel bei, an dessen Ende etwas hemdsärmelig eine Mikrofonkapsel angelötet und mit Schrumpfschlauch fixiert ist. Das spart sicherlich Kosten. Auch hat eine gehäuselose Kapsel akustisch durchaus Vorteile, aber für eine Fixierung auf einem Stativ muss man ganz schön improvisieren…
Praxis: Wie das Anti-Mode anschließen?
Der typische Anwendungsfall für das Anti-Mode X2 ist, wie der Name schon andeutet, die Raumentzerrung. Also die Reduzierung von Dröhnfrequenzen im Raum, die im Fachjargon Raummoden heißen. Für diese Funktion schleift man das kleine Gerät in den Signalweg vor den Endstufen ein. Das geht natürlich am einfachsten zwischen separaten Vorverstärkern und Endstufen (oder Aktivlautsprechern).
Doch auch viele Vollverstärker lassen sich auftrennen, einige Modelle haben sogar dezidierte Einschleif-Möglichkeiten für Equalizer und Entzerrer wie das X2. Fast alle klassischen Stereoverstärker bieten zumindest einen Tape-Monitor, den heute allerdings kaum noch jemand verwendet. Auch hier lässt sich der DSPeaker-Prozessor einschleifen. Aktiviert man nun den Tape-Monitor, geht die aktuelle Quelle am Tape-Out raus, durch das X2 und – dann entzerrt – zurück in den Vorverstärker. Auf diese Weise lassen sich selbst betagte Stereoanlagen mit moderner Raumentzerrung aufrüsten.
Und genau so, mittels eingeschleiftem Tape-Monitor, habe ich die ersten Klangversuche mit dem X2 unternommen. Dafür habe ich den von mir sehr geschätzten Vollverstärker Atoll IN200 Signature verwendet. Erster Vergleich: Atoll pur versus DSPeaker Anti-Mode X2 linear ohne Einmessung. Man kann sagen: das X2 war quasi transparent, also eigentlich gar nicht zu hören. Ist ja auch klar: Analog rein, dann digitalisiert und anschließend wieder analog gewandelt raus. Alles läuft auf demselben Takt: der relative Jitter = Null. Der klangliche Einfluss eines solchen in sich geschlossenen digitalen Geräts ist nicht größer als der einer guten analogen Komponente.
Zum Einmessen habe ich das Messmikro auf einem Fotostativ fixiert – Stichwort Tesa – und genau am Hörplatz positioniert. Die Einmessung ist wirklich simpel: Das Mikrofon in das X2 einstecken, dann startet den Vorgang. Anschließend mit den Cursortasten auswählen, ob 2.0 oder 2.1 eingemessen werden soll. Daraufhin startet ein Pegelton und das Display zeigt mit Pegelbalken und “+” oder “-” an ob man lauter oder leiser drehen soll, um den Pegel zu kalibrieren. Derweil sollte man tunlichst aus dem Schallfeld gegangen sein, um die Folge von sehr langsamen Gleitsinustönen nicht zu stören. Wenn die verstummen, symbolisiert das Display, man möge das Mikro ausstecken. Fertig!
Wie klingt es mit Entzerrung?
DSPeaker verraten leider nicht, wie ihre Filter funktionieren. Aber es klingt echt gut. Wie in der Messung des Ausgangssignals des eingemessenen X2 zu erkennen ist, erzeugen die Filter praktisch keine Phasendreher, was auf FIR-Filter hinweist. Im Grund- und Tiefton scheinen die Phasenwinkel eher eine Gruppenlauzeit-Korrektur zu bewirken. Oberhalb zwei Kilohertz wird gar nicht gefiltert.
Fakt ist: es klang fantastisch. Der Bass gewann an Kontur, der etwas unausgewogene Grundton wirkte nun gut ausbalanciert und gestrafft. Stimmen gewannen an Timbre. Impulsive Instrumente wie Snare Drum oder Vibrafon wirkten knackiger im Anschlag, ohne dabei aggressiv zu werden. Raumgrößen und Nachhall wirkten realistischer. Kurz: Das gesamte Klangbild wirkte aufgeräumter und groovte dabei schön musikalisch.
Im zweiten Versuch habe ich den Trinnov Altittude 32 (in Bypass) analog als Stereo-Vorverstärker mit dem DSPeaker Anti-Mode X2 verbunden und von dort in eine Endstufe zu den Boxen sowie einen aktiven Subwoofer direkt angeschlossen: eine neue Einmessung als 2.1 Konfiguration. Mit aktueller Firmware (Stand 09.2022) ließ sich die Trennfrequenz noch nicht wählen und ist ab Werk fix bei 80Hz eingerastet. In künftigen Versionen soll das einstellbar sein.
Im Test funktionierte aber auch die Festeinstellung klanglich sehr gut – um nicht zu sagen: echt geil. Wenige automatische Einmessungen erreichen eine derart nahtlose Ankopplung des Subwoofers an die Lautsprecher. Der Bass hatte sattes Volumen und scharfe Konturen. Im Grund- und Mittelton kam das gleiche heraus wie zuvor ohne Basswürfel.
Einmal eingemessen bietet das X2 weitere Parameter zur geschmacklichen Anpassung der Klangbalance. Ein INFRA genanntes Subsonic-Filter blockiert tiefste Frequenzen, um die Verstärker zu entlasten und Lautsprecher/Subwoofer zu schützen. Dann gibt es die klassischen Klangregler für Höhen und Bässe und einen in seiner Einsatzfrequenz verstellbaren Mittelton-Regler. Und wie schon erwähnt, lassen sich drei Einstellungen mit Profilen ablegen.
Das komplett manuelle Editieren der Equalizer oder die Vorgabe von Zielkurven beherrscht das X2 nicht. Wer so etwas benötigt, braucht den DSPeaker Anti-Mode Dual Core. Oder man greift gleich zum kompletten Vorverstärker/Prozessor DSPeaker Anti-Mode X4. Das X2 zielt hingegen auf eine gleichermaßen günstige wie praktisch-einfache Lösung, die auch der Laie kompromisslos nutzen kann. Egal, ob im Stereo-Setup, oder gar als Mini-Desktop-Preamp für den PC mit Aktiv-Monitoren. Ich würde sagen: Das ist eine glatte Eins.
Fazit DSPeaker Anti-Mode X2: Genial einfaches Raum-EQ
Es ist schon pfiffig, was die Finnen hier entwickelt haben. Das X2 lässt sich wahlweise als kleiner Vorverstärker mit D/A-Wandler einsetzen oder als reine Akustikprozessor-Nachrüstung in (fast) jede Stereoanlage einschleifen. Wenn man es richtig anschließen kann, lassen sich auch Subwoofer damit ansteuern. Dann ermöglicht das DSPeaker AM X2 eine homogene, perfekt nahtlos klingende 2.1-Wiedergabe. Und wer es richtig konsequent machen will, optimiert mit dem X2 gleich zwei Subwoofer in seinem Heimkino oder seinem Stereo-System.
Fakt: Das X2 klingt im wahrsten Sinne des Wortes neutral-transparent und die automatische Einmessung funktionierte vorbildlich. Die Algorithmen verstehen es nahezu perfekt, das Klangbild zu entschlacken und aufzuräumen. Mit eingemessenem X2 klang es in allen Hörtests und in allen Räumen, in denen ich Versuche durchgeführt habe, präziser, knackiger und räumlich plastischer – ohne dabei an Charakter zu verlieren oder steril zu klingen.
Im Gegenteil. Es klang eher musikalischer, reicher an Klangfarben. Verblüffend nahtlos gelang die vollautomatische Anbindung des Subwoofers an die Lautsprecher im 2.1-Modus. Das minimalistische Bedienkonzept fand ich angenehm. Cool: das DSPeaker Anti-Mode X2 braucht im Betrieb nur 1,5 Watt Energie! Das ist auf jeden Fall eine Raumentzerrung, die jeder, der unter einem dröhnigen Bass leidet, als Lösung ausprobieren sollte. Selbst Digital-Phobiker.
DSPeaker | 2022/09 |
überragend |
Bewertungen
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Kinderleichte, präzise Einmessung |
| Klanglich nahtlose Subwoofer-Einbindung |
| Nur 1,5 Watt Stromverbrauch |
| Handhabung ausschließlich per Fernbedienung |
Vertrieb:
AK SoundServices
Im Kreuzbruch 29
64859 Eppertshausen
www.ak-soundservices.de
Preis (Hersteller-Empfehlung):
DSPeaker Anti-Mode X2: 599 Euro
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