Die Sonus faber Electa Amator III ist der Inbegriff des audiophilen Feingeists: hergestellt natürlich in Italien, natürlich von Hand und die Gehäuse traditionell aus natürlichem Walnussholz. Das Konzept der kompromisslos edlen Manufakturbox geht hier besonders gut auf, weil es hochmoderne Zutaten und Arbeitsweisen nicht ausschließt. Vorgestellt wurde die kleine (aber mit 10.000 Euro auch nicht so billige) Schönheit auf der HIGH END 2019. Wir hatten das europaweit erste Serien-Paar zum Test.
Elektromechanische Schallerzeuger in Holzkisten montieren kann man eigentlich in jedem Gebäude, solange es darin trocken und einigermaßen hell ist. Wobei der Autor nach Firmenbesuchen in China selbst letzteren Punkt noch relativieren muss: Strahlender Hochglanzlack kann auch aus finsteren Hallen kommen.
Sonus faber Electa Amator III: Handarbeit aus Italien
Vor diesem Hintergrund mutet es erstmal wie Verschwendung an, dass Sonus Faber seine Lautsprecher in einem lichtdurchfluteten Luxus-Firmengebäude des Stararchitekten Flavio Albanese fertigt und entwickelt. Das – soviel Verspieltheit muss sein – wie der Korpus einer Violine geformt ist. Andererseits macht gerade das die Firma so stimmig: Sie achtet nicht nur darauf, dass sich zu dem sprichwörtlich schönen Kang ihrer Lautsprecher auch ein entsprechend schönes Design gesellt. Sondern schafft den kreativen und produktiven Geistern, die diese Boxen entwerfen, abstimmen, schreinern, mit Bauteilen bestücken, mit Leder bekleiden, polieren und verpacken, auch eine passende, kongeniale Wirkungsstätte. Einige Bilder aus der Herstellung der Sonus faber Electa Amator III vermitteln vielleicht eine Idee von der Sorgfalt:
Seit 35 Jahren wandelt der Betrieb in der norditalienischen Renaissance-Stadt Vicenza an der Grenze zwischen High End und Kunsthandwerk. Ein schmaler Grat, von dem schon viele in Kitsch-, Quatsch- und Voodoo-Schluchten abgerutscht sind. Sonus Faber dagegen sind Meister der Balance: Bei aller Opulenz wirken die Designs nie protzig, die technischen Ansätze bei aller Kompromisslosigkeit nie esoterisch.
Der Firma ist mit diesem souverän-eleganten Stil ein bemerkenswerter Doppelsieg im Wohnzimmer des Schreibers gelungen: Nur zweimal in dessen gesamter Karriere wurden Lautsprecher, die zum Test im Wohnzimmer gastierten, unaufgefordert von der Lebensgefährtin gelobt. In beiden Fällen waren es Modelle von Sonus Faber.
Nummer eins war die vor einigen Monaten abgelöste Sonus faber Venere 2,5, deren raffiniertes Design zuhause sehr gut ankam. Und Nummer zwei nun die neue Electa Amator III, die sogar noch kostbarere Kommentare einheimste: Endlich mal ein Lautsprecher, der obenrum richtig fein und offen spiele und damit klar besser sei als die ganzen anderen Sachen, die bisher am selben Platz standen.
Ein Klanglob – immerhin von einer ehemaligen HiFi-Testerin – ohne Kenntnis von Hersteller oder Preis und vor dem Hintergrund dutzender Gastlautsprecher: Die Electa Amator III – zumal zu diesem Zeitpunkt noch auf neutralen Standardfüßen statt der etwas exaltierten eigenen Ständer – ist nicht auffällig, sondern nur auffällig gut.
Es gibt Sonus Fabers, die zuallererst mit ihrer opulenten Optik auf sich aufmerksam machen – allen voran die spektakulär schönen Modelle der Homage-Baureihe, benannt nach berühmten Geigenbauern von Guarneri bis Stradivari und optisch neben anderen Boxen in etwa so unscheinbar wie eine Riva-Jacht in einem griechischen Fischereihafen. Diese Lautsprecher nimmt man augenblicklich wahr, wenn man den Raum betritt – auch wenn sie gar nicht spielen.
Die Electa Amator, mittlerweile eingegliedert in Sonus Fabers „Heritage“-Baureihe, die auch die noch kompaktere Minima umfasst, folgt seit ihrer ersten Inkarnation in den 80er Jahren einem etwas anderen, dezenteren Stil: Was man hier normalerweise zuerst wahrnimmt und dann meist auch nicht mehr so schnell vergisst, ist der Klang: Die perfekte Verkörperung all dessen, was High End ausmacht und von schnödem HiFi unterscheidet. Groß, klar und dynamisch, zugleich aber sinnlich-edel im Ton und von einem Facettenreichtum, der dazu einlädt, Platten nicht nur durch- sondern gleich mehrmals hintereinander zu hören.
Die unaufdringliche Gestaltung schließt vornehmste Materialien nicht aus. Anders als etwa in der Partnerstadt Pforzheim gehört in Vicenza gefühlt jedes zweite Gebäude zum Weltkulturerbe. Dergestalt konditioniert, hält Sonus-Faber-Designchef Livio Cucuzza weißen Carrara-Marmor wohl auch für ein völlig normales Material, das sich mit seiner hohen Dichte wunderbar als Fuß für einen Boxenständer eignet. Und das, sofern man ihm mit aggressiven Reinigern fernbleibt, mit den Jahren eine edle Patina annimmt.
Also steht die Electa Amator III auf fest mit den Lautsprechern verschraubten, Marmor-besockelten Alufüßen, die fest im Paarpreis von 10.000 Euro enthalten sind. Ohne Füße steht die Electa gar nicht in der Preisliste, man kann sie mit einem relativ geringen Nachlass aber natürlich auch unten ohne bestellen, um sie etwa auf einem Sideboard zu platzieren.
Ganz auf Marmor verzichten muss man allerdings auch dann nicht, denn der Gehäuseboden des eigentlichen Lautsprechers besteht wiederum aus dem weißen Kalkmineral. Und zwar nicht einfach in Form einer schnöden Platte, sondern schön dreidimensional herausgearbeitet mit akkurat gerundeten Rändern und zwei Stahl-Gewindeeinsätzen auf der Unterseite. Das restliche Gehäuse besteht aus Holz. Ja, genau: Holz. Nicht Sperrholz- oder Faserplatten, sondern natürlich gewachsenes, lange abgelagertes und kunstvoll geschreinertes italienisches Nussbaumholz bildet den Korpus der Electa.
Zwischen Holz und Carrara-Marmor lugt aber noch ein drittes Material hervor: eine dünne Schicht Messing, die von außen betrachtet wie ein reiner Zierstreifen wirkt, sich aber tief ins Gehäuse hinein quasi als Trennlage zwischen Stein und Holz fortsetzt.
Ein vierter, wieder ganz anderer Werkstoff ziert schließlich Schall- und Rückwand der Box: schwarzes Kalbsleder, das von Hand zugeschnitten und in akribischer Fleißarbeit faltenfrei auf die Rundungen des Holzes aufgebracht wird. Die Materialkombi wirkt extrem edel, vor allem jedoch bietet sie hervorragende Klangeigenschaften. Livio Cucuzza ist damit also genauso glücklich wie sein Kollege Paolo Tezzon, der bei Sonus Faber die akustisch-technische Entwicklung leitet.
Wer jetzt erregt einwendet, dass Lautsprechergehäuse keine Musikinstrumente sind und daher gar nicht zu „klingen“ haben, hat Recht: Je weniger die Boxenwände mitschwingen, desto neutraler und abbildungsgenauer lässt sich ein Lautsprecher konstruieren. Sonus faber weiß das natürlich auch, ist aber realistisch genug, um zu akzeptieren, dass man kein Gehäuse wirklich 100-prozentig schalltot bekommt. Und kümmert sich liebevoll um ebenjenen winzigen Rest an Gehäuse-Signatur, der nun mal übrigbleibt.
So ist die Electa Amator (bereits die Mk II vor 20 Jahren, noch mehr aber die aktuelle) mühelos nachprüfbar ein extrem ruhiger Zweiwege-Speaker. Legt man die Hand ans Gehäuse, spürt man die sinnliche Opulenz der dreidimensional ausgearbeiteten Naturwerkstoffe, aber selbst bei verschärften Pegeln keinerlei Vibrationen. Das können andere auch, aber wer an diesem Punkt aufhört zu entwickeln, kann immer noch, trotz möglicher messtechnischer Exzellenz, einen öde, künstlich und tot klingenden Lautsprecher herausbekommen.
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