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Naim Audio ND5 XS2 Front
Der ND5 XS2 ist der kleinste Vertreter von Naims Netzwerkplayern. Es fehlt das Display, aber er bietet die perfekte Bedienung und überragenden Klang. Sein Preis: 2.800 Euro (Foto: Naim Audio)

Test Netzwerkplayer Naim Audio ND5 XS 2

Wer die Marke Naim ein wenig kennt, weiß, dass die Engländer nicht alle Nase lang ein neues Gerät auf den Markt werfen, nur um den Anschein zu erwecken, dass es etwas Neues gibt. Doch jetzt gibt es was Neues und das kann sich sehen beziehungsweise hören lassen:  Die Briten haben ihrem Einstiegs-Netzwerkplayer Naim Audio ND5 XS 2 nun die Streaming-Einheit des großen ND 555 spendiert – was uns zu einem ausführlichen Test inspiriert hat.

Wie klingt eigentlich eine gute Anlage? Roy George, der langjährige Leiter der Forschungs- und Entwicklungsabteilung von Naim Audio, drückte es einmal so aus: „Wenn du eine Musikanlage hast, die richtig gut klingt, dann wird alles andere um dich herum unwichtig.“ Das hat er schön gesagt und er muss es wissen, denn George zeichnete schließlich 33 Jahre lang für den guten Klang von Naim Audio verantwortlich. Es kann als gesichert gelten, dass er unzählige Stunden auf den hellgrünen Ledersofas im werkseigenen Hörraum verbracht hat. Im Sommer 2018 ging er in den wohlverdienten Ruhestand, doch der „Keeper of the Naim sound“, wie Roy George anerkennend von Fans betitelt wurde, hinterlässt ein großes Erbe.

Selbstverständlich fiel auch der Netzwerkplayer Naim Audio ND5 XS 2 noch in seinen Verantwortungsbereich. Der „Hüter des Naim-Klangs“ erkannte schon früh die Bedeutung des Streamings und die schwindende Dominanz der CD. So ist es wenig erstaunlich, dass das Unternehmen aus dem Südwesten Englands bereits 2010 seinen ersten Streamer vorstellte: das Modell NDX. Der hier getestete ND5 XS 2 vertritt die jüngste Generation und ist der kleinste von drei streamenden Brüdern: der NDX 2 und vor allem der ND 555 sind größer und sehr viel teurer.

Die aktuelle Naim Audio Streamer-Familie
Der ND5 XS2 (unten) ist der kleinste Vertreter von Naims Netzwerkplayern, auf das monochrome Display des Vorgängers wurde verzichtet. Seine Abmessungen sind typisch für die klassischen Naim-Komponenten: 43,2 x 7,0 x 30,1 cm (B x H x T). Seine Streamer-Geschwister sind zwar nicht viel größer, aber deutlich teurer: ND 555 (16.000 Euro) NDX 2 (6.000 Euro)

Der zunächst augenfälligste Unterschied gegenüber dem Vorgänger des Naim Audio ND5 XS 2 ist das fehlende Display. Mit dem Verzicht auf den monochromen Bildschirm entfiel logischerweise auch eine manuelle Bedienung am Gerät. Auch die Möglichkeit, ein externes Netzteil nachrüsten zu können, ist gestrichen. Eine konsequente Entscheidung, würde doch ein weiteres, separates Netzteil teurer werden als der Netzwerkplayer selbst (UVP des Netzteil-Modells XPS DR: 4.899 Euro). Das grün leuchtende Display ist ebenfalls verzichtbar, denn die Naim-App zur Bedienung ist so überzeugend gut umgesetzt, dass ein zusätzlicher Bildschirm auf der Streamerfront schnell vergessen ist – siehe auch folgende Slideshow:

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Naim Audio ND5 XS2 App1
Die Naim-App zur Steuerung des Netzwerkspielers ist einfach und übersichtlich gestaltet. Die Chromecast-Unterstützung lässt sich um viele Anbieter erweitern. Der klangliche Vorteil bei Chromecast ist zudem, dass, anders als bei Airplay, das Tablet nur als Fernbedienung dient. Bei Chromecast bucht sich der ND5 XS 2 etwa bei Tidal ein und übernimmt das gesamte Handling des Datentransfers, also auch die Wandlung und die Wiedergabe (Screenshot: A. Weber)
Naim Audio ND5 XS2 App2
Die Verbindung zu einer im Netzwerk angeschlossenen NAS funktioniert problemlos, die Darstellung hat eine angenehme Größe, um eine Übersicht zu erlangen (Screenshot: A. Weber)
Naim Audio ND5 XS2 App3
Die Playlist zeigt in dieser Darstellung nicht nur den aktuell gespielten Titel inklusive Cover an, sondern auch den zuvor gehörten und das folgende Stück (Screenshot: A. Weber)
Naim Audio ND5 XS2 App4
Einzelne Titel lassen sich leicht einer vorhandenen Playliste hinzufügen, oder sind der Beginn einer neuen Liste. Die Bedienung ist selbsterklärend (Screenshot: A. Weber)
Naim Audio ND5 XS2 App5
Die Grundeinstellungen finden sich nach einem Tipp auf das Zahnrad oben rechts, so wie man es ähnlich auch von iOS-Geräten kennt. Ein Klick auf das Fragezeichen …. (Screenshot: A. Weber)
Naim Audio ND5 XS2 App6
… lässt Erklärungen zu den einzelnen Menüpunkten erscheinen, sodass im Grunde keine Fragen mehr offenbleiben sollten (Screenshot: A. Weber)
Naim Audio ND5 XS2 App7
Ab Werk sind bereits einige Internetradiosender voreingestellt. Der hauseigene Sender „Naim Radio 320K“ ist recht abwechslungsreich, es lohnt sich, da mal reinzuhören (Screenshot: A. Weber)
Naim Audio ND5 XS2 App8
Über das myradio-Portal von Naim lassen sich Radiosender hinzufügen. Das Einloggen erfolgt mit einer individuellen Geräte-ID, sodass die Sender nur in der eigenen App angezeigt werden (Screenshot: A. Weber)
Naim Audio ND5 XS2 App9
Einmal ins Portal eingeloggt, stehen weltweit jede Menge Sender zur Auswahl. In diesem Fall wurde nach Ländern sortiert (Screenshot: A. Weber)
Naim Audio ND5 XS2 App10
Der ausgewählte Sender, hier Chroma Radio Classic Jazz, fügt sich nahtlos in die Liste der abgespeicherten Anbieter ein (Screenshot: A. Weber)
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Anschlussseitig ist ansonsten alles nach Art des Hauses angerichtet: Zum Beispiel darf da die obligatorische DIN-Buchse nicht fehlen; XLR-Verbindungen sind weiterhin nicht zu haben. Neben dem Netzwerk- und je einem USB-Anschluss auf der Vorder- und der Rückseite verfügt der Naim Audio ND5 XS 2 zudem über vier digitale Eingänge (2 x optisch, 2 x elektrisch), einen BNC-Ausgang und die üblichen Cinch-Kupplungen. Zugenommen hat die Anzahl der WLAN-Antennen, die jetzt zweifach vorhanden sind.

Naim Audio ND5 XS2 Rear
Die Anschlüsse. Digital: 2 x TosLink optisch (bis 24 Bit/96 kHz), 1 x Cinch koaxial (bis 24 Bit/192 kHz, DoP 64Fs), 1 x BNC koaxial (bis 24 Bit/192 kHz, DoP 64Fs) USB: 2 x USB-Buchse Typ A Analog: 1 x Cinch Paar, 1 x DIN 5-polig. Während der Vorgänger noch mit einer Antenne auskam, setzt der aktuelle ND5 XS2 auf deren drei. Zwei davon sind fürs WiFi zuständig, die dritte empfängt Bluetooth-Signale. Gewichen ist der Anschluss für ein zusätzliches, externes Netzteil (Foto: Naim Audio)

Eine weitere Antenne nimmt Bluetooth-Signale entgegen. Der Naim Audio ND5 XS 2 ist nun für höhere Abtastraten als sein Vorgänger ausgelegt: bis zu 32-Bit, 384 kHz PCM und DSD 128. Er unterstützt Roon, versteht sich neben Apples AirPlay auch mit Googles Chromecast (bis zu 192 kHz) und kann via UPnP streamen. Von Haus aus werden Tidal und Spotify Connect unterstützt. Per Bluetooth ist auch aptX HD willkommen, ein Webradio ist ebenfalls an Bord, DAB+ muss draußen bleiben. Der Naim Audio ND5 XS 2 ist schneller startbereit als sein Vorgänger, zudem Multiroom-fähig und unterstützt praktisch alle wichtigen Audioformate außer MQA.

Viel spannender ist erwartungsgemäß das, was sich drinnen getan hat und das ist einiges. Geschickt hat Naim etwa die europäischen Anforderungen an den Energieverbrauch gelöst. Für den Standby-Betrieb ist ein Schaltnetzteil zuständig. Wird das System aktiv geschaltet, kommt das lineare Netzteil mit seinem üppigen Ringkerntrafo zum Einsatz, das Schaltnetzteil ist dann inaktiv. Neu ist auch das aus der aktuellen Uniti-Reihe übernommene Streaming-Board NP-800, das Naim gemeinsam mit dem Zulieferer Stream Unlimited entwickelt hat und das in dieser Form ausschließlich bei Naim zum Einsatz kommt.

Naim Audio ND5 XS2 innen
Deutlich zu erkennen ist der gut dimensionierte Ringkerntrafo unten rechts im Gehäuse. Bei der knapp darüberliegenden Steckplatine handelt es sich um das Streamingboard NP-800, eine Gemeinschaftsentwicklung von Stream Unlimited und Naim. Es kommt ausschließlich in Geräten der Briten zum Einsatz (Foto: Naim Audio)

Das Streaming-Board des Naim Audio ND5 XS 2

Stream Unlimited, 2005 aus einem Entwickler-Team des Wiener „Philips Audio Video Innovation Center“ hervorgegangen, hat im Audiobereich einen exzellenten Ruf. Zudem ist Stream Unlimited neben Teac einer der letzten Produzenten von hochwertigen CD-Laufwerken, derer sich viele renommierte Hersteller wie etwa AVM oder Pro-Ject bedienen. Dieser Ruf hallte nicht nur bis nach England, auch im kalifornischen Mountain View hörte man von den Spezialisten. Mit dem Resultat, dass Google seit Ende 2017 nun 41 Prozent der Anteile bei der österreichischen IT-Schmiede hält. Zurück zum NP-800: Auf der aus sechs Schichten bestehenden Digitalplatine steckt ein mit 1 Ghz getakteter ARM Cortex A8-Prozessor, der auch manches Smartphones befeuert. Das RAM wurde deutlich erhöht, nun stehen 512 MB zur Verfügung. Davon dienen 50 MB der Audiopufferung, sodass ein 44,1 kHz/16-Bit-Stereosignal gute fünf Minuten vom Arbeitsspeicher vorgehalten werden kann. Datenbandabrisse sind damit im Grunde Schnee von gestern, da müsste das Internet schon komplett ausfallen.

Der Naim Audio ND XS2 spielt folgende Audioformate:

– WAV – bis 32 Bit/384 kHz
– FLAC und AIFF – bis 24 Bit/384 kHz
– ALAC (Apple Lossless) – bis 24 Bit/384 kHz
– MP3 – bis 48 kHz, 320 kbit/s (16 Bit)
– AAC – bis 48 kHz, 320 kbit/s (16 Bit)
– OGG und WMA – bis 48 kHz (16 Bit)
– M4A – bis 48 kHz, 320 kbit/s (16 Bit)

Der D/A-Wandler vom Typ BurrBrown (Texas Instruments) PCM1791A ist nicht DSD-kompatibel, was kein Nachteil ist. Naim ging hier auch schon beim Urvater, dem NDX, eigene Wege. Im Naim Audio ND5 NX 2 werden die DSD-Signale in einem SHARC DSP der vierten Generation (Typ 21489) in PCM umgewandelt. Der DSP nutzt einen speziellen von Naim geschriebenen Algorithmus für das 16-fache Oversampling und die Digitalfilterung, um danach die Daten an den DAC zu übergeben. Als Schnittstelle kommt der ursprünglich von Philips extra für Audioübertragungen entwickelte Inter IC Soundbus (I²S) zum Einsatz, die Signalübertragung im Digitalteil setzt zudem auf LVDS. Diese Form der seriellen Hochgeschwindigkeitsübertragung hat sich bewährt und wird millionenfach von PCs genutzt, so etwa bei SATA (Festplatten) oder PCI-Express (Grafikkarten). Die Daten werden nicht nur intern rasant verarbeitet, auch die unterstützten WiFi-Standards verstehen sich auf Highspeed. Der ND5 XS 2 kommuniziert – sofern im Heimnetz vorhanden – in IEEE 802.111ac und unterstützt somit maximal mögliche Übertragungsraten von 867 Megabit pro Sekunde.

So klingt der Naim Audio ND5 XS 2

Wem das jetzt alles zu sehr nach Computertechnik klingt, der hat recht. Das Schöne dabei ist, dass man von all der Technik, die da im Inneren des Netzwerkstreamers arbeitet, im Grunde nichts mitbekommt. Sie funktioniert einfach. Gleiches gilt im Übrigen auch für die Naim-App, nur umgekehrt: Sie ist einfach und funktioniert. Tatsächlich macht es Spaß, sie zu bedienen und durch die Musiksammlung oder die Alben der Streamingdienstleister zu blättern. Für den seltenen Fall, dass man eine Funktionalität mal nicht versteht, genügt ein Antippen des Fragezeichens innerhalb der App, schon poppt eine Erklärungszeile auf und man ist im Thema. Genial einfach.

Was uns zu dem führt, worauf Sie schon so lange gewartet haben, den Klang. Tatsächlich hat sich der Aufwand gelohnt, den Naim getrieben hat. Der Kleinste der Familie spielt wie ein Großer, es ist fast schon eine Offenbarung, wie angenehm leicht und doch absolut einwandfrei die Musik vom Naim Audio ND5 XS 2 vorgetragen wird.

Nehmen wir zum Beispiel das Stück „Prelude“ des Niederländers Joep Beving (Album: Conatus), den die Tageszeitung „Welt“ mit den Worten beschrieb, er mache „Musik, die wie Regen klingt“. Eine Erfahrung, die sich nicht mit jeder HiFi-Anlage einstellt. Es kann auch nerven, denn Beving spielt dieses Stück offenbar auf einem ziemlich heruntergekommenen Piano. Es knarzt und es kracht, als ob das Instrument Teil eines großen Uhrwerks wäre – und dann ist er plötzlich da, der Regen. Nicht wirklich, auch nicht auf der Aufnahme, aber das Gefühl von Regen stellt sich ein. Faszinierend.

Cover Joep Breving
Grandiose Musik: Joep Beving Conatus (Cover: Amazon)

Wem das zu schwer ist, der lässt sich „My Name Is Not Susan“ von Whitney Houston um die Ohren knallen, sofern man die Dame im heimischen Wohnzimmer haben will. Es ist wirklich erstaunlich, was Naim aus den angelieferten Daten von Musikdienstleistern wie Tidal, Spotify oder Deezer holt, selbst Zugespieltes vom Internetradio macht plötzlich Spaß.

Naim Audio ND5 XS2 imVergleich zu Pioneer N70AE
Der Pioneer N-70AE hat sich als fester Bestandteil im LowBeats Hörraum etabliert. Doch der Naim ist klanglich überlegen (Foto: H. Biermann)

Im Vergleich zum Pioneer N-70AE, der es sich seit einigen Wochen im Hörraum bequem gemacht hat (weil er so viele Möglichkeiten bietet und auch so angenehm zu bedienen ist), klingt der Naim tatsächlich erdiger und audiophiler. Snaredrum-Schläge hatten mehr Energie und mehr Kraft von unten, Stimmen klangen authentischer und auch der Raum ging etwas mehr auf. Der Vorsprung des Naim Audio ND5 XS2 vor dem Pioneer war größer, als ich gedacht hätte.

Naim Audio ND5 XS 2– das Fazit

Der von seinen Fans so geliebte typische Naim-Klang, den man mit Fug und Recht „analog“ nennen kann, findet sich auch im Naim Audio ND5 XS 2 wieder. Das ist großartig. Aber auch die überragend einfache Bedienung. Dass der ND5 XS2 kein Display und keine manuelle Bedienmöglichkeit von außen anbietet, ist erst einmal etwas irritierend. Aber sobald er im Netzwerk und die App heruntergeladen ist, bleibt die reine Freude über ein so ausgereiftes Konzept. Ich kann gar nicht anders als eine ganz dicke Empfehlung auszusprechen.

Naim Audio ND5 XS 2
2018/18
Test-Ergebnis: 4,7
ÜBERRAGEND
Bewertung
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Überragender natürlicher, „analoger“ Klang
Extrem einfache, durchdachte Bedienung (per App)
Gewohnt saubere Verarbeitung
Kein Display, keine MQA-Unterstützung

Vertrieb:
Music Line
Hainbuchenweg 14–18
21224 Rosengarten
www.music-line.biz

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Naim Audio ND5 XS 2: 2.800 Euro

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