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Jeep Cherokee mit Alpine Premium Sound
Der Jeep Cherokee Limited bringt serienmäßig ein tolles Alpine-Sound-System mit. (Foto: Jeep)

Test Jeep Cherokee: Harte Beats nicht nur von der Alpine Anlage

Der kürzlich runderneuerte Jeep Cherokee war für mich eine Überraschung – was allerdings keinesfalls an seinem moderat modifizierten Auftritt des neuen Modelljahrgangs lag. Sondern am serienmäßigen Sound-System, um das Jeep kein Aufsehen machte. Eigentlich fuhr ich ihn für eine Presseagentur als reinen Autotest, der unter anderem in der Welt und im Focus erschien. Doch wenn man schon in einem Kompakt-SUV stundenlang über relativ langweilige sizilianische Autobahnen und weitgehend kurvenfreie Landstraßen cruist, noch dazu mit einem reichlich knurrigen Diesel, dann drängt sich der Einsatz des „Autoradios“ geradezu auf.

Doch der Empfang des DAB-Tuners war in der Einöde im Herzen Siziliens von zahlreichen Unterbrechungen geprägt. Abgesehen davon war der Klang zwar extrem weiträumig, aber auch reichlich diffus, ohne überzeugendes Staging. Also verband ich über USB mein iPhone und kam aus dem Staunen kaum heraus: So eine Klangkultur hätte ich von dem Soundsystem mit schmucklosen, schwarzen Grills ohne Markenlogos nicht im Traum erwartet. Wow, das war richtig gut. Zudem konnte ich mich über Apple CarPlay freuen (Android Auto ist auch an Bord). Über den zentralen 8,4-Zoll-Touch-Screen gewährt der Jeep Cherokee mit Unconnect Live jetzt auch noch Zugriff auf diverse Online-Dienste wie TuneIn, Deezer, Facebook und Twitter.

Jeep Cherokee: Das Original in seiner neuesten Form

Dieser Sound-Check verbesserte auch den akustischen Eindruck vom neuen 2.2 Liter großen Multijet Diesel-Direkeinspritzer des Jeep Cherokee. Durchzug hatte der ja, und genug Kraft auch, zumal sein 9-Gang-ZF-Automatik-Getriebe die Leistung optimal und ohne hektisches Hin-und-Herschalten auf die Straße brachte. Mit Unterstützung der Alpine Anlage gingen die ruppigen akustischen Manieren des mit 2.000 Bar Einspritzdruck betriebenen Selbstzünders in einem regelrechten Sound-Gewitter unter.

Jeep Cherokee Limited
SUV kann heute wirklich jeder. Doch der Jeep Cherokee ist auch in seiner überarbeiteten Version weiterhin so kompromisslos auf Geländegängigkeit getrimmt wie kein anderes Modell im Segment der Mittelklasse-SUVs (Foto: Jeep)

All das war mir bei meinem ersten Fahrtest auf der Jeep Hausstrecke in Balocco vor einigen Jahren nicht aufgefallen. Weil ich nur einen Bericht über die Fahreigenschaften des mit diversen Allrad-Varianten ausgestatteten Autos abliefern sollte und es auf dem Testparcours jede Menge zu entdecken gab, blieb bei meiner ersten Begegnung mit Jeeps Mittelklasse-Modell das Car-HiFi-System die ganze Zeit ausgeschaltet. Statt dessen aktivierte ich im stetigen Wechsel die unzähligen Fahrprogramme und kraxelte über scheinbar unüberwindliche Hindernisse. Mehr noch als die Tatsache, welches Terrain der Jeep Cherokee bewältigen konnte, überraschte mich die Leichtigkeit, mit der das vonstattenging. In der Folge sank mein bis dato übergroßer Respekt vor Trail-Fahrern im gleichen Maße wie meine Hochachtung vor der Marke Jeep zunahm. Der Italo-Amerikaner ist kein höhergelegter Kombi, er ist ein richtiges Geländefahrzeug mit einer überraschenden Alltagstauglichkeit.

Der Fiat-Einfluss hat dem Nachfahren des Willys MB, des amerikanischen Idols von 1942, nichts von seiner Authentizität geraubt. Im Gegenteil: Einmal mehr erweist sich die italienische Interpretation amerikanischer Klassiker als perfekte Kombination. Man denke nur an die Italo-Western. „Das Lied vom Tod“ oder „The Good, the Bad and the Ugly“ (auf Deutsch platterweise mit „Zwei glorreiche Halunken“ übersetzt), die viel realistischer und vielschichtiger waren als so manche damalige, reichlich verklärte US-Originale. Auch gerade im Modebereich erlangten viele Neuinterpretationen Kult-Status, allen voran die der A1 Bomberjacke des US-Militärs nachempfundene modische Abwandlung Valstarino, die von Valstar Milano seit 1935 nahezu unverändert in diversen Ledervarianten angeboten wird.

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Diese kleines Testfahrt, die Autor Stefan Schickedanz mit dem Jeep Cherokee noch vor dessen Facelift auf dem FCA-Testgelände in Balocco machte, vermittelt einen Eindruck von der Geländegängigkeit des authentischen SUVs.

Ähnlich stilsicher wie die Beispiele aus den Bereichen Film und Mode kommt der Jeep Cherokee daher, dessen Geländegängigkeit ich diesmal nicht richtig auskosten konnte. Das lag zum einen an dem leichten Gelände, wo es weder extreme Steigungen und Gefälle oder gar Betonhindernisse wie in Balocco gab. Zum anderen machte uns am zweiten Tag das nicht mit Audi oder BMW zu vergleichende Navigations-System einen Strich durch die Rechnung. Nachdem es uns erst mehrmals offenbar ins Wasser führen wollte und dann Einbahnstraßen ignorierte, brachen wir das Befahren der programmierten Strecke irgendwann ab. Doch auch auf den verkürzten Fahrten auf losem Untergrund ließ sich unschwer erkennen, dass der Jeep Cherokee im Modelljahr 2019 nichts von seinem rauen Charme und seinen Off-Road-Fähigkeiten eingebüßt hat. Das verwindungssteife SUV knarzte oder klapperte nie, zeigte sehr gute Traktion und kannte eigentlich wie schon in Balocco nur eine limitierende Größe: Die Leidensfähigkeit der Besatzung.

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Jeep Cherokee im Gelände
Hier demonstriert Autor Stefan Schickedanz auf dem FCA-Testgelände in Balocco die extreme Geländegängigkeit des Jeep Cherokee (in der Version vor dem Facelift). Weil es der Fotograf eilig hatte, musste er nach dieser Aufnahme rückwärts aus dem Parcours herausfahren (Foto: Jeep)
Jeep Cherokee
Hier zum Vergleich noch einmal der bisherige Jeep Cherokee von einer früheren Testfahrt, bei der unser Autor richtig Staub aufwirbelt (Foto: Jeep)
Jeep Cherokee mit Alpine Premium Sound
Hier zum Vergleich der Jeep Cherokee des Modelljahres 2019 in der Limited Version. Die Front entspricht jetzt mehr den anderen Jeeps (Foto: Jeep)
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Gerade auf steinigen Feldwegen vibriert der straff wie ein Sportwagen gefederte Jeep Cherokee trotz einiger Fahrwerksmodifikationen heute immer noch so stark, dass man weit unter seinen theoretischen Möglichkeiten bleibt. Man spürt trotz der exzellenten, der Oberklasse würdigen belüfteten, ergonomischen Lederpolster jeden einzelnen Stein. In Verbindung mit dem in jeder Fahrsituation akustisch präsenten, kernigen Turbo-Diesel-Motor weckt dies Assoziationen mit einem Militärfahrzeug, was der Urgroßvater aller Jeeps ja auch war.

Allerdings ging der seit 1974 angebotene Cherokee als Mutter aller SUVs heutigen Zuschnitts in die Geschichte ein, weshalb so viel Authentizität sicher nicht jedermanns beziehungsweise jederfraus Sache sein dürfte. Finde ich aber unabhängig davon, dass ich persönlich statt der Möglichkeit, 70-Prozent-Steigungen rauf und runter zu fahren, Langstreckenkomfort und höchste Fahrdynamik schätze, richtig gut. Wie in der WELT schon angemerkt: „SUV kann heute wirklich jeder.“ Aber so ein stadttauglicher Geländewagen, bei dem selbst die eckigen Radausschnitte noch den legendären Ur-Jeep zitieren, ist etwas ganz Besonderes.

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Alpine Premium Sound Touch-Screen
Der Jeep Cherokee mit Alpine Premium Sound hat ein modernes Multi-Media-System mit großem Touch-Screen und Apple CarPlay sowie Android Auto (Foto: S. Schickedanz)
Alpine Premium Sound Hochtöner
Die Hochtöner des Sound-Systems sitzen vorne auf dem Armaturenbrett und strahlen indirekt über die Scheibe ab (Foto: S. Schickedanz)
Alpine Premium Sound Center
Vor dem Center hat Jeep noch ein großes Ablagefach platziert (Foto: S. Schickedanz)
Alpine Premium Sound Tieftöner
Die Grills der Tieftöner in den Vordertüren sind zweckmäßig, aber nicht auf Show getrimmt. Dafür ist das Alpine Sound System auch serienmäßig (Foto: S. Schickedanz)
Alpine Premium Sound Subwoofer
Etwas auffälliger im Design, aber dennoch platzsparend im Kofferraum des Jeep Cherokee integriert ist der 22-cm-Subwoofer (Foto: S. Schickedanz)
Alpine Premium Sound mit 3-Band Equalizer
Ein 3-Band-Equalizer ist vorhanden (Foto: S. Schickedanz)
Alpine Premium Sound Fahrgeräuschkompensation
Die automatische Fahrgeräuschkompensation lässt sich in drei Stufen anpassen (Foto: S. Schickedanz)
Alpine Premium Sound Einstellungen
Außerdem gibt es die Möglichkeit, auch bei normalen Stereo-Aufnahmen einen Surround-Effekt zuzuschalten (Foto: S. Schickedanz)
Alpine Premium Sound Display
Rock- und Pop-Musik klangen über die Alpine Anlage richtig gut. Eine solche Grundausstattung bietet so schnell kein zweites SUV (Foto: S. Schickedanz)
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Außerdem gibt es ja noch das in den drei Ausstattungsvarianten Limited, Overland und Trailhawk enthaltene Alpine Premium Sound-System, das sich wirklich als Knaller-Angebot entpuppte. Es macht mit jeder Art von Musik Spaß. So klang das David-Gilmour-Album Live At Pompeii sehr weiträumig und tonal ausgewogen. Die Bass Drums kamen kräftig, aber keinesfalls übertrieben. Die Stimme des ehemaligen Pink Floyd Lead-Gitarristen kam ebenso klangfarbentreu und differenziert herüber wie sein Instrument.

Außerdem löst es mit seinen neun Lautsprechern und der 506-Watt-Mehrkanal-Endstufe die Grenzen der Fahrzeugzelle akustisch vollständig auf. Mit gutem Quellmaterial bietet es ein große, gleichmäßig verteilte Bühne über dem Armaturenbrett und umhüllt einen im Surround-Modus gleichmäßig mit Klängen – fast wie in einem Dance-Club oder bei einer Live-Performance. Der große 8-Zoll-Subwoofer (22 cm Durchmesser) sitzt auf der rechten Seite des auf 570 Liter vergrößerten Kofferraums, der durch eine automatische Heckklappe zugänglich ist.

Dieser mit dem Jeep-Logo auf dem Gitter bestückte Subwoofer lässt sich selbst von der Rückbank nicht orten – im Gegensatz zu den Surround-Lautsprechern. Aus denen kommen zwar lobenswerterweise keine Gesangstimmen, aber etwa bei Eminems neuen Album Kamikaze eine Menge reichlich dick aufgetragener Effekte.

Fazit Jeep Cherokee 2018

Wer unterwegs gerne die Anlage aufdreht, wird von dem Jeep Cherokee begeistert sein und über den von einer butterweich agierenden 9-Gang-Automatik gezähmten 195-PS-Diesel mit den Sekundärtugenden eines Nutzfahrzeugantriebs großzügig hinwegsehen. Schließlich bietet Jeep ein Höchstmaß an Originalität, Robustheit und Ausstattung für einen äußerst fairen Preis. Und wer durch Beruf oder Sport öfters jenseits befestigter Straßen unterwegs ist, für den punktet der Italo-Amerikaner auch noch durch einzigartige Geländegängigkeit. Nicht umsonst gehört Jeep derzeit in einem von Diesel-Dämmerung und WLTP-bedingten Lieferengpässen bestimmten schwierigen deutschen Automarkt in den letzten Jahren zu den größten Gewinnern.

Das kernige Auftreten, das der extrem geländegängige Jeep Cherokee in seiner aktuellen Auflage gerade in Verbindung mit dem sparsamen, aber rustikalen 2.2-Liter-Diesel bietet, muss man mögen. Kein anderer bietet in der Mittelklasse ein dermaßen geländetaugliches, authentisches SUV. Und ein solches Sound-System wie das von Alpine kriegt man gewöhnlich nicht einmal in höheren Klassen als aufpreisfreie Dreingabe – noch dazu mit DAB-Tuner.

(In eigener Sache: Die Wertung ist wie immer bei LowBeats auf die jeweilige Preisklasse beziehungsweise Fahrzeugklasse bezogen und nicht absolut zu sehen. Das heißt, ein direkter Vergleich zwischen einem 5-Sterne-Kleinwagen und einer 5-Sterne-Limousine ist nicht möglich).

Jeep Cherokee mit Jeep Alpine Sound-System
2019/06
Test-Ergebnis: 4,2
Sehr gut
Bewertung
Anlage
Auto
Fahrspass

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Ausgewogene Wiedergabe, satter, sauberer Bass und gute Pegelfestigkeit
Weiträumige Abbildung
Exzellente Sitze, reichhaltige Ausstattung, viele Fahrprogramme für jeden Untergrund
Rustikaler Dieselmotor

Vertrieb:
FCA Germany
Frankfurt
www.jeep.de

Preis (Herstellerempfehlung):
Jeep Cherokee ab 47.500 Euro. Das Alpine Premium Sound-System ist in den Modellen Limited, Overland und Trailhawk serienmäßig.

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Autor: Stefan Schickedanz

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Schneller testet keiner. Deutschlands einziger HiFi-Redakteur mit Rennfahrer-Genen betreut bei LowBeats den Bereich HiFi im Auto sowie die Themengebiete Mobile- und Smart-Audio.