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Test: Nubert nuControl und nuPower D Vor-/Endverstärker-Kombi

Nicht so beim nuPower D: Bei ihm nämlich liegen die Ausgangsfilter im Gegenkopplungszweig der Endstufen, was einen linearen Frequenzgang unabhängig vom Lastwiderstand der Box sicherstellt (Diagramm siehe letzte Seite Galerie Messdiagramme). Ausgangsfilter in der Gegenkopplungsschleife – das kennen Verstärker-Cracks bereits von den vielfach eingesetzten Universal-Class-D- (UcD-) Endstufenmodulen vom niederländischen Spezialisten Hypex.

Insofern zählt auch der nuPower D zu den UcD-Verstärkern – jedoch mit einem entscheidenden Unterschied: Während die Hypex-UcD-Verstärker ihre Schaltfrequenz freischwingend erzeugen, arbeiten die Endstufenmodule beim nuPower D mit einer fixen, quarzgesteuerten Taktfrequenz von 384 Kilohertz. Beide Module werden dabei exakt gematcht, damit keine durch Schwebung bedingte, in den Hörbereich fallende Störkomponenten entstehen.

nuPower d Class-D-Endstufenmodul
Pro Kanal arbeitet ein Class-D-Endstufenmodul als symmetrischer Brückenvestärker (Foto: J. Schröder)

Bemerkenswert beim nuPower D ist außerdem, dass er vom Eingang bis hin zum Lautsprecherausgang durchwegs symmetrisch als Brückenverstärker arbeitet – und damit das vollsymmetrische Konzept der Vorstufe nuControl tatsächlich bis zu den Lautsprechern konsequent fortführt. Die Endstufenmodule entstanden in Kooperation zwischen Nubert und einem befreundeten Hersteller.

nuPower Input Stage
Unsymmetrische und symmetrische Anschlüsse besitzen separate Pufferstufen und lassen sich auch im laufenden Betrieb umschalten (Foto: J. Schröder)

Basis für Top-Klang und hohe Leistungsfähigkeit bei Verstärkern ist jedoch zunächst mal eine adäquate Stromversorgung. Beim nuPower D zahlte sich die Erfahrung aus, die Nubert in den zurückliegenden Jahren bei der Entwicklung aktiver High-Power-Module für Subwoofer sammeln konnte: Nach umfangreichen Versuchsreihen fiel die Wahl schließlich auf ein 4.000 (!) Watt leistendes Schaltnetzteil-Modul von Hypex, das im Gegensatz zu den meisten anderen Energieriegeln ausgangsseitig eine ansehnliche Batterie von Hochleistungs-Puffer-Elkos aufweist – was sich nachhaltig positiv auf die Impulsbelastbarkeit auswirkt.

Damit beim Einschalten der Sicherungsautomat nicht auslöst, verfügt der nuPower D über eine Softstart-Einrichtung, die das Netzteil sanft hochfährt.

nuPower Power Supply Module
Das vier Kilowatt starke Schaltnetzteil-Modul besitzt reichlich Pufferkapazität, was die Impulsbelastbarkeit steigert (Foto: J. Schröder)

Bei einem solch hohen Leistungsniveau ist absolute Betriebssicherheit oberstes Gebot. Deshalb überwacht beim nuPower D ein Mikroprozessor permanent den Betriebszustand, wobei auch die Lautsprecherausgänge durch Strombegrenzung vollständig geschützt sind: Selbst bei einem Kurzschluss fließen nicht mehr als 46 Ampere durch die Boxenklemmen – was freilich ausreicht, ein dünnes Lautsprecherlitzchen in einen Heizdraht zu verwandeln.

Das mag sich jetzt alles ziemlich “gefährlich” lesen, doch merkt man von all dem im täglichen Gebrauch überhaupt nichts. Aufgrund seines für Schaltverstärker typisch hohen Wirkungsgrades wird der nuPower D im Betrieb kaum mehr als handwarm – mit weniger als 30 Watt ist denn auch seine Leistungsaufnahme im Ruhezustand sehr gering. Wenn’s auf einer Party mal richtig heiß hergeht, können allerdings durchaus auch mal zwei Kilowatt durchs Netzkabel gehen.

Nubert nuControl solo im Hörtest

Doch selbst der beste Endverstärker kann nicht aufholen, was in der Vorstufe klanglich verlorengeht. Deshalb überprüften wir die nuControl im Hörtest mit einem besonders fiesen Setup: Als Zuspieler diente ein MacBook Pro, der das digitale Musiksignal vom Audirvana-Softwareplayer via USB zunächst in das sehr empfehlenswerte, bidirektional arbeitende Digitalinterface MC-1.2 vom Berliner Hersteller Mutec einspielte.

Von dort aus gelangte es per S/P-DIF-Kabel in den koaxialen Digitaleingang der nuControl. Die ihrerseits reichte ihr Analogsignal via XLR-Verbindung an das Referenz-Aktivlautsprechersystem Grimm LS1 weiter. Als Vergleichsmaßstab diente dabei das via MC-1.2 gesplittete Digitalsignal, welches wir über den AES3-Ausgang direkt dem Digitaleingang der Grimm LS1 zuführten. Der Hörvergleich lautete also: analog via nuControl als D/A-Wandler gegenüber digital via AES3 – härter geht’s nicht.

Mutec-MC-1-2
Spielte eine wichtige Rolle beim Testen und ist auch ein idealer Partner für die Nubert-Kombi: USB-Digitalinterface/Signal Splitter MC-1.2 von Mutec (Foto: J. Schröder)

Umso erstaunlicher das Ergebnis: Selbst unter diesen optimalen, Mastering-tauglichen Bedingungen mit sorgfältigem Lautstärkeabgleich fielen die Differenzen überraschend gering aus und bewegten sich etwa im Bereich unterschiedlicher Kleinsignalkabel. So klang die analoge Wiedergabe via nuControl selbst bei konzentriertem Hören nur einen Hauch dichter und im Grundtonbereich minimal weniger plastisch gegenüber Digital direkt. Air, Klangfarbenreichtum, Transparenz und dynamische Frische in der Musik blieben jedoch vollständig erhalten. Bedenkt man, dass das Analogsignal aus der nuControl noch den A/D-Wandler der Grimm LS1 zu überwinden hatte, ist das ein wirklich sensationelles Resultat.

Noch schwieriger indes war es, klangliche Unterschiede bei einem Vergleich herauszuhören, den Sie problemlos selbst durchführen können: nämlich dem Einspeisen einer Tonquelle via Analog- oder Digitaleingang der nuControl. Hierzu braucht’s lediglich einen CD-Spieler mit S/P-DIF-Ausgang, der analog wie digital mit der Nubert verbunden wird. Somit lässt sich bequem per Fernbedienung zwischen beiden Anschlussvarianten umschalten.

Um auch High-Res-Material abspielen zu können, verwendeten wir für diesen Vergleich ein anerkannt gutes USB-Wandler-Interface mit Digitalausgang – das RME Firerface UFX. Das Ergebnis belegte eindrucksvoll die Qualitäten des in der nuControl verbauten A/D-Wandlers, denn bis auf eine Winzigkeit mehr Transparenz via Digitaleingang waren im pegelkorrigierten Blindtest nahezu keine Unterschiede auszumachen.

Die Klangqualität der Filtersektion – unter Profis ein viel diskutiertes Thema – ließ nichts zu wünschen übrig: So arbeitete zum Beispiel der Parametric-EQ über den vollen Pegelbereich (-12 bis +6 Dezibel) auch im besonders kritischen Frequenzspektrum von 3 bis 4 Kilohertz sehr feinfühlig, absolut sauber und frei von jeglicher Schärfe. Damit gelang es der nuControl, sämtliche audiophilen Vorurteile bezüglich Abtastraten-Wandlung, DSP-Signalverarbeitung und Upsampling-Betrieb über den Haufen zu werfen.

Hörtest

Auch der Endverstärker nuPower D räumte im Hörtest gründlich mit gängigen Vorbehalten auf. Zunächst mal, dass Class-D-Verstärker lästiges Eigenrauschen entwickeln: Bei ihm musste man förmlich in die Hochtöner kriechen, um ein feines gleichmäßiges Räuscheln wahrzunehmen – was bei möglichen Ausgangsspannungen von rund 65 Volt eine echte Leistung ist.

Ebenso widerlegte der leichtgewichtige Schwabe, dass Class-D-Verstärker tendenziell hell klingen. Schnee von gestern ist auch die Behauptung, dass Hochleistungs-Amps bei geringen Lautstärken keine wirkliche Klangkultur entwickeln: So spielte er, verbunden beispielsweise mit der Canton Reference 7.2, ausgesprochen kultiviert und mit viel Feinsinn für klangliche Details und tonale Facetten – beste Voraussetzungen also für entspanntes, nächtliches Hören bei geringen Pegeln.

nuPower Terminal
Zwei Lautsprecherpaare lassen sich über robuste Terminals anschließen. Sie lassen sich auch parallel betreiben (Foto: J. Schröder)

Allerdings kann der nuPower D auch ganz anders: Stellen Sie sich einen ausgewachsenen, leistungshungrigen Transmissionline-Lautsprecher vor wie beispielsweise die PMC MB2S – und dazu noch einen superdynamischen und Tiefbass-intensiven Track wie beispielsweise “Wonder Where We Land” von SBTRKT.

Und nun malen Sie sich aus, wie das wohl klingen mag, wenn Sie im Tonstudio hinterm Mischpult sitzen und stolz den Master-Fader auf 0 Dezibel hochfahren, weil soeben der Produzent gekommen ist, um das Master seines neuen Albums abzunehmen. Der unglaubliche Tiefbass massiert gehörig Bauchdecke wie Fußsohlen, während Samphas melancholische Stimme kristallklar und gestochen scharf direkt vor Ihnen steht. Während Sie in den Hallräumen schier herumspazieren könnten, fackelt über Ihnen ein brillantes elektronisches Klangfeuerwerk ab.

Nun haben Sie in etwa eine Vorstellung von dem, was der Nubert nuPower D zu leisten imstande ist. Und das Beste daran ist, dass Sie das wahrscheinlich sogar mit Ihrem Lautsprecher live erleben können: Denn egal, wie viel Gas Sie geben, der nuPower hat ihn stets unter absoluter Kontrolle: Entgleisen? Kommt nicht infrage – entweder der Speaker spielt mit oder er wird pulverisiert.

Fazit

Die Vorstufe Nubert nuControl verfolgt bewusst kein puristisches Konzept, sondern setzt den Hebel dort an, wo der klangliche Schuh naturgemäß am meisten drückt – sprich beim akustischen Zusammenspiel von Lautsprecher und Wohnraum. Für diesen Zweck hält sie umfangreiche Anpassungs-Möglichkeiten bereit, die sich für schnelle “Mal-eben-Eingriffe” ebenso eignen wie für ausgefuchste Frequenzgang- oder Laufzeit-Korrekturen selbst bei komplexen Lautsprecherkonfigurationen. Ihr Nutzwert steigt mit der Kreativität (oder den Ansprüchen) des Anwenders, wobei sie es auch Einsteigern dank ihres selbsterklärenden Bedienkonzepts erstaunlich leicht macht.

Das Fundament der Nubert nuControl bildet zum einen ihre unter allen Bedingungen amtliche Klangqualität, was wohlgemerkt auch für die Filter gilt. Zum anderen bietet sie reichhaltige Anschlussmöglichkeiten sowie eine durchdachte, flexible Pegel-Struktur, was sie für Heimbetrieb und Profi-Einsatz gleichermaßen tauglich macht.

Letzteres gilt ebenso auch für den Endverstärker nuPower D, der dank seines enormen Leistungsvermögens selbst schwierige Lautsprecher souverän antreibt und damit ihr gesamtes Klangpotential ausschöpft – auch bei geringer Lautstärke. Dabei gelingt es ihm, kultiviert feinen Klang mit geballter Kraft, hoher Betriebssicherheit und absoluter Alltagstauglichkeit zu verbinden.

Kurz gefasst ist es den Schwaben perfekt gelungen, Vorstufe wie auch Endverstärker mit vielen guten Ideen und erstklassigem Engineering zu unverwechselbaren Nubert-Produkten zu machen. Setzt man Gebrauchswert, Klangqualität und Verarbeitung in Relation zum Preis, dürfte die Nubert-Kombi nuControl und nuPower D derzeit wohl konkurrenzlos sein. Welcome to the nuWorld!

Nubert nuControl
2015/08
Test-Ergebnis: 4,8
Klassen-Referenz
Bewertung

Bewertungen

Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Gediegene Verarbeitung
Hervorragende Klangqualität
Tolle DSP-Optionen zur Lautsprecherkalibrierung
Kein Hi-Res via USB

Preis:
Nubert nuControl 1.940 Euro

Nubert nuPower D
2015/08
Test-Ergebnis: 4,8
Klassen-Referenz

Bewertungen

Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Gediegene Verarbeitung
Extrem hohe Ausgangsleistung
Superber Klang
Treibt auch schwierige Lautsprecher

Vertrieb:
Nubert electronic GmbH
Goethestraße 69
73525 Schwäbisch Gmünd
Telefon: 07171 – 92690-18
Telefax: 07171 – 92690-45
www.nubert.de

Preis:
Nubert nuPower D: 2.450 Euro

Galerie Messdiagramme
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nuControl und nuPower D: Diagramm Loud_20dB
Loudness-Funktion – Position 20 dB: Darstellung der Abhängigkeit vom Lautstärkesteller (Diagramm: LowBeats)
nuControl und nuPower D: Diagramm Tone_Bass
nuControl: Pegel-Einstellbereich Bass-Steller im Tone-Menü (Diagramm: LowBeats)
nuControl und nuPower D: Diagramm Tone_Treble
nuControl: Pegel-Einstellbereich Treble-Steller im Tone-Menü (Klangwaage). (Diagramm: LowBeats)
nuControl und nuPower D: Einstellbereich Bass-Equalizer (80 Hz; Q = 1.5)
nuControl: Pegel-Einstellbereich Bass-Equalizer (80 Hz; Q = 1.5). Frequenz-Einstellbereich: 20 – 240 Hz (Diagramm: LowBeats)

 

nuControl und nuPower D: Diagramm Subout HP_40Hz-6,12,24dB
nuControl: Frequenzgang Subsonic Filter Subwoofer-Output bei Flankensteilheit 6, 12, 24 dB (grün, blau, rot). Frequenz-Einstellbereich: 15 – 50 Hz (Diagramm: LowBeats)
nuControl und nuPower D: Diagramm Subout_LP_80Hz_6dB-rot_12dBq0.5-blau_q1.5-grün
nuControl: Frequenzgang Hochpass Subwoofer-Output bei 80 Hz und Flankensteilheit 6, 12 dB Q = 0,5 (rot, blau); 12 dB Q = 1,5 (grün). Frequenz-Einstellbereich: 30 – 240 Hz (Diagramm: LowBeats)
Frequenzgang Hauptlautsprecher-Output bei 80 Hz und Flankensteilheit 12 dB bei Güte = 0.5, 0.71, 1.5 (blau, rot, grün)
nuControl: Frequenzgang Hauptlautsprecher-Output bei 80 Hz und Flankensteilheit 12 dB bei Güte = 0.5, 0.71, 1.5 (blau, rot, grün). Frequenz-Einstellbereich: 15 – 240 Hz (Diagramm: LowBeats)
nuControl und nuPower D: Diagramm nuPower D Freq Res Load
nuPower D: Frequenzgang bei Lastimpedanz 8, 4 und 2 Ohm (rot, grün, blau). (Diagramm: LowBeats)
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Mehr zu Nubert:

Test Endverstärker Nubert nuPower A
Test Aktivlautsprecher Nubert nuPro A-600
Test Soundbar Nubert nuPro AS-450

Autor: Jürgen Schröder

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Toningenieur, R&D-Spezialist und das (mess-)technische Gewissen von LowBeats. Kümmert sich am liebsten um Wissens-Themen, Musik und den spannenden Bereich zwischen Studio und HiFi.