Der Soundbar Nubert nuPro AS-450 ist konsequent auf bestes Stereo gezüchtet
Rekordwerte für Bass-Tiefgang und -Pegel, die aber im Alltag gezähmt werden müssen
Unüblich puristische Ausstattung
Purist, der. Bezeichnet die Geisteshaltung eines Menschen, der nach Reinheit geistiger Schöpfung steht und versucht, sie von „fremden“ Zutaten zu befreien (Wikipedia). Nubert, Günther (Jahrgang 1949) „Baut HiFi-Boxen, die unter Musikern, Komponisten und Tontechnikern als Geheimtipp gelten“ (ZEIT 2003). Seit 1975 erforscht und fertigt Günther Nubert Lautsprecher, die nichts weiter als den reinen Klang produzieren sollen.
Erfolgreich. Aus dem ehemaligen Ein-Mann-Unternehmen ist im Lauf der Jahre ein Mittelständler mit über 80 Mitarbeitern geworden. Geblieben ist der puristische Anspruch, dass bei der Wiedergabe durch Nubert-Lautsprecher nichts als der reine Klang wiedergegeben werden darf. Das spiegelt sich auch bei Komponenten wieder, bei denen eigentlich auch „erlaubt“ gemogelt werden dürfte.
Zum Beispiel Soundbars. Die erste Möglichkeit zum Mogeln hat Nubert bei dem Soundbar nuPro AS-250 vergeben. Der kleine Klangriegel geriet so gut, dass er zum erfolgreichsten Nubert Produkt des letzten Jahres wurde.
Das selbst auferlegte Gelübde verpflichtete die Schwaben, auch bei dem sehr viel größeren Soundbar Nubert nuPro AS-450 ein möglichst perfektes Klangerlebnis zu bieten.
Zitat aus der Produktbeschreibung: „Anders als viele Systeme in vergleichbarer Bauform nutzt der Soundbar nuPro AS-450 den internen digitalen Signalprozessor nicht zur Erzeugung von sogenanntem „Virtual Surround Sound“, sondern beschränkt sich auf klassische Zweikanalwiedergabe.“
Das muss man erst mal sacken lassen. Während andere Hersteller versuchen, Dolby Digital 5.1 & Co. mal besser, mal schlechter irgendwie virtuell durchs häusliche Wohnzimmer schallen zu lassen, setzt man beim Nubert nuPro AS-450 auf pures Stereo. Mono ist auch noch möglich.
In diesen Zeiten ist das erstaunlich, aber eben auch konsequent. Denn die überwiegende Zahl der klassischen TV-Zuschauer nutzen die virtuellen Surround-Modi gar nicht: Entweder, weil diese Pseudo-Räumlichkeitsprogramme zu schlecht klingen oder weil Stereo ja wirklich in vielen Fällen genug “Raum” macht.
Das Einzige, was die schönen flachen Fernseher des zweiten Jahrtausends bis heute nicht können, sind Bässe. Zugegeben bauartbedingt, denn die Röhrengeräte hatten nach hinten raus ordentlich Platz, was auch den Einbau größerer Lautsprecherchassis ermöglichte. Beim Flat-TV ist da einfach nichts mehr.
Das bringt uns zurück zum Nubert nuPro AS-450, denn auf dessen Unterseite sitzt ein ausgewachsener 27 Zentimeter (sic!) Subwoofer-Treiber von Peerless (Neudeutsch: Downfire).
Dieser Tieftöner hat sich schon in vielen, zum Teil auch sehr teuren Subwoofer-Konstruktionen bewährt und gilt als einer der besten seiner Art. Auf die Idee, ihn in einen Soundbar einzubauen, ist bislang noch niemand gekommen.
Meines Wissens nach ist der Tieftöner des Nubert nuPro AS-450 der bislang größte jemals in einem Soundbar verbaute Subwoofer weltweit. Um ein wenig Dampf abzulassen und den Tiefbasspegel noch zu steigern, ist das robuste MDF-Gehäuse (Tragkraft bis 100 kg) mit zwei Bassreflexöffnungen versehen.
Anschluss findet der Nubert nuPro AS-450 über drei Digitaleingänge (USB, S/PDIF optisch oder elektrisch) und einen Cinch-Eingang. Leider gibt es keine HDMI-Eingänge. Nicht das Einzige, was fehlt: Bluetooth oder WLAN gibt’s auch nicht, beziehungsweise nur mit dem zusätzlich zu erwerbenden Funkmodul nuFunk EU-1 (69 Euro). Dafür ist die technische Konstruktion hochmodern.
Das Eingangssignal – gleich, ob analog oder digital – wird erst einmal digitalisiert und alle Klangveränderungen auf der digitalen Ebene vorgenommen. Die Digital/Analog-Wandlung erfolgt erst kurz vor den Endstufen.
Die Schwaben nutzen beim Nubert nuPro AS-450 die bewährte Aktiv-Plattform, die auch die klassischen Lautsprecher von nuPro A-100 bis nuPro A-700 befeuert. Die Ausstattung der Plattform ist für einen kleinen Monitor oder eine Stereo-Standbox sicherlich ausreichend, bei einem Soundbar für 1.335 Euro aber vielleicht doch etwas karg…
Diese Philosophie des Puristischen setzt sich fort: Als Fernbedienung ihres großen Soundbars nutzen die Schwaben den typischen Signalgeber der nuPro-Linie, der kaum über Regelmöglichkeiten verfügt.
Will man Filter setzen, die Balance ändern oder das Display ein- und ausschalten, heißt es niederknien und sich durch das Menü am Soundbar hangeln. Auch die Presets, die man setzen kann, sind nicht per Fernbedienung abrufbar. Schade.
Etwas eigenwillig geriet die tonale Grundeinstellung des Nubert nuPro AS-450 – da ist nämlich sehr viel Bass im Spiel. Bei Fernsehen im unteren Zimmerlautstärkebereich ist das sehr wohlklingend. Wird es aber lauter, kann der Bass Überhand nehmen – es ist die gleiche Tendenz, die sich auch beim neuen Aktivmonitor Nubert nuPro A-600 einstellte. Abhilfe schafft hier der Hochpassfilter (HP) im Menü. Diesen Hochpass kann man in 10-Hertz-Schritten nach oben verschieben und somit den Bass zusätzlich einstellen.
Im LowBeats Hörraum haben wir den HP auf 20 Hertz gesetzt. Damit war die Bassüberhöhung geglättet und der Frequenzgang wunderbar ausgewogen. Die Verwendung des HPs drängt sich vor allem in Mietwohnungen auf: Weil der Nubert nuPro AS-450 über keine Dynamikbremse (Night Modus) für mitternächtliche Film-Sessions verfügt, ist man im Sinne des nachbarschaftlichen Friedens gut beraten, zumindest nachts die Tiefbässe über diesen Weg abzumildern. Die Klangregelung des Nubert nuPro AS-450 folgt “hörphysiologischen” Vorstellungen.
Das heißt: Der Frequenzgang wird nicht an einzelnen Stellen angehoben oder abgesenkt, sondern mit einer Art klanglicher Wippe breitbandig beeinflusst. Damit bleiben der tonale Grundcharakter des Nubert nuPro AS-450 erhalten.
Vom Konzept her ist der Nubert nuPro AS-450 eine halbaktive 2,5-Wege-Konstruktion plus aktivem Subwoofer. Das heißt: Der Subwoofer hat eine eigenen Endstufe (250 Watt Sinus) und jeder der beiden Stereo-Kanäle (jeweils 80 Watt Sinus) ebenfalls. Die Trennung zwischen Bass-, Tiefmittel- und Hochtonbereich erfolgt über passive Frequenzweichen.
Diese Mischung aus aktiv und passiv ist günstiger als die vollaktive Variante, bei der jeder der Treiber eine eigene Endstufe hätte.
Der Einsatz der sechs Treiber auf der schmalen Frontseite ist natürlich schlau austariert: Die beiden innen sitzenden Tiefmitteltöner laufen nur im oberen Bass und erhöhen in diesem Bereich sowohl den Schalldruck als auch die Belastbarkeit.
Der mittlere Tiefmitteltöner läuft breitbandig von etwa 100 – 3.000 Hertz und übergibt dann an den Nubert-typischen Gewebehochtöner, der möglichst weit außen sitzt, um das bestmögliche Stereo-Panorama zu erzielen.
Der Nubert nuPro AS-450 im Hörtest
Das funktioniert sehr gut. Dank der Breite des Systems von 110 Zentimetern ist das Klangbild zwar nicht exorbitant groß, aber durchaus realistisch. Auch die Raumtiefe ist größer als erwartet.
Nubert schreibt man ja das Motto „Ich höre was, was du nicht hörst“ zu. Kann man so stehen lassen. In dem nicht gerade winzigen LowBeats Hörraum demonstrierte der Soundbar deutlich, wo bassmäßig der Hammer hängt.
Probieren Sie mal die Opening Scene von Star Wars IV (A New Hope) aus und sie werden die Kristallgläser aus dem Wohnzimmer räumen. Ein Bass, so wuchtig, wie selbst Profis ihn nicht erwartet hätten. Hier spielt der große Nubert alle seine Vorzüge aus. Für den Kinogenuss zu Hause ist das erste Sahne.
Ich kenne keinen Sounbar mit integriertem Subwoofer, der auch nur annähernd so viel Schub produzieren und ein so “komplettes” Klangbild entstehen lassen kann.
Weshalb der Nubert nuPro AS-450 aber noch einen zusätzlichen Subwoofer-Ausgang hat, bleibt im Dunkeln. Denn noch mehr Bass braucht der 450er auf keinen Fall.
Ist die Grundeinstellung bei TV und Film noch beeindruckend und oft richtig, so produziert sie für die klassische Musikwiedergabe schlicht viel zu viel Tieftonenergie.
Hier muss man sich erst mal in die Hocke bemühen und wie oben beschrieben den Hochpassfilter einsetzen. Dann aber ist der Nubert nuPro AS-450 ein sehr ausgewogenes System, mit dem man Musik jeder Couleur spielen kann.
Pop und Jazz? Geschenkt. Da rockt der Nubert mit großer Verzerrungsarmut und einem samtenen Anstrich die Hütte. Stimmen haben mit dem nuPro AS-450 viel Charme und Charakter. Aber auch Konzerte wie Mahlers 5. Symphonie mit Claudio Abbado gewinnen durch die hohe Natürlichkeit der Wiedergabe – und eben diesem enormen Tiefgang.
Man kann sogar problemlos größere Partys mit dem Klangriegel bestreiten. Bevor irgendetwas durch zu hohen Pegel beschädigt wird, greift der Limiter ein. Eine gute Sache.
Ebenfalls ins Bild passt da die saubere Verarbeitung (Ausführungen in Schleiflack Schwarz und Weiß) und die hohe mechanische Stabilität: Obwohl der mächtige Tieftöner bei hohen Lautstärken richtig arbeitet, bleibt das Gehäuse des Nubert nuPro AS-450 weitgehend ruhig.
So ruhig, dass wir einen Plattenspieler (Pro-Ject The Classic) oben drauf stellten und den Soundbar mit analogem HiFi fütterten. Das war aller Ehren wert. Die wenigen Vibrationen, die der Nubert erzeugte, wurden vom effizienten Subchassis-Konzept des Classic eliminiert.
Und dann haben wir mit diesem System einige Stunden Schallplatten gehört. Dass hier “nur” ein Einbox-System spielte, war schnell vergessen, denn auch mit analogen Signalen ist die Räumlichkeit des Nubert richtig gut.
Fazit Nubert nuPro AS-450
Nuberts großer Klangriegel ist ein Extremist. Er spielt (nach einigen Anpassungen) sehr ausgewogen und so bassstark wie kein anderer, uns bekannter Soundbar und macht zudem exzellentes Stereo.
Der Nubert nuPro AS-450 ist wahrscheinlich das einzige Einbox-System dieser Klasse, mit dem man auch Wohnzimmer oberhalb 40 Quadratmeter locker beschallen kann.
Ausstattung und Bedienung dagegen sind sehr spartanisch: Keine virtuellen Raumklangsysteme, kein HDMI-Eingang, kein Netzwerkeingang und die weiterführende Bedienung nur am Gerät selbst – das ist manchmal mühsam.
Wenn man weiß, was man will (nämlich einen sehr basskräftigen Stereo Soundbar für große Räume und eine simple Bedienung), dann ist man hier richtig.
Will man aber modernste Connectivity, muss man bei den Mitbewerbern schauen. Deshalb gab es hier Abstriche in der Praxis-Note.
Verglichen mit dem AS-250 aus gleichem Haus (der auf der gleichen Technik-Plattform läuft) kann sich der große Bruder vor allem in Bezug auf Basstiefgang und maximalen Pegel absetzen.
Bewertung
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Erstaunlich gutes Stereo-Klangbild |
| Beeindruckend großes Tiefbass-Potenzial |
| kein HDMI, Bluetooth nur gegen Aufpreis |
| Rudimentäre Fernbedienung |
Vertrieb:
Nubert electronic GmbH
Goethestraße 69
73525 Schwäbisch Gmünd
www.nubert.de
Preis (Hersteller-Empfehlung):
Nubert nuPro AS-450: 1.335 Euro
Doch auch der 250er klingt sehr ausgewogen und bietet in normal großen Wohnzimmern (bis 20 Quadratmeter) ausreichend Tiefton. Und er kostet nicht einmal die Hälfte. Hier gilt es also abzuwägen:
Test Sounddeck Nubert nuPro AS-250
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