Wer sein Heimkino primär zum Filme- und Serienschauen einsetzt, der verwendet gerne eine Cinemascope-Leinwand. Denn über die Hälfte der Filme (und auch zunehmend bei Serien) verwenden ein Breitwandformat jenseits von 16:9. Für die aktuellen 4K-Projektoren von JVC und Sony gibt es nun eine Lösung, die mehr Licht und Schärfe verspricht: Die Lösung heißt Panamorph Paladin DCR J1 vom Spezial-Optik-Hersteller Panamorph. Die “J1” Version ist dabei für die JVC-N-Serie passend, die Version “S1” für die Sony VPL-VW-Modelle mit Lampe und “S2” für die Geräte mit Laser. Abgesehen von der Halterung sind die drei Produkte gleich.
Doch noch einmal zum Anfang der Geschichte: Um ein breiteres Panorama aufzunehmen, verwendet man schon seit Einführung von Cinemascope sogenannte Anamorphoten. Das sind Linsen, die das Bild in der Horizontalen vor der Kamera stauchen und beim Projizieren proportional wieder strecken – denn kein Filmformat arbeitet nativ mit den breiteren Bildern.
Bei der Projektion im Kino gibt es – je nachdem welches Objektiv man verwendet – nicht nur die Möglichkeit, das Bild horizontal zu strecken,sondern auch, es im gleichen Faktor vertikal zu stauchen. Genau damit arbeiten alle aktuellen Anamorphoten vom amerikanischen Hersteller Panamorph. Dabei kommen optisch hoch vergütete und korrigierte Prismen zum Einsatz, um das Bild passend für die 21:9-Geometrie im Heimkino zu entzerren.
Der konventionelle Weg im Heimkino, um mit einem 4K-Projektor formatfüllend auf eine Cinemascope Leinwand zu beamen, sieht in der Regel so aus: Man zoomt das Bild auf die volle Breite und dann passt das. Das Zoomen ändert dabei nichts an der Bildgeometrie im Format 16:9 (beziehungsweise 17:9) bei voller Panelbreite für JVC und Sony (4096 x 2160 Pixel). Der Breitwandfilm füllt die Leinwand, die schwarzen Balken sind über und unter der Leinwand und stören wenig. Anders sieht das beim Cinemascope mit 21:9 Format aus. Hier sind je ein Sechstel der teuren Pixel über und unter der Leinwand arbeitslos und tragen auch nichts zur Bildhelligkeit bei. Hier kommen die Panamorph Paladin DCR Anamorphoten ins Spiel. Die stauchen das Bild vertikal genau so zusammen, dass der Projektor mit allen Pixeln auf die Leinwand leuchtet.
Und damit entsteht ein natives 21:9 Bild. Den Projektor stellt man im Menü so ein, dass er das Bild entsprechend mit seinem Scaler entzerrt – JVC und Sony besitzen entsprechende Funktionen. Das Bild, dass nun alle Pixel aktiv zeigt, ist entsprechend heller. Genauer: Man gewinnt real 26 Prozent mehr Licht gemessen an einem einfach aufgezoomten 16:9-Bild! Um die passenden Formate kümmert sich nun der Scaler des Projektors.
Panamorph Paladin DCR J1: Installation
Bei der Herstellung und Entwicklung der aktuellen Panamorph Paladin Modelle nutzen die Verantwortlichen die Möglichkeit des 3D-Drucks für alle Gehäuse. Das ist bei kleinen Stückzahlen nicht nur preiswerter als Spritzguss (für den zunächst sehr teure Formen hergestellt werden müssen), sondern es erlaubt eine de facto beliebige Flexibilität auch für die Weiterentwicklung der komplexen Werkstücke. Zusätzlich kam jemand auf die kluge Idee, den Anamorphoten mechanisch direkt mit dem Projektor zu verschmelzen. Die Folge: Die Vorsatzlinse kann auch wesentlich näher an das Objektiv, wo der Lichtkegel noch sehr klein ist. Angenehmer Nebeneffekt: De Speziallinse wird so noch einmal kleiner und günstiger.
Die Halterung des Panamorph Paladin DCR ist wirklich pfiffig und im Prinzip bei den drei Varianten für JVC und Sony gleich. Dafür wird ein offener Ring in die Objektivöffnung des Gehäuses eingesetzt. Auf diesen Ring wird die eigentliche Halterung gesetzt. Die besteht aus einem massiven Konus, der genau die eigentliche Objektivöffnung ausfüllt. Die runde Form erlaubt eine exakte, horizontale Ausrichtung des Anamorphoten. Und mit dem Festschrauben wird dank der Konusform der Montagering ein wenig auseinander gedrückt und fixiert. Die Halteschrauben des Anamorphoten erlauben einige Grad des vertikalen Schwenkens, um auch die letzte Trapezverzeichnung am Bildrand zu korrigieren. Fertig.
So schaut’s aus: Cinemascope mit Panamorph
Ich habe im Laufe der Jahre schon einiges an Bildern und Installationen mit Anamorphoten verschiedenster Hersteller und Preisklassen gesehen. Aber so einfach wie der Panamorph Paladin DCR ließ sich bislang keiner installieren und ausrichten. Dazu muss man sagen, dass praktisch alle günstigeren Lösungen Verzerrungen, unscharfe Ränder, abgedunkelte Ecken (Vignettierung) und Regenbogenkonturen durch chromatische Aberration zeigen. Doch der Panamorph Paladin DCR (in diesem Fall in der J1-Variante) zeigte sich von der besten Seite: Im Lichtweg meines JVC DLA-N7 zeichnete er das Testgitter knackscharf bis in die Ecken. Lediglich ganz am Rand zeigte sich – zumindest links – ein Hauch mehr an chromatischer Aberration als das sehr gute JVC Objektiv ohnehin erzeugt. Und es bleibt eine minimale Kissenverzeichnung zu bemerken, die in dieser Größenordnung viele Objektive im Weitwinkel-Zoom schon von selbst erzeugen. Doch unterm Strich war das Bild genauso knackig und kontrastreich wie zuvor. Auch Spiegelungen oder andere Probleme tauchten nicht auf – klasse! Und auch das kann ich unterstreichen: Gut 26 Prozent mehr Licht auf der Leinwand sind kein Pappenstiel…
Es gibt natürlich auch Einschränkungen. Der Zoom- und Shift-Bereich des Panamorph ist beschränkt und auf die typische Installation in einem dezidierten Heimkino ausgelegt. Der Projektor muss ungefähr auf Leinwandoberkante hängen (oder der Unterkante stehen), ein horizontaler Lensshift ist de facto tabu. Zudem muss der Projektor mindestens das 1,4-fache der Bildbreite der 21:9-Leinwand entfernt hängen. Im Testkino waren das 4,9 Meter zur 3,5-Meter-Leinwand und entsprach damit genau dem Mindestmaß; das damit praktisch ausgereizte System funktionierte wirklich problemlos.
Es gibt übrigens noch einen angenehmen Nebeneffekt bei der Verwendung des Panamorph Paladin DCR: Der Projektor wird spürbar leiser! Es ist nicht zu unterschätzen, wie viel Arbeitsgeräusch-Pegel noch zwischen Objektiv und Gehäuse entweicht. Genau diese “Geräuschlücke” wird durch die Halterung des Paladin Anamorphoten verschlossen.
Fazit: Perfektes Cinemascope-Tuning für JVC und Sony
Mit dem Einbau des Panamorph Paladin DCR J1 wird aus jedem JVC N-Serie-Projektor ein nativer Cinemascope-Projektor. Das gilt genauso für die gerade getesteten Sony VPL-VW290ES bis Sony VPL-VW890ES mit Panamorph Paladin DCR S1 oder S2 Varianten. Die Bildqualität leidet nicht, Schärfe und Kontrast blieben im Test bis in die Ecken praktisch unverändert. Außerdem gewinnt man mit dem Paladin DCR kostbare 26 Prozent an Lichtausbeute auf Cinemacsope-Leinwänden. Und im Falle unseres JVC Referenz-Beamers sank auch noch der Arbeitsgeräusch-Pegel. Als Einschränkung bleibt der verkleinerte Shift-Bereich und der 1,4-fache Mindestabstand zur Leinwandbreite.
Wer das Konzept des Anamorphoten gut findet, aber flexibel für Projektoren einsetzbar machen möchte, der sollte sich die universelle Variante des Panamorph Paladin DCR anschauen. Das ist der gleiche Anamorphot mit derselben optischen Qualität, der aber mittels Montageplatte vor beliebige Projektoren positioniert werden kann. Durch den größeren Abstand zum Objektiv muss der Anamorphot größer sein und universellere Montagevorrichtung verwenden. Die Halterung wird passend für alle gängigen Projektor-Chassis zwischen Gehäuse und Halterung geschraubt. Voilà: Cinemascope!
Panamorph Paladin DCR J1 | 2021/07 |
überragend |
Bewertungen
BildPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Konvertiert Projektoren zu nativem Cinemascope |
| 26% Heilligkeitsgewinn |
| Hervorragender Fokus, Geometrie, Chromatische Aberration |
| Schränkt Zoom, Lensshift, Mindestabstand ein |
Vertrieb:
Screen professional GmbH
Zweibrückenstr. 39
D-91301 Forchheim
www.screenprofessional.de
Preis (Hersteller-Empfehlung):
Panamorph Paladin DCR J1/S1/S2: 7.899 Euro
Panamorph Paladin DCR: 9.499 Euro