Wer zu den Primares will, muss einen kleinen Umweg auf sich nehmen. Die Fertigung und Verwaltung residiert in Limhamn. Das ist ein recht idyllischer Vorort von Malmö. Wir sind also in Schweden. Reisen aber über Dänemark an. Am besten fliegt man nach Kopenhagen. Der Flughafen liegt im Südosten, direkt am Meer. Vor allem ist er verbunden mit einer Autobahn und einer Schnellzugstrecke. Richtung ostwärts geht es über das Meer und in wenigen Minuten ist Malmö erreicht. So funktioniert inner-europäisches Zusammenleben. Malmö ist nach Stockholm und Göteborg die drittgrößte Stadt des Landes. Das weithin sichtbare Erkennungszeichen ist der „Turning Torso“ – ein 190 Meter hoher Wohnturm des Star-Architekten Santiago Calatrava. Man versteht sich hier auf die mutige Schönheit des Designs. Primare hat sich hier angesiedelt. Auch die schwedische High-End-Schmiede macht seit jeher mit atemberaubenden Design-Entwürfen auf sich aufmerksam. Und auf exzellenten Klang. Und das beste Beispiel ist der brandneue CD-Player Primare CD35, den LowBeats exklusiv im Test hatte.
Der Primare CD35 strahlt die Philosophie der Schweden geradezu vorbildlich aus. Hier herrscht das wunderbar unaufgeregte Design: Kein Prahlen durch Wucht und Knöpfchen. Überall nur edles Understatement. Ein winziger Einschaltknopf, eine Skip-Taste, eine Taste für die Lade – das wars. Rechts davon prangt ein kompaktes, aber sehr gut ablesbares Display.
Wer die Lade ausfährt, sieht das Übliche: viel Kunststoff. Die Zeiten, in denen CD-Laufwerke aus dem vollen Metall gefräst wurden, sind vorbei. Also muss sich auch Primare mit einer Kunststofflade bescheiden. Das Gesamtlaufwerk ist aber von bester Herkunft. Die Schweden kaufen das Laufwerk bei TEAC ein. Hier waltet das Modell 5020A-AT seiner Aufgaben. Auch der Wandler gehört zu den besten seiner Zunft. Hier setzt Primare auf einen ESS-Sabre-Chip mit dem Kürzel ES9028PRO.
Der wiederum Luxusauflösungen bieten kann. Was daran liegt, das Primare den CD35 auch als „Prisma“-Version auflegt. In dieser Ausstattung wird zudem eine aufwendige Streaming-Platine verbaut – der Player als ultimative Digital-Quelle. Was ebenfalls die hohen Ansprüche anzeigt: Im Rücken gibt es neben dem Cinch-Ausgang auch einen XLR-Port.
Mit über zehn Kilogramm bringt der Player auch stattlich-vertrauenswürdiges Gewicht ins HiFi-Rack. Das liegt nicht zuletzt am properen Netzteil, das – seien wir ehrlich – fast mehr hermacht, als das des Vollverstärkers i35. Aber das stabile Netzteil erklärt zumindest den äußerst relaxten, sehr feinen Klang des Schweden.
Im Vergleich zu seinem Vorgänger ist hat der Primare CD35 als Mitglied der neuen 35er Serie ein breiteres Display und die Bedienknöpfe liegen ein bisschen weiter auseinander. Dadurch wirken die Geräte noch schlanker und edler. Und er kann nicht nur mit der neuen System-Fernbedienung C25 punkten; auch technisch hat er sich sowohl Laufwerks- (CD32 = Asatech Laufwerk) als auch DAC-mäßig (CD32 = Burr Brown PCM1704 Wandler) um einiges verbessert. Und das kann man hören.
Der Primare CD35 im Hörtest
Als erste CD vertrauten wir ihm das aktuelle Album von Nick Cave an – „Skeleton Tree“. Das ist tief-traurige Musik mit rauer Stimme und ebenso rauen Akkorden. Hier geht es Nick Cave auch um Trauerarbeit für seinen verstorbenen Sohn. Also kein Album mit Sonnenschein. Aber mit vielen Untertönen. Die ein guter CD-Player zu lesen verstehen muss.
Der Primare hatte diese Qualität. Er wirkte auf uns beim Hörtest wunderbar feindynamisch. Hier stimmte jede noch so kleine Phrasierung. Stattlich auch die grobdynamische Ausbeute. Der CD35 überzeugte durch richtig schöne Wucht im Tiefbass. Der Singstimme von Nick Cave verlieh er zudem eine Portion Samt. Das klang auf anderen CD-Playern deutlich harscher. Zum Vergleich haben wir den Exposure 2010S2 herangezogen. Der ebenfalls ein Feinauflöser ist. Aber nicht dieses Fast-Vinyl-Gefühl wie der CD35 einbringen konnte. Für diese analogen Werte verfielen wir schnell in Liebe zu dem Primare.
Wie hält er es mit großer Klassik? Als Testmusik legte ich ein Werk auf, das die klassische Musik runderneuert, zerstört und wieder neu zusammengesetzt hat. Strawinskys „Le Sacre du Printemps“ mit Sir Georg Solti und dem Chicago Symphony Orchestra. Und nochmals besser ist diese Aufnahme im XRCD-Verfahren. Alles beginnt leise und schwer greifbar in den Holzbläsern. Im Finale schließlich ein Ausbruch der kompletten Orchester-Kraft. Viel zu viele CD-Player werden in diesem Moment hart – man spürt die Grenzen des 16-Bit-Formats. Der CD35 blieb hingegen bei seiner geschmeidigen Grundtendenz. Das war hochaufgelöst, aber nie grob.
Aber in welcher Liga spielt der CD35 klanglich? Der Exposure CD 3010 SE (Preis: 2.200 Euro), der sich bei LowBeats so etwas wie Referenzstatus erarbeitet hat, zeigte etwas mehr Substanz und Habhaftigkeit. Aber gegen die elegante und mühelose-leichte Wiedergabe des Primare CD35 wirkte er fast ein bisschen körnig. Es ist diese unglaublich feine, innere Dynamik, die den Schweden auch klanglich so attraktiv macht.
Es stimmt schon, der Primare CD35 hat uns überrascht. Einem so schönen CD-Player traut man erst einmal nicht allzu viel zu. Aber hier mussten wir uns eines Besseren belehren lassen: der Schönling klingt auch noch betörend gut
Fazit Primare CD35
Der Primare CD35 ist ein CD-Player für Feingeister. Für all jene, die eigentlich mit der CD und ihrem veralteten Codec abgeschlossen haben. Der CD35 verleiht dem audiophilen Spiel die nötige Portion analoge Sittsamkeit. Das wirkte in unserem Test stets spielfreudig, informativ, doch nie hart. Das können nur wenige CD-Player – und wenn, so liegen sie in der Preisgestaltung deutlich höher.
Bewertung
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Klingt wunderbar natürlich und feindynamisch |
| Ausbaubar |
| Gehobene Verarbeitung, nobles Design |
| XLR-Anschlüsse für weite Kabelwege |
Vertrieb:
in-akustik
Untermatten 12 – 14
79282 Ballrechten-Dottingen
www.in-akustik.com
Preis (Hersteller-Empfehlung):
Primare CD35: 2.800 Euro
Mehr von Primare:
Test Primare i35: Vollverstärker mit Class-D-Kraftwerk
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