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RME ADI-2 Pro FS R with MRC-Controller
AD/DA-Wandler/Headphone-Preamp RME ADI-2 Pro FS R BlackEdition, 1.799 Euro (Foto: J.Schröder)

Test RME ADI-2 Pro FS R Black Edition – Volltreffer ins Schwarze

Dreieinhalb Jahre ist es nun her, dass LowBeats den A/D-D/A-Pre- und Kopfhörer-Amp RME ADI-2 Pro testete. Der enorm vielseitige „Technologieträger“ wurde quasi über Nacht zum wahren Senkrechtstarter. A/D- und D/A-Wandler, 2-Fach-Kopfhörer-Verstärker mit voneinander unabhängig einstellbaren Ausgängen, Abtastratenwandler, digitaler Formatkonverter, Präzisions-Equalizer – niemals vorher gab es eine solche Funktionsvielfalt in derart kompakter Ausführung. Ganz zu schweigen von der kompromisslosen Audioqualität. So wundert es nicht, dass sich der RME ADI-2 Pro im ProSumer- und HiFi-Bereich mittlerweile als de-facto-Standard in seiner Klasse etabliert hat. Eine solche Erfolgsgeschichte will natürlich fortgeschrieben werden – sprich: der ADI-2 Pro bekommt einen Nachfolger. Das heißt natürlich noch lange nicht, dass RME für diesen wieder bei Adam und Eva anfangen wollte oder musste. Wie der Name bereits dokumentiert, basiert der Nachfolger auf der gleichen, bewährten Technik-Plattform. Allerdings gab es einige nicht unerhebliche Änderungen, mit denen der neue RME ADI-2 Pro FS R speziell den HiFi-Kundenkreis stärker ansprechen möchte.

RME ADI-2 Pro FS R with MRC-Controller
Man In Black: Mit seinem schwarzen Outfit integriert sich der RME ADI-2 Pro FS R auch optisch nahtlos in klassische HiFi-Umgebungen (Foto: J. Schröder)

Das gelingt bereits auf den ersten Blick. Traf die Aluminium-Frontplatte des Vorgängers in der RME-typischen Farbkombination Blau/Alu Natur eher den Geschmack der ProSumer, integriert sich der Neue dank seines rundum schwarzen Outfits deutlich besser in klassische HiFi-Umgebungen. Anders als es der Namenszusatz „Black Edition“ vermuten ließe, ist Schwarz Seidenmatt jedoch die einzig erhältliche Gehäuseausführung.

Weitere Kaufanreize dürfte zudem die Tatsache schaffen, dass der RME ADI-2 Pro FS R nunmehr über eine mitgelieferte Fernbedienung verfügt. Damit eröffnet er sich gegenüber dem Vorgänger zusätzliche interessante Einsatzbereiche, beispielsweise als zentraler-DAC-Preamp in einem HiFi-System. Ganz im Stil des Hauses RME handelt es sich bei der Fernbedienung jedoch nicht um einen ordinären IR-Geber. Vielmehr besticht die „Multi Remote Control“ (MRC) durch äußerst flexible Funktionszuweisung – dazu später mehr im Praxisteil.

RME ADI-2 Pro FS R – Technik

Der Digital-Audio-Spezialist RME ist unter anderem bekannt für seine ungewöhnlich langen Produktlaufzeiten. Beispielsweise habe ich mein RME Fireface UC bereits im Jahre 2010 erstanden – dieses Gerät befindet sich noch heute unverändert im Lieferprogramm. Statt jährlich halbfertige Produkte auf den Markt zu werfen, macht man es bei RME kompromissloser und damit auch etwas teurer, aber gleich „richtig“. Diese Strategie führt dazu, dass ich mein Fireface UC noch immer für rund 70 Prozent des einstigen Neupreises verkaufen könnte. Demzufolge brauchen sich stolze Besitzer des 2016 eingeführten ADI-2 Pro nicht zu ängstigen, dass der Nachfolger ihr Gerät entwertet. Schließlich verwendet der ADI-2 Pro FS R die gleiche, bewährte Basis mit identischem Signalfluß und dem gleichen Schaltungskonzept.

RME ADI-2 Pro Advanced Balance Headphone Circuit
Die „Advanced Balanced Headphone“-Konfiguration beim ADI-2 Pro FS R mit Inverterstufen vor den Zweifach-DAC-Chips reduziert das Rauschen und senkt zudem nochmals die Verzerrungen bei symmetrischem Kopfhörer-Anschluss (Grafik: RME)

Gleichwohl erfuhr der Neue behutsame Änderungen an signaltechnisch relevanten Stellen. Auf eine verweist bereits der Namenzusatz „FS“: Das Kürzel steht für „FemtoSecond“ und deutet an, dass für den Masterclock-Quarzoszillator eine Ausführung mit noch geringerem Phasenrauschen zum Einsatz kommt. Sinn und Zweck dieser Maßnahme: Abermals reduzierte Jitterwerte der Masterclock von unterhalb einer Picosekunde und damit im Femtosekunden-Bereich.

Überarbeitet zeigt sich auch die D/A-Wandlersektion: Anstelle des bewährten Asahi Kasei AK4490 verwendet der RME ADI-2 Pro FS R nunmehr den AK4493 vom gleichen Hersteller. Eine Steigerung der Performance will der neue Chip weniger durch eine geänderte Architektur als vielmehr durch einen neuen, audiophil ausgerichteten Fertigungsprozess erzielen. Näheres zu diesem scheinbar unspektakulären, aber durchaus spannenden Thema erfahren Technik-Fans in einem interessanten Video unter diesem Link.

RME ADI-2 Pro FS R – Praxis

Ein wesentlicher Charakterzug des RME ADI-2 Pro Anno 2016 ist seine schier unglaubliche Flexibilität. Auch der Neue macht in dieser Hinsicht erfreulicherweise keinerlei Abstriche. Einen ausgiebigen Überblick über all das Machbare vermittelt der ausführliche LowBeats-Test des ADI-2 Pro sowie dessen Ergänzung mit großem Firmware-Update – sämtliche dort aufgeführten Features finden sich eins zu eins übertragen beim Nachfolger wieder. Neu hinzugekommen ist (…oder ich habe es beim letzten Test übersehen), dass sich als Display-Farbton im Analyser-Modus nun auch Amber wählen lässt. Das passt optisch perfekt zum schwarzen Outfit.

Ein erheblicher Fortschritt gegenüber dem Vorgänger stellt jedoch die Fernbedienbarkeit des RME ADi-2 Pro FS R dar. So ermöglicht der clevere, MRC-genannte IR-Commander erstmals das direkte Aktivieren/Deaktivieren elementarer Funktionen vom Hörplatz aus – ohne zeitaufwändiges Scrollen in den doch recht komplexen Menüs am Gerät. Dazu zählen nicht nur Lautstärkeeinstellung und Eingangswahl, sondern auch das Aktivieren bzw. Programmieren der Klangsteller, des vollparametrischen 5-Band-Equalizers sowie der Loudness-Einrichtung.

MRC-Controller
Der beiliegende MRC-Controller bietet direkten Zugriff zu allen im praktischen Betrieb wichtigen Funktionen. Die numerierten Funktionstasten lassen sich über das Remap-Menü mit nahezu beliebigen Kommandos belegen (Foto: J. Schröder)

Daneben hält der MRC-Commander noch sieben weitere Funktionstasten bereit. Diese sind zwar teilweise vorprogrammiert; sie lassen sich jedoch über das Remap-Menü beliebig zuordnen. 52 unterschiedliche Funktionen stehen hierfür zur Auswahl, die sich somit direkt vom Hörplatz aufrufen lassen. Ein äußerst nützliches Feature also, perfekt beispielsweise zum Umschalten der sechs verfügbaren Digitalfilter mit jeweils unterschiedlicher Klangcharakteristik.

RME ADI-2 Pro FS R – Hörtest

Ursprünglich schuf RME die ADI-2-Pro-Plattform als „Referenzdesign“ zum elektrischen und akustischen Überprüfen eigener Entwicklungen. Höchste Neutralität (sprich: schnurgerader Frequenz- und Phasengang) sowie geringstmögliche harmonische und nichtharmonische Verzerrungen waren dabei oberstes Ziel. Tatsächlich wird der RME ADI-2 Pro von etlichen Anbietern computergestützter Messsysteme als Hardware-Frontend empfohlen – zuletzt von der weit verbreiteten Software Room EQ Wizard (REW). In Verbindung mit dem RME ADI-2 Pro erlaubt REW erstmals Messungen mit Abtastraten von bis zu 768kHz.

Black Edition mit Fernbedienung
Das Technik-Konzept, den enormen Funktionsreichtum sowie die verfügbaren Anschlüsse übernahm der RME ADI-2 Pro FS R eins zu eins von seinem Vorgänger (Foto: RME)

So wundert es nicht, dass sich der ADI-2 Pro anno 2016 im LowBeats-Hörtest als Musterknabe in Sachen Neutralität profilierte. Wie kaum ein zweiter beherrschte er die „hohe Kunst des Nichtklangs“ – so man überhaupt von einem Klangcharakter sprechen wollte, war dieser von absoluter Rauschfreiheit, höchster Transparenz und vorbildlicher Neutralität geprägt.

Leider stand mir kein Ur-ADI-2 Pro für einen A-B-Hörvergleich mit dem Nachfolger zur Verfügung. Da ich mit dem Ur-ADI-2 jedoch viele Monate lang gearbeitet habe, wage ich mal zu behaupten: Der neue RME ADI-2 Pro FS R steht seinem Vorgänger in allen obengenannten Disziplinen in nichts nach. Dennoch meine ich, einen hauchfeinen Unterschied feststellen zu können: So erscheint mir der Neue einen Hauch plastischer, leuchtender beim Darstellen von Klangfarben.

Eine Frage des Charakters

Sehr aufschlussreich war der Hörvergleich zwischen dem ADI-2 Pro FS R und der Pro-Ject Pre Box RS2 Digital – einer der meiner Ansicht nach derzeit besten DAC-Vorstufen, noch dazu im gleichem Preisbereich wie der RME. In dieser Liga darf man guten Klang voraussetzen; hier geht es mehr um Inhaltliches, sprich der Fähigkeit, einen emotionalen Zugang zur Musik zu schaffen. Das gelang beiden – allerdings auf unterschiedliche Weise: der Pro-Ject Pre Box RS2 durch ihre fesselnd hingebungsvolle Spielweise, dem RME ADI-2 Pro FS R durch sein unglaublich weit geöffnetes Fenster. Wollte man beiden Geräten jeweils Charaktere zuschreiben, so wäre die Pro-Ject „engagierter Kapellmeister“, der RME hingegen der „kundige Konzertbesucher“ – was definitiv nicht als qualitative Bewertung im Sinne von besser oder schlechter zu verstehen ist.

Sehr gut zu erkennen war das beim Titel „Own“, zu finden auf dem wunderschön impressionistischen Album Kites der britischen Formation Submotion Orchestra. Während man mit der Pro-Ject Pre Box RS2 beim Gesang im Intro am liebsten gleich mit einstimmen möchte, zeigt sich das akustische Geschehen beim RME ADI-2 Pro FS R noch eine Spur ausgedehnter, atmosphärischer. Nebenbei registriert man nun auch, dass die Mikrofon-Abnahme der Kickdrum offenkundig keine triviale Angelegeheit war… ;-)  Doch egal, ob involvierend via Pro-Ject oder rezeptiv via RME: Mit beiden möchte man dieses großartige Album gleich bis zum Ende durchhören – das allein zählt.

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Fazit

Es ist oft ein Risiko, ohnehin schon Gutes verbessern zu wollen. Im Falle des RME ADI-2 Pro FS R ist es jedoch gelungen. Aufbauend auf dem bewährten Konzept des ADI-2 Pro betrieb RME umsichtige, dabei zielgerichtete Modellpflege, die den Nachfolger speziell für HiFi-Anwender nochmals deutlich attraktiver macht. Das liegt vor allem an der praktischen Fernbedienung, die den enormen Funktionsumfang auch technisch weniger ambitionierten Benutzern auf praxisgerechte Weise zugänglich macht. Mit Fug und Recht also kann man den RME ADI-2 Pro FS R als würdigen Nachfolger bezeichnen.

RME ADI-2 Pro FS R Black Edition
2020/05
Test-Ergebnis: 4,8
überragend
Bewertung
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Hervorragend neutraler, transparenter Klang; A/D wie D/A
Enorm vielfältige Einsatzmöglichkeiten
Extrem leistungsfähige Kopfhörer-Ausgänge
Unzählige praxisgerechte Features

Vertrieb:
Hörzone GmbH
Balanstraße 34
D-81669 München
Telefon: 089 721 10 06
www.hoerzone.de

Preis (Hersteller-Empfehlung):
RME ADI-2 Pro FS R Black Edition: 1.800 Euro

Im Beitrag erwähnt:

Test ADDAC-Headphone-Preamp RME ADI-2 Pro
Großes Firmware-Update für RME ADI-2 Pro

Autor: Jürgen Schröder

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Toningenieur, R&D-Spezialist und das (mess-)technische Gewissen von LowBeats. Kümmert sich am liebsten um Wissens-Themen, Musik und den spannenden Bereich zwischen Studio und HiFi.