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Pro-Ject Pre Box RS2 Digital + CD Box RS2 T – mini tower
DAC-Preamp Pro-Ject Pre Box RS2 Digital + CD-Laufwerk CD Box RS2 T; Setpreis 4.490 Euro (Foto: J. Schröder)

Test Pro-Ject Pre Box RS2 Digital + CD Box RS2 T – Minis von Format

So repräsentativ großvolumige Audio-Gerätschaften auch sein mögen – nicht jedem Musikliebhaber steht der Sinn nach einem HiFi-Altar. LowBeats Leser Emanuel B. bringt es in seiner E-Mail auf den Punkt: „Ich steh‘ auf HiFi-Komponenten, die nicht mehr Platz brauchen, als sie auch tatsächlich brauchen.“ Mit dieser Ansicht steht er definitiv nicht allein da, ist doch genau dies seit jeher das Erfolgsrezept des österreichischen HiFi-Spezialisten Pro-Ject. Zweifellos muss das Platzsparen nicht automatisch mit geschrumpfter Substanz einhergehen. Deutlich effizienter ist vielmehr, das gebotene Raumvolumen konsequent auszunutzen. Nicht nur in dieser Hinsicht statuieren die beiden nachfolgend vorgestellten Komponenten ein Exempel: Die Rede ist vom CD-Laufwerk Pro-Ject CD Box RS2 T sowie seinem Spielpartner, dem DAC-Preamp Pro-Ject Pre Box RS2 Digital.

Pro-Ject Pre Box RS2 Digital + CD Box RS2 T: die Idee

Man kann getrost spekulieren, welche Prämisse ihrer Entwicklung zugrunde lag: „Kompromisslose Vollformat-Technik bei geringstmöglichem Raumbedarf“ beschreibt es jedoch recht treffend. Angesichts ihres hohen konstruktiven Anspruchs verwundert es nicht, dass die Preismarke der beiden in der Slowakei gefertigten Preziosen für Pro-Ject-Verhältnisse ungewöhnlich weit oben angesiedelt ist. Während das CD-Laufwerk mit knapp 2.500 Euro zu Buche schlägt, sind für den DAC-Preamp rund 2.000 Euro fällig.

Pro-Ject Pre Box RS2 Digital + CD Box RS2 T – side by side
Auch nebeneinander gestellt machen Pro-Ject Pre Box RS2 Digital + CD Box RS2 T als Team eine smarte Figur. Sie sind halt nicht sehr groß: 20,6 x 72 x 21,0 cm das Laufwerk, die Vorstufe ist um 12 mm tiefer. Das Bild zeigt die Display-Betriebsart Negativ-Darstellung – möglich ist auch Schwarz auf Weiß (Foto: J. Schröder)

Ehrensache, dass ihr optisches Erscheinungsbild entsprechend hochwertig ausfällt. Beide Komponenten sind wahlweise in schwarz eloxiertem oder Alu-naturfarbenem Outfit erhältlich. Interessant ist dabei die Gehäusekonstruktion: Die Basis für beide Komponenten bildet jeweils ein Stahlblechchassis, das sich rundherum mit Vollaluminium-Profilen einkleidet. Eine Art „Plattenbau“ also, wobei die einzelnen Elemente entweder miteinander verstiftet oder verschraubt sind. Optisch erweckt das Ganze durchaus Assoziationen an Bauhaus-Architektur.

Diesen Eindruck unterstützen auch die beiliegenden Fernbedienungsgeber, die ebenfalls aus kantigen, verschraubten Alumimumprofilen bestehen. Im wahrsten Wortsinn „voll ins Bild“ passen dabei auch die großzügigen, informativen OLED-Displays. Je nach Geschmack lassen sie sich von üblicher Darstellungweise – schwarze Schrift auf weißem Hintergrund – auf Negativ-Betrieb umschalten.

Pro-Ject Pre Box RS2 Digital – ultraflexibel

Über das technische Innenleben beider Pro-Ject-Boxen ließen sich problemlos seitenlange Abhandlungen verfassen. Man kann es jedoch auch kurz machen: Technisch zeigt sich das Pro-Ject-Gespann absolut kompromisslos, jedoch keineswegs puristisch. Vielmehr handelt es sich – speziell bei der Pre Box RS2 Digital – um ein audiophiles „Swiss Army Knife“ mit erstaunlich vielfältigen Optionen. Stellvertretend sei hier zunächst die Ausgangsstufe genannt. Diese lässt sich von Halbleiter- auf Röhrenbetrieb umschalten – selbstverständlich unterbrechungsfrei bei laufender Musik.

Zum audiophilen Bordwerkzeug der Pre Box RS2 Digital zählt außerdem ein zuschaltbarer Reclocking-Schaltkreis. Seine Aufgabe ist, instabile Digitalsignale von klangtrübendem Taktjitter zu bereinigen. Typische, Jitter-kritische Tonquellen sind beispielsweise Settop-Boxen, deren Digitalsignale sich durch Reclocking merklich auffrischen lassen.

Auch diejenigen, die gern mit unterschiedlichen Digitalfiltern arbeiten, kommen bei der Pro-Ject Pre Box RS2 voll auf ihre Kosten. Sie bietet gleich acht Filtertypen einschließlich der Option, jegliches Oversampling komplett abzuschalten. Das Auswählen klappt nicht nur via Setup-Menü am Gerät selbst, sondern ganz bequem auch per Fernbedienung vom Hörplatz.

Pro-Ject Pre Box RS2 Digital + CD Box RS2 T – remote control set
Jeder eine: Pro-Ject Pre Box RS2 Digital und CD Box RS2 T verfügen über jeweils eigene IR-Commander, gefertigt aus solidem Aluminiumprofil (Foto: J. Schröder)

Gleiches gilt für den zuschaltbaren Upsampling-Modus. Digitalsignale auf Basis der 44,1-Kilohertz-Reihe werden dabei auf 352,8 kHz hochmultipliziert, diejenigen der 48-kHz-Basis hingegen auf 384 kHz. Ebenfalls umschaltbar, jedoch nur im Setup-Menü, ist die Eckfrequenz des analogen Ausgangs-Tiefpassfilters: Hier kann man zwischen 50 und 90 kHz wählen – oder eine Automatik aktivieren, die das in Abhängigkeit zur aktuellen Samplefrequenz übernimmt.

Und sollten wirklich mal sämtliche Digitaleingänge belegt sein, klappt die Verbindung zur Pre Box RS2 sogar drahtlos per Bluetooth – selbstverständlich auch im aptX (Standard-)-Format.

Analog? Na logo!

Anders als ihr Namenszusatz „Digital“ vermuten ließe, kann die Pro-Ject Pre Box RS2 freilich auch „analog“. Und das sogar konsequent symmetrisch vom Eingang – einschließlich dem motorbetriebenen 4-Ebenen-Lautstärkersteller – bis hin zum Ausgang. Damit störfreie Signalübertragung auch über längere Leitungswege gesichert ist, beispielsweise zum Ansteuern aktiver Lautsprechersysteme, kann die Verkabelung somit auch symmetrisch erfolgen. Selbstverständlich gilt das für Ein- und Ausgänge gleichermaßen.

„Alles kein Problem mehr heutzutage dank leistungsfähiger Mehrfach-Operationsverstärker“, könnten Zyniker jetzt anmerken. Von wegen: Nicht nur der Röhren-, sondern auch der Halbleiter-Audio-Signalpfad der Pre Box zeigt sich durchweg mit diskreten Bauelementen aufgebaut. Integrierte Op-Amps übernehmen lediglich Hilfsfunktionen (DC-Servo). Da dürfte so manche Vollformat-Vorstufe vor Neid erblassen…

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Pro-Ject Pre Box RS2 Digital – inside view
Analog unten – Digital oben: Die Technik-Offensive der Pro-Ject Pre Box RS2 Digital ist gigantisch – davon können viele Full-Size-DAC-Preamps nur träumen. Die 6922-Doppeltrioden (rechts) entsprechen im Wesentlichen der E88CC (Foto: J. Schröder)
Pro-Ject Pre Box RS2 Digital – DAC-Circuit
Wandlungsfähig in jeder Hinsicht: PCM bis 768kHz, DSD 512, volles MQA-Unfolding – die beiden ES9038 DAC-Chips (rechts) nehmen, wie es kommt. Links im Bild der Präzisions-Spannungsregler ES9311 (Foto: J. Schröder)
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Erfreulich darüber hinaus ist auch, dass die Pre Box RS2 mit einem frontseitigen Kopfhöreranschluss ausgestattet ist. Dieser wird von einem eigenen, recht kräftigen Verstärker gespeist, sodass auch Kopfhörer mit niedriger Impedanz anschließbar sind. Einziger Nachteil: Beim Einstöpseln des Kopfhörers werden die Line-Ausgänge leider nicht abgeschaltet. Hier lässt sich hoffentlich eine Lösung per Firmware-Update finden, zumal die Line-Ausgänge über entsprechende Relais verfügen.

Pro-Ject CD Box RS2 T: Gene vom CD-Erfinder

High Resolution hin oder her – handwerklich sauber produziert, emöglicht die CD hochkarätige Musikwiedergabe, die qualitativ keinen Vergleich mit Analog zu scheuen braucht. Was der Silberscheibe jedoch ernsthaft geschadet und ihren Niedergang beschleunigt hat, war die zunehmend geringere „Halbwertszeit“ der optoelektronischen Laufwerke. Kann man industriell hergestellte CDs noch nach mehr als 30 Jahren quasi neuwertig aus dem Regal holen, hat kaum ein CD-Player diese Zeitspanne ohne Funktionsstörungen überstanden – wenn überhaupt.

Vor diesem Hintergrund ist die Initiative von Pro-Ject absolut lobenswert, mit der CD Box RS2 T eine Art „ultimatives“ CD-Laufwerk auf den Markt zu bringen. 2.500 Euro dafür sind freilich ein stolzer Preis – viele Musikliebhaber scheuen sich jedoch nicht, den gleichen Betrag ohne Zögern für einen analogen Plattendreher auszugeben. Entscheidend ist also eher die Frage, wo die Prioritäten der eigenen Musiksammlung liegen.

Was die Bezugsquelle für hochwertige CD-Drives angeht, hat Pro-Ject quasi die Pole Position inne. So pflegt man eine langjährige Zusammenarbeit mit dem Wiener Spezialisten StreamUnlimited Optical Storage. Naheliegend nicht allein wegen der gemeinsamen Heimat: Hier zählt vielmehr die Expertise, versammelt StreamUnlimited doch das geballte Knowhow der ehemaligen CD-Player Entwicklungsabteilung von Philips.

CD-Pro 8: den Dreh raus

Davon profitiert auch die CD Box RS2 T: Sie ist mit dem derzeit besten CD-Laufwerk von StreamUnlimited bestückt – dem Top-Lader CD-Pro 8 mit integriertem Servoboard CD-84. Ins Auge fällt zunächst mal der elastisch gelagerte, aus dem Vollen gefräste Alumium-Mainframe: Dieser vereint CD-Drive, optische Abtasteinheit und Servo-Platine und sorgt damit für hohe mechanische Stabilität der gesamten Baugruppe.

Pro-Ject CD Box RS2 T – CD drive with optical pickup unit
Ein aus dem Vollen gefräster Aluminiublock bildet die Basis für die CD-Laufwerk-Baugruppe CD-Pro 8. Sie ist elastisch vom Gehäuse entkoppelt. Die CD-Spindel besteht aus leichtem Carbonfiber (Foto: J. Schröder)

Wahres „Herrschaftswissen“ offenbart sich an eher unscheinbaren Details. So verzichtet das CD-Pro 8 auf den bei Top-Ladern üblichen, schweren Clamp zum Fixierien der CD. Stattdessen setzt es auf eine direktgetriebene, ultraleichte CD-Spindel mit Carbon-Platter. Gehalten wird die CD magnetisch mit einem leichtgewichtigen, ausgewuchteten Aluminiumpuck. Vorteil: Deutlich geringere Masse und damit superflinker und treffsicherer Titelzugriff. Auch die Abtastpräzision profitiert hiervon: Schließlich muss die Spindeldrehzahl permanent nachjustiert werden, da CDs mit konstanter Geschwindigkeit (etwa 1,2 Meter pro Sekunde) ausgelesen werden. Mit dem Abstastvorgang innen beginnend, rotieren sie daher mit wachsender Spielzeit zunehmend langsamer.

Pro-Ject-Duo: Verbunden im Gleichtakt

Hinsichtlich Jitter-Empfindlichkeit zeigen sich externe CD-Laufwerke nicht selten anfälliger als integrierte CD-Spieler. Weshalb dem so ist, beschreibt der Beitrag Jitter – kurz und bündig. Das Pro-Ject-Team allerdings kann sich auch in dieser Hinsicht konstruktiv von der Konkurrenz absetzen. Alternativ zur üblichen Anschlussweise via AES3- oder S/P-DIF-Leitung (koaxial und optisch) erlaubt die Kombi eine bidirektionale Digitalverbindung via HDMI-Kabel: Als Masterclock für beide Spielpartner dient in diesem Falle der Systemtaktgeber der Pre Box RS2 Digital. Mit der CD Box RS2 T im Slave-Betrieb arbeitet die Kombi also ebenso jitterarm wie ein integrierter CD-Spieler mit gemeinsamer Zeitbasis. Technisch ist die Idee freilich nicht ganz neu; mit der praktischen Einkabellösung via HDMI setzt sie Pro-Ject jedoch geschickt um.

Pro-Ject Pre Box RS2 Digital + CD Box RS2 T – terminal side
CD Box (oben) und Pre Box verbinden sich wahlweise bi-direktional via HDMI-Kabel. Dann dient die Pre Box als gemeinsamer Systemtaktgeber. Das Datenformat entspricht weitgehend dem I²S-Protokoll (Foto: J. Schröder)

Medium CD – neu entdeckt

Während der intensiven Beschäftigung mit Test-Geräten kristallisiert sich nach und nach eine Art Leitmotiv heraus, das ihren Charakter besonders treffend zum Ausdruck bringt. Bei der Pro-Ject-Kombi lautete das Thema „Neuentdeckung des Mediums CD“. Natürlich reizten da auch etliche technische Fragen wie etwa: „Genügen vier 6922-Doppeltrioden zum Aufbau eines vollsymmetrischen Stereo-Linedrivers mit Eingangs-Differenzverstärker?“

Kaum weniger spannend auch diese: „Gelingt es, aus einem externen Schaltnetzteil mit 20 Volt Ausgangs-Gleichspannung digitale und analoge Schaltkreise mit den unterschiedlichsten Spannungen zu versorgen, dazu auch noch 150 Volt Anodenspannung plus 6,3 Volt (Gleichspannung!) zum Heizen der Röhren bereit zu stellen?“ Die Antwort auf beide Fragen: Ein klares „Ja“.

Doch bei aller technischen Neugier gilt noch immer: Musik ist Trumpf. Dreh- und Angelpunkt hierfür war zweifellos das Laufwerk CD-Box RS2 T. Dank seiner Agilität lud es geradezu ein, beliebige CDs anzuspielen. Mit ihm lässt sich dem Medium CD wieder so unbekümmert begegnen, wie es sich seine Eintwickler anno 1981 eigentlich dachten. Deckel hoch – CD einlegen – Puck drauf – los geht’s.
Kein audiophiler Überbau wie träges Hochlaufen und ewige Wartezeiten bei der Titelwahl. Keine CD-Oberflächen antistatisch entwirbeln, bemalen, entmagnetisieren oder gar ihren Rand anschleifen. Stattdessen Play-Taste drücken und einfach nur Musik hören – richtig gut und zudem ohne störende Nebengeräusche: Tatsächlich muss man das Ohr auf den Deckel pressen, um die Silberscheibe rotieren zu hören.

Pro-Ject CD Box RS2 T – CD drive with puck
Ein leichter, ausgewuchteter Puck fixiert die CD magnetisch auf der Spindel. Während der Wiedergabe arbeitet das Laufwerk quasi geräuschfrei (Foto: J. Schröder)

All das führte dazu, dass ich nach mehr als einem gefühlten Jahrzehnt erstmals wieder CDs gekauft habe. Anlass hierfür war ein abendlicher „Osterspaziergang“ durch meine CD-Sammlung, bei dem meine Liebste Claudia zielsicher zwei echte Highlights aus den frühen Neunzigern herauspickte: die ersten beiden Alben von Seal mit den Hits „Crazy“ und „Kiss From A Rose“, produziert von Trevor Horn.

Wiederhören mit William

Beim Durchstöbern des Musiker Line-Ups im Booklet (das gab es Anno 1994 noch ;-)) stieß ich unverhofft auf einen treuen Wegbegleiter, der meine musikalische Ausrichtung entscheidend beeinflusst hat: William Orbit. Sein größter kommerzieller Erfolg war freilich das Madonna-Album Ray Of Light aus dem Jahre 1998. Weniger bekannt hingegen sind seine früheren Alben, die er unter dem Pseudonym Strange Cargo veröfffentlichte. Unbestritten ist jedoch, dass diese mit ihren spacig-dahingroovenden, blumig-ätherischen Songs nicht nur den britischen Musikstil der Mid-Nineties entscheidend prägten. Songs wie etwa „Million Town“ oder „Time To Get Wize“ gelten daher längst als absolute Chillout-Klassiker. Was bei William Orbit zudem immer stimmte, war der glasklare, crispe Sound, der allerdings – dramaturgisch perfekt inszeniert – erhebliche tieffrequente Schubwellen auslösen kann.

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William Orbit war und ist jedoch nicht nur ein begnadeter Musiker und Produzent, sodern auch ein guter Talent Scout. Bereits auf seinen frühen Strange-Cargo-Alben war die britische Schauspielerin und Musikerin Beth Orton zu hören, die vielen Songs durch ihren elegisch-tragenden Gesangsstil eine ganz eigene Note gab. Ihren internationalen Durchbruch feierte Beth Orton dann 1996 mit dem Album Trailer Park, an dem William Orbit ebenfalls mitwirkte – eine sinnliche Melange aus verträumten Folk- mit dezenten Electronic-Elementen, angesiedelt irgendwo zwischen Natalie Merchant und Massive Attack.

Auch Trailer Park ist mittlerweile ein Album-Klassiker und wurde daher 2013 als Remastered-CD-Version wiederveröffentlicht. Sowas muss man einfach kaufen – da konnte selbst ich als Bandcamp-Download-Fan nicht widerstehen. Ob da wohl mal was „lief“ zwischen William und Beth? Wer weiß – auf jeden Fall finden beide in meiner CD-Sammlung nun wieder zusammen.

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Warum ich das so ausführlich beschreibe? Weil diese spannende musikalische Retrospektive ohne den eher zufälligen Blick ins Booklet einer CD nicht stattgefunden hätte. Musik „erleben“ mit physischen Tonträgern hat in der Tat eine ganz eigene Qualität – freilich nicht nur analog in Vinyl, sondern auch digital in Polycarbonat. Und weil sie nicht ständig im Mittelpunkt stehen will, ist die im Umgang völlig unprätenziöse Pro-Ject CD Box RS2 T für solche musikalische Ausflüge genau das richtige Tool.

Die Pro-Ject-Kombi: Klangliches

Einspielzeit hin oder her – ob man mit HiFi-Komponenten klanglich leben kann, spürt man meist schon nach wenigen Minuten. Mein Ja-Wort war der Pro-Ject-Kombi schon beim ersten Titel sicher – „Water From A Wine Leaf „vom Album Strange Cargo III. So gelang es ihr aus dem Stand, eine unmittelbare, sehr intime Verbindung zur Musik herzustellen, Im Nu war klar: Diesem Duo konnte ich meine Musik blindlings anvertrauen, ohne mir weitere ganz nette, aber wenig tiefgehende Interpretationen einzuhandeln.

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Das Faszinierende an der Pro-Ject-Kombi war ihre Fähigkeit, die jedem Album eigene klangliche Atmosphäre absolut authentisch zu vermitteln. Das wurde mir schlagartig klar, nachdem ich neben der 2013-Remastered-Edition von Trailer Park auch die Originalversion aus dem Jahre 1996 im Vergleich hörte – erstanden für nicht mal vier Euro bei www.medimops.de.
Tatsächlich klang das neue Release frischer, blankgeputzter, pointierter und insgesamt auch etwas stringenter – also unbestritten gute Mastering-Arbeit. Dennoch bezirzte die Urversion durch ihren sanften Charme, der den fragilen Kompositionen etwas wirklich Zauberhaftes einhaucht. Und genau solche Nuancen sind es, an denen die Pro-Ject-Kombi den Musikliebhaber unmittelbar teilhaben lässt.

Auf welche Weise ihr das technisch gelingt, ist kaum in einem Satz zu beantworten. Entscheidenden Anteil an ihrem organischen Klangcharakter haben aber ganz sicher ihre messerscharfe Abbildung, die exzellenten feindynamische Fähigkeiten sowie der enorme Detailreichtum selbst bei geringsten Lautstärken. Komme mir also niemand mehr mit dem Vorurteil, der DAC-Chip ESStech ES9038 klänge tendenziell unterkühlt oder gar „digital“ – man muss ihn halt nur richtig behandeln.

Röhre oder Transistor?

In sich haben es auch die mannigfaltigen „Spielmöglichkeiten“ der Pre Box RS2 Digital. So offenbarte ihre umschaltbare Ausgangsstufe die unterschiedlichen Charaktere von Halbleiter und Röhre auf geradezu archetypische Weise. Bei Röhrenbetrieb erschien beispielsweise der recht ungewöhnlich dahinschnurrende Basslauf in  „Someone’s Daughter“ im Grundtonbereich einen Hauch praller, während sich Beth Ortons Gesang durch einen minimal helleren Präsenzbereich etwas deutlicher vom Rest der Band absetzte.

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Im Halbleiterbetrieb hingegen spielte die Pre Box RS2 noch einen Tick durchhörbarer, mit minimal plastischeren Klangfarben und einem schlankeren Grundtonbereich. Tiefe Basslagen dagegen kamen etwas energischer. Meinen persönlichen Hörgewohnheiten als Toningenieur kam der Halbleiterbetrieb etwas näher. Feine Klangdetails waren hier noch leichter wahrnehmbar – etwa der Zuwachs an Präzision, koppelt man die CD-Box RS2 T für Masterclock-Betrieb via HDMI-Kabel an.

Dennoch empfand ich die Röhren-Ausgangsstufe der Pre Box RS2 erstmals als ernsthafte Alternative – beispielsweise zur Wiedergabe von Aufnahmen, die während der Röhren-Ära entstanden. Das hatte in der Tat nichts zu tun mit dem „Weder-Fisch-noch-Fleisch“-Klang vieler trendiger, mittels Alibi-Glühwürmchen geschminkter Hybrid-Verstärkerchen.

Fazit: ein ehrgeiziges Pro-Ject

Großes HiFi aus kleinen Gehäusen – die neue Pro-Ject RS2 Kombi ist die ultimative Understatement-Lösung für anspruchsvolle Musikliebhaber. Nach dem Motto „mehr sein als scheinen“ punktet sie auf unspektakuläre Weise mit hochentwickelter Audiotechnik, wie man sie sonst nur in absoluten Top-Komponenten findet. Die Pro-Ject Pre Box RS2 Digital beweist zudem eindrucksvoll, dass sich herausragende Klangqualität und flexibel anpassbare Klangeigenschaften sehr wohl miteinander in Einklang bringen lassen.

Das Laufwerk Pro-Ject CD Box RS2 T hingegen ist ein klares Statement, dass die CD noch lange kein Relikt highfideler Historie ist. Im Gegenteil: Dank einfachster Bedienung, flinker Ansprache und hervorragender Leseeigenschaften macht CD Hören mit ihm wieder richtig Spaß. Nicht zuletzt wegen der Klangqualität, die besonders im Zusammenspiel mit der Pre Box RS2 Digital als Taktgeber absolut überzeugen kann. Weiterer Pluspunkt: Die robuste, professionelle Laufwerkseinheit verspricht ein langes Leben.

Zugegeben: Den Setpreis von 4.500 Euro sieht man dem Pro-Ject-Gespann nicht auf den ersten Blick an. Wer sich jedoch musikalisch darauf einlässt, bemerkt sofort, dass es jeden Euro wert ist. Für mich jedenfalls ist das Pro-Ject-Gespann ein ganz heißer Anwärter auf das Dream-Team des Jahres. Auch für kleine, feine Mastering-Studios unbedingt empfehlenswert!

Top-Klang durch externe Taktsynchronisation
Kurze Zugriffszeit
Quasi geräuschloser Betrieb
Liest auch CD-Text

Vertrieb:
ATR – Audiotrade
Schenkendorfstraße 29
45472 Mülheim an der Ruhr
www.audiotra.de

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Pro-Ject CD Box RS2 T: 2.495 Euro

Pro-Ject Pre Box RS2 Digital
2020/04
Test-Ergebnis: 4,7
Überragend
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Hervorragende Klangeigenschaften – digital und analog
Umfangreiche Möglichkeiten zur Klanggestaltung
Beherrscht sämtliche Digitalformate inklusive MQA
Line-Ausgänge bleiben bei Kopfhöreranschluss aktiv

Vertrieb:
ATR – Audiotrade
Schenkendorfstraße 29
45472 Mülheim an der Ruhr
www.audiotra.de

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Pro-Ject Pre Box RS2 Digital: 1.995 Euro

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Autor: Jürgen Schröder

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Toningenieur, R&D-Spezialist und das (mess-)technische Gewissen von LowBeats. Kümmert sich am liebsten um Wissens-Themen, Musik und den spannenden Bereich zwischen Studio und HiFi.