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Cen.grand bietet mit dem DSDAC1.0 Deluxe Model (6.499 Euro) eine DAC-Vorstufe für höchste Klangansprüche an (Foto: F. Borowski)

Test DAC-Vorstufe Cen.grand DSDAC 1.0 Deluxe Model: der Smooth Operator

Mit Cen.grand taucht auf der europäischen High-End-Bühne ein weiterer Player aus China auf, der sich hauptsächlich (aber nicht nur) auf DAC-Technik spezialisiert hat. Zwar wurde das Unternehmen bereits 2011 gegründet, ist hierzulande aber weitestgehend unbekannt. Das könnte sich ändern. Einerseits wegen des rührigen audiodomain.de Vertriebs, der schon viele andere Perlen im Reich der Mitte entdeckt und hierzulande etabliert hat. Andererseits, weil die Produkte definitiv die Aufmerksamkeit anspruchsvoller Digital-Audio-Fans verdient haben. Mein Testkandidat ist das derzeitige Topmodell, der Cen.grand DSDAC 1.0 „Deluxe Model“.

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Der Cen.grand DSDAC1.0 Deluxe Model ist ein mächtiger Alu-Schrank mit fast 12 Kilo Gewicht (Foto: F. Borowski)

Produkte aus dem Riesenreich China stehen bei uns derzeit nicht besonders hoch im Kurs der gesellschaftlichen Akzeptanz. Sowohl aus politischen, als auch aus Gründen der Nachhaltigkeit. Einerseits wird die zu groß gewordene wirtschaftlich-industrielle Abhängigkeit von China kritisiert, andererseits der Umstand, dass immer mehr Waren, darunter unglaublich viele Billigartikel, auf Kosten der Umwelt um den Globus verschifft werden. Aber das Reich der Mitte ist nicht nur das Land der Massenproduktion unter fragwürdigen Arbeitsbedingungen und die „Werkbank der Welt“. 

Es gibt inzwischen auch viele Unternehmen in der Volksrepublik, die sich auf echte Qualitätsware spezialisiert und sich über die Jahre international einen hervorragenden Ruf erarbeitet haben. Darunter auch einige Hersteller von High-End-Audio-Produkten mit sehr hohem Anspruch und viel Leidenschaft für die Sache. Dazu gehören beispielsweise Auralic, Silent Angel, Cayin, Questyle, der IAG-Konzern und weitere etablierte Marken.

Die Cen.grand Digital Media Technology Co.,Ltd. könnte sich hier oben einreihen. Das 2011 gegründete Unternehmen ist nicht neu, aber noch jung. Vor allem auf dem internationalen Parkett. Das merkt man unter anderem an dem teils verspielten Design der Produkte, das noch keine ganzheitliche Linie mit echter Markenidentität gefunden hat. Aber: „Entscheidend is auf’m Platz“, wie eine schöne Fußballmetapher besagt. Und da hat Cen.grand einiges vorzuweisen.

Aufbau und Technik des Cen.grand DSDAC 1.0

Es beginnt mit etwas Verwirrung: Bezeichnet wird dieser DAC sowohl auf der Cen.grand-, als auch auf der audiodomain-Webseite als „Deluxe Model“, welches gegenüber dem völlig anders designten „Standard Model“ vor allem eine verbesserte Clock und „wesentliche Änderungen an der Schaltung“ erfahren haben soll. Auf dem Gerät selbst steht aber was von „Advanced Version“. Ja was denn nun? Auf Nachfrage erklärte mir Cen-grand-Chef JianHui Deng, dass es an einer kurzfristig entschiedenen Namensänderung zu „Deluxe Model“ lag, die Frontplatten aber schon mit dem Schriftzug „Advanced Version“ fertig produziert waren. Künftige Frontplatten werden entsprechend geändert.

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Neben den Digitaleingängen (rechts) und den analogen Ausgängen (links) verfügt der DSDAC auch über Cinch- und XLR-Analogeingänge. Hier anliegende Signale werden nicht digitalisiert, sondern durchlaufen die rein analoge Vorstufe unberührt von der Digitalelektronik (Foto: F. Borowski)

Der deutsche Cen.grand-Importeur AudioNEXT bietet den von mir getesteten DSDAC 1.0 Advanced Version / Deluxe Model für rund 6.500 Euro im Onlineshop auf audiodomain.de an. Das ist natürlich eine Menge Geld, die man nicht so ohne weiteres in ein „No-Name-Produkt“ stecken möchte. Es stellte sich zum Glück ziemlich schnell heraus, dass es sich hier keineswegs um eine Mogelpackung handelt.

Bei Entgegennahme des Pakets dachte ich erst mal, dass womöglich etwas schief gelaufen ist und AudioNEXT-Chef Carsten Hicking hätte mir versehentlich einen Endverstärker zukommen lassen. Aber nein. Die fast 12 Kilo Nettogewicht des DSDAC 1.0 sind auf ein äußerst massives und wirklich piekfein verarbeitetes Alugehäuse und den Einsatz zweier stattlicher Ringkerntrafos im Inneren zurückzuführen. 

Die dicken Alu-Wände haben eine Oberflächenbehandlung mit feinem Querschliff erhalten, wodurch sie sich sehr samtig anfühlen. Insbesondere, wenn das Gerät auf Betriebstemperatur ist (die mit rund 30 Grad erstaunlich hoch für eine DAC-Vorstufe liegt) ist das Gehäuse ein haptischer Hochgenuss.

Die unregelmäßig ausgefrästen seitlichen Wände sind eine der Design-Spielereien, wie auch die leicht auf Taille geschnittene Kopf- und Bodenplatte sowie die angeschrägte Frontplatte mit dem DSDAC-Schriftzug. Die Front wird durch ein recht großes, amber-farbenes Matrix-Display dominiert, flankiert von sechs quadratischen Bedientasten links und einem verchromten Lautstärkeregler rechts, der mechanisch präzise, leichtgängig und wunderbar sanft läuft. Der DSDAC ist also auch als Vorstufe zu gebrauchen. Ein Kopfhörerverstärker ist allerdings nicht an Bord. Der Hersteller hat dafür eigene Komponenten im Programm.

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Die Tasten haben teilweise Doppelfunktionen, aktiviert durch langes Drücken (Foto: F. Borowski)
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Der Lautstärkeregler läuft sehr leichtgängig, aber dank feinem Kugellager butterweich und exakt (Foto: F. Borowski)
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Die seitlichen Gehäusewände des DSDAC (Foto: F. Borowski)
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An der Rückseite eine kleine Überraschung. Nicht nur, dass sich der DAC als sehr anschlussfreudig entpuppt. Auch dass (mit Ausnahme des Coax-Digitaleingangs) WBT NextGen Cinch-Buchsen aus Deutschland verbaut sind, anstatt preiswerter Gold-Buchsen aus chinesischer Herstellung, kommt unerwartet. Alle Cinch-Buchsen sind vom Werk aus mit Staubschutzkappen versehen. Neben digitalen Eingängen als S/PDIF (Coax, BNC, Toslink), AES/EBU und USB gibt es auch zwei analoge Eingänge via Cinch und XLR. Raus geht es ebenfalls entweder symmetrisch oder unsymmetrisch. Wer eine Endstufe (oder Aktivlautsprecher) per XLR anschließt, kann die Cinch-Buchsen zum parallelen Anschluss an einen Subwoofer nutzen.

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Die analogen Cinch-Anschlüsse sind mit WBT-0210 CU MS Nextgen-Buchsen bestückt (Foto: F. Borowski)
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Die Digitaleingänge: Hinter der Abdeckung verbirgt sich momentan noch nichts. Diese ist für eine Schnittstelle zu einem neuen Cen.grand Media-Player vorgesehen (Foto: F. Borowski)
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Neugierig macht ein kleiner verschraubter Deckel mit Hologramm-Siegel bei den Digitaleingängen. Kommt da möglicherweise später ein Streamingmodul zum Nachrüsten? Im Moment verbirgt sich dahinter nur Luft. Die Lösung: Cen.Grand bringt in Kürze einen recht außergewöhnlichen Media-Player namens GLS1.0 auf den Markt, der eine vom DSDAC gesteuerte und (im Gegensatz zu USB) absolut verlustfreie Datenübertragung bieten soll. Dafür wird dann aber wohl eine Nachrüstung erforderlich.

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Zwei Trafos (links) speisen getrennt die analogen und digitalen Teile der Schaltung. Eine der Besonderheiten, die Femtoclock mit „Clock Blocking“, verbirgt sich unter dem goldfarbenen Deckel. Etwa in der Mitte der Hauptplatine verläuft senkrecht die (gedachte) Trennlinie der digitalen und analogen Sektion (Foto: F. Borowski)

Das Innenleben des DSDAC1.0 ist allererste Sahne. Neben dem abgetrennt untergebrachten Netzteil mit zwei Ringkerntrafos für die digitale und analoge Sektion liegt das Mainboard-Kompartment. Die Schaltung enthält keinen DAC von der Stange. Alles, was hier an digitalen Audiodaten durchgeschickt wird, passiert mehrere Prozessoren (FPGAs), die mit komplett selbst entwickelten Algorithmen DSD und PCM verdauen. Ersteres kann über USB nativ verarbeitet werden und letzteres wird stets in einen DSD-Datenstrom konvertiert und wahlweise auf DSD128, 256, 512 oder DSD1024 skaliert. Cen.grand nennt das „Rising Mode“. Im ebenfalls wählbaren „Non Rising“-Mode wird PCM stets auf DSD256 umgerechnet. DSD128/256/512 werden hierbei direkt in den DAC eingespeist, aber DSD64 wird zwangsweise in DSD128 umgewandelt.

Ein Highlight der Schaltung ist die „synchrone Direkttakttechnologie“. Eine hochpräzise Femtoclock gibt dabei ihr Signal ohne Zwischenkonvertierung an das Schieberegister weiter. Dadurch muss nicht wie sonst üblich mit einem Frequenzteiler gearbeitet werden, der durch additiven Jitter das Taktsignal verschlechtert. Der DAC macht sich damit unabhängig von dem Clock-Signal der angeschlossenen Quelle. „Clock Blocking“ nennt das der Hersteller.

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Die „Straight Clock“ ist ein Ultra-genauer Taktgeber, der komplett unabhängig vom Takt der Quelle arbeitet. Rechts ist die Mechanik der Lautstärkereglers zu sehen. Das winzige Poti liegt nicht im Signalweg, sondern regelt einen Microcontroller, der seinerseits Festwiderstände in einem Mikrochip ansteuert (Foto: F. Borowski)

Zu den Besonderheiten der Schaltung gehört außerdem die vergleichsweise aufwändige analoge Vorstufen-Sektion. Die zeichnet sich u. a. durch eine Lautstärkeregelung mit IC-basierten Festwiderständen aus.

Zum Lieferumfang gehört neben einem Netz- und einem ordentlichen USB-A-auf-B-Kabel auch eine IR-Fernbedienung mit massivem Alu-Gehäuse, über die fast alle Funktionen gesteuert werden können. Die finde ich ehrlich gesagt aber nur suboptimal. Offenbar wurde sie nach dem Motto konstruiert: Ich finde kein passendes Gehäuse, dann fräse ich mir eben selbst was aus einem Klotz Alu. Die Remote ist recht dick und nicht besonders handlich. An der Unterseite ist eine Platte mit vier Schrauben für den Batteriewechsel angebracht. Zum Schutz empfindlicher Oberflächen empfiehlt es sich, kleine Filz- oder Gummifüßchen anzubringen (nicht mitgeliefert). Leider lässt sich der DSDAC über die Fernbedienung nicht aufwecken oder in Standby schalten. 

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Die mitgelieferte Fernbedienung: Sehr massiv, aber nicht besonders handlich (Foto: F. Borowski)
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Die Rückseite der Fernbedienung: Für den Batteriewechsel wird ein Schraubendreher benötigt (Foto: F. Borowski)
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Das Innenleben der Fernbedienung (Foto: F. Borowski)
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Der DSDAC 1.0 in der Praxis

Bei der Bedienung gibt sich der DSDAC einerseits sehr unkompliziert und logisch. Andererseits ist ein Blick in die Bedienungsanleitung unumgänglich, um die verschiedenen Betriebsmodi zu verstehen und umschalten zu können. 

Beispiel: Über einen langen Druck der Taste P/D an der Front kann der DSDAC in einen PreAmp-Modus versetzt werden, in dem er als rein analoger Vorverstärker fungiert. In diesem Modus ändert sich auch die Anzeige des Displays, welches dann in großen Ziffern die Lautstärke anzeigt. Die Digitalsektion ist in dieser Betriebsart komplett abgeschaltet und nur die analogen Line-Eingänge (RCA oder XLR) können gewählt werden.

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So sieht das Display im vollkommen analogen Vorstufen-Modus aus (Foto: F. Borowski)

Im regulären DAC-Modus zeigt das Display deutlich mehr Informationen. Die große Hauptanzeige informiert über das anliegende Signal und welcher DSD-Upscaling-Modus eingestellt ist. Also beispielsweise PCM 48 > DSD1024. Darüber hinaus werden der eingestellte Modus (Rising / Non-Rising), der Eingang, das Digitalfilter und die Lautstärke angezeigt. Der gelbe Punkt links unten wird angezeigt, wenn am Eingang ein Signal anliegt.

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Das gut ablesbare Display, hier im DAC-Modus. Mittig die Anzeige des gerade aktiven Upscalings im „Rising Mode“ (Foto: F. Borowski)

Die Ausgänge lassen sich mit einem langen Druck der Input-Taste zwischen variablem und festem Pegel umschalten. Eine Sicherheitsschaltung sorgt dafür, dass einem bei unbedachter Anwendung nicht die Lautsprecher um die Ohren fliegen. Bei Umschaltung auf Festpegel erscheint im Display zunächst eine Warnung, die Lautstärke am angeschlossenen Verstärker auf einen niedrigen Pegel herunterzuregeln. Erst ein weiterer (kurzer) Druck der Input-Taste schaltet dann endgültig auf Festpegel um. – Sehr gut mitgedacht!

Es können acht verschiedene digitale Filtermodi gewählt werden. Der einzige Unterschied dabei ist die Stoppbandfrequenz (Bandstoppfilter), die Cen.grand aber nicht dokumentiert. Die Ziffern 1-8 im Display zeigen lediglich eine Änderung der Stoppbandfrequenz von niedrig bis hoch an. Der Hersteller erklärte auf Anfrage: „Die digitale Filterfunktion des DSDAC ist etwas Besonderes. Sie wird Stoppbandfrequenz genannt und kann in acht Stufen von 200 MHz – 1 GHz gewählt werden. Da die Frequenz weit vom hörbaren Frequenzspektrum entfernt ist, hat sie nur sehr geringe Auswirkungen auf den Klang und unterscheidet sich völlig von der digitalen Filterung bei PCM.“

Die Unterschiede waren in meinen Hörversuchen tatsächlich ultra-subtil bis gar nicht nachvollziehbar, weshalb ich im Hörtest-Teil auch nicht näher darauf eingehe. Der Nutzen dieser Filtereinstellungen entschließt sich mir nicht wirklich.

Bis auf die Sonderfunktionen, die über einen langen Tastendruck umgeschaltet werden, sind alle Funktionen für den Normalbetrieb ohne Studium der Bedienungsanleitung intuitiv nutzbar.

So klingt der DSDAC1.0 Deluxe Model

Chronologisch ist dieser Test etwas anders verlaufen, als der Textaufbau suggeriert. Denn der DSDAC entpuppte sich schon sehr früh als äußerst positive Überraschung. Nach dem Auspacken schloss ich den Cen.grand zum Einspielen am Desktop an die T+A A200 Endstufe und die Wilson Audio TuneTot an. Meine Arbeitsreferenz am Desktop, der Questyle CMA Fifteen, musste dafür erst mal weichen. In dieser Umgebung verbringe ich sehr viel Zeit und ich kann mir während der Bildschirmarbeit einen guten Eindruck verschaffen. Auch wenn ich dabei meist nur mit sehr niedrigem Pegel und nicht mit voller Aufmerksamkeit für die Musik höre, kristallisieren sich über die Zeit doch erstaunliche Unterschiede heraus.

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Der DSDAC überzeugte schon beim Einspielen am Desktop mit feinstem Klang (Foto: F. Borowski)

Es dauerte nicht lang, um festzustellen, dass der DSDAC mir ein ganz anderes Klangbild als der Questyle lieferte. Zwar nicht tonal anders, aber sehr viel entspannter und feiner. Immer wieder musste ich zwischendurch die Schreibarbeit unterbrechen, um mal eben die Lautstärke zu erhöhen und konzentrierter in die Musik hineinzulauschen. Kein Zweifel: Der DSDAC spielt mindestens eine Liga höher, als der für seinen Preis schon überragend gute CMA Fifteen. 

Natürlich kostet der Cen.grand auch mehr als das Doppelte und hat keinen Kopfhörerverstärker an Bord. Da mag das wie selbstverständlich klingen. Doch in dieser Liga steigt die Klangqualität längst nicht mehr proportional zum Preis an. Gerade bei DACs liegen die Unterschiede sehr oft in feinen Nuancen, bei denen dann jeder sehr individuell entscheiden muss, wie viel diese Details in bare Münze umgerechnet wert sind. Sie wissen schon: die letzten paar Prozent sind die teuersten.

Aber da war etwas ganz Besonderes am DSDAC, das meine Aufmerksamkeit immer wieder von der Arbeit ablenkte. Um das genauer zu erforschen, verfrachtete ich ihn in meine Hauptkette mit den überragend detailliert und natürlich spielenden Børresen 02 SSE Speakern am Aavik I-580 Vollverstärker und dem Aavik D-280 DAC. Letzterer dient mir zusammen mit dem Vollverstärker als Referenz und liegt mit 10.000 Euro Listenpreis zwar über dem Cen.grand, ist aber als Maßstab ideal. Auch wenn der Aavik keine Vorstufenfunktion hat. Den DSDAC habe ich hier entsprechend mit Fixed Level Output am I-580 Verstärker angeschlossen. Meine sonst in dieser Kette noch obligatorische Trinnov-Vorstufe mit ihrer überragenden DSP-Raumkorrektur habe ich hier weggelassen. Die Zuspielung an beide DACs erfolgte durch Umstecken via USB vom Silent Angel Rhein Z1 Plus Roon Core.

Zunächst möchte ich festhalten, dass ich kein glühender DSD-Verfechter bin. Schon allein, weil der überragende Anteil der Musik in meiner Sammlung und auch beim Online-Streaming eben PCM ist. Aber auch, weil ich Vorteile von DSD für nicht so gravierend halte, wie manche es propagieren. Heißt, ich beziehe meine Klangbeschreibung hier rein auf PCM-Zuspielung. Und damit habe ich letztendlich im DSDAC immer den Rising Mode auf DSD1024 genutzt. 

Der Aavik D-280 setzt technisch andere Schwerpunkte. Er basiert „nur“ auf einem zugekauften DAC-Chip, aber seine Macher haben sehr viel Gehirnschmalz in Technologien zur Störunterdrückung aus verschiedensten Richtungen investiert.

Letztlich lieferten sich die beiden sehr unterschiedlichen DAC-Konzepte ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Der DSDAC stach wie schon in der Desktop-Kette durch seine ungemein feinfühlige und sanfte, dabei aber niemals unpräzise Spielweise hervor. So zart und gleichzeitig räumlich und klar erinnert das ein wenig an Röhren-Tugenden. Der Aavik hingegen punktete mit noch etwas klarer umrissenen Mikro-Details und seinen dynamischen Qualitäten, wobei er auch noch eine Spur mehr Kontrast ins Geschehen brachte. Das alles auf einem Niveau, dass ich keinen klaren Gewinner küren möchte. Den Referenz-Status behält der Aavik-DAC letztlich aber inne, weil er nach meinem Dafürhalten etwas neutraler agiert, während der Cen.grand die Musik tendenziell in etwas wärmere Klangfarben taucht und damit streng genommen nicht ganz so ehrlich ist. Genau diese leicht wohlige Wärme dürften nicht wenige Hörer sogar bevorzugen. 

In Anbetracht des Preisvorteils des DSDAC, sowie der Tatsache, dass er auch über eine hervorragende Vorstufe verfügt, die auch analog pur überzeugt, ein grandioses Ergebnis.

Fazit Cen.grand DSDAC 1.0: wie Samt und Seide

Newcomer auf dem internationalen High-End-Parkett haben es nicht leicht. Insbesondere, wenn es um ein Segment wie DAC-Vorstufen geht, das schon sehr stark besetzt ist. Aus technischer und klanglicher Sicht stehen die Vorzeichen für den Cen.grand DSDAC1.0 aber bestens. Das klangliche Ergebnis überzeugt voll und ganz, die Verarbeitung ist exzellent und die Handhabung ein Genuss. Auch das Design dürfte seine Anhänger finden. Allerdings würde ich mir im Produktangebot von Cen.grand langfristig noch etwas mehr klare Kante für eine eindeutigere Markenidentität wünschen.

Das stärkste Argument für den DSDAC1.0 ist sein ausgezeichnetes Preis-/Leistungsverhältnis und der in jeder Hinsicht überzeugende Klang. Viel mehr DAC-Vorstufe mit noch besserem Klang dürfte in dieser Klasse schwer zu finden sein.

CEN.GRAND DSDAC1.0 Deluxe
2023/07
Test-Ergebnis: 4,5
ÜBERRAGEND
Bewertung
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.

 

äußerst transparenter, feiner Klang
auch als rein analoger Vorverstärker nutzbar
großes, gut ablesbares Display
tolle Materialqualität und Verarbeitung
Fernbedienung ohne Power On/Off-Funktion

Vertrieb:
audioNEXT GmbH
Isenbergstr. 20
45130 Essen
www.audiodomain.de

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Cen.grand DSDAC1.0 Deluxe Model: 6.499 Euro

Technische Daten

CEN.GRAND DSDAC1.0 DELUXE MODEL
Konzept:DAC-Vorverstärker
Ein- und Ausgänge:Digital IN: S/PDIF (Coax, BNC, Tos), AES/EBU, USB
Analog IN: Stereo-Cinch und XLR
Analog OUT: Stereo-Cinch und XLR
Besonderheiten: Femtoclock, DSD-Upscaling auch für PCM, analoger Vorstufen-Modus
Maße (B x T x H):430 x 360 x 100 mm
Gewicht:ca. 11,5 Kilo
Alle technischen Daten

Autor: Frank Borowski

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LowBeats Experte für Schreibtisch-HiFi und High End kennt sich auch mit den Finessen der hochwertigen Streaming-Übertragung bestens aus. Zudem ist der passionierte Highender immer neugierig im Zubehörbereich unterwegs.