Wann immer ich in den letzten Jahren mit Modellen des britischen Lautsprecher-Experten Monitor Audio zu tun hatte, konnte ich nur den Hut ziehen. Gleich, ob es sich um die Studio, die Gold 100 5G oder die Modelle der aktuellen Silver Linie handelt, die sich bei uns gerade für einen Familientest einlaufen: Vor dem Hintergrund von Klang und Gehäusequalität haben sie allesamt ein exzellentes Preis/Leistungsverhältnis. Aber gilt das auch für den Einsteigerbereich? Zur Beantwortung dieser Frage holten wir uns die günstigste Standbox der Briten. Das Modell aus der Monitor Serie hört auf den etwas kryptischen Namen Monitor Audio Monitor 200 und ist eine schlanke, halbhohe Säule für 580 Euro pro Paar.
Die Einsteigerklasse der hierzulande verkauften Lautsprecher ist hart umkämpft und ich bin immer wieder erstaunt, wie viel Lautsprecher in diesem Bereich für vergleichsweise wenig Geld zu bekommen ist. Bei den Platzhirschen Canton, Magnat und Teufel gibt es für 600 Euro schon ausgewachsene Standboxen (Canton C 309, Magnat Tempus 77, Teufel Ultima 40 Mk3) mit klassischer 3-Wege-Bestückung plus Doppelbass. Die Monitor 200 wirkt dagegen mit ihren 85 Zentimetern Bauhöhe fast schon etwas schüchtern. Man setzt hier wohl eher auf Klasse statt Masse.
Der Aufbau der Monitor Audio Monitor 200
Technisch gesehen ist die kleine Monitor Audio eine 2,5 Wege-Konstruktion. Das heißt: Eine klassische 2-Wege-Kombination, bestehend aus Hoch- und Tiefmitteltöner, bekommt durch einen zweiten Tiefmitteltöner im Bassbereich Unterstützung. Die beiden Tiefmitteltöner der Monitor 200 haben einen Durchmesser von 14 Zentimetern und haben auffällige (weil orange gefärbte) MMP2-Mambranen. MMP2 steht für die modernste Variante von Kunststoffmembranen, welche mit Metallpartikeln versetzt sind. Diese Metallpartikel versteifen den Konus spürbar.
Der untere Bass läuft parallel zum oberen (Übertragungsbereich: etwa 40 bis knapp über 600 Hertz), der obere übernimmt den gesamten Tiefmitteltonbereich. Ab 2.200 Hertz übernimmt dann der so genannte C-CAM Hochtöner – der eigentliche Star der Monitor 200. Er stammt aus der deutlich teureren “Bronce” Serie und hat eine keramikbeschichtete Aluminium/Magnesium Kalotte.
Bei Monitor Audio erzählt man immer gern die Geschichte, das Material sei ursprünglich für Triebwerkskomponenten in der Luft- und Raumfahrtindustrie entwickelt worden. Mag sein. Fest steht, dass die Eigenschaften dieses Materials für Hochtonkalotten (extrem steif und dennoch sehr leicht) bestens geeignet sind. Kein Wunder, dass auch viele andere Hersteller auf diesen aufwendigen Materialmix setzen.
Die Aufteilung der Arbeitsbereiche übernimmt eine simple, aber für diese Preisklasse ordentlich bestückte Frequenzweiche. Für die größeren Werte verwendet Monitor Audio Eisenkernspulen, die immer dann einen guten Kompromiss zwischen günstigem Preis und hoher Audio-Qualität darstellen, wenn die Pegel nicht zu hoch werden. Bei dauerhaft hoher Lautstärke kommt der Eisenkern in die Sättigung und verringert den Spulenwert. Aber nun ist die Monitor Audio Monitor 200 ja auch eine grazile Standbox – Partybeschallungen sollte man ihr nicht zumuten.
Das Gehäuse besteht – ebenfalls durchaus üblich in dieser Klasse – aus 18 mm starkem MDF und bietet somit eine weitgehend stabile Grundlage für saubere Bässe. Allerdings verzichten die Entwickler auf verdoppelte Wände oder zusätzliche Versteifungen und so zählt die grazile Monitor Audio mit ihren knapp 11 Kilo eher zu den Leichtgewichten unter den Einsteigerboxen.
Auch von der Formsprache her wirkt die Britin noch etwas schlichter als die Modelle der oben angesprochenen deutschen Platzhirsche: keine Rundung, keine Applikation unterbricht die geraden Linien des kubischen Gehäuses. Die Vordenker des Bauhaus hätten ihre helle Freude…
Auf der Rückseite finden sich zwei Bassreflex-Ausgänge sowie das Bi-Wiring Terminal. Man könnte die Monitor 200 also auch mit der doppelten Verkabelung ansteuern – was in dieser Preisklasse aber wirklich Unfug ist. “Lieber ein besseres als zwei mittelmäßige Kabel”, lautet das Motto. Man kann die kleinen Monitor Audios jeoch tatsächlich mit wenig Aufwand verbessern, indem man die günstigen Blechbrücken gegen solide Kabelbrücken ersetzt. Das hört man sofort: weniger Rauigkeit im Klang, mehr Griffigkeit im Bass…
Wie üblich in dieser Klasse, sind die Gehäuse der Monitor 200 foliert. Die Folierung ist gut gemacht und auch an den Übergängen sauber verklebt. Die kleine Standbox gibt es (wie alle Modelle der Serie) in drei Farben:
Die Monitor Audio Monitor 200 in der Praxis
Von ihrer Größe her ist man geneigt, die Monitor 200 mit dem Rücken an die Wand zu stellen. Das ist aus zweierlei Gründen eine schlechte Idee: Zum einen hat sie auf der Rückseite die beiden (unterschiedlich abgestimmten) Bassreflex-Ports, die bei einem Abstand unterhalb 5 Zentimeter nicht mehr optimal arbeiten.
Zum anderen ist die kleine Standbox im Oberbass eher füllig abgestimmt. Um diesen Charakterzug nicht noch zu unterstützen, sollte der geneigte Musikhörer den Lautsprecher weiter nach vorn ziehen. Abhängig von Raumgröße und-Beschaffenheit ergeben sich aus den Reflektionen der Wände dann Auslöschungen, die in diesem Falle günstig sein können und den Bereich um 100 Hertz etwas absenken. Ich würde für die Monitor 200 einen Abstand ab 50 Zentimeter zur Rückwand empfehlen.
Eine gute Idee von optimaler Lautsprecher- und Hörplatz-Position vermittelt der RaumRechenService von Dr. Hunecke, der online mit nur wenig Zeitaufwand den (in Bezug auf Tiefton) besten Aufstellungsplatz simuliert. Dafür muss man nur die Raummaße- und Beschaffenheiten eingeben und anschließend mit der Maus oder dem Cursor die Lautsprecher und/oder den Hörplatz so lange verschieben, bis sich um 100 Hertz eine kleine Senke einstellt.
Aber Sie können auch das präziseste aller Instrumente nutzen: Ihr Ohr. Denn das verarbeitet ja auch all die Informationen, von denen das Programm nichts wissen kann: glatte Flächen, Asymmetrien, durchbrochene Wände…
Die Monitor Audio Monitor 200 ist von ihren Entwicklern schlauerweise auf den Betrieb mit günstigen Verstärkern getrimmt. Das heißt: mit linearer Impedanz und geringen Phasendrehungen, sodass auch schwächere Verstärker beste Voraussetzungen für eine klangstarke Kombination haben.
Die vielleicht gelungenste Verstärker/Lautsprecher-Kombination (weil zusammen nur 1.000 Euro günstig) ergab sich mit dem neuen Cambridge Audio AXA 35: Ein wunderbar stimmiger, räumlich ausschweifender Klang, dem auch nicht allzu schnell die Puste ausging. Allerdings sind die 35 Watt des Cambridge nicht genug, um die Pegelgrenzen der kleinen Monitor 200 auszulosten. Mit einem kraftvolleren Verstärker wie dem Pioneer A70 DA oder dem Atoll In 300 schwang sich die kleine Säule zu erfreulich lebensnahen Pegeln auf.
Wie die LowBeats Messungen zeigen, liegen die Verzerrungen bei Wohnraum-üblichen Pegeln erfreulich niedrig und geben einen Hinweis, bei welchen Lautstärken sich die Monitor 200 eigentlich am wohlsten fühlt…
Der Hörtest
Die kleine Engländerin gefällt vom ersten Takt an mit einer vollmundigen Wiedergabe. Klassische Instrumente kommen mit Wärme und gleichsam mit viel Charakter: Die Monitor Audio Monitor 200 schafft es, viel Information zu liefern, ohne anstrengend zu werden. Die kleinen Zwischengeräusche des großen Orchesters aus Mahlers 8. Symphonie entblättert sie ebenso fein wie beispielsweise all die kleinen Hochtonverästelungen in “Hurricane Come And Gone” von Monty Alexander (Album: Caribbean Circle).
Diese satten Klangfarben und den große Detailreichtum bietet die Monitor 200 bei hohen Pegeln, aber auch – wichtig für die meisten Musikhörer – bei ganz kleinen Pegeln. Und man kann diesen Lautsprecher sehr lange hören.
Was mir weniger gut gefiel, war der etwas bauchige Oberbass. Dies ist ein oft und gern genommener Trick der Entwickler, kleine Lautsprecher nach “mehr” klingen zu lassen. Es funktioniert ja in gewisser Weise auch: Das ganze Klangbild erscheint immer etwas wärmer und voller, aber die Präzision leidet und manchmal schleicht sich – wie im Falle der Monitor 200 – ein leichte Hohlheit in die tiefen Töne. Ich meine, die Monitor Audio hätte diese kleine Schummelei nicht nötig gehabt, aber so klingt sie halt etwas spektakulärer…
Gemessen an der fast doppelt so großen Teufel Ultima 40 Mk3, der LowBeats Referenz in der 500-Euro Klasse, fehlten der kleinen Engländerin Druck, Pegel, aber auch Präzision in den unteren Lagen. Auch die Magnat Tempus 77, für einige Woche Testgast in der Redaktion, zeigte sich im Tiefton erheblich erdiger und im Oberbass weniger wolkig.
Dennoch wird im Vergleich zu diesen beiden Preis/Leistungs-Hämmern deutlich, wie gut, wie offen, letztendlich wie natürlich der gesamte Mittelhochtonbereich der Engländerin ist. Diese hohe Stimmigkeit verführt zu langen Hörabenden mit einer Flasche vom besseren Rotwein und einer langen Playlist oder vielen Platten, die man unbedingt mal wieder hören muss.
Ein weiterer Vorzug der Monitor Audio Monitor 200 ist ihre prachtvoll große Darstellung. Gute Aufnahmen und ordentliche Quellgeräte plus Verstärker vorausgesetzt, schafft die kleine Monitor Audio sehr schöne, weil große und dreidimensionale Klangbilder, die sich völlig von den Gehäusen lösen und den Zuhörer quasi in die Aufnahmen hineinziehen. Das hat was.
Fazit Monitor Audio Monitor 200
Monitor Audio traut sich was: In der Einsteigerklasse, wo oftmals mit viel Gehäuse und viel Bass geklotzt wird, setzen die Briten auf kleine, schlichte Gehäuse, dafür aber auf gehobene Treiber-Qualität.
Gemessen an den Mitbewerber-Modellen der hiesigen Lautsprecher-Prominenz verzichtet die Monitor 200 also auf einigen Schub von unten, begeistert stattdessen mit einem besonders geschmeidig-natürlichen Mittelhochtonbereich. Der Klang der Monitor 200 hat dadurch etwas sehr kultiviertes, etwas, was man in Standboxen-Segment dieser Klasse nur selten findet.
Musikfreunde, die überwiegend Singer-Songwriter oder klassische Musik hören und dabei nicht die ganz hohen Pegel brauchen, finden mit der kleinen Monitor Audio eines der interessantesten Angebote dieser Klasse.
Bewertungen
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Satt-natürliches Klangbild mit sanften Höhen |
| Erstaunlich hohe Pegelreserven |
| Technisch anspruchslos, lineare 4-Ohm-Impedanz |
| Leicht überbetonter Oberbass |
Vertrieb:
Pannes Vertriebs KG
Berliner Straße 3
23795 Bad Segeberg
derbesteklang.de
Paarpreis (Hersteller-Empfehlung):
Monitor Audio Monitor 200: 580 Euro
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