Betrachtet man sich den Markt der Stromkabel, kann einem schnell schwindelig werden – so groß ist das Angebot. Und doch kann man auch hier eine Determinante erkennen: Sehr viele der besseren Stromverbindungen setzen auf die Stecker von Furutech. Diesbezüglich haben die Japaner fast die Position von WBT bei Lautsprecherklemmen inne. Wer also in puncto Stromkabel etwas auf sich hält, verwendet Furutech. Nun bieten die Japaner seit neuerem selber Stromkabel an. Stellt sich die Frage: Warum nicht gleich an die Quelle gehen? Der Test des Furutech DPS 4.1.
Bei einem unserer Test zum Thema Strom interviewte Kollege Raphael Vogt seinen örtlichen Netzbetreiber. Ergebnis: Der Strom, so das Statement der Öffentlichkeitsarbeiter, sei bis zum Haustür absolut “sauber”. Nehmen wir das mal als gegeben. Dann passiert zwischen Hausanschluss und Gerät – vor allem zwischen Steckdose und HiFi-Komponente – doch noch eine Menge. Wie sonst wäre es zu erklären, dass unterschiedliche Stromleitungen tatsächlich unterschiedlich klingen?
Es gibt natürlich einige Apologeten, die diesem Umstand vehement bestreiten. Das sind genau die gleichen Zeitgenossen, die verdutze Gesichter machen, wenn sie bei einer richtig guten Digitalkette mal den vorgeschalteten Switch austauschen. Auch da sind die Unterschiede erstaunlich groß – einfach, weil man hier keine Klangunterschiede erwartet.
Allerdings sind die Gründe für Klangunterschiede zwischen Netzleitung und Switch natürlich unterschiedlich gelagert. Schauen wir uns einmal an, was ein Stromkabel alles verkehrt machen kann. Ein schlechtes Kabel hat nur eine schlechte oder gar keine Abschirmung und ist deshalb Sender und Empfänger für Hochfrequenzmüll. Davon haben wir in modernen Wohnungen ziemlich viel: Fängt ein Kabel diesen “Müll” ein, wird das angeschlossene Gerät damit zwangsweise kontaminiert. Außer in den seltenen Fällen, bei denen eine aufwändige Stromreinigung schon im Gerät sitzt, wird dieser Umstand den Klang sicher verschlechtern. Umgekehrt erzeugen auch HiFi-Geräte Hochfrequenzmüll, der im schlechten Fall über die Stromkabel abgestrahlt wird und wiederum andere Komponenten beeinträchtigen.
Ein stromdurchflossener Leiter wirkt zudem wie ein Elektromagnet: Beim Betrieb ziehen sich also Plus- und Minuspol an. Ist der Aufbau der Leitung zu flexibel, entstehen durch diese Bewegungen Klangbeeinträchtigungen. Genauso wie bei schlecht gemachten Übergangswiderständen durch schlechte Verlötungen oder durch schlechte, inhomogen leitende Materialien.
Der Aufbau des Furutech DPS 4.1
Die Furutech Netzleitung ist das genau Gegenteil des eben Beschriebenen. Schon beim Auspacken vermittelt das DPS 4.1 den Eindruck, dass hier keine halben Sachen gemacht werden. Das Kabel mit lilafarbenem Überzug ist so stark (Durchmesser: 17 mm), dass es sicherlich auch zum Abschleppen von Lastern geeignet wäre. Auch ist es so fest gewickelt, dass elektromagnetische Anziehungs- oder Abstoßkräfte hier keine Chance haben. Im praktischen Umgang allerdings könnte man sich durchaus etwas mehr Biegsamkeit wünschen…
Das Kabel stellt Steckerspezialist Furutech nicht selber her, sondern bezieht es vom japanischen Mischkonzern Mitsubishi. Mitsubishi hat – wohl auch aus Lizenzgründen – das legendäre PCOCC variiert und mit seinem D.U.C.C. eine Kupfer-Alternative entwickelt, die keineswegs schlechter sein soll. Der Reinheitsgrad ist mit 7N jedenfalls erfreulich hoch. Das DPS 4.1 ist mit seiner Alpha-D.U.C.C.-Kombination nun eine Mischung aus Mitsubishi- und Furutech-Technologien.
Was dieses Leitermaterial besser macht, habe ich nicht genau verstanden. Ich lasse deshalb mal den Furutech Prospekt-Text sprechen: “Furutechs weltberühmter a-OCC mit reiner Transmission ist das Ergebnis einer Weiterverarbeitung mit der Alpha Super Cryogenic and Demagnetizing-Behandlung. Die Reinheit von DUCC geht jedoch einen bedeutenden Schritt weiter. Mitsubishi Materials hat den neuen Leiter so konstruiert, dass er nicht nur die Kristallkornstruktur des Kupfers optimal ausrichtet, sondern auch die Kristallkorngrenzen reduziert. Infolgedessen ist DUCC weniger empfindlich gegenüber Direktionalität als OCC.”
Die Leiter werden während des Prozesses also extrem stark gekühlt (kryogenisiert) und demagnetisiert. Und auch den letzten Punkt habe ich verstanden: Die Laufrichtung ist also nicht mehr so entscheidend. Allerdings kann ich sie – bedingt durch die Stecker – sowieso nicht ändern. In sofern… Furutech führt das DPS 4. 1 als Rollenware, bei der der laufende Meter 520 Euro kostet. Wesentlicher Bestandteil sind die drei Leiter aus Kupferlitze, jeweils mit einer Stärke von 4mm². Wer bis hier sorgsam mitgelesen hat, darf sich mit mir wundern: 4mm²? Das ist echt richtig viel. Die Hälfte an Querschnitt würde für HiFi-Belange dicke reichen. Und so viel Querschnitt kann sogar zu Problemen führen, weil bei solchen Größen schon der Skin-Effekt zum Tragen kommt. Aber gut. Mit diesem Leiter-Querschnitt vermittelt Furutech die Botschaft: Du kannst dieses Kabel für alle Geräte einsetzen – selbst an gigantischen Mono-Endstufen mit riesigen Sieb-Elkos. Das hat ja auch was.
Wie schon angesprochen, bestehen die einzelnen Leiter aus hochreiner Kupfer-Litze. An ihrem Ende wird die Litze vom Fachhändler mit Kabelschuhen verlötet. Wie fast alle Zubehörteile von Furutech sind diese Kabelschuhe eine kleine Sensation. Sie bestehen nämlich ebenfalls aus hochreinem Kupfer, haben aber eine extrem glatte, rhodinierte Oberfläche – weshalb hier kein Kupfer zu sehen ist. Von den Leitungswerten sind sie mit das Beste, was überhaupt zu bekommen ist.
Warum ich das so genau beschreibe? Weil zum Kabel natürlich auch Stecker gehören. Furutech Deutschland Chef Ralf Koenen hat unser Testmuster mit dem FI-50 (R) NCF Kaltgerätestecker (370 Euro) und dem FI-E50 (R) NCF Schukostecker für ebenfalls 370 Euro bestückt. Die Stecker sind aus klanglichen Gründen per Kabelschuh mit den Leitern verschraubt (und nicht verlötet) und passen vom wuchtigen Auftritt her bestens zum Kabel: Sie sind mit einem Durchmesser von knapp vier Zentimeter recht dick.
Die Stecker aus NCF- (Nano Crystal² Formula-) Material werden von Furutech in untypisch-japanischer, weil ziemlich blumig beschrieben: “NCF erzeugt negative Ionen, die statische Aufladung beseitigen. Zweitens wandelt es Wärmeenergie in Ferninfrarot um. Hinzu kommen Keramikpartikeln in Nanogröße und Kohlenstoffpulver, die zusätzliche Dämpfungseigenschaften durch den ‘piezoelektrischen Effekt’ haben.”
Um das einzuordnen, fehlt mir womöglich das tiefere Verständnis. Allerdings muss ich hier festhalten, dass – wie oben schon angedeutet – extrem viele, namhafte Kabelanbieter auf diese NCF-Stecker schwören. Also unterstelle ich einmal, dass sie klanglich tatsächlich überlegen sind.
Hörtest in drei Schritten
Der Testaufbau war zu Beginn möglichst stringent: Ein CD-Laufwerk (NuPrime CDT 9, 1.200 Euro) wurde mit dem T+A Kopfhörer-Verstärker HA200 verbunden. Der T+A Amp hat D/A-Wandler-mäßig alles eingebaut, was Rang & Namen hat. Als Abhörer nutzen wir den großen T+A Kopfhörer namens Solitaire P mit symmetrischem Anschluss. Nacheinander haben wir zunächst das Laufwerk, dann den Kopfhörer-Amp mit vier verschiedenen Netzkabeln angeschlossen: eine bessere Beipackstrippe, das Isotek Initium EVO3 (99 Euro), das Siltech Ruby Hill 2 (zufälligerweise auch mit Furutech-Steckern, 1.500 Euro) und halt das DPS 4.1.
Obwohl der HA200 eine Stromfilterung eingebaut hat, waren die klanglichen Ergebnisse sowohl beim Laufwerk als auch bei Kopfhörer-Amp absolut identisch. Die Beipack-Strippe klang irgendwie OK – aber nur, bis wir eines der anderen Kabel anschlossen. Dann erschien das China-Kabel auf einmal merkwürdig dünn und fistelig zu klingen. Das Isotek drehte den Klangeindruck quasi um: Alles wurde etwas voller, wärmer, minimal bedeckter. Das gesamte Klangbild war frei von jeder Art von Stress. Aber auch einen Hauch weniger lebendig.
Das Siltech öffnete zog die Vorhänge wieder auf: Alles lebte mit vielen Details, war ungemein lebendig und fein. Ich möchte an dieser Stelle einfügen, dass die Unterschiede zwischen Netzkabeln natürlich nicht so groß sind wie etwa zwischen etwa einem Breitband-Speaker und einer 4-Wege-Kombination. Und die beiden Modelle von Siltech und Furutech liegen beide ziemlich dicht beieinander. Wenn man Unterschiede entdecken wollte, dann klang das Furutech Minimal wärmer und in den Basslagen einen Hauch souveräner. In Sachen Detailreichtum und Lebendigkeit, aber auch in der präzise-räumlichen Abbildung dürften beide wohl nur schwer zu toppen sein. Und um das einzuordnen: Der Sprung vom Isotek auf Siltech und Furutech war noch einmal so groß wie zwischen Beipackstrippe und Isotek.
Wir schalteten um: von der Phonosophie-Steckdosenleiste hin auf den sechsfach Netzfilter IsoTek V5 Elektra (ab 1.599 Euro). Würden sich die klanglichen Unterschiede auch hinter dem Netzfilter wiedererkennen lassen? Ja. Und zwar genau in diesen Abstufungen und mit den gleichen Charakteristika.
Tatsächlich hatten wir an dieser Stelle andere Ergebnisse erwartet. Zumindest, dass die Unterschiede zwischen Billig-Strippe und Furutech oder Siltech hinter einer fast perfekt gefilterten Stromquelle nicht ganz so drastisch ausfielen. Aber sie waren genauso groß und genauso nachvollziehbar wie an der ungefilterten Steckdosenleiste. Das wiederum beweist, dass die Einstreuungen direkt vor der HiFi-Komponenten doch eine relevante Größe darstellen.
Der letzte Schritt bezog sich auf die Stromlieferfähigkeit der Kabel für große Endstufen. Weil ja das DPS 4.1 einen so großen Querschnitt seiner Leiter hat, müsste es bei hohen Leistungsforderungen ja theoretisch Vorteile haben. Dazu nutzen wir die SPL Stereo-Endstufe s1200, die wir mit den vier verschiedenen Kabeln direkt aus der Verteilersteckdose an der Wand bedienten. Die s1200 wiederum befeuerten die B&W 803 D4, deren Leistungshunger schier unbegrenzt ist. Dieser Test lief bei mörderisch hohem Pegel. Die Furutech-Verbindung klang – wie in allen Durchgängen – im Bass am souveränsten. Allerdinge hätten wir bei diesem Durchgang die DPS 4.1 noch etwas weiter vorn erwartet. Aber selbst bei diesem hohen Leistungsbedarf machten sich die Vorzüge des enorm hohen Querschnitts nur in Nuancen bemerkbar; das Siltech Ruby Hill 2 bracht bei hart getretenen Bassdrums fast den gleichen Verve.
Fazit Furutech DPS 4.1
Viele Musikfreunde werden die aufgerufenen, knapp 1.500 Euro für den konfektionierten Meter etwas ambitioniert finden. Doch vor dem Hintergrund, wie gut dieses Netzkabel klingt, wie stark es sich von billigen Beipack-Netzstrippen absetzen und wie deutlich es die angeschlossene Komponenten nach vorn bringen kann, finde ich die Relation angemessen. Zumal ja das Kabel von der Rolle kommt, sodass man die Länge, die man braucht, exakt vorgeben kann. Das einzige Problem ist die geringe Biegsamkeit des DPS 4.1, die eine Länge von nur einem Meter fast zu kurz (weil über die kurze Distanz zu starr) erscheinen lässt. Unser Testexemplar hatte eine Länge von 2 Metern. Damit ließ sich besser arbeiten.
Im Laufe der letzten Wochen haben wir das Furutech-Netzkabel gegen alles gehört, was in der Redaktion aktuell vorhanden war. Besser hat keiner der Mitbewerber geklungen – dafür aber viele schlechter. Wegen seines Detailreichtums, seiner Souveränität im Bass und seiner Natürlichkeit bei den Klangfarben ist das DPS 4.1 für alle HiFi-Belange eine Top-Empfehlung – und wegen seines hohen Querschnitts auch für extrem leistungshungrige Endstufen. Eine klare Empfehlung.
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Fein-offener, ehrlicher Klang mit souverän-präzisem Bass |
| Rollenware: Exakt auf die richtige Länge bestellbar |
| Exzellente Verarbeitung, sehr robust |
| Recht unflexibel |
Vertrieb:
Progressive Audio Distribution
August-Thyssen-Straße 13a
45219 Essen, Germany
www.furutech.com
Preis (Hersteller-Empfehlung):
Furutech DPS 4.1 mit NCF-Stecker: 1.500 Euro
Furutech DPS 4.1 /laufender Meter: 520 Euro
Technische Daten
Furutech DPS 4.1 mit NCF Steckern | |
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Konzept: | Netzkabel, Meterware |
Durchmesser Kabel: | 17 Millimeter |
Durchmesser Stecker: | 40 Millimeter |
Stärke der Einzelleiter: | 4mm² |
Leitermaterial | Kupfer Alpha-OCC + a-DUCC (Klasse 7N) |
Besonderheit: | NCF-Stecker, rhodierte Kontakte |
Preis: | 520 Euro/Meter |
Alle technischen Daten |
Mit- und Gegespieler:
Test Stereo-Endstufe SPL S1200: der smarte Big Block
Test Standlautsprecher B&W 803 D4
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