Die Referenz-Linie der Schwarzwälder Kabel-Manufaktur in-akustik gilt in Kennerkreisen als exzellent konstruiert und enorm klangstark. Nun stellten die Badener die fünfte Generation ihrer AIR-Helix Verbindungen vor. LowBeats hatte die beiden “kleinen” Lautsprecherkabel der Serie, das in-akustik LS-1205 AIR und LS-2405 AIR für 2.400 beziehungsweise 4.800 Euro (2 x 3 Meter), im Doppeltest. “Kleiner” deshalb, weil in-akustik auch das nochmals größere LS 4004 sowie alle drei Modelle mit Silberleitern im Programm hat. Die Silberkabel sind dann mal so richtig teuer. Das LS-4005 AIR Pure Silver kostet bei gleicher Länge 35.500 Euro. Da wollten wir lieber Bodenhaftung bewahren…
Wer sich einmal Lautsprecherkabel ansehen möchte, bei denen offensichtlich alles richtig gemacht wurde, der werfe einen Blick auf die in-akustik-Website, wo es viel Information zu den neuen Referenz-Kabeln gibt. Nicht nur, dass hier alles liebevoll in Handarbeit gemacht wird – weshalb jedes dieser Kabel drei Wochen braucht, bis es nach dem Bestellen beim Kunden ist. Auch beschreiben die Badener sehr genau, was sie hier machen. Und das ist ziemlich dicht am Ideal.
Denn die Kabel-Entwickler von in-akustik versuchen schon seit einiger Zeit die Quadratur des Kreises. Normalerweise haben Lautsprecherkabel eine höhere Kapazität oder eine höhere Induktivität – ganz nach Aufbau. Doch mit ihrem speziellen Kabel-Aufbau halten die Badener die Induktivität genauso niedrig wie die Kapazität. Das schaffen nur ganz wenige Anbieter am Markt. Besonders wichtig ist diese Kunst bei Lautsprecherkabeln und die vor kurzem eingeführte fünfte Generation der Referenz-Linie stellt die evolutionäre Spitze dieser außergewöhnlichen Kabelkunst dar.
Ich war mehrfach in Ballrecht-Dottingen im Süwesten Baden-Württembergs in der Fertigung und tatsächlich geht dort alles mit großer Gelassenheit, aber auch mit größter Sorgfalt vonstatten. Gelötet wird schon lange nicht mehr. Nicht nur, dass es für die Mitarbeiter wenig gesund ist: Eine richtige Vercrimpung hält länger und die Übergangswiderstände sinken. Die Crimp-Maschine bei in-akustik schafft eine Andruckkraft von 1,5 Tonnen. Das sollte erst einmal reichen…
Wer sich so viel Mühe bei Konstruktion und Herstellung gibt, macht natürlich auch bei den Materialien keine Kompromisse. in-akustik Geschäftsführer Dieter Amann sagt dazu: „Für unsere AIR-Kabel verwenden wir ausschließlich reines, sauerstofffreies Kupfer. Um die Qualität sicherzustellen, prüfen wir jede Charge auf ihre Reinheit.” Und noch ein Hinweis auf die Sorgfalt, die man bei in-akustik den Kabeln angedeihen lässt: Ich hatte es eilig und drängelte wegen der Zulieferung. “Unmöglich”, hieß es aus der Produktion: “Es muss noch mehrere Tage eingespielt werden…” Respekt.
Die Kabelkunst der Badener Referenzkabel ist ja schon oft besungen worden. Deshalb hier noch einmal im Kurzdurchgang: Jedes Kabel besteht aus einer Reihe von Einzelleitern, die wiederum aus einer Vielzahl dünner Litzen bestehen, die um einen Hohlleiter geflochten sind. Dieser Aufbau hält die Referenz-Kabel erfreulich flexibel. Vor allem aber verhindert man mit dem Einsatz vieler Litzen die Gefahr von Skin-Effekten, die höhere Frequenzen stets auf den äußeren Rand eines dicken Leiters schieben.
Das LS-1205 AIR hat vier, das LS-2405 AIR hat acht dieser Einzelleiter, die mit speziellen Kunststoff-Haltern über die ganze Kabellänge in Form einer Helix in definiertem Abstand zueinander gehalten werden. Das hält die Induktivität dieser Kabel niedrig. Und weil in-akustik Luft als isolierendes Dielektrikum verwendet, ist die die Kapazität dieses Konstrukts denkbar gering.
Das sind beste Voraussetzungen für gut-klingende Kabel. Allerdings hatten die Referenz Kabel der Generation 4 aus dem Jahr 2016 den gleichen Aufbau. Was also ist neu an der AIR Gen5?
Das Besondere an in-akustik LS 1205 AIR und LS-2405 AIR
Da lassen wir gleich einmal den Kabel-Entwicklungsleiter bei der in-akustik, Holger Wachsmann, zu Wort kommen. Wachsmann: “In der neuen, fünften Generation der AIR-Serie ist es uns erstmals gelungen, die Vorteile der AIR-Technologie übergangslos ohne Adapter mit klassischer Kabelführung von Stecker zu Stecker auszuführen. Dazu haben wir für alle Anwendungsfälle spezielle Steckverbinder konstruiert.”
Klingt erst einmal wenig beeindruckend, ist aber ein großer Schritt und hat Jahre der Entwicklung gekostet. Im High End, wo man ja jede kleinste Änderung hören kann (und will) sind Übergangswiderstände natürlich ein großes Thema. Dass die Signale jetzt von der Verstärker-bis zur Lautsprecherklemme ohne Zwischenstücke reisen dürfen ist theoretisch ein großer Fortschritt und sollte auch im Vergleich zu hören sein. Leider gibt es von dieser neuen point-to-point-Lösung keine Bilder, aber der Unterschied zwischen Gen4 und Gen5 lässt erahnen, dass hier was passiert ist…
Und noch etwas Neues bringt Gen5: Die neuen 360-Grad-Kupplungen für BFA-Bananas und Kabelschuhe. Diese (ich meine sogar patentierten) Kupplungen sollen laut Holger Wachsmann keine Klang-Verschlechterungen bringen, sind aber in der Praxis ungemein hilfreich, weil sie den Einsatz auch kräftiger Kabel selbst in sehr beengten Situationen möglich machen. Hier sollten jene Highender aufhorchen, die bislang Kabelkompromisse eingingen, weil es einfach zu wenig Platz hinter dem Verstärker/ hinter der Endstufe / hinter dem Lautsprecher gibt.
Bevor ich jedoch zu sehr in Schwärmen gerate, muss ich leider anfügen, dass die pfiffige Kupplung für das “Einsteigermodell” LS 1205 nicht zu haben ist. Warum, weiß ich nicht. Vielleicht aber, weil es eh noch einmal viel flexibler ist das als größere LS 2405. Apropos: Auch das größere LS-2405 ist mit seinem Durchmesser von stattlichen 28 Millimetern flexibel und ohne Probleme biegbar.
Die Unterschiede zwischen in-akustik LS-1205 AIR und LS-2405 AIR …
… fallen nicht sonderlich groß aus. Das LS 2405 AIR ist einfach ein verdoppeltes LS 1205 AIR und kostet dementsprechend einfach das Doppelte. Ale Ähnlichkeiten und Unterschiede hier in der Übersicht:
in-akustik LS-1205 AIR / LS-2405 AIR | |
---|---|
Konzept: | Lautsprecherkabel |
Aufbau: | Einzelleiter in Helix-Anordnung und Luft als Dielektrikum |
Anzahl der Leiter (1205 / 2405): | 4 / 8 Leiter |
Querschnitt ((1205 / 2405): | 4 x 1,2mm² / 8 x 1,2mm² |
Leitermaterial: | hochreines OFC-Kupfer |
Kabeldurchmesser (1205 / 2405): | 13 mm/24 mm |
Bester Stecker (1205 / 2405): | gefederte Kontaktgabel / 360 Grad Kupplung |
Preis 2 x 3 m (1205 / 2405): | 2.400 Euro / 4.800 Euro |
Alle technischen Daten |
Und natürlich sieht man den deutlich höheren Materialaufwand des LS-2405:
Hörtest
Das Prozedere beim Kabeltest ist aufwändiger als bei üblichen Komponenten. Denn nicht selten unterscheiden sich die Ergebnisse an unterschiedlichen Verstärkern und unterschiedlichen Lautsprechern deutlich – was bei den Lautsprechern nicht selten an wilden Impedanz-Sprüngen liegt. Wir nutzten deshalb unsere Kompaktboxen-Referenz Dynaudio Heritage Special, die über eine gut gemachte Impedanz-Linearisierung verfügt.
Als Verstärker kamen die kürzlich getesteten Octave V70 Class A (Röhre), der Rotel RA 6000 (Transistor) und der kleine Musical Fidelity A1 (Transistor Class-A) zum Einsatz. Erfreulicherweise waren die Klangergebnisse an allen Verstärkern sehr ähnlich und jederzeit nachvollziehbar.
Also konzentrierten wir uns bei der Mehrzahl der Hörtests auf den Rotel, der über zwei schaltbare, absolut gleichklingende Boxenpärchen verfügt. So konnte das Umschalten schneller vonstatten gehen.
Und schon die ersten Takte mit den neuen Kabeln machten deutlich, dass wir uns in der Welt der in-akustik AIR Kabel bewegen: Im besten Sinne neutral, mit herrlich federnd-präzisem Bass, ungemein detailtreu und erfreulich luftig. So kann man hören!
Glücklicherweise hatten wir auch noch die Vorgänger, also das LS-1204 AIR sowie das LS-2404 AIR im Haus. Beide kamen oft zum Einsatz und beide hatten wir noch gut im Ohr. Gut genug, um schnell feststellen zu können, dass mit Gen5 tatsächlich ein Fortschritt stattgefunden hat. Beide Kabel spielten in der Gen5 noch etwas konkreter, diesen Tick präziser und druckvoller – und tatsächlich einfach besser. Ich habe es ja eingangs angesprochen: Übergangswiderstände sind ein großes Thema und der point-to-point-Signalfluss der Gen5 ist offenkundig überlegen. Aber natürlich sind auch die Verbindungen der Generation 4 noch fantastisch gut klingende Kabel.
Die Unterschiede zwischen LS-1205 und LS 2405 sind erwartungsgemäß nicht riesig, aber eindeutig nachvollziehbar. Das LS-1205 ist ein richtig gutes Kabel – ohne Wenn & Aber. Doch mit dem größeren Querschnitt des LS-2405 kommt einfach mehr Schub, ein Tick mehr Wärme und auch Feinheit hinzu. Es ist das Kabel, das man nach langem hin- und herhören einfach nicht mehr weggeben möchte.
Für alle, die jetzt ins Grübeln kommen: Das “alte” LS-2404 würde ich im Zweifelsfall dem LS-1205 immer noch vorziehen. Es hat zwar nicht ganz die Luftigkeit des Neuen, aber einfach mehr Druck und Souveränität.
Letztendlich mussten sich die LS-Kabel natürlich auch mit unseren aktuellen Kabel-Referenzen messen: Zum einem mit dem Wirelworld Eclipse 8 (das mit knapp 2.600 Euro für 2 x 3m) ziemlich genau auf dem Preis-Niveau des 1205 liegt, und zum anderen mit unserer absoluten Top-Referenz Siltech Classic 880, das auf gleicher Länge mit knapp 7.700 Euro aber noch einmal um einiges teurer ist.
Beide Gen5-Kabel spielen um einiges präziser und ein Stückweit offener als das Wireworld. Doch das US-Kabel hat auch seine Meriten. Es klingt “wärmer”, was viele Musikfreunde ja gern haben. Doch die höhere Impulsivität und die genaue Abbildung lassen die beiden Gen5-Verbindungen am Ende authentischer klingen und könnten damit auch Freunde des schmeichelnden Tons überzeugen – zumal das LS-2405 ähnlich viel Druck in den oberen Basslagen erzeugt wie das Wireworld.
Das Siltech spielt in etwa ähnlich präzise wie das LS-2405, schafft es aber bei gleicher Luftigkeit, den Mitten noch etwas mehr Farbe und feinste Schattierungen zu geben. Hier wird dann ein Vergleich mit den neuen Silberkabeln von in-akustik sicherlich interessant …
Fazit in-akustik LS-1205 AIR und LS-2405 AIR
Der Fortschritt ist unüberhörbar: Wir hatten ja schon dutzende von Verbindungen der badischen Kabelschmiede in der Redaktion und immer wieder bestätigen sie den hohen – nämlich neutralen – Anspruch von in-akustik. Das sind keine Kabel, die irgend etwas hinzufügen. Es sind aber Verbindungen, die mit höchster Präzision und Luftigkeit gefallen. Das LS-1205 AIR und vor allem das LS-2405 AIR sind diesbezüglich das Beste, was ich aus diesem Hause bislang gehört habe und genau die richtige Medizin für ambitionierte Lautsprecher, die es im Bass vielleicht ein bisschen zu gemütlich angehen lassen…
Bewertung
KlangVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Neutral-päzisiser, dabei sehr luftiger Klang |
| Kluges Steckersystem (LS 2405 AIR) |
| Hohe Flexibilität |
| Grundsolide Verarbeitung “Made in Germany” |
Vertrieb:
in-akustik GmbH & Co. KG
Untermatten 12 – 14
79282 Ballrechten-Dottingen
www.in-akustik.de
Preis (Hersteller-Empfehlung):
in-akustik LS-1205 AIR: 2.400 Euro
in-akustik LS-2405 AIR: 4.800 Euro
Mit- und Gegenspieler:
Test Octave V70 Class A: Röhrenvollverstärker mit dem feinen Ton
Test Vollverstärker Musical Fidelity A1
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