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Velodyne Acoustics MicroVee X Mini-Subwoofer feinster verbesserten Chassis, digitaler Kontrolle und Fernbedienung: 1.290 Euro (Foto: R. Vogt)
Velodyne Acoustics MicroVee X Mini-Subwoofer feinster verbesserten Chassis, digitaler Kontrolle und Fernbedienung: 1.290 Euro (Foto: R. Vogt)

Test: Velodyne Acoustics MicroVee X – Mini-Subwoofer weiterentwickelt

Der Velodyne MicroVee begleitet mich schon seit über 20 Jahren durch verschiedene Tests und Experimente: das erste Mal bei der Video, das letzte Mal vor einem Jahr für LowBeats – siehe Test. Nun haben die Entwickler nochmals eine Schippe draufgelegt und dem bewährten Konzept eine neue Chassis-Generation, eine neue digitale Ansteuerung und eine Fernbedienung spendiert. Zu Deutsch: Außer dem Gehäuse und dem grundsätzlichen Konzept ist alles neu. Grund genug das Würfelchen, das nun vollständig Velodyne Acoustics MicroVee X heißt, wieder einmal gründlichst zu testen.

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Dezent: der Velodyne Acoustics MicroVee X mit Abdeckung. Alles auch in Weiß erhältlich (Foto: R. Vogt)
Dezent: der Velodyne Acoustics MicroVee X mit Abdeckung. Alles auch in Weiß erhältlich (Foto: R. Vogt)
Velodyne Acoustics MicroVee X: die neuen Membranen aus Kohlefaserverbundstoff (Foto: R. Vogt)
Die neuen Membranen aus Kohlefaserverbundstoff (Foto: R. Vogt)
Die seitlichen Abdeckunge der Passivmembranen sind nicht abnehmbar (Foto: R. Vogt)
Die seitlichen Abdeckungen der Passivmembranen sind nicht abnehmbar (Foto: R. Vogt)
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Die Besonderheiten des Velodyne Acoustics MicroVee X

Alles am MicroVee ist winzig, aber robust. Um die Dimensionen zu verdeutlichen: Mit einer Grundfläche von 23 x 25 Zentimetern ist sein Fußabdruck kleiner als ein DIN-A4 Blatt. Die drei Konus-Treiber haben laut Datenblatt immerhin 6,5 Zoll (16,5cm), tatsächlich besitzt der Netto-Membrandurchmesser ziemlich genau die Größe einer CD (12cm). Die in Proportion dazu riesige Sicke besteht aus hochflexiblem Nitrilgummi für lange Lebensdauer auch bei hoher Belastung.

Das Membranmaterial aller drei Chassis besteht im Gegensatz zum Vorgänger nicht mehr aus Metall, sondern einem Kohlefaserverbundstoff. Die seitlichen Membranen schwingen frei als Passivmembranen, was gegenüber der ähnlichen Wirkweise eines Bassreflex-Ports den Vorteil bietet, keine Strömungsgeräusche zu verursachen. Bei höheren Pegeln halten sich damit die Verzerrungen besser im Zaum. Nur der vordere Treiber ist aktiv und besitzt eine Vierfach-Schwingspule, die in einen gut drei Kilogramm schweren Neodym-Magneten taucht. Verankert ist das alles in einem extrem steifen Gehäuse aus Aluminium-Strangguss.

Komplett neu entwickelte Elektronik, nun mit Cinch zum Durchschleifen (Foto: R. Vogt)
Komplett neu entwickelte Elektronik, nun mit Cinch zum Durchschleifen (Foto: R. Vogt)

Komplett neu entwickelt ist die Elektronik. Endlich hat der MicroVee auch Cinchbuchsen zum Durchschleifen an weitere Woofer (früher nur Miniklinke). Am augenfälligsten ist die digitale Lautstärkeregelung mit LED-Kette zur groben Kontrolle der Einstellung sowie Taster zur Invertierung der Phase und Abschalten der internen Filterung. Die Kraft, um den Tieftöner gegen den Widerstand des kleinen Gehäuse-Volumens (die Federsteife der Luft ist hier recht groß) in Bewegung und unter Kontrolle zu halten, kommt von einer klassischen Class-A/B-Endstufe die bis zu 0,8 Kilowatt (!) Leistung entfesselt.

Fernbedieung und Empfänger der sich mit meterlangem Kabel stets günstig positionieren lässt (Foto: R. Vogt)
Fernbedienung und Empfänger: letzterer lässt sich dank eines meterlangen Kabels stets günstig positionieren (Foto: R. Vogt)

Für viele sicher ein Kaufargument: Endlich erhält der Kleine eine Fernbedienung. Ich denke, gerade bei diesem so kompakten Subwoofer ist das besonders wichtig. Denn die Maße verleiten ja geradezu, ihn irgendwo verdeckt zu platzieren. Und wenn beispielsweise ein Vorhang den Zwerg verdeckt, wird es oft trotzdem schwierig, eine zuverlässige Infrarotsteuerung zu gewährleisten. Daher finde ich es besonders pfiffig, einen externen Infrarot-Empfänger am Kabel mitzuliefern. Den befestigt man dann dort, wo man direkte Lichtverbindung zum Handsender sicherstellen kann. Dazu liegt ein passendes, doppelseitiges Klebepad bei. Über den kleinen Sender kann man den Pegel regeln, die Phase umschalten und die interne Filterung betätigen.

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Velodyne Acoustics MicroVee X:Frequenzgang bei steigendem Pegel zeigt eindrucksvoll die sanft in die Sättigung laufende Pegelbegrenzung des DSPs (Foto: R. Vogt)
Velodyne Acoustics MicroVee X: Der Frequenzgang bei steigendem Pegel zeigt eindrucksvoll die sanft in die Sättigung laufende Pegelbegrenzung des DSPs (Foto: R. Vogt)
Frequenzgang in 1m mit Filterregler auf Minimu, 80Hz und Maximum sowie ohne Filter (Foto: R. Vogt)
Der Frequenzgang in 1 Meter Abstand mit a.) Filterregler auf Minimum (cyan), b.) 80Hz (magenta), c.) Maximum (grün) sowie ohne Filter (Foto: R. Vogt)
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Der neu integrierte Digital-Signalprozessor von Analog Devices sorgt für die Entzerrung und Filterung. Er sorgt aber vor allem auch für eine dynamische Signalbegrenzung, die akustisch besonders unauffällig arbeitet. Aufgrund der kleinen Membranflächen sind nun einmal keine THX-Pegel möglich. Daher ist die Gefahr groß, dass man die Treiber an ihre mechanischen Grenzen oder sogar darüber hinaus belastet. Das verkürzt nicht nur deren Lebensdauer: Die resultierenden Verzerrungen klingen eben auch fürchterlich.

Die intelligente Pegelanpassung per DSP haut aber nicht einfach den Anker ins Signal, sondern lässt die Musik sanft in eine Sättigung laufen – die dann auch noch einen Spielraum lässt. Das habe ich mit der Messreihe dokumentiert und so wie es aussieht, klingt es auch. Wenn man es mit dem Pegel mehr und mehr übertreibt, wird der Velodyne einfach ab einem gewissen Punkt nicht mehr lauter und schützt sich und das Ohr des Zuhörers. Das passiert alles übergangslos und unauffällig. Top!

Praxis und Klang des Würfelchen

Velodyne Acoustics MicroVee X mit absolut blickdichter Stoffblende (Foto: R. Vogt)
Velodyne Acoustics MicroVee X mit absolut blickdichter Stoffblende (Foto: R. Vogt)

Der kleine Würfel ruht auf kleinen Kegeln mit Gummispitzen. Das dämpft, ohne zu wackeln und funktioniert auf Teppich, Parkett und Fliesen gleichermaßen gut. Einzig für die Justage der Einsatzfrequenz muss man noch den Drehregler direkt am MicroVee X einstellen. Alles andere geht nun bequem vom Hörplatz aus per Fernbedienung. Ein Kritikpunkt: Die Lautstärkeregelung ist mit ihren 3dB-Sprüngen etwas grob.

Dafür gibt es an anderer Stelle ein Lob: Subwoofer dieser Baugröße in so hoher Qualität kenne ich sonst nicht. Stets klappert was, mechanische Geräusche des hart arbeitenden Chassis sind durch das Bassreflexrohr zu hören, hoher Klirr und geringer Pegel sind normal. Und beim Velodyne Acoustics MicroVee X? Nichts davon. Der kleine Würfel klingt, wenn man ihn solo betreibt, blitzsauber ohne jede erkennbare Störkomponente. Erst jenseits der 90 Dezibel Pegel kommen ein paar sehr harmlose tieffrequente Störungen dazu, die anzeigen, dass der Antrieb seinen linearen Hub verlässt. Bei Musik aus den Lautsprechern wird man das nicht wahrnehmen.

Weil Frequenz- und Phasengang wunderbar harmonischen Filterkurven folgen, ist auch die Anpassung an Lautsprecher kein Problem und sollte stets harmonisch gelingen. Allzu hoch sollte die gewünschte Übergangsfrequenz aber nicht liegen. Denn selbst beim Regler auf Maximum liegt der -3dB Punkt bei unter 150 Hertz, auch wenn an der Skala 200 Hz steht.

Womit kombiniert man einen highendigen Minisubwoofer? Beispielsweise mit highendigen, aber eher leisen Kompaktlautsprechern (z.B. ProAc Tablette 10, Harwood LS 3/5a, KEF LS 50 META), mit feinen Desktop-Monitoren oder mit kleinen, aber guten Soundbars, die auch zum Musikhören einladen. Mit der Velodyne kommt man locker eine Oktave tiefer. Und das wiederum klingt für das Ohr deutlich viel besser. Es kommt ja nicht nur einfach mehr Bass dazu, sondern auch eine größere Räumlichkeit und eine größere „Geschmeidigkeit“ in den Mitten.

Fazit: Velodyne Acoustics MicroVee X für kompakten, trockenen Bass

Velodyne Acoustics hat den MicroVee MKII an den richtigen Stellen zum MicroVee X weiterentwickelt. Die drei Treiber mit ihren nun aus Karbonfasern gefertigten Membranen arbeiten extrem klirr arm im ultrasteifen Gehäuse. Der mächtige 800 Watt Class-A/B Verstärker sorgt für eine straffe Kontrolle. Das ultrasteife Gehäuse ist enorm stabil – wie schon das Video mit dem Wasserglas im Test des Vorgängers belegte. Die sanft in die Sättigung regelnde Kompression des neuen DSPs arbeitet unauffällig, verhindert Verzerrungen und erhöht die Lebensdauer. Die Fernbedienung mit Infrarotempfänger, der sich per Kabel frei im Raum positionieren lässt erhöhen den Komfort. Zugegeben: Mit über 1.000 Euro ist der Velodyne Acoustics MicroVee X vergleichsweise teuer. Aber ich kenne in der Ultrakompakt-Klasse auch keinen besseren.

Velodyne MicroVee X
2021/12
Test-Ergebnis: 4,5
überragend
Bewertungen
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Klingt staubtrocken und verzerrungsarm
Praxisgerechte Parameter/Funktionen
Durchschleif-Möglichkeiten
Lautstärkeregelung recht grob

Vertrieb:
Audio Reference GmbH
Alsterkrugchaussee 435
22335 Hamburg
www.audio-reference.de

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Velodyne Acoustics MicroVee X: 1.290 Euro
In Schwarz oder Weiß erhältlich

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Autor: Raphael Vogt

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Technischer Direktor bei LowBeats und einer der bekanntesten Heimkino-Experten der Republik. Sein besonderes Steckenpferd ist die perfekte Kalibrierung von Beamern.