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Sorgt für Punch in der Bude: Velodyne Acoustics VI-Q (Foto: R. Vogt)
Velodyne Acoustics VI-Q (Foto: R. Vogt)

Test Velodyne Acoustics VI-Q 15: extrem präziser DSP-Subwoofer

Lange Zeit war der US-amerikanische Hersteller Velodyne der weltweit führende Subwoofer-Spezialist; die Velodyne-Technologie dahinter war Maßstab-setzend. Doch die ursprünglich überlegenen Subwoofer kamen technisch und optisch in die Jahre, weil das Mastermind hinter Velodyne, David Hall, seine ganze Energie in selbstfahrende Verkehrssysteme steckte. Er verkaufte Velodyne 2019 an den Hamburger High End Vertrieb Audio Reference, der allmählich auch technologisch hier alle Zügel in die Hand nimmt. Die brandneue VI-Q Serie wurde somit komplett in Hamburg entwickelt. Und wenn alle Modelle so performen, wie das Serien-Flaggschiff Velodyne Acoustics VI-Q 15, das wir exklusiv im Test hatten, könnte das die Marke wieder ganz nach vorn bringen…

Velodyne Acoustics VI-Q (Foto: R. Vogt)
Velodyne Acoustics VI-Q ohne Frontbespannung (Foto: R. Vogt)

Die Besonderheiten des Velodyne Acoustics VI-Q 15

Die Serie VI-Q gehört bereits zur zweiten Generation der komplett bei Audio Reference entwickelten Subwoofer und bietet mittlerweile einen technischen und klanglichen Standard, der sich sehen lassen kann. Ein Beispiel: Setzte Velodyne früher traditionell auf Papiermembranen, baut Nachfolger Velodyne Acoustics die Membranen seiner VI-Q Serie aus Glasfaser/Kohlefaser-Mischgeflecht. Dieses Material ist leichter, vor allem aber steifer und arbeitet daher selbst bei hohen Auslenkungen wie ein perfekter Kolben.

Mit dem getesteten 15-Zoll (38-cm) Bass des VI-Q 15 sind damit bis knapp 120 Dezibel Grenzschalldruck möglich. Und das, obwohl wir es hier mit einem geschlossenem Gehäuse zu tun haben. Hier ist der Druck bei hohen Pegeln noch höher als bei ventilierten (Bassreflex-) Gehäusen. Vor diesem Hintergrund ist das Verhalten des VI-Q 15 bei hohen Pegeln beeindruckend: Da klappert nix, da zischt nirgendwo etwas und es wackelt auch nix. Supersolide gemacht.

Rückseite des Velodyne Acoustics VI-Q (Foto: R. Vogt)
Rückseite mit Anschlussfeld des Velodyne Acoustics VI-Q (Foto: R. Vogt)

Als Anwender bemerkt man das durchdachte Konzept wohl am ehesten beim Anschlussfeld auf der Rückseite. Der VI-Q 15 biete Anschlüsse für alle Standards: entweder per Lautsprecherkabel, per Cinch oder symmetrisch per XLR. Letztere paarweise auch als Ausgang zum Durchschleifen – entweder zurück in die Stereoendstufe oder zum nächsten Subwoofer. Kenner wissen, dass mit mehreren Subwoofern sich so manche raumakustische Problematik in den Griff bekommen lässt …

Und es geht weiter mit den coolen Features. Immer noch sind Subwoofer selten, die sich per 12Volt-Trigger ein- und ausschalten lassen. Im Falle des VI-Q 15 schon. Praktisch jeder moderne AV-Receiver und gute Stereo-Verstärker kann dies Steuersignal ausgeben: Verstärker an, dann geht auch der Subwoofer an und umgekehrt. Kein Standby-Verbrauch, keine verzögerte Basswiedergabe, wenn nach Stille wieder Musik kommt. Der Bass kommt, wenn er soll.

Velodyne Acoustics VI-Q Anschlussfeld als Grafik (Foto: R. Vogt)
Das Anschlussfeld des Velodyne Acoustics VI-Q als Grafik (Foto: R. Vogt)

Ein Blick auf das Anschlussfeld zeigt: Drehregler gibt es nur für Pegel und Tiefpass-Filter. Die wirken zwar analog, regeln aber präzise die digitale Frequenzweiche. Man mag sich wundern, dass es nur einen primitiven Phasen-Umkehr-Schalter gibt. Den Hinweis auf die weitergehenden Möglichkeiten deutet die Pairing-Taste an. Der Velodyne Acoustics VI-Q 15 hat nämlich Bluetooth integriert und verbindet sich aktuell mit der iWoofer Pro App. Die wurde zum Testzeitpunkt gerade renoviert und stand nur für iPad und iPhone zur Verfügung, soll aber auch für Android bald wieder bereitstehen. Wie mir Thomas Wolf von Velodyne Acoustics verriet, ist im Hintergrund auch eine eigene App in Arbeit. Das braucht wohl aber noch.

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iWoofer Pro App: Ungeöhnlich flexibel und fein einstellbare Parameter, inklusive separaten Reglern für Delay (Verzögerung) und Phase (als Allpass-Filter in Frequenz), Kompressor und Limiter zum Schutz vor Überlastung oder Pegelbegrenzung bei sensiblen Nachbarn (Foto: R. Vogt)
iWoofer Pro App: Ungewöhnlich flexibel und fein einstellbare Parameter, inklusive separater Regler für Delay (Verzögerung) und Phase als Allpass-Filter in Frequenz), Kompressor und Limiter zum Schutz vor Überlastung oder Pegelbegrenzung bei sensiblen Nachbarn (Foto: R. Vogt)
iWoofer Pro App: Die automatische Einmessung per iPad funktionierte hervorragend. Achtung: extrem laute Messtöne! (Foto: R. Vogt)
iWoofer Pro App: Die automatische Einmessung per iPad funktionierte hervorragend. Achtung: extrem laute Messtöne! (Foto: R. Vogt)
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Die iWoofer Pro App kostete 7.99 Euro im App-Store und ist jeden Cent wert. Sie kommuniziert per Bluetooth mit dem Subwoofer und damit dieser gehorcht, muss man den DSP-Modus einschalten. Die App spricht zwar nur Englisch, erklärt sich aber weitestgehend – selbst dann, wenn man die allgemeingültigen Fachbegriffe nicht so gut beherrscht. Das einzige Ärgernis: Alle Regler zeigt die App nur im Hochformat, und alle Grafen nur wenn man das iPad quer hält. Während der Einmessung ist man ständig dabei, das Tablet oder das Smartphone zu drehen …

Dafür bietet die App alles, was das Subwoofer-Herz begehrt: von automatischer Einmessung per Mikrofon des iPad/iPhone, über die Einstellung des Phasenwinkels, der Verzögerung der Laufzeit, Hoch- und Tiefpassfilter, bis hin zum manuellen parametrischen EQ. Und wer es ein wenig molliger im Klangbild haben möchte, nutzt den Sub-Harmonic-Synthesizer (SHS), der das Klangbild quasi nach unten hin verlängert.

Das massive Chassis mit Doppel-Ferrit-Magnet wird zwischen Schallwand aus Schichtholz und HDF-Holzring großflächig und gleichmäßig fixiert statt punktuell mit Schrauben mechanisch belastet (Foto: Velodyne)
Das massive Chassis mit Doppel-Ferrit-Magnet wird zwischen Schallwand aus Schichtholz und HDF-Holzring großflächig und gleichmäßig fixiert, statt punktuell mit Schrauben mechanisch belastet (Foto: Velodyne)

Doch zurück zum eigentlichen Subwoofer. Was das unscheinbare und solide gemachte Gehäuse kaum verrät, ist das komplexe Innenleben. Unter den nahtlosen Kanten mit schönen Radien verbirgt sich Hochdichte Faserplatte (HDF), im inneren vielfach verstrebt und versteift. Die Schallwand ist pfiffig in der Aufnahme der Frontbespannung verschraubt und dank einer 3 Zentimeter dicken, 27-lagigen Schichtholzplatte extra-steif. Darin ist aber nicht etwa das massige Lautsprecherchassis mit den gängigen Blechschrauben direkt montiert, sondern mit einem 22 mm dicken HDF-Holzring über Gewindebolzen in seine Halterung gepresst und verankert. So kann sich auch der Blechkorb Lautsprechers nicht verziehen, weil er 360-Grad schlüssig eingespannt ist.

Auch das eigentliche Lautsprecherchassis ist beeindruckend. Die in vier Lagen gewickelte Schwingspule misst fast 8 cm Durchmesser. Der Schwingspulenträger besteht aus steifer und leichter Carbonfaser. An drei Stellen werden Membran und Schwingspule zur Kühlung und Vermeidung von Druckpolstern belüftet. Hinter der Zentrierspinne ist der Blechkorb entsprechend geschlitzt und die Polplatte besitzt neben einer riesigen zentralen Bohrung noch sechs kleine. 28 mm linearer Hub soll damit möglich sein. Den Antrieb erledigt eine Class-D Endstufe mit 650 Watt Dauerleistung und einer dynamischen Reserve von kurzzeitig 1,2 Kilowatt.

Radien, Spaltmaße, Passungen: alles pikobello. Finish: wahlweise mattschwarz oder mattweiß (Foto: R. Vogt)
Radien, Spaltmaße, Passungen: alles pikobello. Finish: wahlweise mattschwarz oder mattweiß (Foto: R. Vogt)

Die VI-Q Serie verabschiedet sich – endlich – auch von den weichen Gummifüßen früherer Modelle. Die entkoppelten zwar den Woofer effizient vom Boden, verschluckten aber auch einen Teil der Bewegungsenergie: Der Impuls lässt die Füsse einknicken, statt die Luft zu bewegen. Die neuen VI-Q Subwoofer ruhen nun auf kleinen, schicken Alusäulen mit dünner Gummiauflage als Parkettschoner. Diese Mitkopplung statt der bisherigen Entkoppelung ist definitiv die bessere Lösung, zumal es die Möglichkeit der Entkopplung mit Füßen oder einer Basis offenlässt. Umgekehrt ginge das kaum.

Velodyne Acoustics VI-Q mit seiner quasi blickdichen, klapperfreien Stoffbespannung (Foto: R. Vogt)
Velodyne Acoustics VI-Q mit seiner quasi blickdichten, klapperfreien Stoffbespannung (Foto: R. Vogt)

Als Spielpartner für den Velodyne Acoustics VI-Q 15 boten sich die HEDD TYPE 20 MK2 an, die Kollege Jürgen Schröder gerade in der Mangel hat (Test folgt). Die Studiomonitore klingen fantastisch räumlich und feinauflösend und dabei präzise. Die Koppelung mit einem weniger diszipliniertem Subwoofer würde also sofort auffallen. Und der VI-Q 15 lieferte ein gutes, schlüssiges Bild ab. Einmal per iWoofer Pro eingemessen und in Pegel und Phase angepasst, spielten die Monitore und der Woofer schlüssig und praktisch nahtlos. Mit einer Ausnahme: Der Velodyne kann signifikant viel lauter spielen als die HEDDs.

Unterm Strich spielt der Velodyne Acoustics VI-Q 15 leise wie laut, stets kernig trocken und explosiv dynamisch. Für die HEDD Monitore würde dynamisch jedes der beiden kleineren Modelle mit 10- oder 12-Zoll locker reichen. Aber auch der VI-Q 15 vermittelt einen Eindruck, um wie viel Musik besser klingen kann, wenn ein seriös-präzis abgestimmter Subwoofer die unteren Oktaven übernimmt.

Um es noch einmal zu unterstreichen: Der VI-Q 15 ist lobenswerterweise auf hohe Dynamik und Präzision getrimmt – man könnte ihn durchaus als „audiophil“ bezeichnen. Wer aber einen Subwoofer für her mollig-satte Tiefstbässe sucht, ist mit dem VI-Q 15 nicht optimal beraten. Im Test spielte der VI-Q 15 im neuen LowBeats Hörraum (Größe: 40 Quadratmeter) bei freier Aufstellung seine Stärken bis gut 35-40 Hertz hinab perfekt aus. Wer es unbedingt tiefer und satter haben möchte, kann den großen Velodyne auch dazu bewegen – aber nur stark equaliziert, was natürlich auf Kosten der Dynamik geht. Aber auch in kleineren Räumen oder bei wandnaher Aufstellung ändert sich das Bild: Dann verhelfen die nahen Wände oder Ecken zu sehr viel mehr satter Tiefbassenergie. Aber dann kommen die Bässe auch nicht mehr so wunderbar knackig …

Fazit Velodyne Acoustics VI-Q 15: Flexibilität und präziser Druck

Der Velodyne Acoustics VI-Q 15 bringt „alte“ Velodyne Tugenden in die Moderne: Präzise, kernige Bässe aus geschlossenem Gehäuse. Hinzu kommt eine erschreckend hohe Pegelfestigkeit ohne Störgeräusche oder Verzerrungen, unter denen konventionelle Bassreflex-Konstruktionen meist leiden. Dank DSP-Entzerrung via App und kompakten Maßen ist er in seiner Aufstellung und akustischer Ankopplung an die Lautsprecher sehr flexibel.

Der Velodyne Acoustics VI-Q 15 spielt präzise und feindynamisch gut genug, um ihn auch mit highendigen Lautsprechern in Stereo zu paaren. Aber er bietet auch derart große grobdynamisch Reserven, dass er im anspruchsvollen Heimkino ebenfalls richtig auftrumpfen kann. Seine cleveren Anschlüsse mit Cinch und XLR, je mit Durchschleifmöglichkeit, plus Lautsprecherklemmen, und Ferneinschaltung per 12V-Trigger machen ihn fit für praktisch jede Konfiguration. Hinter dem VI-Q 15 steckt ein durchdachtes und – gemessen an der Performance – gar nicht so teures Konzept für potenten, präzisen Bass. Ergebnis: „überragend“.

Velodyne VI-Q 15
2023/06
Test-Ergebnis: 4,5
überragend
Bewertungen
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Klingt präzise und trocken
Große Pegelreserven (max. 120dB!)
DSP-Entzerrung/Einmessung + App
Cinch + XLR mit Durchschleifen, 12V-Trigger

Vertrieb:
Velodyne Acoustics GmbH
Alsterkrugchaussee 435
22335 Hamburg
www.velodyneacoustics.com

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Velodyne VI-Q 10: 1.799 Euro
Velodyne VI-Q 12: 1.999 Euro
Velodyne VI-Q 15: 2.499 Euro

Hier die technischen Daten des VI-Q 15 im Vergleich zu seinen kleineren Geschwistern:

Die Velodyne Acoustics VI-Q Familie

Modell:VI-Q 15VI-Q 12VI-Q 10
Konzept:Aktiv-Subwoofer
geschlossenes Gehäuse
DSP-Entzerrung
Aktiv-Subwoofer
geschlossenes Gehäuse
DSP-Entzerrung
Aktiv-Subwoofer
geschlossenes Gehäuse
DSP-Entzerrung
Bestückung:1 x 38 cm1 x 30 cm1 x 20cm
Übertragungsbereich:23 – 180 Hz25 – 180 Hz28 – 200 Hz
Leistung (RMS/Peak):560/1.200 Watt500/900 Watt450/850 Watt
Abmessungen (H x B x T)62 x 59 x 65 cm52 x 52 x 57 cm42 x 46 x 48 cm
Gewicht:35 kg25 kg22 kg
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Autor: Raphael Vogt

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Technischer Direktor bei LowBeats und einer der bekanntesten Heimkino-Experten der Republik. Sein besonderes Steckenpferd ist die perfekte Kalibrierung von Beamern.