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Kräftiger Vollverstärker Denon PMA-1700NE mit USB-DAC und Phono unter 2.000 Euro (Fotos: Denon)
Kräftiger Vollverstärker Denon PMA-1700NE mit USB-DAC und Phono unter 2.000 Euro (Fotos: Denon)

Test: Vollverstärker Denon PMA-1700NE mit D/A-Wandler

Sie suchen einen bezahlbaren, klassischen Vollverstärker? Vielleicht mit Digitaleingängen, aber nicht gleich mit dem ganzen Streaming-Gedöns inklusive App & Co.? Dann sollten Sie den Denon PMA-1700NE in Betracht ziehen. Denn dieser japanische Vollausstattungs-Amp bietet genau die richtige Mischung aus Leistung, traditionellem Bedienkomfort ohne Schnickschnack, aber mit vielen clever durchdachten Detaillösungen.

Die Besonderheiten des Denon PMA-1700NE

Von vorne betrachtet wartet der Denon mit den gleichen klassischen Bedienelementen auf, die schon mein erster Verstärker, ein Klein + Hummel ES20 von 1972, mitbrachte: Ein/Aus, Klangregelung, Balance, Lautstärke, Quellenwahl und einen Kopfhöreranschluss.

Analog Mode schaltet D/A-Wandler und Display auf Wunsch aus (Foto: R. Vogt)
Die Taste „Analog Mode“ schaltet den D/A-Wandler und das Display auf Wunsch aus (Foto: R. Vogt)

Gut: Der moderne Amp bietet noch einige Annehmlichkeiten und Klangverbesserungs-Möglichkeiten mehr als der Oldtimer aus der Transistor-Steinzeit. „Source Direct“ beispielsweise überbrückt die Klangregelung auf Wunsch, die MC/MM-Taste schaltet den Phonoeingang zwischen Moving-Coil (Festeinstellung: 100 Ohm bei 200 Mikrovolt Empfindlichkeit) und Moving-Magnet (Festeinstellung: 47 Kiloohm mit 2,5 Millivolt Empfindlichkeit) um. Und weil man um die Empfindlichkeit der analogen Signale weiß, kann der Nutzer miitels Betätigung der  Taste „Analog Mode“ in einem ersten Schritt die Digitalsektion samt D/A-Wandlung ausschalten und im zweiten auch das Display, um selbst die kleinste hochfrequente Störung durch dieses Bauteile zu unterbinden.

Dreht man den Regler für die Eingangswahl, wird das gut ablesbare OLED-Display aktiv: Endlich ein Display, das auch mal groß genug ist, um es auch aus mehreren Metern vom Sofa ohne Mühe ablesen zu können. Und wer es gern dunkler hätte: Es ist per Fernbedienung sogar dimmbar…

Clevere Funktionen für TV- und Surround-Integration

Analoge und digitale Anschlüsse. Besonders: Eingänge zu den Endstufen (Foto: Denon)
Analoge und digitale Anschlüsse. Besonders: Eingänge zu den Endstufen (Foto: Denon)

Manch eines der wirklich cleveren Ausstattungs-Details des PMA-1700NE bemerkt man erst bei einem genaueren Blick auf die Rückseite. Wo die meisten Mitbewerber Ausgänge des eingebauten Vorverstärkers hingesetzt hätten, finden sich beim Denon Eingänge für die integrierten Endstufen. Damit lässt sich der Vollverstärker nämlich nahtlos in ein Heimkino-System einbinden. Wer also seine Stereoanlage als Teil des Surround-Systems mit verwenden möchte, der schließt die Endstufen des PMA-1700NE an die linken und rechten Vorverstärker-Ausgänge seines AV-Receivers an, „EXT-Pre“ als Eingang wählen – läuft.

Auch an den TV-Ton ist gedacht. Man muss nur seinen Fernseher an den ersten optischen Digitaleingang anschließen. Sobald ein Tonsignal vom Fernseher kommt, schaltet der Verstärker auf den Eingang und es tönt über die Anlage. Das funktioniert sogar aus dem Standby heraus. Das Verhalten dieser TV-Funktion lässt sich nach Geschmack konfigurieren. So kommt (beinahe) der Komfort einer Soundbar in die Stereoanlage – nur klingt es natürlich wesentlich besser.

Denon PMA-1700NE: Der innere Aufbau in separaten Kammern (Foto: Denon)
Der innere Aufbau in separaten Kammern zeigt den hohen Anspruch, den Denon bei dem PMA-1700NE umgesetzt hat (Foto: Denon)

Schaut man dem Denon unters Blechröckchen, ist schnell zu erkennen, wie konsequent die einzelnen Sektionen wie Netzteil und Digitalbord in separat geschirmten Kammern verbannt sind. Der Kenner bemerkt aber auch, dass es keine mechanische Verbindung etwa von den Klangreglern ins Innere gibt.

In der Tat sind die analog anmutenden Regler auf der Front nur Geber für elektronische Regelungen. Klingt oberflächlich nach einer Schummelei, macht aber audiophil durchaus Sinn. Nur so sind beispielsweise perfekte, Kanalgleiche Regelungen möglich, nur so können die auf einer Achse aufgereihten Drehwiderstände in ihren jeweils kleinen Regelbereichen sicher funktionieren. Auch die Signalwege sind dadurch nicht gezwungen, einmal nach vorn zur Front und wieder zurück marschieren zu müssen. Das minimiert Störeinflüsse.

Hörtest mit glockenklarem Timbre

Mit der großen, handlichen Fernbedienung des Denon bewaffnet, konnte der Hörtest beginnen. Spontan fiel mir auf, wie knackig der PMA-1700NE Instrumenten-Anschläge wie von Klavier oder Vibraphon darstellt. Bei vielen Aufnahmen verblüffte er mit einer scharf umrissenen Abbildung der Instrumente, die sich von sehr weit vor den Lautsprechern bis sehr weit dahinter erstreckt. Dabei war es egal, ob ich analog, SPDIF, oder per USB-Leitung direkt aus dem Roon Nucleus zuspielte.

Denon PMA-1700NE (oben) mit Sparringpartner Atoll IN200 im Rack (Foto: R. Vogt)
Denon PMA-1700NE (oben) mit Sparringpartner Atoll IN200 Signature im Rack (Foto: R. Vogt)

Aber wo muss man den Denon einordnen? Der Atoll IN200 Signature spielt in der gleichen knapp-unter-2.000-Euro-Preisklasse und stand für einen Vergleich zur Verfügung. Der Franzose ist dabei kein klangliches Leichtgewicht, sondern einer der absoluten Lieblinge der LowBeats Redaktion. Doch der Denon schlug sich wacker: Man traf sich auf Augenhöhe – allerdings mit unterschiedlichen Klang-Charakteren. Der Atoll spielte erdiger, weniger plastisch in der Abbildung, aber irgendwie richtiger bei den Größenbeziehungen.

Ein Stück, bei dem die Unterschiede verblüffend klar hervortraten, war „Hurricanes“ auf dem letzten Album von Dido. Der Atoll bildete die zierliche Britin deutlich kleiner und eher zwischen den Lautsprechern ab, der Denon platzierte sie deutlich größer im Raum. Den akustisch extrem komplexen Höhepunkt im Mittelteil des Songs sezierte der transparente Denon mit Leichtigkeit in einzelne Sounds und Elemente. Der Atoll begann dort die Separation der akustischen Bestandteile etwas zu verschleifen und verlor ein wenig die Übersicht.

Große Tasten: Die Fernbedienung des Denon PMA-1700NE (Foto: R. Vogt)
Große Tasten: Die Fernbedienung des Denon PMA-1700NE (Foto: R. Vogt)

Auf dem Hires-Master der legendären „Ella & Louis“ fiel schon beim Rauschen zu Beginn von „Moonlight in Vermont“ der Unterschied zwischen den beiden Verstärkern auf: Das Grundrauschen auf dem alten Tape von 1956 klang auf dem Denon heller und etwas lauter als vom Atoll. Ella Fitzgeralds markante Stimme malte der PMA-1700NE wieder größer und wie mit einem spitzen Stift nach-konturiert. Dieser Charakterzug lässt auf eine dezente, wenn auch nie nervige Transientenbetonung schließen, die die Entwickler beim Klangtuning implementierten. Das klang nie spitz oder harsch, eher wie eine – ohne direkten Vergleich kaum merkbare – Nachschärfung bei einem digitalen Foto. Egal was ich auflegte, der Denon hatte in räumlicher Auflösung und Transparenz die Nase vorne, der Atoll spielte etwas mehr laid back, in der Abbildung etwas realistischer und vor allem reicher an Klangfarben. Früher hätte man gesagt: ein Vergleich Citroën DS gegen Honda S800.

Phono- und Endstufeneingänge sind mit Kurzschlusssteckern besetzt (Foto: R. Vogt)
Phono- und Endstufeneingänge sind mit Kurzschlusssteckern besetzt (Foto: R. Vogt)

Schließlich hieß es auch, den Phono-Eingang zu checken. Dazu galt es zunächst, die serienmäßig aufgesteckten Kurzschlussstecker zu entfernen, die bei Nichtgebrauch den Phonoeingang elektrisch abschließen und damit den Störabstand verbessern. Also schloss ich meinen (immer noch absolut tauglichen) Tangential-Oldtimer an und legte zunächst Maceo Parkers „Roots Revisited“ auf den Teller. Gleichzeitig hatte ich die Aufnahme vom selben Master in Roon geladen. Und da war ich doch einigermaßen überrascht: Mein Ortofon X5-MC spielte tonal und in Sachen Auflösung praktisch identisch mit der digital zugespielten Aufnahme. Lediglich die Abbildung der Bühne war minimal enger und entfernter – was eher der eingeschränkten Kanaltrennung des Vinyls als dem Denon geschuldet sein dürfte. Ergebnis: auch Phono klingt richtig gut.

Fazit: Unaufdringliche Präzision aus Japan

Denon baut mit dem PMA-1700NE einen toll verarbeiteten Vollverstärker mit Digitaleingängen inklusive USB-2.0-Audio für alle gängigen hohen Auflösungen. Die Signalerkennung am optischen Eingang erlaubt die automatische Steuerung vom Fernseher fast wie bei einer Soundbar. Phono mit MC/MM klingt wunderbar fein und ausgewogen. Die Endstufen bieten einen direkten Eingang, was die kompromisslose und gleichzeitig unkomplizierte Integration der Stereoanlage in eine Surround-Anlage ermöglicht. Die kräftigen Endstufen schieben feinfühlig aber mit Wucht an. Die tonale Abstimmung liegt eher auf der präzis-klaren Seite, ohne dabei ins Helle zu kippen. Eine dezente Transientenbetong zeichnet räumliche Abbildung plastisch und fast schon übernatürlich scharf nach, ohne aber lästig zu wirken, eher wie eine Lupe. Auch in komplexen Arrangements separiert der PMA-1700NE feinste Details trennscharf. Das gelingt ohne jede Schärfe im Klangbild, was für reales Auflösungsvermögen spricht. Wir meinen: Da hat AV-Spezialist Denon einen richtig guten 2-Kanal-Vollverstärker aufgelegt.

Denon PMA-1700NE
2022/07
Test-Ergebnis: 4,5
überragend
Bewertungen
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
kristallklarer, plastischer Klang
Sehr guter MC/MM-Phonoeingang
Automatische Umschaltung für TV-Ton
Sehr gut klingender D/A-Wandler

Vertrieb:
D&M Germany GmbH
A division of Sound United
An der Kleinbahn 18
41334 Nettetal
www.denon.com

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Denon PMA-1700NE: 1.999 Euro

Technische Daten

Denon PMA-1700NE
Ausgangsleistung:2 x 70/140 Watt an 8/4 Ohm
Phono:MM: 2,5 mV / 47 kOhm
MC: 200 μV / 100 Ohm
Analoger Eingang:4
Analoger Ausgang (REC):1
Optisch digital:2 bis 192kHz/24 Bit
Cinch digital:1 bis 192kHz/24 Bit
USB-B Audio:1
PCM bis 384kHz/32 Bit
DSD bis 11,2Mhz
Kopfhörerausgang:1 6,35mm Klinkenstecker
Stromverbrauch Standby:0,2W TV Autoplay aus
0,4W TV Autoplay an
Abmessungen (BxTxH):43,4 x 13,5 x 41,0 cm
Gewicht:17,6 Kilo
Alle technischen Daten


Autor: Raphael Vogt

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Technischer Direktor bei LowBeats und einer der bekanntesten Heimkino-Experten der Republik. Sein besonderes Steckenpferd ist die perfekte Kalibrierung von Beamern.