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Luxman L-509Z VU
Die Luxman-Familie hat ein neues Oberhaupt: den Vollverstärker L-509Z für 13.000 Euro (Foto: Luxman)

Test Vollverstärker Luxman L-509Z: das Flaggschiff zum Jubiläum

Luxman ist fraglos eines der faszinierendsten HiFi-Unternehmen der Welt. Die Japaner blicken auf eine 100-jährige Geschichte zurück und haben dabei so manchen Meilenstein gesetzt. Doch fast noch interessanter als die herausragenden Sondermodelle ist die durchweg überragend hohe Qualität der sogenannten Linienware. Und diese Linienware hat rechtzeitig zum Jubiläum ein neues Flaggschiff bekommen: den Vollverstärker Luxman L-509Z, in dem die Japaner alles verbaut haben, was ihnen gerade gut und teuer ist..

Das Gefühl beim Anfassen massiver Teile, das seidige Klicken der Relais bei fast allen Funktionen, ein sofort wiedererkennbar Klang: Es ist diese spezielle Art Japan-HiFi, die den Fan magisch anzieht und die es mit ganz wenigen Ausnahmen (Accuphase und die großen Yamaha Modelle) nicht mehr gibt. Freuen wir uns also, dass Luxman zu alter Stärke zurückgefunden und ganz offenkundig noch einiges vorhat…

Luxman L-509Z Front
Zwei wesentlich Unterschiede zum Vorgänger sieht man sofort: zwischen den VU-Metern gibt es jetzt noch eine digitale Pegelanzeige und darunter – zwischen Bass- und Höhenregler – einen Mittenregler (Foto: Luxman)

Die Besonderheiten des Luxman L-509Z…

…muss man vor allem in den Unterschieden zu seinem Vorgänger L-509X suchen. Auch der war eine vollausgestattete Vollverstärker-Maschine vom Feinsten. Und natürlich stellt sich die Frage, ob dieser doch sehr ähnlich aussehende und sehr ähnlich konzipierte Nachfolger (der sogar einen Hauch weniger Leistung hat) den Vorgänger wirklich überflügelt – was er ja sollte. Immerhin verlangen die Japaner (beziehungsweise der deutsche Vertrieb IAD) einen ordentlichen Aufpreis: nämlich 12.990 statt 10.990 Euro.

Also wandert unser Blick erst einmal auf die Front. Und tatsächlich bleibt der Blick bei einem dritten Regler für die tonale Balance hängen: Mit einem weiteren EQ erlaubt der 509Z auch in den Mitten einen Einflussnahme von +/- 8 Dezibel. Wir kennen das von den größeren McIntosh Modellen, die ja ebenfalls die lange verpönten Bass-, Mitten- und Höhenregler unverdrossen anbieten – und die meisten Musikfreunde finden das gar nicht so schlecht. Ich übrigens auch nicht. Aber wem dieser Klangregel-Einfluss nicht geheuer ist, kann ihn per „Line Straight“ einfach umgehen. Ganz klassisch also.

Ebenfalls neu ist eine zweite Kopfhörerbuchse. Es gibt die bewährte 6,3 Millimeter Buchse sowie eine Buchse mit 4,4 Millimeter für all jene, die auch bei Kopfhörern die symmetrische Verkabelung vorziehen. In der Regel bringt die ja eine nochmals höhere Präzision. Und eine weitere, kleine Erweiterung will ich nicht verschweigen: Beim Phono-Eingang des L-509Z kann der User nicht nur zwischen MM und MC unterscheiden: Der neue Top-Amp bietet auch spezielle Einstellungen für MC High und MC Low. Das ist angesichts der vielen, neuen High Output MCs durchaus sinnvoll.

Luxman L-509Z Phono
Kluge Ergänzung: der Luxman L-509Z hat auch einen Anschluss für die heute so modernen High Output MCs (Foto: H. Biermann)

Wir werfen einmal einen Blick unter den blitzsauber gefrästen Alu-Deckel des Kolosses. Erwartungsgemäß sind die Unterschiede zum 509X nicht allzugroß. Es ist die gleiche Push/Pull-Schaltung mit vier Transistoren, die in Zusammenarbeit mit dem Netzteil (einem 600 VA-Trafo und einer Siebkapazität von 8 x 10.000 Mikrofarad) gut 120 Watt an 8 Ohm und 220 Watt an 4 Ohm pro Kanal leisten kann. Der Vorgänger lag bei diesen Daten auf einem sehr ähnlichen Niveau. Damit ist auch das neue Flaggschiff alles andere als ein Leistungsriese. Aber es kommt ja immer auf die Güte des Klangs an.

Luxman L-509Z innen
Voll bis unters Dach: Unter dem abgeschraubten Deckel sieht man zunächst das hochstabile Netzteil in der Mitte. Linker und rechter Kanal sind erkennbar getrennt, der L-509Z ist symmetrisch aufgebaut. Ganz oben (also hinten) sitzt die abgeschottete Vorstufe. Besser geht es nicht (Foto: Luxman)

Folgt man der Argumentation der Luxman-Ingenieure, dann ist vor allem die neue LIFES-Schaltung für den noch besseren Klang verantwortlich. Sie ersetzt die (eigentlich schon bestens funktionierende) ODNF- (Only Distortion Negative Feedback) Schaltung des Vorgängers L-509X und ist eine nochmals intelligentere und feinfühliger arbeitende Gegenkopplungs-Schaltung, die die Schaltungen sowohl in der Vor- als auch in der Endstufe überwacht.

Luxman L-509Z LIFES
Die LIFES-Schaltungen sind keine kleinen grauen Kästchen, sondern ausgewachsene Schaltungen auf Platinen. Links die für die Endstufen, recht für die Vorstufe (Foto: Luxman)

Gegenkopplung reduziert Verzerrungen, aber zu viel Gegenkopplung reduziert den Klang. Unter diesem Gesichtspunkt meint man bei Luxman Gegenkopplung nun mit LIFES die optimale Lösung gefunden zu haben – was sich übrigens auch in den Messungen niederschlägt: Dank LIFES Schaltung wird das Rauschverhalten gegenüber dem 509X noch einmal um 3dB verbessert.

Ebenfalls noch einmal verfeinert wurde das Lautstärke-Potenziometer, das jetzt „LECUA-EX“ heißt. Dahinter steckt kein klassisches Potenziometer, sondern eine ganze Phalanx (88) hochpräziser Festwertwiderstände.  Mit ihnen lässt sich die Lautstärke extrem feinfühlig von 0 bis 87 dB einstellen. Und das bei allerbester Kanaltrennung.

Anfassqualität, Verarbeitung, der Widerstand der Relais-getriebenen Quellenschalter – all das macht einen hervorragenden Eindruck. Unnötig zu erwähnen, dass dieser Eindruck auch für den gesamten Aufbau mit seiner Doppelchassis-Konstruktion (eines für die Endstufe mit Netzteil, eines für die Vorstufe) gilt. Letztendlich wollen ja auch die knapp 30 Kilo Gesamtgewicht irgendwo herkommen. Hier noch einige Details, die sinnbildlich für die hohe Qualität stehen:

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Luxman L-509Z Deckel
Sinnbild für die noble Verarbeitung des L-509Z: der massive Deckel mit den sauber ausgearbeiteten Luftlöchern (Foto: Luxman)
Luxman L-509Z Phono
Die neue Phonostufe bietet auch für MCs mit hoher Ausgangsspannung einen passenden Anschluss (Foto: Luxman)
Luxman L-509Z Trafo
Der 600 VA Netztrafo in der Mitte des Geräts ist noch einmal zusätzlich gekapselt (Foto: Luxman)
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Werfen wir zum Abschluss noch einen Blick auf die Rückseite, die auf den ersten Blick aussieht, wie die des Vorgängers. Bei genauer Betrachtung jedoch verzichtet das neue Flaggschiff auf jegliche Aufnahme-Unterstützung und bietet stattdessen einen weiteren Pre-Out, mit denen sich natürlich auch Subwoofer ansteuern lassen.

Luxman L-509Z REar
2 Paar Lautsprecher, 6 Eingänge plus Phono MM/MC sowie Steuerungsmöglichkeiten durch Trigger-Anschlüsse. Hinzu kommen Ausgänge für zwei weitere Endstufen sowie ein Zugang auf die Endstufe des Luxman L-509Z (Foto: Luxman)

Von Luxman-Seite wird unterstrichen, dass die Buchsen der Line 1- und Line 2-Anschlüsse nun die hochwertigen Kupferlegierung bekommen haben. Die scheinen sehr teuer zu sein, denn der 509 X hatte nur einen. Ich habe die unterschiedlichen Eingänge angehört und empfand die Unterschiede als nicht so gravierend… Ein echter Fortschritt indes sind die Trigger- oder Steueranschlüsse. Die kannte der Vorgänger gar nicht, beim 509Z gehören sie zum Steuerkonzept und kann die Bedienung einfacher machen.

Luxman L-509Z Fernbedienung
Apropos Bedienung: Auch eine wertig gemachte Metallfernbedienung gehört zum Lieferumfang (Foto: H. Biermann)

Praxis und Hörtest

Wie üblich haben wir im Test die verschiedendsten Lautsprecher am Luxman ausprobiert – von der kleinen Harwood LS 3/5a über die phasenkritische Canton A45 bis hin zu den Referenzen Dynaudio Heritage Special und Audiaz Opera. Der Luxman ließ sich nichts anmerken: Es ist ihm schlicht egal, an welchem Lautsprecher er gut klingt. Seine Leistung basiert auf einem extrem stabilen Netzteil, das nur in Ausnahmefällen in die Knie geht.

Luxman L-509Z im LowBears Hörraum
Klangliche Hochkompetenz im kleinen LowBeats Hörraum. Von links: Octave V70 Class-A, Luxman L-509Z, Audio Research I/50 Integrated, Dynaudio Heritage Special. Und unten der Denon DCD A-110 auf dem Trenntrafo Audes ST-3000 (Foto: H. Biermann)

Beim Hördurchgang im kleinen Hörraum von LowBeats liefen die meisten Tests an der Dynaudio Heritage Special – einfach, weil sie ein hohes Maß an Unbestechlichkeit mitbringt. Im Vergleich zum Audio Research I/50 Integrated (Preis: 6.500 Euro), ein Röhren-Amp mit immerhin 50 Watt, machte der Luxman gleich seinen Führungsanspruch geltend. Der Amerikaner zelebrierte die Musik zwar auf besonders schöne Weise, doch der Japaner spielte nicht nur insgesamt feiner und luftiger, sondern auch in dynamischen Passagen mitreißender und im Bass erwartungsgemäß „schwärzer“ und kraftvoller.

Der kürzlich getestete Octave V70 Class-A, ebenfalls eine Röhre, die mit der unbedingt empfohlenen Zusatz-Blackbox ziemlich auf dem Preispunkt des neuen Luxman liegt, machte dem Japaner deutlich mehr Mühe. Nicht nur die Klangfarben der Octave waren einen Hauch ehrlicher, auch bei der Feindynamik schien sie beherzter zur Sache zu gehen. Zwischen beiden lagen aber keine Welten: Beide spielen wunderbar offen und feinnervig. Und natürlich punktete der Luxman immer dann, wenn es lauter und basslastiger wurde mit großartigem Nachdruck und Präzision.

Doch während sich die Sache zwischen V70 Class-A und L-509Z noch wie ein Patt mit haudünnem Klangvorteil für den – allerdings sehr puristischen – Octave anfühlte, rückte der L-509Z sein Krönchen im Vergleich zum Vorgänger 509X schnell wieder zurecht. Ich hatte das Glück noch Zugriff auf den Vorgänger zu haben: Bei der befreundeten und benachbarten 3. Dimension (ein Händler in München) stand noch ein bestens eingespieltes Modell. So brachte ich mein Testmuster mit und es wurde ein höchst interessanter Nachmittag.

Luxman L-509Z vs 509-X
Durch die Leistungsanzeige zwischen den VU-Metern sofort als „der Neue“ zu erkennen: der L-509Z im Vergleich zum L-509X (Foto: H. Biermann)

Denn wir staunten nicht schlecht, um wieviel besser der Neue tatsächlich ist. Anders als der kleinere L-507Z (siehe Test) erstaunt das neue Flaggschiff nicht mit einer etwas helleren und offeneren Abstimmung, sondern bleibt bei den klassischen Luxman-Tugenden der ausdrucksstark-musikalischen, dennoch sehr feinen Wiedergabe.

Und obwohl der 509X ja den gleichen Idealen folgt, wurde er eindeutig auf Platz zwei verwiesen. Wir haben lang gehört – diese Musik, jenes Stück – und immer schlug das Pendel zugunsten des Neuen aus. Der L-509Z bot einen Hauch mehr Fülle und Wärme in den Stimmlagen, gleichzeitig aber wirkte er um einiges dynamischer, präziser und luftiger. Sogar die Räumlichkeit gewann mit ihm einiges an Größe und Stabilität hinzu. Hier scheinen die technischen Änderungen tatsächlich einen großen Fortschritt zu bringen.

Fazit Luxman L-509Z

Ich selbst tue mich immer schwer, Klangunterschieden ein Preisschild anzuhängen. Ist also der Aufpreis von 2.000 Euro gegenüber dem (ja immer noch exzellenten) 509X tatsächlich wert? Ich meine: ja! Die Ausstattung (unter anderem eine Trigger-Ansteuerung) geriet für heutigen Anforderungen noch etwas praxisgerechter, die Verarbeitung blieb auf Top-Niveau und der Klang wurde in einer Größenordnung offener, dynamischer und räumlich großzügiger wie ich es vor dem Test nicht als ich vermutet hatte. Der neue Lux ist ein allen Belangen würdiges Flaggschiff.

Luxman L-509Z
2024/04
Test-Ergebnis: 4,4
SEHR GUT
Bewertungen
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Musikalisch-transparenter Klang, fein-offener, aber dezenter Klang
Großes Ausstattungspaket mit 3 Klangreglern, Loudness, 3 Phono-Schaltungen…
Exzellente Verarbeitung
Feinfühliges Lautstärke-Potenziometer

 

Vertrieb:
IAD GmbH
Johann-Georg-Halske-Strasse 11
41352 Korschenbroich
www.audiolust.de

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Luxman L-509Z: 12.990 Euro

Die technischen Daten

Luxman L-509z
Technisches Konzept:Transistor-Vollverstärker
Leistung:2 x 120 Watt an 8 Ohm, 2 x 220 Watt an 4 Ohm
Eingänge:1 x Phono (MM/MC), 4 x RCA, 2 x symm (XLR), 1 x Main-In (RCA)
Ausgänge:2 x Pre-Out
Dämpfungsfaktor:
330
Besonderheiten:Tief-, Mittel- und Hochtonregler (jeweils +/- 8dB)
Abmessungen H x B x T:44,0 x 19,3 x 46,3 cm
Gewicht:
29,4 Kilo
Alle technischen Daten
Mit- und Gegenspieler:

Test Octave V70 Class A: Röhrenvollverstärker mit dem feinen Ton
Test Dynaudio Heritage Special: in der Tradition der großen Sondermodelle
Test Standbox AudiaZ Opera: die Schönheit höchster Transparenz

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Autor: Holger Biermann

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Chefredakteur mit Faible für feinste Lautsprecher- und Verstärkertechnik, guten Wein und Reisen: aus seiner Feder stammen auch die meisten Messe- und Händler-Reports.