Klein, stark, schwarz – diesen Slogan verbindet man allgemeinhin mit einem ebenso leckeren wie belebenden Heißgetränk italienischer Herkunft. Mindestens ebenso gut passt er jedoch auch auf den nachfolgend vorgestellten Leistungsverstärker schwedischer Provenienz. So fällt der Endverstärker XTZ Edge A2-300 mit 200 x 285 x 70 Millimetern genauso kompakt aus wie zwei aufeinanderliegende Toffifee-Boxen.
Dennoch kann er dem angeschlossenem Lautsprecherpaar pro Box bis zu 300 Watt Nennleistung zur Verfügung stellen – und das bei einem geringen Gewicht von gerade mal 2.300 Gramm. Hinzu kommt, dass dabei sein geschmackvoll gestyltes Ganzmetallgehäuse gerade mal handwarm wird.
Verstärkerprofis wissen natürlich, dass eine derart hohe Leistungsdichte nur mit Schaltnetzteil und Schaltverstärkern in Class-D-Arbeitsweise machbar ist. Ich vermeide an dieser Stelle bewusst den Begriff “digital”, arbeiten doch Schaltverstärker ebenso analog wie ihre traditionellen Kollegen – auch wenn das Kürzel Class-D anderes vermuten lässt. Mehr zu diesem Thema sowie zum Innenleben des XTZ Edge A2-300 dann im anschließenden Technik-Kapitel.
Typisch für Endverstärker kommt auch der XTZ Edge A2-300 mit nur wenigen Bedienungselementen aus. Die befinden sich allesamt auf dem rückseitigen Anschlussfeld. Neben dem Netzschalter sind dies zwei Umschalter für Stereo- oder Mono-Betriebsweise (darauf komme ich später zurück) sowie zum Aktivieren der signalabhängigen Ein-/Ausschaltautomatik.
Sehr gut gefällt mir, dass der XTZ Edge A2-300 über einen ebenfalls rückseitig angeordneten Pegelsteller verfügt. Das ermöglicht interessante Einsatzbereiche – beispielsweise in vollaktiven Bi-Amping-Systemen zur Anpassung von Tief- und Mittelhochtonlautsprechern mit unterschiedlichem Wirkungsgrad.
Praktisch: Mit dem optional erhältlichen Rack-Mounting-Kit lassen sich zwei XTZ Edge A2-300 platzsparend zusammenfassen. Nebeneinander gebaut. benötigen sie lediglich eine Höheneinheit in Standard-19-Zoll-Racks. Zudem kommen sie dank ihrer geringen Erwärmung ohne Lüfter aus.
Lobenswert finde ich auch die beigelegte Bedienungsanleitung. Super strukturiert und gut bebildert, finden sich hier alle notwendigen Infos. Auch zum wichtigen Thema Lautsprechaufstellung erfährt der Leser hier einiges mehr als in den meist wenig informativen “Beipackzetteln” der einschlägigen Boxenhersteller.
XTZ Edge A2-300: Technik
Der Blick ins Innere des XTZ Edge A2-300 offenbart ein skandinavisches Joint Venture. Das Board mit der pegelbaren Eingangsstufe, allen Anschlüssen sowie dem System Controlling steuert der schwedische Hersteller XTZ bei. Die Schaltnetzteil- und Endstufenmodule hingegen stammen vom dänischen Schaltverstärker-Spezialisten ICEpower, der seit seiner wirtschaftlichen Entkopplung von Bang & Olufsen in Kopenhagen eine neue Heimat fand.
Bei näherer Beschäftigung mit dem spannenden Thema Schaltverstärker erkennt man rasch, dass die XTZ-Entscheidung für ICEpower-Technologie goldrichtig ist. Denn ebenso wie herkömmliche Amps in Class-A oder AB-Bauweise unterscheiden sich auch Class-D-Schaltverstärker verschiedener Hersteller mitunter beträchtlich. Technologisches Markenzeichen der ICEpower-Amps ist ihre patentierte, HCOM genannte Arbeitsweise. Hinter dem schlichten Kürzel verbirgt sich der komplexe Begriff “Hybrid Feedback Controlled Oscillation Modulator”.
Zur Erklärung sei zunächst vorausgeschickt, dass die ICEpower-Amps (wie auch diejenigen des niederländischen Spezialisten Hypex) zu den selbstschwingenden Class-D-Verstärkern gehören. Solche “Self-Oscillating”-Amps erzeugen die zur Modulation des Audiosignals benötigte Schaltfrequenz “onboard” durch kontrollierte Resonanz. Üblicherweise erfolgt dies mittels negativer Rückkopplung vom Ausgang auf den Eingang (Gegenkopplung). Bedingt durch die endliche Anstiegsgeschwindigkeit des Verstärkers geht diese Gegenkopplung bei hohen Frequenzen oberhalb von 100 Kilohertz allmählich in Mitkopplung über – was die Schaltung wie gewünscht selbsttätig schwingen lässt.
Unterschiedliche Auffassungen existieren jedoch darüber, an welcher Stelle am Verstärkerausgang man das Gegenkopplungssignal abgreifen sollte – sprich: vor oder nach dem Tiefpassfilter. Letzteres ist bei Class-D-Verstärkern stets zwingend erforderlich. Nicht nur, um die Schaltfrequenz von den Lautsprechern fernzuhalten, sondern auch, um den Amp mitsamt Boxenkabel nicht zum kräftigen Mittelwellensender mutieren zu lassen.
ICEpower HCOM – das Beste aus zwei Welten
Gegenkopplung vor oder nach dem Ausgangs-Tiefpassfilter – beide Ansätze haben ihre technische Daseinsberechtigung. Aus diesem Grunde kombiniert HCOM denn auch die Vorteile beider Lösungswege. Das geschieht über gestaffelte Gegenkopplungspfade, die sowohl vor als auch nach dem Filter ansetzen. Über einen trickreichen Schaltkreis zur optimalen Gewichtung führen dann beide zurück zum Verstärkereingang.
Wie die folgenden Hersteller-Diagramme zeigen, erreichen die ICEpower-Module dank HCOM eine beachtliche Performance. Die steht derjenigen auch von sehr hochwertigen Class-AB-Amps kaum nach.
Eine Spezialität von Class-D-Amps ist die Tatsache, dass ihre Ausgangs-Schalttransistoren fast ausnahmslos als sogenannte H-Brücke arbeiten. Im Klartext heißt das: Der angeschlossene Lautsprecher hat bei ihnen keinen Bezug zur Schaltungsmasse des Verstärkers. Vielmehr wird er symmetrisch (floatend) von den in der H-Brücke diagonal angesteuerten Transistoren gespeist. Eine solche Konfiguration entspricht damit der Brückenschaltung (BTL-Betrieb) bei herkömmlichen Class-AB-Amps. Klassischer, leistungssteigernder BTL-Betrieb ist daher mit den allermeisten Class-D-Amps nicht machbar, da sie bereits von Haus aus in Brückenschaltung arbeiten.
Das gilt auch für den XTZ Edge A2-300. Seine schwarz markierten Boxen-Anschlussklemmen besitzen ebenfalls kein Massepotenzial – ihre Farbcodierung dient lediglich zum phasenrichtigen Anschluss der Lautsprecher. Elektrisch sind sie ebenso signalführend (“heiß”) wie die roten Anschlussklemmen. Als Alternative zur Brückenschaltung bietet der XTZ Edge A2-300 die sogenannte Mono-Betriebsart. Hierbei werden beide Endstufenhälften mit dem gleichen Signal angesteuert. Das können entweder der linke, der rechte oder auch beide Kanäle gemeinsam sein.
Sind beide angeschlossen, nimmt der Eingangsschaltkreis die elektrische Summierung von linkem und rechtem Kanal vor (real mono). Die Mono-Betriebsart bietet sich vor allen Dingen für Bi-Amping-Systeme an, bei denen jeweils ein XTZ Edge A2-300 für den linken und den rechten Lautsprecher zuständig ist (vertikales Bi-Amping; siehe Grafik).
XTZ Edge A2-300: Der Hörtest
Trotz aller Euphorie in Sachen Schaltverstärker um die Jahrtausendwende galten selbst unter deren Entwicklern hochwertige, traditionelle Class-AB-Amps stets als klanglicher Maßstab. Dass dieses Streben nicht umsonst war, stellte der XTZ Edge A2-300 während des Hörtests eindrucksvoll unter Beweis. Natürlich war da zunächst mal absolut faszinierend, mit welcher Mühelosigkeit ein solch kleines Gerät selbst großvolumige Lautsprecher wie etwa die Magnat Signature 1109 anzutreiben vermochte.
Dieser anfängliche Wow-Effekt konnte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass der XTZ Edge A2-300 auch objektiv betrachtet echte Qualitäten mitbringt. Besonders angetan war ich von seinem absolut schlackenfreien Klangcharakter – eine Tugend, die man im Angelsächsischen oft mit “no grain” beschrieben findet. So präsentierte der smarte Schwede weitgehend unabhängig vom Lautstärkepegel ein stets blankgeputztes Klangbild. Anders als etliche seiner Class-D-Mitbewerber neigte er dabei jedoch nicht zu artifizieller Kühle oder Glasigkeit. Vielmehr wirkten seine Klangfarben natürlich leuchtkräftig.
Sein moderater Preis sowie der geringe Platzbedarf legen es mehr als nahe, gleich zwei XTZ A2-300 im Bi-Amping-Doppelpack zu verwenden. Nach den positiven Hörtest-Ergebnissen konnten auch wir dieser Versuchung nicht widerstehen und orderten ein zweites Exemplar.
Diese Investition macht sich klanglich auf jeden Fall bezahlt: Gefällt bereits ein XTZ Edge A2-300 in dynamischer Hinsicht durch seine spontane Leistungsentfaltung, so kommt mit ihm als Doppelpack noch mehr Mühelosigkeit und Schlagkraft ins Spiel. Lediglich bei im Bass enorm kräftezehrenden Titeln wie etwa “Earth Drums” von He Xun Tian wirkten schwergewichtige Endverstärker-Dickschiffe wie die Nubert nuPower A im Ultratieftonbereich noch etwas massiver und erbarmungsloser.
XTZ Edge A2-300: Fazit
Aus faktischer Sicht handelt es sich beim XTZ Edge A2-300 um ein kompaktes, ansprechend verarbeitetes Gehäuse, das zwei vorkonfigurierte Endstufenmodule enthält. Bei näherer Betrachtung ist er jedoch weit mehr als das: Der Edge A2-300 beweist eindrucksvoll, welch hohe Klangqualität mittlerweile bei vergleichsweise geringem Aufwand machbar ist.
Einst mutmaßte der Autor: “Die Schaltverstärker-Revolution kommt von unten.” Nach ziemlich genau zwei Jahrzehnten entlässt diese Revolution ihre reifen Kinder nun auch ins gehobene Milieu.
Das Preis-/Leistungsverhältnis beim XTZ Edge A2-300 ist ohnehin unschlagbar: Knapp 83 Cent pro Watt Ausgangsleistung dürften so leicht nicht zu toppen sein.
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| ultrakompakt und sehr gut verarbeitet |
| exzellente Klangeigenschaften |
| sehr leistungsfähig; kommt ohne Lüfter aus |
| unschlagbares Preis-/Leistungsverhältnis |
Vertrieb:
XTZ Deutschland
Höhenstraße 7
75239 Eisingen
www.xtz-deutschland.de
Tel.: 07232/3225616
Preis (Hersteller-Empfehlung):
XTZ Edge A2-300: 495 Euro
Im Beitrag erwähnt:
Familientest: Questyle Golden Reference System (D/A-Wandler, Line-Preamp, Headphone-Amp)
Test Stereo-Endverstärker Nubert nuPower A
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