XTZ SUB 8.17 – ein Subwoofer mit digitalem Equalizing, weitreichender Anpassung an Anwendung und Raumakustik und herausragender Verarbeitung für deutlich unter 500 Euro? “So etwas kann nicht funktionieren”, hört man seine eigene innere Stimme sagen.
Aber die Haltung ändert sich spätestens, wenn man das Produkt aus seiner Verpackung zieht. Hier scheinen die Vorteile eines Direktvermarkters, wie schon im Falle von Lautsprecher Teufel und Nubert, aufzugehen. Die Firma XTZ kommt zwar aus Schweden, hat aber immerhin in Malsch bei Karlsruhe eine eigene deutsche Dependance.
Im LowBeats Heimkino-Hörraum arbeite ich schon seit Jahren mit dem Mess-System XTZ Room Analyzer II Pro. Nun haben wir uns einmal den neuesten und aktuell kleinsten Subwoofer der Wikinger bestellt, um vorsichtig zu schauen, was da aktuell für unter 500 Euro geht. Denn bereits der XTZ SUB 8.17 kann als Benjamin der Serie extrem weiträumig an seine Umgebung und die Lautsprecher angepasst werden, wie das sonst nur bei Highend-Woofern möglich ist. Für 345 Euro: Ein Knaller!
Reflex-Tuning und Equalizer
Zunächst einmal ist der Schweden-Woofer angenehm kompakt — 260 x 335 x 360mm (BxHxT) — und für seine Preisklasse überragend verarbeitet. Hier gibt es kein klappriges Faltgehäuse mit Billigfolien-Finish.
Der scheinbar nahtlose Korpus bietet sauber abgerundete Ecken und eine gute Oberfläche. Die übergangslos angesetzte Schallwand verbirgt hinter einer straff sitzenden Stoffbespannung einen unsichtbar verschraubten 20-Zentimeter-Tieftöner mit riesiger Staubkappe und wulstiger Gummisicke. Darunter befinden sich zwei vielfach verschraubte Bassreflex-Tunnel mit unterschiedlicher Abstimmungsfrequenz.
In den zwei Rohren stecken ab Werk zwei voluminöse Schaum-Stopfen, die als erste Stufe zur akustischen Anpassung des Basswürfels dienen. Verschließt man mit ihnen beide Tunnel, arbeitet der XTZ ähnlich wie ein geschlossener Subwoofer.
Das ergibt präziseste Wiedergabe mit reichlich Tiefbass, der bis gut 45 Herz linear arbeitet und gar bis 25 Hertz (-6dB) hinab reicht. Dafür ist im komplett geschlossenen Modus der maximale Pegel recht begrenzt, schließlich erzeugt ja auch nur die Vorderseite der kompakten Membran Wirkschalldruck.
Lässt man den linken Reflex-Tunnel atmen, gewinnt man durch die nun auch akustisch wirksame Rückseite des Tieftöners im Mittel rund fünf Dezibel an Schalldruck und verliert dabei lediglich minimal an Tiefbass.
Öffnet man stattdessen das rechte Reflex-Rohr, das deutlich höher abgestimmt ist, gewinnt man oberhalb von 50 Hertz gar noch zwei Dezibel mehr, verliert aber auch mehr an Tiefbass. Entfernt man beide Stopfen, spielt der kleine Brummer zwischen 60 und 100 Hertz sogar runde 9 Dezibel lauter als geschlossen, dafür fällt der Frequenzgang aber bereits unter 60 Hertz signifikant ab. Wer aber “Druck” braucht, etwa für den LFE-Bass-Effektkanal in Surround oder laute Rockmusik, den wird das freuen.
Auch auf elektronischem Weg lässt sich der Frequenzgang beeinflussen und mit dem akustischen Tuning kombinieren und ergänzen. Dazu dient der dreistufige EQ-Schalter auf der Rückseite. Er kann von linear, Stellung “REF” in zwei Stufen den Tiefbass einbremsen und somit genauso wenig benötigte Reserven am unteren Ende der Skala weiter oben verfügbar machen.
Die Minderung der benötigten Verstärkerleistung im Tiefbass steht dem restlichen Frequenzgang als nutzbarer Membranhub bei verminderten Verzerrungen zur Verfügung. Auch Probleme mit tiefen Raummoden lassen sich so teils erheblich abmildern. Mir ist kein weiterer Einsteiger-Subwoofer bekannt, der sich akustisch so weiträumig und feinstufig anpassen lässt. Ziemlich genial.
Auch der Rest der Funktionen ist durchdacht und überdurchschnittlich. So lässt sich der XTZ SUB 8.17 mit zwei Lautsprecherklemmen vom Verstärker, zwei Cinchleitungen vom Vorverstärker oder dem fertig gefilterten Subwoofer-Ausgang eines AV-Prozessors befeuern.
Dann gibt es den obligatorischen Pegelregler, einen weiträumigen Tiefpassfilter zur Einstellung der oberen Grenzfrequenz und sogar einen stufenlosen Phasenregler, wo in dieser Preislage sonst nur ein schnöder Schalter zur Phasenumkehr üblich ist. Ein Standby-Schalter erkennt wahlweise Audiosignale oder übernimmt den Dauerbetrieb. Zuletzt gibt es noch einen echten Hauptschalter.
Schwedensound im Basskeller
Im Testkino musste der kleine Schwede zunächst einmal messtechnisch belegen, was er von den vollmundigen Versprechen in der Praxis halten kann. Und das ist überraschend viel. Das Tuning der Reflex-Tunnel und das elektronische Equalizing, so simpel sie zunächst erscheinen mögen, so wirkungsvoll sind sie.
Auch das Chassis machte einen ordentlichen Eindruck und verliert nur unmerklich an Präzision, wenn es, statt im geschlossenen Gehäuse gedämpft, frei durch die Reflex-Rohre atmen darf. Etwas eigenwillig ist die Tatsache, dass der LFE-Eingang gut 5 Dezibel lauter ist als die Tiefpass-gefilterten Stereo-Eingänge. Und mit dem Kabel an den Marantz AV8802 angeschlossen gab er ein nicht ganz unterdrückbares Netzbrummen von sich, das mit dem Testton-Generator noch nicht zu hören war. Die Stereoeingänge waren komplett brummfrei.
Die Klirranalyse zeigte für einen Subwoofer dieser geringen Größe ein sehr gutmütiges Verhalten und erst unter 50 Hertz stieg der Klirr an, dann aber rasant. Gutmütig ist auch das Phasenverhalten, das oberhalb von 80 Hertz ziemlich konstant bleibt, egal wie man mit den Parametern spielt, was die Anpassung an die Lautsprecher erleichtert, weil man nicht nach jedem Feintuning nachsteuern musste.
Überhaupt tauchen potentielle Störgeräusche erst oberhalb von Zimmerlautstärke auf und halten sich dann in Grenzen: das sind teils mechanische Nebengeräusche des schwer arbeitenden Antriebs des Tieftöners und teils Strömungsgeräusche aus den Reflex-Tunneln. Ganz normal. Der Frequenzgang fällt zu höheren Frequenzen hin gleichförmig und sanft ab, perfekt um eine gute Ankopplung an die Lautsprecher zu gewährleisten.
Im praktischen Hörtest verhielt sich der XTZ SUB 8.17 dann auch, wie es die Messungen erwarten ließen. Er ließ sich wunderbar nahtlos an die JBL-Monitore ankoppeln und klang angenehm ausbalanciert zwischen weich und knackig. Das dürfte für die größte Zahl moderner Lautsprecher charakterlich gut passen.
Der erste Testdurchgang mit geschlossenen Rohren offenbarte einen schönen Tiefgang, der schon an größere Subwoofer erinnerte. Nur laut kann er so nicht spielen. Wer es aber eher geruhsam angeht oder einen kleinen Raum besitzt, dem wird diese Spielart gefallen. Ein wenig Dynamik ließ sich mit dem zweistufen EQ-Schalter gewinnen, ohne dabei im tiefsten Keller viel zu verlieren.
In der nächsten Eskalation experimentierten wir mit den offenen Reflextunneln. Deren Wirkung ist stärker als die des elektronischen Filters. So ließ sich mit dem EQ1 plus offenem linkem Rohr ein hervorragender Kompromiss aus tiefreichendem Frequenzgang und erreichbarer Dynamik erzielen, mit spürbaren 6dB mehr Reserve bei 50Hz.
Wer es aber laut mag, kann beide Rohre offen mit EQ2 kombinieren und erhält im Bereich der Bassdrum zwischen 60 und 100 Hertz gut 10 Dezibel mehr Reserve, was erheblich ist und immer noch gut klingt, weil der Frequenzgang unterhalb dieses Plateaus nicht gleich in den Keller rauscht. Und weil der EQ2 den Bereich dämpft, in dem die größten Verzerrungen auftreten, ist der Schalldruck wirklich sauber und dadurch nutzbar.
Fazit: XTZ SUB 8.17 – ein wirklich universeller Subwoofer
Mit dem XTZ SUB 8.17 bauen die Schweden einen sehr weiträumig an Raum und Anforderung adaptierbaren Subwoofer von in dieser Preisklasse außergewöhnlich hochwertiger Verarbeitung und Ausstattung. Er spielt bis in mittlere Pegel sehr sauber und kann entweder recht tief oder kernig und laut spielen. Preis und kompakte Größe bieten ihn für kleine Räume als Ergänzung zu kompakten Lautsprechern oder gar hochwertige Soundbars an. Clever.
XTZ SUB 8.17 | 2016/03 |
überragend |
Bewertungen:KlangPraxisVerarbeitungGesamt: |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Tolle Verarbeitung, kompakte Größe |
| Weiträumiges Tuning per Reflex-Stopfen |
| 3-stufer Equalizer, stufenloser Phasenregler |
| Leichte Brummstörung auf LFE-Eingang |
Vertrieb:
XTZ Deutschland
Neudorfstraße 19
76316 Malsch
www.xtz-deutschland.de
Preis (Hersteller-Empfehlung):
XTZ SUB 8.17: 345 Euro
Der Mitspieler im Test:
Test AV-Vorverstärker Marantz AV8802
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