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Unison Research Familientest EL34
Simply Italy, Triode 25, S6 Mk II: Die EL34 Leistungsröhre steckt in jedem Vollverstärker des Unison Research Familientests. Die EL34 ist von Tungsten und wurde eigens für Unison gelabelt (Foto: C. Bussler)

Unison Research Familientest: die kleinen Röhren-Amps

Geht es um anspruchsvolle Röhrenvollverstärker, muss zwangsläufig der Name Unison Research fallen. Die Italiener schaffen es nahezu perfekt, italienisches Flair und klangliche Röhren-Hochkultur miteinander zu verweben. Damit haben sie sich schon seit vielen Jahren einen weltweit exzellenten Ruf erworben. Und sie haben das derzeit größte Vollverstärkerprogramm im Angebot: nämlich nicht weniger als sieben Röhren-getriebene Amps zwischen 2.000 und 40.000 Euro. Gerade die drei kleineren Amps, der Simply Italy, der Triode 25 und der S6 Mk II sind preislich so attraktiv, aber auch so unterschiedlich, dass es sich hier aufdrängte, einen Unison Research Familientest zu machen. Hier die drei in der Slideshow:

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Unison Research Familientest: S6 Mk II
Der größte der drei Röhren-Amps im Unison Research Familientest leistet bis zu 35 Watt pro Kanal: der Unison Research S6 Mk II (Foto: Unison Research)
Unison Research Familientest: Triode 25
Der Unison Research Triode 25 leistet bis zu 2 x 45 Watt (Foto: Unison Research)
Unison Research Familientest: Simply Italy
Der kleinste Verstärker im Feld: der Unison Research Simply Italy bringt nur 2 x 12 Watt, ist aber klanglich ein Großer (Foto: C. Bussler)
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Fragt man bei den Unison Machern nach, ob es eine Verstärker-Empfehlung gebe, bleiben die Antworten nebulös: „Nein. Alle sind gut, keiner ragt heraus.“ Doch fragt man Unison Research Begründer Giovanni Sacchetti (der sich mittlerweile in den wohlverdienten Ruhestand zurückgezogen hat) in einer stillen Stunde nach seinem Lieblingsverstärker, bekommt man meist eine erstaunliche Antwort: „Der Simply Italy. Der hat alles, was ein guter Röhrenverstärker braucht.“ So erstaunt es nicht, dass LowBeats Gastautor Carsten Bussler, ebenfalls ein ausgewiesener Röhrenspezialist und Betreiber des Röhren-Blogs 2a3-maniac, im Unison Research Familientest zum gleichen Schluss kam: „Gut sind sie alle“, schreibt er. „Aber am besten hat mir der Simply Italy gefallen.“ Wie er zu diesem Schluss kam, erklärt er in den drei Unison Einzeltests (siehe unten) und in diesem Bericht:

Bei den im Unison Research Familientest vorgestellten Probanden handelt es sich um die drei Röhrenvollverstärker Simply Italy, Triode 25 und S6 Mk II von Unison Research. Nach der Entgegennahme eines durchschnittlich großen und eines noch etwas größeren Packstücks vom Paketdienstleister meldete ich dem Vertrieb brav den (äußerlich) unversehrten Erhalt der Geräte, freilich ohne sie zuvor geöffnet zu haben. Nicht zuletzt aufgrund des Gewichts wähnte ich sogleich zwei Geräte im größeren der beiden Kartons. Was blauäugig von mir war, denn prompt erhielt ich die Antwort des TAD Audiovertriebs, der „große“ Unison Research S6 Mk II Verstärker befände sich noch per Spedition auf dem Weg zu mir! Da wusste ich, was gewichtsmäßig die Stunde geschlagen hatte und ich bereitete meinen Rücken schon einmal seelisch auf die bevorstehenden Qualen vor…

Unison Research ist mir als feine italienische HiFi-Schmiede bekannt, die optisch und haptisch sehr schöne Geräte baut, welche – neben ihren klanglichen Meriten – insbesondere auch durch ihre Fertigungsqualität überzeugen. Ein kurzer Blick auf Unison Researchs Geschichte spiegelt genau diese Philosophie wider: 1987 von einer kleinen Gruppe audiophiler Enthusiasten unter der Führung von Giovanni Maria Sacchetti gegründet, glaubt man bei Unison Research fest daran, „dass jedes Audio-Gerät nicht nur für das Ohr, sondern auch für das Auge Freude machen sollte“ (Auszug aus dem Vertriebsprospekt zur Unternehmensgeschichte). Dieser Aspekt ist mir persönlich ein besonders wichtiger: Ab einem bestimmten Preislevel muss der Käufer einfach von einer hochwertigen Verarbeitung ausgehen dürfen, welche auch mit dem Kaufpreis korreliert; ein Erfordernis, das längst nicht von allen Herstellern erfüllt wird. Und ich werde von Unison Research nicht enttäuscht, bereits das Auspacken der Geräte ist dank klug aufgebauter „Kartoninnereien“ ein Genuss.

Komponenten von Unison Research sind immer sofort als Unisons erkennbar: Es ist eine ästhetische Mischung aus Metall und edlem Holz. In der Regel ist die Front mit Holz besetzt; zusammen mit dem feinen Glimmen der Röhren wirkt das immer ungemein heimelig. Es gibt auch die (mitgelieferten) Schutzgitter. Aber die passen nicht so gut ins Bild; sie sind eigentlich nur dazu da, die CE-Behörden zu beruhigen.

Wie alle Unison Komponenten werden auch Simply Italy, Triode 25 und S6 Mk II in Italien in Handarbeit erstellt. Das sieht man und das fühlt man. Wie hoch die Qualität dieser Verstärker ist, zeigt schon ihr überraschend stattliches Gewicht – siehe Übersichtstabelle unten. Und noch ein Punkt, der für die hohe Qualität dieser Verstärker spricht: Unison wickelt seine Übertrager (eines der wichtigsten Bauteile im Röhrenverstärker überhaupt) selber. Die Italiener haben daher den Klang weitestgehend in ihrer Hand.

Das hier vorgestellte Verstärker-Trio bildet quasi den Einstieg in Unisons Röhrenvollverstärker-Linie. Der Simply Italy kostet 2.000 Euro, der Triode 25 bei 3.000 Euro und für den S6 Mk II werden 4.000 Euro aufgerufen. Für das hier nicht vorgestellte Topmodell 845 Absolute dürfen Sie übrigens hinten noch eine weitere Null an den Preis des „Sechsers“ hängen – dies nur als ergänzende Information, um zu vermitteln, wie weit die preisliche Spreizung der Unison Röhrenvollverstärker-Palette reicht.

Unison Research Familientest
Der Unison Research Absolute 845 ist einer der größten, vor allem aber einer der besten Vollverstärker der Welt. Gewicht: 80 Kilo, Kostenpunkt: 40.000 Euro (Foto: Unison Research)

Die Unterschiede zwischen den drei Vollverstärkern im Unison Research Familientest haben wir hier in der Tabelle dargestellt:

Unison Research ModellSimply ItalyTriode 25S6 Mk II
 KonzeptSingle-ended, ultralinear, Class-A Push-pull, ultralinear, Class-ABsingle-ended parallel, ultralinear, Class-A
 Leistungsröhren 2 x EL34 (6CA7) 4 x EL34 (6CA7) 6 x EL34 (6CA7)
 Leistung 2 x 12 Watt 2 x 25 Watt (Triode),
2 x 45 Watt (Pentode)
 2 x 35 Watt
 Abmessungen
(B x H x T)
 26 x 19 x 35 cm 30 x 20 x 45 cm 35 x 21 x 49 cm
 Gewicht 15,0 Kilo 20,0 Kilo 25,0 Kilo
 Preis 2.000 Euro 3.000 Euro 4.000 Euro

Erstaunlicherweise ist dabei der mittlere der drei Verstärker, der Triode 25 der kräftigste. Es liegt an der Möglichkeit, ihn von Trioden- auf die deutlich leistungsfähigeren Pentodenschaltung umzuschalten. Diese Leistungssteigerung hebt die Praxisnote um einiges. Der klangstärkste Verstärker im Unison Research Familientest ist sicherlich der S6 Mk II, dessen Leistungsausbeute dreimal so hoch ist wie die des kleinen Simply Italy. Allerdings klingt der Kleine ebenfalls so beherzt und fein, dass – hocheffiziente Lautsprecher vorausgesetzt – er relativ dicht am „großen“ S6 Mk II liegt. Es gibt ja etliche Fachhändler, die beide führen; da würde ich unbedingt den Vergleich machen.

Es kann sein, dass die Leistung den Ausschlag gibt. Der Simply Italy braucht einen extrem effizienten Lautsprecher – oder der geneigte Musikfreund begnügt sich mit gehobener Zimmerlautstärke. Aber auch die 35 Watt des S6 Mk II oder die 45 Watt des Triode 25 sind nicht das Fundament, aus dem man mit „normalen“ HiFi-Lausprechern eine Party beschallt oder Konzerte in Originallautstärke hört; ein Röhrenfan weiß das. Bei allen drei Verstärkern des Unison Research Familientests wollen die angeschlossenen Lautsprecher deshalb mit Bedacht gewählt sein. In den Einzeltests haben wir jeweils einige Empfehlungen mit angegeben.

Ich selbst habe zum Teil mit effizienten Eigenkonstruktionen den Dreien auf den Zahn gefühlt, weil mit klassischen Lautsprechern vom Schlage B&W, Canton, Nubert & Co sie etwas unter Form spielen und dann dieser ganz besondere Röhrenzauber auf der Strecke bleibt. Denn das können alle drei ganz hervorragend: Die Schönheit der Klangfarben, die Wärme im Klangbild und das satte Leuchten in der Musik transportieren diese Unison Amps besser als jeder mir bekannte Transistor-Verstärker ihrer Preisklasse(n).

Fazit aus dem Unison Research Familientest

Unison Research liefert mit diesen drei Röhrenvollverstärkern sehr gut verarbeitete, optische Schmankerl, die allesamt auch in klanglicher Hinsicht jeden Cent mehr als wert sind. Der Triode 25 ist die erste Wahl für etwas anspruchsvollere Lautsprecher, wohingegen der S6 Mk II absolut gesehen der klanglich stärkste der drei Probanden ist. Das Highlight aus dem Unison Research Familientest (und mein persönlicher Liebling) ist der Simply Italy, der dem S6 Mk II musikalisch kaum nachsteht und diesen in einigen Aspekten nach Punkten sogar übertrumpft. Unter Preis-Leistungs-Gesichtspunkten hat er den Titel Most Bang for the Buck verdient. Die Slideshow zeigt die LowBeats Bewertungen der drei Röhren-Amps im Vergleich:

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LowBeats Bewertung Unison Simply Italy
LowBeats Test: Bewertung Simply Italy
LowBeats Bewrtung Unison Triode 25
LowBeats Test: Bewertung Unison Research Triode 25
LowBeats Bewertung Unison S6 Mk II
LowBeats Test: Bewertung Unison S6 Mk II
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Die detaillierten Einzelbeiträge zum Unison Research Familientest:

Test Unison Research Simply Italy – einfach gut
Test Unison Research Triode 25 – erstaunlich viel Leistung
Test Unison Research S6 Mk II – die Kraft der 6 Röhren

Weitere Röhrenverstärker:

Test Octave V80 SE – viel Feinsinn, viel Kontrolle
Test: Tektron TKEL34PSES-I: die Mitte ist alles

Autor: Special Guest