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Unison Research Simply Italy Test-Titelbild
Der Unison Research Simply Italy ist der wohl bezauberndste Röhrenverstärker der 2.000 Euro Klasse (Foto: C. Bussler)

Test Unison Research Simply Italy: der kleine König

Ein Schnuckelchen: Der Unison Research Simply Italy ist der kleinste der Unison Röhren-Verstärker, die Gastautor Carsten Bussler im LowBeats Familientest hatte. Hier sein Bericht:

Obwohl er der kleinste der getesteten Unisons ist, bringt der Simply Italy knapp 15 Kilogramm Kampfgewicht auf die Waage. Er verfügt Eingangs- beziehungsweise Treiber-seitig über zwei ECC82 Doppeltrioden, welche zwei im Single-Ended-Modus betriebene EL34 Pentoden ansteuern. Diese sind im Ultralinearbetrieb für zwölf Watt Ausgangsleistung gut, die an Lautsprecherbuchsen mit sechs Ohm Ausgangsimpedanz bereitgestellt werden, was einen sinnvollen Kompromiss für Lautsprecher mit vier respektive acht Ohm Nennimpedanz darstellt.

Unison Research Simply Italy: Abdeckung
Der Simply Italy in voller Pracht und mit Fernbedienung (Foto: C. Bussler)

Technisch gesehen also ist die Schaltung des Unison Research Simply Italy „solide Hausmannskost“, wenn man so will, was absolut keine Kritik darstellt. Im Gegenteil: Bei begrenztem Budget ist eine gut ausgeführte, bewährte Standardschaltung klanglich allemal vielversprechender als eine allzu komplexe Auslegung, die womöglich halbherzig umgesetzt wird.

Ein interessantes Feature allerdings stellt die Möglichkeit dar, die Gegenkopplung in zwei Stufen zwischen 1,8 Dezibel und fünf Dezibel zu schalten, um hier eine kleine geschmackliche Anpassung vorzunehmen. Von einigen Hardlinern wird Gegenkopplung in Röhrenverstärkern ja gern als Teufelszeug abgetan; in diesem Fall ist ihre Größenordnung gleichwohl fast homöopathisch zu nennen und sein Besitzer kann nichts verkehrt machen: Die Schalterstellung, in der es subjektiv besser klingt, ist die richtige.

Unison Research Simply Italy: Anschlüsse
Die Anschlussmöglichkeiten sind überschaubar, aber ausreichend (Foto: C. Bussler)

Mit zwölf Watt Ausgangsleistung im Single-Ended-Modus lassen sich freilich keine Bäume ausreißen. Hier ist Sorgfalt bei der Wahl der Lautsprecher geboten; ein Wirkungsgrad von mindestens 90 Dezibel (oder mehr) darf es ruhig sein. Genauso klar dürfte sein, dass es nicht unbedingt das Vierwegemonster mit komplexem Filternetzwerk und zwokommairgendwas Ohm Impedanzminimum sein sollte – unabhängig vom Wirkungsgrad…

Abgerundet wird der positive Gesamteindruck von einer schmucken Systemfernbedienung für diejenigen, die so etwas benutzen; ich persönlich bin da wohl etwas old fashioned, der ich Fernbedienungen für Röhrenverstärker stets irritierend finde, deshalb holte ich das Teil auch nur für das Foto aus seiner Verpackung. Gleiches galt für das Röhrenabdeckgitter: Es erfüllt gewiss die Anforderungen gefühlt hunderter Sicherheitsvorschriften und Verordnungen in Deutschland, Europa, weltweit und sonst wo, so sind Hersteller stets gezwungen, solche Schutzabdeckungen mitzuliefern. Besitzer von Röhrenverstärkern, die sich ihren Haushalt mit Kleinkindern und Katzen teilen, mögen diese Dinger womöglich auch verwenden – bei mir landete sie neben der Fernbedienung im Karton.

Unison Research Simply Italy: Abdeckung
Das Gitter dient nur den CE Vorschriften. Der vorsichtige Ästhet hört natürlich ohne… (Foto: C. Bussler)

Der Unison Research Simply Italy im Hörtest

In meinem Test-Setup kamen abwechselnd eine Open Baffle Schallwand mit dem Ciare CH250 Vollbereichsbreitbänder (vier Ohm Nennimpedanz, kein Korrekturnetzwerk, 96 Dezibel Wirkungsgrad) sowie eine Transmissionline mit dem Seas Exotic F8 Vollbereichsbreitbänder (acht Ohm Nennimpedanz, kein Korrekturnetzwerk, 92 Dezibel Wirkungsgrad) zum Einsatz. In diesem Umfeld spielte der Simply Italy ganz wunderbar, frei und offen auf – kein Wunder, bei dieser für jeden Verstärker leichten Last. Die Gegenkopplung des Verstärkers stellte ich dabei auf die kleinere 1,8 Dezibel-Stufe.

Unison Research Simply Italy: Bedienfeld
Viel Holz, viel italienischer Flair: der Simply Italy von vorn (Foto: C. Bussler)

Der kleine Unison hatte scheinbar keinerlei Präferenzen hinsichtlich des ausgewählten Musikmaterials und begeisterte mich immer mit einem Klangbild, das „frei atmete“. Nichts klang gedrungen oder eingesperrt, sondern eher so, als ließe man einen Hund von der Leine. Flink und spielfreudig folgte diese kleine Röhre jeder noch so feinen melodischen oder rhythmischen Verästelung und ließ dabei immer das Gesamtgefüge intakt. Will sagen: Der Unison Research Simply Italy ist kein Analytiker, der die Musik mit dem Seziermesser zerlegt, sondern Details stets in den Dienst der Interpretation stellt. Insbesondere Stimmen stellte der Unison unheimlich authentisch dar: Wenn Nanna Bryndis Hilmarsdóttir (Of Monsters and Men) singt, ist das für jedes Setup eine Herausforderung – und dieser Verstärker meisterte es mit Bravur. Nannas bisweilen brüchige, manchmal zerbrechlich wirkende Stimme kam so klar und kraftvoll, dass jeder noch so kleine Vokalhauch ungemein farbstark die Ohren umschmeichelte.

Cover Art Beneath the Skin/Of Monsters and Men, Universal Records, 2015
Beneath the Skin/Of Monsters and Men, Universal Records, 2015 (Cover: Amazon)

Nur wenn es bei hohen Lautstärken und gleichzeitig komplexen Tiefton-Passagen einmal richtig zur Sache ging, verengte sich die Abbildung ein wenig, die Bühne wurde ein wenig schmaler und die Dynamik war etwas gebremst („Winter Sound“, Beneath the Skin/Of Monsters and Men, Universal Records, 2015). Kein Beinbruch. Wir befanden uns längst im gehobenen Laustärkebereich…

Vor nicht allzu langer Zeit hatte ich den ähnlich teuren Tektron TKEL34PSES-I an den gleichen Lautsprechern recht lange im Test. Im Vergleich ist der Unison sehr viel „kompletter“. Sein Bassfundament ist souveräner, beherzter und in den Höhen spielt er um einiges filigraner.

Da die von mir verwendeten (hoch effizienten) Lautsprecher-Eigenbauten ja alles Unikate sind, hat mir LowBeats Chefredakteur Holger Biermann auch für den Unison Research Simply Italy noch drei bewährte Lautsprecher-Empfehlungen mit auf den Weg gegeben:

1.) ProAc Tablette 10. Das kleine Wunderding im Gewand der LS 3/5a ist zwar auch sehr leise, hat aber eine lineare Impedanz oberhalb acht Ohm und passt klanglich für kleinere Räume und normale Pegel, aber auch preislich wie die Faust aufs Auge. Eine tolle kleine Kombination.

2.) Heco Direkt Zweiklang. Wie auch die ProAc gehört die Heco zu den LowBeats Referenzen und wird besonders oft genutzt – vor allem, wenn nicht allzu viel Leistung bereitsteht. Mit dem Unison Research Simply Italy harmoniert die sehr effiziente Heco hervorragend und kommt selbst mit den 12 Watt der kleinen Röhre auf erstaunlich hohe Pegel.

3.) Klipsch Cornwall III. Die Cornwall sieht zwar etwas rau aus, ist aber noch effizienter als die Heco und erzeugt in Verbindung mit der kleinen Unison Research Simply Italy ein erstaunlich souveränes und feines Klangbild.

Fazit Unison Research Simply Italy

Man kann sich der Faszination des kleinen Röhrenverstärkers kaum entziehen: Mit passenden, klanglich ebenso ambitionierten Lautsprechern entfacht dieses kleine Verstärker-Meisterstück eine Farbkraft und klangliche Authentizität, wie sie selten ist. Auch in puncto Verarbeitung stimmt hier alles. Über die geringe Leistungsausbeute haben wir ausreichend gesprochen, aber natürlich sind nur 2 x 12 Watt eine veritable Einschränkung. Deshalb auch die Lautsprecher-Tipps.

Unison Research Simply Italy
2017/12
Test-Ergebnis: 4,4
SEHR GUT
Bewertung
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Sehr feines, natürliches Klangbild
Tolle Verarbeitung
Sehr günstige Preis/Klang-Relation
Sehr wenig Leistung

Vertrieb:
TAD Audio Vertriebs GmbH
Rosenheimer Straße 33
83229 Aschau
www.tad-audiovertrieb.de

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Unison Research Simply Italy: 2.000 Euro

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Gegenspieler:

Test Tektron TKEL34PSES-I – die Mitte ist alles

Lautsprecher Empfehlungen:

Test ProAc 10 – legitimer LS 3/5a-Nachfolger
Test Heco Direkt Dreiklang – modern, laut, klasse
Test Klipsch Cornwall III – kerniger US-Sound

Autor: Holger Biermann

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Chefredakteur mit Faible für feinste Lautsprecher- und Verstärkertechnik, guten Wein und Reisen: aus seiner Feder stammen auch die meisten Messe- und Händler-Reports.