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DSPeaker Anti-Mode 2.0 Dual Core
Das Gehäuse des DSPeaker Anti-Mode 2.0 Dual Core ist kompakt, der Bildschirm klein, aber kristallklar. 849 Euro (Foto: R. Vogt)

Test: DSPeaker Anti-Mode 2.0 Dual Core

Hinter dem etwas sperrigen Namen „DSPeaker Anti-Mode 2.0 Dual Core“ verbirgt sich ein Produkt, dass sich zunächst einer klaren Kategorisierung entzieht, aber für so manchen HiFi- und Heimkino-Fan eine signifikante Bereicherung darstellt.

Das kleine, tresorartig verarbeitete Kästchen im halben 1-HE-19-Zoll-Format ist D/A-Wandler und Signalprozessor und digitaler Vorverstärker, primär aber einer der genialsten, bezahlbaren Audio-Prozessoren zur präzisen Raumkorrektur.

In der Heimkino-Szene ist DSPeaker seit Jahren ein nicht mehr so geheimer Geheimtipp, wenn es um saubere Basswiedergabe geht. Dort ist der Einsatz der externen Entzerrer-Kästchen der Serie „Anti-Mode“ schon Gang und Gäbe. Mit ihnen lässt sich jeder Subwoofer entzerren und an den Raum anpassen, insbesondere die Raummoden kompensieren, daher auch der Name.

Zu dieser Familie gehört auch der DSPeaker Anti-Mode 2.0 Dual Core als Topmodell, sozusagen die Highend-Variante. Und der kann noch viel mehr als seine kleinen Geschwister und ersetzt damit gleich mehrere Geräte.

Beispielsweise ist er eine echte Stereo-Vorstufe. Man kann analog per Cinch oder symmetrisch per XLR und digital per Toslink in das Gerät hinein und wieder heraus. Hinzu kommt ein USB-Audio-Eingang (bis 48 Kilohertz). Damit hat man eine Vorstufe mit D/A-Wandler, die prinzipiell der Funktionalität der Nubert NuControl ähnelt.

DSPeaker Anti-Mode 2.0 Dual Core
Man darf hier digital oder analog symmetrisch oder unsymmetrisch hinein und hinaus, sogar gemischt. Der (Mini-) USB-Anschluss dient Updates und als Audio-Eingang (Foto: R. Vogt)

Nun gibt sich der DSPeaker Anti-Mode 2.0 Dual Core sicher nicht ganz so audiophil wie Nuberts Prunkstück und ist mit 850 Euro eben auch signifikant preiswerter. Der Anti-Mode aber bietet alles, was man von einem digitalen Vorverstärker mit DSP heute erwartet, exakt justierbare Ortsfilter, Haus- und Kippkurven zum tonalen Ausbalancieren und einen präzise und sehr weiträumig verstellbaren parametrischen Equalizer, Hoch- und Tiefpass.

Hinzu kommen ein paar Spezialfilter wie ein extrem steilflankiger Subsonic-Filter. Wer es dann noch braucht, bekommt sogar einen klassischen Höhen- und Bass-Regler.

DSPeaker Anti-Mode 2.0 Dual Core
Es steht eine Vielzahl an Filtern zur Verfügung (Animation: R. Vogt)

Akkurate automatische Einmessung: genauer als Audyssey

Der eigentliche Knackpunkt bei DSPeaker aber ist die automatische Einmessung. Und genau da versagen leider viele der gängigen Geräte, wenn es um Subwoofer geht.

Preiswertere Subwoofer mit automatischer Raumanpassung liefern selten reproduzierbare Ergebnisse und selbst das renommierte Audyssey-System hält sich aus der Tieftonentzerrung heraus. Die Algorithmen der Finnen liefern dagegen wie in Stein gemeißelt bei Wiederholung identische Kurven und Korrekturen, die jeden Vergleich mit professionellen Mess-Systemen Stand halten.

DSPeaker Einmess-Mikrofon
Das Einmess-Mikrofon von DSPeaker hat kein Gehäuse (Foto: R. Vogt)

Das serienmäßig mitgelieferte Messmikrofon wirkt zwar im ersten Augenblick etwas improvisiert, erfüllt seinen Zweck aber bestens. DSPeaker lötet eine sehr hochwertige Mikrofonkapsel direkt an das Kabelende und fixiert das Gebinde mit Schrumpfschlauch.

Gar nicht blöd, wenn man weiß, dass das Gehäuse oft das teuerste Bauteil des Mikrofons darstellt. Denn es ist akustisch sehr aufwendig, dieses so zu bauen, dass das Mikro selbst keine schädlichen Nebenwirkungen in die Messung bringt.

Die Gummischlauch-Lösung ist so schlicht wie praktisch: Ich fixiere das einfach per Federklemme am Galgenstativ, selbst ein Stück Tesa würde es  tun.

Das Konfigurieren und Kalibrieren des DSPeaker Anti-Mode 2.0 Dual Core geschieht mit dem kleinen Display und der Fernbedienung. Das grafisch ansprechende Menü spricht ein klares Deutsch. Unter „Kalibration“ wählt man seine Lautsprecher- oder Subwoofer-Konfiguration. Dann kommt ein Testton zum Einpegeln des Mess-Signals.

Kleiner Fehler: Da ist ein schmalbandiges Rauschen im Mitteltonbereich. Wer also einen bereits bandbegrenzten Subwoofer verwendet, hört nichts oder viel zu leise. Also muss man auf es Verdacht zunächst mit einem mittleren Pegel versuchen.

Dann beginnt ein seeeeehhr langsam laufender Gleitsinus. Das ist gut so, denn nur so bleibt bei den einzelnen Frequenzen Zeit, dass sich die Raummoden (Raumresonanzen) einschwingen können. Denn nur dann lassen sie sich analysieren und im richtigen Maß kompensieren.

Die Mess-Prozedur wiederholt sich viele Male und zwar so oft, bis der Algorithmus des Anti-Mode alle seine Möglichkeiten ausgereizt hat. Die meisten Mitbewerber-Systeme messen einmal,  berechnen und fertig. DSPeaker überprüft tatsächlich jede Korrektur akustisch.

DSPeaker Anti-Mode 2.0 Dual Core: Piksauberer Sound

Und genau so klang das dann auch. Im ersten Durchgang probierte ich ein Stereo-Setup mit den JBL-Aktivmonitoren, auto-korrigiert bis 500 Hertz. Musik vom Oppo Blu-ray-Player via Toslink per PCM klang wunderbar ausgewogen und musikalisch.

Sicher gibt es reine D/A-Wandler, die noch einen Hauch feingliedriger klingen, aber eben nicht so sauber wie diese nun entzerrte Kette. Da machte es auch nichts, dass das Anti-Mode-Kistchen nur bis 48 kHz Samplingrate verarbeitet. Die gelieferte Dynamik und Homogenität in der Raumabbildung klangen vorbildlich.

Und auch praktisch funktionierte der Finne als digitaler Vorverstärker prima, etwa die angenehm und feinstufig laufende Lautstärkeregelung. Wer Lust auf Frickeln hat, könnte nun mit den weiteren Tuning-Möglichkeiten den Klangcharakter nach Belieben und dabei sehr feinfühlig anpassen.

DSPeaker Konfiguration
Das Einmess-Prozedere gibt Standard-Konfigurationen vor. Der Resultat ist ein perfekt entzerrter Frequenzgang (Animation: R. Vogt)

Dann kam die Königsdisziplin: Subwoofer entzerren. Dazu schloss ich den Marantz AV8802 symmetrisch und die Teufel Oncle Doc Subwoofer per Cinch an das Anti-Mode an. Auch hier lief das gut zehnminütige Gleitsinus-Geheule, bevor sich der Algorithmus mit dem selbst gefundenen Ergebnis zufrieden gab. Dann galt es, den Subwoofer-Pegel und das Delay im Bassmanagement des Marantz nachzutrimmen.

Und das konnte sich hören lassen, denn selten gab es im Hörraum – mit gegebenen Mitteln – einen so homogenen und breitbandigen, zugleich satten und präzisen Bass zu hören, der sich dann auch so nahtlos an die Lautsprecher angliederte.

Das Gehörte bestätigte eine Kontrollmessung mit dem XTZ Room Analyzer II Pro Meßsystem, das den vergleichsweise glatten Frequenzgang und das homogenere Abklingen des Raumes zeigte. Und trotz Vermeidung unnützer Anhebungen reichte nun auch der Frequenzgang bis deutlich unter 20Hz. Daraus resultierte eine angenehm druckvolle und körperhafte Abbildung, die sehr natürlich und realistisch wirkte. Gleichzeitig gab es aber knurrige Bassgitarren und knackige Bassdrums in der Musik. Eine wunderbare Balance.

Auch hier gibt es Tuningmöglichkeiten, um das Geschehen anzupassen: Entweder durch Beschneidung der unteren Grenzfrequenz die Maximalaussteuerung zu erhöhen, auch Lücken im Frequenzgang aufzufüllen (Bass-Kompensation) oder Zielkurven zu modifizieren, um es wärmer oder kerniger klingen zu lassen. All das ist kein Problem mit dem Filtern des DSPeaker.

Noch ein Effekt war einmal wieder deutlich wahrnehmbar: Die Mitten klangen mit dem entzerrten Subwoofer besser. Es ist ein bekannter psychoakustischer Effekt, dass unser Gehör sich in der Empfindlichkeit nach der Signalen hoher Energie richtet und nach starken Impulsen gar für ein paar Millisekunden fast taub ist.

Ein sauberer, dröhnfreier Bass erlaubt eine deutlich differenziertere Wahrnehmung im Mitteltonbereich. In diesem Falle gewannen Klavieranschläge an Attacke und Differenzierung, man konnte tiefer in den Raum hinein hören, Stimmen wirkten konturierter und waren von feinerer Textur.

Fazit: sensationelle Raumeinmessung, hochpräziser Bass

Der DSPeaker Anti-Mode 2.0 Dual Core ist das Top-Werkzeug, wenn es darum geht, ein elektronisches Feintuning zur Kompensation von Raummoden in einer Stereo- oder Surround-Anlage nachzurüsten. Selbst als digitaler Stereo-Vorverstärker taugt er.

Seine Stärke liegt aber in der exakten Raumanpassung von bis zu zwei Subwoofern. Die Einmess-Automatik funktioniert schlicht sensationell präzise. Die weiteren Filtermöglichkeiten sind mehr als vielfältig. Und die Handhabung ist dank des kleinen, klaren Displays exzellent gelöst. Eine uneingeschränkte Empfehlung.

DSPeaker Anti-Mode 2.0 Dual Core
2016/02
Test-Ergebnis: 4,5
ÜBERRAGEND

Bewertungen:

Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Präzise automatische Einmessung
Sauberer, musikalischer Klang
Bedienkonzept mit grafischem Display
Bedienung ausschließlich per Fernbedienung

Vertrieb:
AK SoundServices
Im Kreuzbruch 29
64859 Eppertshausen
ak-soundservices.de

Preis (Hersteller-Empfehlung):
DSPeaker Anti-Mode 2.0 Dual Core: 849 Euro

Galerie DSPeaker Anti-Mode 2.0 Dual Core

Messungen

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Anti-Mode 2.0 Subwoofer-Frequenzgang
Subwoofer-Frequenzgang am Hörplatz mit Anti-Mode-Entzerrung. Das Spektrogramm zeigt ein homogenes Zerfallsspektrum (Messung: LowBeats)
DSPeaker Anti-Mode 2.0 Dual Core
Subwoofer-Frequenzgang am Hörplatz ohne Anti-Mode-Entzerrung. Das Spektrogramm zeigt den inhomogenen Nachhall mit deutlicher Resonanz (Messung: LowBeats)
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Die Hardware

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DSPeaker Anti-Mode 2.0 Dual Core
Das Gehäuse des DSPeaker Anti-Mode 2.0 Dual Core ist kompakt, der Bildschirm klein, aber kristallklar. Die robuste Verarbeitung schafft Vertrauen (Foto: R. Vogt)
DSPeaker Fernbedienung
Die flache Fernbedienung im Scheckkarten-Format (Foto: R. Vogt)
DSPeaker Anti-Mode 2.0 Dual Core
Man darf hier digital oder analog symmetrisch oder unsymmetrisch hinein und hinaus, sogar gemischt. Der (Mini-) USB-Anschluss dient Updates und als Audio-Eingang (Foto: R. Vogt)
DSPeaker Anti-Mode 2.0 Dual Core
Die robuste Verarbeitung mit den integrierten Kühlrippen ist tadellos (Foto: R. Vogt)
DSPeaker Einmess-Mikrofon
Das Einmess-Mikrofon von DSPeaker hat kein Gehäuse und ist per Seriennummer auf das Anti-Mode gematched (Foto: R. Vogt)
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Die Menüs

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DSPeaker Anti-Mode 2.0 Dual Core
Der Hauptbildschirm zeigt groß alle wichtigen Funktionen, etwa den roten Hintergrund während Bypass und den dezenten „Nachtmodus“ (Animation: R. Vogt)
DSPeaker Anti-Mode 2.0 Dual Core
Das Einmess-Prozedere gibt Standard-Konfigurationen vor. Der Resultat ist ein perfekt entzerrter Frequenzgang (Animation: R. Vogt)
DSPeaker Anti-Mode 2.0 Dual Core
Es steht eine Vielzahl an Filtern zur Verfügung (Animation: R. Vogt)
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Im Beitrag erwähnt:

AV-Vorverstärker Marantz AV8802 im Test
Vor-/Endstufen-Kombi Nubert nuControl / nuPower D im Test

Weitere Raumkorrektur-Konzepte:

Ratgeber: Raumkorrektur-System Linn Space Optimisation
Lautsprecher- und Raumkorrektur Trinnov Optimizer im Test

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Autor: Raphael Vogt

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Technischer Direktor bei LowBeats und einer der bekanntesten Heimkino-Experten der Republik. Sein besonderes Steckenpferd ist die perfekte Kalibrierung von Beamern.