Ich kannte den Mann aus dem Treppenhaus. Wir grüßten uns gemeinhin freundlich und ich wusste, dass er zu dem Architektenbüro über uns im dem dritten Stockwerk gehörte. Nun aber hämmerte er gegen die Metalltür des LowBeats Hörraums und machte seinen Ärger Luft: “Ich finde es unmöglich, dass Sie tagsüber Schlagzeug spielen.” Der Mann hatte natürlich Recht: So ein Pegel zur normalen Arbeitszeit ist wenig nachbarschaftsfördernd. Nur: Da stand kein Schlagzeug. Lediglich vier unscheinbare schwarze Kästen: zwei Subwoofer SMSG 15 und zwei Satellitenlautsprecher CCRM 12, die aber schon bald als ziemlich schicke Komplettlautsprecher Ascendo Live 15 verkauft werden sollen.
Mein Architektennachbar war höchst erstaunt und dann wieder versöhnt: “Das klang aber wirklich wie echt.”
Es ist mit diesen Lautsprechern aber auch eine Crux: Man kann sie im Grunde nicht leise hören. Immer wieder geht die Hand zum Lautstärkeknopf und will nach rechts drehen. Einfach, weil sie bei jeder Lautstärke unverzerrt bleiben.
Beide Subwoofer und beide Satelliten haben ihren Ursprung im Heimkino. Kollege Raphael Vogt und ich hatten ja schon das Vergnügen, viele SMSG 15 und viele CCRM 12 im Ascendo Kino im heimischen Ansbach in einer 24-Kanal-Konfiguration hören zu können – siehe auch den LowBeats Beitrag zu Ascendo Immersive Audio. Das war extrem beeindruckend, sehr plastisch und fast beliebig laut und unverzerrt.
Kein Wunder: Der Subwoofer SMSG 15 arbeitet mit einem 38 Zentimeter Tieftöner im geschlossenen Gehäuse unterhalb 50 Hertz und der Satellit CCRM 12 mit einem 30 Zentimeter Koax mit integriertem Hochtonhorn breitbandig ab 50 Hertz.
Beide Treiber kommen aus der professionellen Beschallung und sind für sehr hohe Pegel konzipiert.
Angesteuert werden sie durch intelligente Aktivmodule, die nicht nur 2 x 500 Watt (im Falle des Subwoofers 1000 Watt) Leistung abgeben können, sondern auch jeder über das Internet miteinander verbunden sind und extrem feinfühlig eingestellt werden können.
Schon damals schlug ich vor, diesen grandiosen Mittelhochton-Koax und diesen extrem knackig-sauberen Subwoofer auch als Stereo-Set anzubieten – Ascendo Geschäftsführer Stefan Köpf lächelte dazu nur wissend.
Auf den Norddeutschen HiFi-Tagen 2016 wurde klar, warum. Da spielte Köpf genau diese Kombination und hatte ein begeistertes Auditorium: “Wie oft hatte ich auch mit den großen Ascendo Modellen nörgelnde Erbsenzähler im Publikum. Mit dieser Kombination war nur Freude. Die Leute sind einfach sitzen geblieben und wollten mehr.”
Das gab den Ausschlag. Aus einem Spaß-Projekt wurde ein ernsthaftes. Ein Lautsprecherhersteller, der bislang auf absolutes High End setzte, bringt nun – inspiriert durch das Kino-Projekt AIA – einen Edellautsprecher mit Treibern aus dem Beschallungsbereich.
Die Ascendo Live 15 (wegen des 15-Zoll Tieftöners) soll klanglich ungezähmt, aber äußerlich für jedes edle Wohnzimmer vorzeigbar schick werden.
In der Slide-Show sieht man die weitgehend finalen Entwürfe. Allein der Aluminium-Fuß ist aus dem Vollen gefräst und gar nicht günstig. Dennoch soll der Preis, so Köpf, unter 20.000 Euro liegen.
Doch der Umstand, dass wir “nur” die Entwürfe zeigen, bedeutet, dass die Live 15 noch nicht fertig ist.
Im LowBeats Hörraum nahmen wir deshalb erst einmal mit der normalen Heimkino-Variante Vorlieb, denn technisch und klanglich soll sich ja nichts mehr ändern.
Und wenn der Live-15-Hörer den Wunsch hat, den Sound zu ändern (womöglich, um Raumeinflüssen entgegen zu wirken), ist das problemlos möglich.
Das Zauberwort heißt hier AVB – Audio Video Bridge. Der Ascendo Mitgesellschafter von Stefan Köpf, Jürgen Scheuring, ist Chef eines Software-Unternehmens, das viel mit der Automobilbranche arbeitet und mit dieser Schnittstelle eng vertraut ist.
Auf Basis der AVB hat er eine Bedien-Oberfläche entwickelt, die extrem vielfältig und genauso einfach zu bedienen ist – man muss nur wissen, was man tut.
Ascendo Live 15 im Hörtest
Nach der Aufstellung im Hörraum legte Stefan Köpf noch einmal kurz selbst Hand an.
Es klang aller schon sehr, sehr gut, da meldete sich Kollege Jürgen Schröder zu Wort. Er würde im Bereich um 1 KHz breitbandig noch ein Dezibel rausnehmen.
Mit dem flexiblen Ascendo System war der Vorschlag schnell umgesetzt und es klang gleich noch einmal um einiges klarer, feiner und präziser.
Köpf fuhr dann irgendwann nach Hause, während mir klar war, dass ich mit diesem System noch etliche Stunden hören wollte …
Am nächsten Morgen schwärmte ich einem Freund von der Ascendo Live 15 vor und der kam prompt vorbei – mit einer Aufnahme, die zum musikalisch Ödesten gehört, was die Musikgeschichte je vorgebracht hat: Charly Antolinis “Knock Out”.
Für alle, die diese Aufnahme nicht kennen: Da drischt einer ziemlich einfallslos und wie beim Üben auf sein Schlagzeug ein, wobei das Ganze – das sei hier eingeräumt – vergleichsweise beeindruckend aufgenommen wurde. Jedenfalls so realistisch, dass mein Architekten-Nachbar zu dem Schluss kam, ich würde dort spielen …
Aber es lag natürlich nicht nur an der Aufnahme. Es lag vor allem am unglaublich dynamischen, sehr präzisen Auftritt der Ascendo. Sie ließ das Fell der Snare Drum so authentisch schnalzen, die Hi-Hats so metallisch richtig nachschwingen, die Bass Drum so unvermittelt direkt und subtil tief auf Ohr und Zwerchfell zielen.
Ich kenne nur wenige Lautsprecher, die einen derart sauberen, dynamischen und farbigen Bassbereich haben. Doch die unvermittelten Live-Qualitäten der Ascendo Live 15 beschränken sich nicht auf dynamische Musik.
Auch die Stimme von Nick Cave auf seinem neuen Album Skeleton Tree (CD der Woche 37/2016) kam wunderbar klar, offen und – ich kann es nicht anders sagen: richtig. Es ist diese Verzerrungsfreiheit, die die Ascendo Live 15 so natürlich echt klingen lässt.
Fazit: extrem dynamisch, authentisch und flexibel anpassbar
Im Vergleich zur Tannoy Canterbury GR, die seit einigen Wochen eine Art Referenzstatus bei uns hat, spielt die Ascendo Live 15 in den Höhen etwas gröber, nicht ganz so leichtfüßig und locker.
Aber die Ascendo kann noch um einiges lauter und sie ist auch in der Höhenabbildung großzügiger. Stefan Köpf nennt sein Live 15 eine Spaßbox. Das ist sie. Aber auch viel mehr. I
hre Verzerrungsfreiheit und die große Dynamik sorgen für eine Natürlichkeit und Authentizität, die man bei klassischen HiFi-Lautsprechern selten findet.
Und dann wäre da auch noch der Umstand, dass sie ihre Verstärker gleich mitbringt und dass sie extrem flexibel einstellbar ist. Diesbezüglich kenne ich derzeit kein vergleichbares System.
Natürlich ist die Wertung noch vorläufig, weil das Gehäuse der Live 15 ja noch nicht fertig ist (weshalb wir die Verarbeitung nicht bewertet haben).
Aber Köpf meinte, das Ergebnis im kompletten Gehäuse würde noch besser. Das werden wir natürlich überprüfen. Aber auch die vorläufige Version bekommt bei uns ein “überragend”.
KlangPraxisGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Extrem dynamische Wiedergabe |
| Gute 3-D Abbildung |
| Hohe Verzerrungsarmut |
| Extrem feinfühlige Anpassung |
Vertrieb:
ASCENDO GmbH
Bonndorfer Str. 19
76227 Karlsruhe
www.ascendo.de
Preis (Hersteller-Empfehlung):
Ascendo Live 15: 19.900 Euro
Im Beitrag erwähnt:
Tannoy Canterbury GR: Der Exklusivtest
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