Das erste Wochenende im Februar ist mittlerweile ein fester Termin im Kalender des HiFi-Freundes: Norddeutsche HiFi-Tage 2016.

Die Messe nimmt mittlerweile sieben Stockwerke des Holiday Inn am Hamburger Billwerder Deich ein; über 250 Aussteller waren angemeldet. Am ersten Messetag, dem Samstag, war es so brechend voll, dass man meinen konnte, Hamburg sei über Jahre HiFi-mäßig komplett ausgehungert. Aber die Enge störte keinen. Norddeutsche HiFi-Tage 2016: Wie immer ist das eine Hotelmesse mit vielen, sehr kleinen Zimmern, doch jeder arrangiert sich damit.
B&W musste sich womöglich am wenigsten arrangieren, weil der B&W-Vertrieb – wie üblich – den größten Ballsaal bekamen. In diesem Jahr natürlich mehr denn je zu Recht, wurde doch erstmals die neue 800er D3-Serie einem breiten Publikum vorgestellt. Gespielt wurde die 802 Diamond D3, was auch in meinen Ohren ziemlich gut klang. Die Besucher waren begeistert.
Norddeutsche HiFi-Tage 2016: Die Lautsprecher Highlights
Zwei Tage war ich auf der Messe, aber bei 250 Ausstellern in so vielen Zimmern war es natürlich unmöglich, alle Demos zu sehen und zu hören. Im Folgenden also meine (zwangsweise limitierte) Auswahl der Messe-Highlights. Beginnen wir mit den Lautsprechern:

Der Tannoy Superhochtöner ST 300, die T+A-Standbox Pulsar ST 20 und der Velodyne Subwoofer Digital Drive Plus 12 spielten nicht, aber sahen zumindest äußerst interessant aus.
Sehr gut klang es bei Progressive Audio, die ihre Extreme1 in ein USM-Haller-Gehäuse steckten und somit quasi die High-End-Varianten für den anspruchsvollen Büro-Gänger entwickelt haben.
Die Plattenspieler-Manufaktur Avid bleibt nicht bei ihrem Leisten und zeigte erstmals einen der drei neuen Avid-Lautsprecher. Man muss nicht lange rätseln, dass Avid ursprünglich aus der Metallverarbeitung kommt: Zum einen ist die “Kompaktbox” Reference Three unfassbar gut verarbeitet, und zum anderen dank Metallgehäuse annähernd 100 Kilo schwer. Ich habe den Versuch gemacht: Selbst bei sehr hohen Pegeln blieb das Gehäuse absolut ruhig. Wahnsinn.
NDHT 2016: Die Elektronik-Highlights
Mich als Analog-Anhänger freute besonders die Wiederauflage des Technics-Plattenspielers SL 1200G, den ich erstmals hier hören konnte. Auf der Messe wurde auch erstmals der Preis bestätigt: Um 4.000 Euro wird er kosten. Also ganz schön happig.
Es war auch das erste Mal, dass ich einen der neuen Thorens-Plattenspieler hören konnte. Der Thorens TD 905 spielte am Musical Fidelity Vollverstärker NuVista 800 und der Triangle Standbox Quattuor. Das klang sehr dynamisch, lebendig und beeindruckend authentisch.
Fast noch mehr aber habe ich mich über den Auftritt der HiFi-Restauratoren der HiFi ZEILE aus Worpswede gefreut, die ein paar Klassiker dabei hatten, die ich augenblicklich mitgenommen hätte: Luxman L 525, Marantz 2235B usw..
Aber es gab natürlich auch echtes Hightech. So hatte Audio Reference einen der ersten spielfertigen Digitalvollverstärker Micromega M-One dabei, der angeblich so viel wie die Devialet-Verstärker kann, aber mit 3.500 Euro nur die Hälfte kosten soll. Auch diese Frage kann nur ein intensiver Test bei LowBeats beantworten.
Ebenfalls recht neu ist die Elektronik von Lyngdorf, die jetzt von der Händlergruppe G8 vertrieben wird, und deren 2-Kanal-Vollverstärker mit Prozessor und Raumentzerrung in der Struktur eher einem AV-Receiver näher ist als klassischen Stereo-Vollverstärkern.
NDHT 2016: Der beste Klang
Am längsten blieb ich bei Einstein und Blumenhofer. Zum einen klang es hier wunderbar bodenständig-rockig und lebensnah, zum anderen spielte Einstein-Chef Volker Bohlmeier genau die Musik, die auch ich in meinem LP-Schrank habe. Aber unabhängig davon: Das war Musik-Erleben und -Hören aus dem Bauch und für den Bauch.
Ganz großes Kino kam aus dem Kino: Ascendo spielte aus seinem Heimkino-Projekt AIA den Koax-Lautsprecher CCRM 12 und den Subwoofer SMSG 15: So pulvertrocken, laut und klar habe ich schon lange nicht mehr gehört.
Vielleicht sind diese Heimkino-Speaker mit PR-Chassis und intelligenter Entzerrung, die man per App auf dem Handy ratzfatz ändern kann, nicht nur für mich eine richtig highendige Alternative zu dem klassischen, mit bescheidenem Wirkungsgrad gesegneten Lautsprecherangebot.
Der Best Sound war meiner Meinung nach die Vorführung von Audio Components mit einer Kombination von Wilson Audio Sasha plus Devialet Monos 800 in einem von My Sound getunten Saal: Alles klang höchst präzise, locker, natürlich auf den Punkt und mit einer großzügige Räumlichkeit garniert. Ich unterstelle, dass ein Gutteil des überlegenen Tons durch die Vielzahl der Diffusoren im Raum entstand – was letztendlich die Wichtigkeit der Raumakustik doppelt unterstreicht.
Messe-Report Norddeutsche HiFi Tage 2017
Im Beitrag erwähnt
Themen-Spezial: die Bowers & Wilkins 800er Diamond D3-Serie
Test Standbox Heco Direkt: Hightech im Retrolook
Tannoy ST 300 MG: Zusatzhochtäner mit 95 Dezibel
Test T+A Pulsar ST 20: Standbox mit Stern
Heimkino-Projekt Ascendo AIA: Perfekt für Dolby Atmos & Co.
Technics-Plattenspieler SL 1200G: Neuauflage einer Ikone