Anfang September hat B&W seine neue 700er Serie angekündigt – siehe LowBeats Bericht – und schließt damit eine Lücke, die von den ehemaligen CM-Modellen gelassen wurde. Zwei dieser sechs neuen 700er-Modelle scheinen wegen des ausgelagerten Hochtöners besonders interessant zu sein: die große 702 S2 und die kompakte 705 S2. LowBeats hatte eines der ersten Modelle der B&W 705 S2 im Test und wir waren, das kann ich an dieser Stelle schon vorwegnehmen, echt begeistert.
Die Serie 700 S2 steht in der B&W Hierarchie an Platz 2 hinter der “großen” 800er Serie und bekam dementsprechend eine Menge Nautilus Technologie eingebaut. Das ist bei B&W ja Gang und Gebe, dass man sich gern aus einer Art Technologie-Baukasten bedient. Im Falle der B&W 705 S2 könnte man den Baukasten-Mix so umschreiben: CM5-Gehäuse + 800er Continuum-Mitteltöner + neuer Carbon-Hochtöner im neuen Gehäuse.
Die neue B&W 705 S2 ist die größte von drei 700er Kompaktlautsprechern und hat exakt die Gehäuseabmessungen der Vorgängerin CM5 S2 (H x B X T: 34 x 20 x 28,5 cm), allerdings mit dem oben aufgesetzten, ausgelagerten Hochtöner – was die 705 S2 letztendlich auf eine Höhe von 40,7 cm bringt.
Sieht man einmal vom aufgesetzten Hochtöner ab, ist das gräuliche Continuum-Membranmaterial sicherlich der größte Unterschied zur Vorgängerin mit dem gelben Kevlar-Tiefmitteltöner. Der Wechsel von Kevlar auf Continuum ist für B&W weit mehr als nur der Ersatz eines in die Jahre gekommenen Konus-Materials: Das markant gelbe Kevlar war für 40 Jahre DAS Erkennungszeichen der Briten. Doch die Zeit bleibt nicht stehen: Das Grau von Continuum passt sehr viel besser in moderne Wohnlandschaften. Vor allem aber sind die neuen Membranen frei von den klanglichen (leicht nasalen) Eigenheiten, die man dem Kevlar ja nicht ganz zu Unrecht nachsagte…
Doch Continuum ist bereits mit der 800 Serie D3 vor zwei Jahren eingeführt worden. Eine echte Neuigkeit hingegen ist der Hochtöner der 700 S2 Serie. Der Name “Carbon Dome” ist dabei etwas irreführend, denn eigentlich ist er eine verstärkte, 25 Millimeter große Aluminium-Kalotte: Auf der Vorderseite ist diese mit einer Beschichtung aus Kohlenstoff bedämpft – deshalb schimmert sie so gräulich. Auf ihrer Innenseite sitzt ein extrem dünner (und leichter) Karbonring, der das Ganze zusätzlich versteift.
B&W sieht den Carbon Dome von der Qualität her zwischen Diamant- (800er Serie) und Aluminium-Kalotte (600er Serie). Die Briten machen das unter anderem an der Bandbreite des Hochtöners fest: dieser läuft bis fast 30 KHz.
Wie auch beim Flaggschiff der Serie, der 702 S2, sitzt der Hochtöner der 705 S2 ausgelagert in einem fast 1 Kilo schweren, akustisch optimierten Gehäuse aus Aluminium. Der ausgelagerte Hochtöner sorgt in der Regel für ein sehr räumliches Klangbild (weil keine reflektierende Schallwand stört) und gehört genauso zur DNA von B&W wie Kevlar. Doch die Gestaltung und die Materialwahl des Aufsatzes ist neueste B&W-Forschung und entsprang den Entwicklungsarbeiten zur aktuellen 800 D3 Linie. Die Simulation zeigt den Unterschied der früheren Hochtonröhre aus Zink gegenüber der neuen Vollaluminium-Ausführung der 700er Serie:
Für all jene, die mit den farbigen Simulationen nichts anfangen können, haben wir bei einem Besuch in Worthing (anlässlich der Einführung der 800 D3 Serie) einen kleinen Film gedreht. Ulf Soldan, B&W Produktmanager in Deutschland, demonstriert hier die Vorzüge der neuen Form und des neuen Materials, man kann die Fortschritte sehr gut hören:
Und wo wir Ulf Soldan schon einmal ins Spiel gebracht haben: Anlässlich der Einführung der neuen 700er Serie S2 beschreibt er beim Berliner Fachhändler HiFi im Hinterhof ausgiebig die Besonderheiten der Serie – und die pfiffigen Berliner haben einfach einen Film davon gemacht. Besser als Soldan kann man die B&W Technik nicht erklären…
Allerdings können wir noch tiefere Einblicke bieten – Soldan konnte und wollte die B&W 705 S2 vor dem Berliner Publikum natürlich nicht auseinanderbauen. Wir im LowBeats Hörraum schon. Und was man sieht, ist erfreulich. Zum Beispiel die robuste, gleichwohl schwingend gelagerte Befestigung des Hochtonaufsatzes. Der neue Carbon-Hochtöner in seiner massiven Aluminium-Röhre soll von den Vibrationen des Tiefmitteltöners beziehungsweise denen des Tieftongehäuses so weit wie möglich entkoppelt werden.
Oder der solide Aufbau mit der perfekten Verarbeitung: Auch das kleine Gehäuse der 705 S2 ist mit einem Versteifungsring gegen Eigenschwingungen im akustisch besonders lästigen Bereich zusätzlich versteift.
Oder das rückwärts abstrahlende Bassreflexrohr, dass sich auch innen exponentiell öffnet und mit Golfball-ähnlichen Vertiefungen versehen ist, um Strömungsgeräusche zu minimieren. Die Kabel sind befestigt, damit sie beim Spiel kein klangstörendes Eigenleben entwickeln.
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