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Immersive Cave Fischauge
Das ist besser als in den großen Kinopalästen: LowBeats Leser F. ließ sich ein beeindruckend authentisches Kino in seinen Keller bauen. Kostenpunkt. 180.000 Euro (Foto: HF Baiersdorf)

Installing-Report „Immersive Cave“: Heimkino auf die Spitze getrieben

LowBeats Leser F. hatte nicht gleich zu Beginn das große Gedeck bestellt. Ein kleines beschauliches Heimkino für den Feierabend wollte er in einem freien Kellerraum eingebaut haben. Und sein Händler, das HiFi-Forum Baiersdorf, lieferte genau das: Eine wohnzimmertaugliche Mehrkanal-Anlage mit B&W-Speaker und Marantz-Elektronik – so wie man das im klassischen AV-HiFi so macht. Aber Leser F. begann mehr und mehr in das Thema einzusteigen: „Da muss doch noch mehr möglich sein…“ Kenner wissen: Da ist noch einiges möglich. Leser F. ließ sein System aufrüsten, ohne aber final zufrieden zu sein. Bei LowBeats hatte er den Bericht über das große Ascendo-Kino gelesen und fragte beim Händler nach, ob so etwas auch bei ihm möglich sei. Natürlich war es das. HiFi-Forums-Planer Matthias Bouecke koordiniert einen radikalen Umbau und aus einem smart-unauffälligen Heimkino wurde nach halbjährlicher Planung und vier Wochen des Umbaus eine hoch ambitionierte „Immersive Cave“, die es nicht nur klanglich mit jedem professionellen Kino aufnehmen kann.

Immersive Cave Vorhang
Unter der Leinwand ist eine Menge Stauraum für Technik-Equipment. Im „Immersive Cave“ wurden dafür Möbel maßgeschneidert. Die Leinwand wird – wie im richtigen Kino – stilvoll von einem roten Vorhang bedeckt. Der öffnet und schließt sich natürlich motorisch. Schon das ist eine Show… (Foto: HF Baiersdorf)

Die Lautsprecher der „Immersive Cave“

Akustisch war der Wechsel von B&W auf die professionellen Ascendo-Speaker sicherlich der größte Schritt. Wie von F. gewünscht, verwendeten die Profis vom HiFi Forum Baiersdorf die Ascendo-Speaker. Das Ganze wurde dabei als 9.3.4-System konzipiert. Heißt: Hinter der mikroperforierten, akustisch transparenten Leinwand sind drei Ascendo CCRM12 Mk II-V Aktivlautsprecher als Front-Lautsprecher. So kommt der Filmton besonders authentisch „aus dem Bild“. Den Seiten-Effekt erzeugen sechs Ascendo CCRM 6 P mit DNA1000.2 Endstufen – macht zusammen neun. Hinzu kommen vier Ascendo CCRM 6 P – ebenfalls mit DNA1000.2 Endstufen für Dolby Atmos in der Decke des Kinos. Und ja: DNA1000 steht tatsächlich für 1.000 Watt.

Zur Erinnerung: Ascendo verwendet – wie wir bei verschiedenen Ascendo-Reports schon dargestellt haben – für alle seine Lautsprecher Koaxial-Systeme aus dem Beschallungsbereich. Die sind allesamt hochbelastbar, dynamisch, sehr pegelfest und vor diesem Hintergrund ungewöhnlich „audiophil“ und fein klingend. Mit dem, was die Ascendo-Speaker der „Immersive Cave“ anbieten (und was der extrem anspruchsvolle Kino-Sound heutzutage fordert) haben klassische HiFi-Systeme nichts zu tun. Die sind für solche Dynamiksprünge schlichtweg nicht gemacht.

Wie es sich für ein Heimkino dieser Anspruchsklasse gehört, kann man die meisten Lautsprecher nicht sehen. Im Falle der „Immersive Cave“ sitzen die drei CCRM12 Hauptlautsprecher direkt hinter der Leinwand – so bekommt man auch den besten Bild-zu-Ton-Eindruck. Dafür allerdings muss die Leinwand akustisch durchlässig sein. Wie auch in allen anderen Punkten seines Kinos hat Leser F. hier nach ganz oben ins Qualitätsregal gegriffen: Es handelt sich um eine Steward CINE-V Vertical Screenwall Electrimask. Sie ist akustisch transparent und maskierbar und ist für die geforderte Bildgröße von 3,3 x 1,4 Metern nahezu perfekt. Das Tuch ist vom Typ Studiotek 130 THX-mikroperforiert.

Immersive Cave Leinwand
Hinter dem Vorhang kommten die Leinwand und ein kleines Podest zum Vorschein. Hier sind die wesentlichen (und größten) Lautsprecher des Systems auf unsichtbare Weise verbaut (Foto: HF Baiersdorf)

Geht der Vorhang auf, ist die Leinwand der optisch beherrschende Teil des Bühnenpodests. Die HiFi-Forums-Leute schlagen mit diesem Podest viele Fliegen mit einer Klappe. Es hat eine dezente Beleuchtung integriert und ist mit schwarzem Stoff bespannt – lenkt also die visuelle Konzentration auf das Wesentliche. Vor allem aber trennt es mit seinem Aufbau einen Teil des Raumes nach hinten ab. Durch diesen Quasi-Fakewall entsteht jede Menge Stauraum, der die nur wenig ansehnlichen Lautsprecher elegant verräumt.

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Immersive Cave Rückraum2
Das Bild zeigt die CCRM12 Hauptlautsprecher (Mitte) von hinten vor der weißen Leinwand. Die kubischen Kisten unten sind die Subwoofer vom Typ Ascendo SMS G15 (Foto: HF Baiersdorf)
Immersive Cave Rear-Speaker
Die seitlichen Effektspeaker sind natürlich auch verkleidet. Aber hier sieht man die Ascendo CCRM6 mal „ohne“ (Foto: HF Baiersdorf)
Immersive Cave Decke
Mindestens vier Deckenlautsprecher braucht man für immersiven, also echten 3D-Klang à la Dolby Atmos & Co. Dementsprechend sind in der Decke der „Immersive Cave“ vier Ascendo CCRM6 eingelassen. Hier ein Bild ohne Bespannung (Foto: HF Baiersdorf)
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Aber was ist ein Kino ohne den entsprechenden Druck von unten? Nichts. Die Lösung der Kinoplaner diesbezüglich ist fast schon ultimativ: Wir zählen drei Ascendo SMS G15. „15“ steht erwartungsgemäß für 15 Zoll – also Bässe mit 38 cm Durchmesser – und „G“ für geschlossen. Wir hatten bei LowBeats mal einen davon im Hörraum und schon das war beeindruckend. Mit dreien bringt man die Hosenbeine zum Flattern…

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Immersive Cave Rückraum
Die Subwoofer SMS G15 hinter der Leinwand sind im Kino genauso unsichtbar wie die Hauptlautsprecher. Hier wird auch deutlich, wie viel Platz hinter der Leinwand noch ist – und dass die Spezialmöbel unter der Leinwand bestens ventiliert sind (Foto: HF Baiersdorf)
Subwoofer SMSG 15 von AIA
So sieht der Subwoofer von vorn aus: der SMSG 15 (rechts) mit geschlossenem Gehäuse (Foto: R.Vogt)
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Für das Bild musst es natürlich ein Beamer sein: Die Wahl des HiFi Forum Baiersdorf fiel auf den bewährten 4K-Laserprojektor Sony VPL-VW760ES, der in einem separaten Bereich hinter den Sitzen eingebaut ist. So nervt kein Lüftergeräusch beim Kinoerlebnis. Vor dem Projektor sitzt eine anamorphotische Linse DC1 von Panamorph auf einem motorischen Schlitten. Damit kann bei Kinofilmen im 21:9-Format auf Knopfdruck die beste Breitbild-Qualität auf die Leinwand gebracht werden. Zusätzlich holt ein Lumagen RadiancePRO 4242 18G Videoscaler das letzte Quäntchen aus dem Bild. Wie LowBeats Leser wissen, bringen die Spezialgeräte von Lumagen genau diesen letzten Schliff für das Home Theater oder auch für den professionellen Markt.

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Immersive Cave Beamer
Der Sony VPL-VW760ES ist ansich schon ein schweres Geschütz…. (Foto: HF Baiersdorf)
Immersive Cave Beamer mit Linse
… mit der entsprechenden Vorsatz-Linse wird er zu einer Waffe (Foto: HF Baiersdorf)
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Für die Rolle des AV-Prozessors kam nur einer in Frage: Der Trinnov Altitude 16 ist ja auch bei LowBeats Referenz und gilt als Maßstab des Top-Niveaus; dank Upgrade-Fähigkeit hat er immer die aktuellsten 3D Audio Decoder an Bord. Einer der größten Vorzüge des Trinnov ist seine exzellente, weil vielseitige und feingliedrige Raumanpassung per Equalizer. Besser als mit Trinnov bekommt man es aktuell nicht hin. Und weil man auch hier nichts dem Zufall überlassen will, läuft die Stromversorgung der wichtigsten Komponenten über ein IsoTek „Delta Smart“ (16 Kanal Netzversorgung, konfigurierbar und steuerbar).

Trinnov Altitude 16
Trinnovs AV-Processor Altitude 16, hier auf der ISE 2017 (Foto: R. Vogt)

Aber der Raum-EQ des Trinnov ist ja nur eine Krücke: Je besser der Raum von sich aus klingt, umso weniger muss man per AV-Prozessor nachkorrigieren. Deshalb hat Matthias Bouecke hier Raumakustik-Elemente ausgesucht, die man entweder nicht sieht (wie die drei Tieftonresonatoren Renz VPR, die vorn und hinten verbaut sind) oder die beiden „Skyscraper“ von der Acoustic Manufaktur, die an der Decke als Diffusoren wirken und ziemlich schick sind.

Immersive Cave Raumakustik Decke
Selbst im Heimkino ist Diffusion eminent wichtig. Sie verbessert die Hochtonwiedergabe und damit die Sprachverständlichkeit (Foto: HF Baiersdorf)

Die gesamte Elektronik wird mit einer programmierbaren Fernbedienung T2x von RTI mit KNX-Anbindung gesteuert. Dazu gehören auch sämtliche Lichtkreise. Für die Kinobesucher wurde die Fernbedienung selbstverständlich so vorprogrammiert, dass auf Knopfdruck das Licht ausgeht und die Kino-Elektronik aufeinander abgestimmt startet – eine durchdachte Funktionalität, ganz wie im großen Kino.

Doch was wäre so ein Kino jedoch ohne entsprechende Sitzgelegenheiten? Eben. Bouecke hat hier sieben komfortable Kinosessel auf zwei Podest-Stufen verteilt. Dabei handelt es sich um restaurierte Kinosessel im Retrolook, die erfreulich bequem sind. Das macht es dem Zuschauer leicht, Filme in Überlänge oder ganze Staffeln in der „Immersive Cave“ anzuschauen. Fehlt nur noch die Eisverkäuferin…

Immersive Cave Sitze
Die Farbwahl der Wände, des Teppichs und Vorhangs, vor allem aber die sieben Kinosessel und das eingezogene Podest sorgen für eine authentische Kino-Optik (Foto: HF Baiersdorf)

Der Klang der „Immersive Cave“

Wer schon einmal ein größeres Ascendo AIS-System gehört hat, ahnt in etwa, welch hohes Klang-Potenzial in der Kino-Höhle im Keller schlummert. Die Dynamik des 9.3.4-Systems ist mörderisch, die Präzision der einzelnen Schallereignisse und der Stimmwiedergabe sind hervorragend. Das System verzerrt bis zu sehr hohen Pegeln nicht und lässt das Klanggeschehen selbst bei Kinopegeln vergleichsweise mühelos klingen. Dank der präzisen Einstellung und der ausgleichenden Raumakustik ist das System auch im höchsten Maße natürlich und muss nicht mit Effekten um sich schleudern, um so souverän zu klingen. Man muss auch kein Prophet sein, um zu ermessen, was drei derart potente 15-Zoll-Subwoofer in einem so kleinen Raum anrichten können. O-Ton Forum-Chef Heiko Neundörfer: „Wenn da so ein Schlag auf die Bassdrum kommt, zieht es dir glatt die Socken weg.“

Das Schöne an so einen vergleichsweise kleinen Raum ist die extrem präzise Räumlichkeit, die hier mit vergleichsweise vielen Lautsprechern (von denen keiner dynamisch einklappt) umgesetzt wird. Das macht die Mixture aus Bild und Ton noch einmal packender.

Roger Waters The Wall – Special Edition (Bild: Universal Pictures)
“Big Brother Is Watching You” – „The Wall“ ist ein Meisterwerk und als 3D-Blu-ray von den Bildern her als auch klanglich schlicht umwerfend (Bild: Universal Pictures)

Als sich das Projekt dem Ende näherte, wurden immer mehr Filme eingelegt. Irgendwann war klar, dass dies die finale Abstimmung ist und zusammen mit dem Hausherrn ließen die HiFi-Forums-Leute The Wall von Roger Waters über sich hereinbrechen. Noch einmal Heiko Neundörfer:“ Ich bin fast vom Stuhl gefallen, so ergriffen war ich. Und auch dem Hausherrn standen Tränen in den Augen. Das ist das Herrliche an Ascendo: Du hast die Verbindung von Profi-Beschallung und den audiophilen Charme. Und wenn das dann in einem so perfekten Rahmen spielt…“

Die „Immersive Cave“ im Überblick

„Immersive Cave“
Lautsprecher:Ascendo AIA 9.3.4-System:  66.000 Euro
Bild:Sony Beamer + Linse mit Steward Leinwand: 45.000 Euro
AV- und Bildprozessor:Trinnov Altitude 16 + Lumagen Radiance Pro 4242: 26.000 Euro
Kinobau:Podest, Leinwand-Fakewall, etc: 15.000 Euro
Planung & Koordination:
20.000 Euro
Besonderheiten:Perfekte Kino-Optik und -Akustik, Einzelräume für Beamer & Front-Speaker
Planungs-/ Bauzeit:25 / 4 Wochen
Gesamtkosten:
knapp 180.000 Euro
Weitere Informationen unter www.hififorum.de
Weitere Installing-Projekte:

Report Ascendo-Kino in Ansbach: Im Rausch der Tiefe von 5 Hertz
Installation: Heimkino im Fitnessstudio
Fire Wall Cinema: das Heimkino um den Kamin
Das My Sound Heimkino – ein ultimatives Erlebnis

Autor: Holger Biermann

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Chefredakteur mit Faible für feinste Lautsprecher- und Verstärkertechnik, guten Wein und Reisen: aus seiner Feder stammen auch die meisten Messe- und Händler-Reports.