Seit einigen Monaten schon liefert Trinnov seine “kleinen” AV-Komponenten aus: AV-Vorverstärker/Akustik-Prozessor Trinnov Altitude 16 und die 8-Kanal-Endstufe Trinnov Amplitude 8m.
Auf die Gefahr hin, überheblich zu klingen: Das sind die abgespeckten Versionen der bereits getesteten Referenz-Überflieger Trinnov Altitude 32 und der von einer Einzelperson praktisch nicht bewegbaren Amplitude 8.
Selbst diese Junior-Versionen kosten noch über 20.000 Euro im Paket – und fast 30.000 Euro, wenn man für alle 16 Kanäle zwei Endstufen einsetzen muß. Wem das ins Budget passt, der bekommt allerdings Musik und Film in einer Qualität ins Heimkino, die eindeutig State Of The Art ist.
Schauen wir einmal darauf, was die Franzosen abgespeckt haben, um vom Preis der 16-Kanal-Variante des großen Modells fast 10.000 (!) Euro einzusparen – ohne dabei die Qualität zu kompromittieren. Auf dem Foto (oben) steht der Trinnov Altitude 16 auf dem Altitude 32 aus dem LowBeats Testkino.
Das Gehäuse des Altitude 16 ist kleiner, interessanterweise auch ein paar Millimeter schmaler. Die Frontplatte ist etwas simpler verarbeitet, das Logo aufgedruckt statt eingefräst, die Tasten und Regler sind schlicht plan statt organisch geformt.
Zudem fehlt das übliche Quartett Direkttasten und als Display kommt ein LCD-Panel statt zweier OLEDs zum Einsatz. Es gibt auch keinen Kopfhörer-Anschluss.
Auch im Inneren blieben die Einsparungen überschaubar: Unter Beibehaltung des Schaltungskonzepts wurden die Ein- und Ausgangsplatinen neu entwickelt und in Sachen Schnittstellen abgespeckt. So ist es beispielsweise nur noch für Stereo möglich, die Ausgangssignale digital auszugeben.
Als CPU kommt ein i5 statt eines i7 zum Einsatz und auch die Kühlung ist etwas simpler gehalten. Die größte Einsparung unter der Haube dürfte das Schaltnetzteil sein; die großen Geschwister punkten hier mit komplett separaten Stromversorgungen mit Linearnetzteil für die Audiosektion.
Bei beiden gleich: die Upgrade-fähige HDMI-Platine für künftige Standards. Das alles wirkt mechanisch gut und klar strukturiert verarbeitet.
Mitgedacht: Wenn auch die aktuelle HDMI-Platine nur sieben Eingänge bietet, so sind die Beschriftung und Aussparung mit einen achten für küntige Updates bereits vorhanden. Aktuell bieten die Eingänge 5-7 und der Ausgang 2 volle HDMI-Bandbreite mit 18Gps, aber Metadaten für Dolby Vision, HDR et cetera können von allen verarbeitet werden.
Die Menge an Audio-Ein- und Ausgängen ist gegenüber dem Topmodell etwas reduziert. Dafür gibt es zur Steuerung externer Geräte nun vier 12V-Trigger. Für künftige vernetzte digitale Audiodistribution wie AVB-Standard gibt es bereits LAN-Anschlüsse, die aber noch funktionslos sind.
Der Rest ist weitgehend identisch. Das gilt für die Fernbedienung genau so wie für alle Signal-Processing-Funktionen. Hier kann das kleine Modell vielleicht sogar ein bisschen mehr als das Flaggschiff.
Auch im Trinnov Altitude 16 sind serienmäßig alle Decoder inklusive Dolby Atmos, DTS:X und Auro-3D an Bord. Auch der ROON-Client für Musikwiedergabe, sogar in Mehrkanal, gehört dazu.
Das wichtigste aber und Hauptgrund für den Kauf einer Maschine von Trinnov ist, dass der Altitude 16 auch den professionellen Akustikprozessor Optimizer an Bord hat. Zu diesem gibt es im LowBeats-Technik-Wiki einen eigenen, ausführlichen Bericht.
Eine der Innovationen, die das Topmodell bislang nicht hat, ist der Wizzard zum Einrichten und Kalibrieren des Trinnov Altitude 16. Hier mal eine Menüfolge mit der Einmessung des 7.1.4-Setups im LowBeats Testkino:
Diese Schritt-für-Schritt-Anleitung ist für solch eine komplexe Maschine schon sehr genial gelungen und schließt selbst Details wie das Konfigurieren von Aktiv-Frequenzweichen mit ein. Zwischendrin verhindert der Assistent ein Übersteuern oder auch eine Rückkopplung mit dem offenem Mikrofon.
Dennoch: Der Trinnov ermöglicht derart viele Freiheiten, dass man entweder einen Profi mit dem Setup betrauen sollte oder sich damit abfindet, dass man sich wirklich tief in die Materie einarbeiten muss. Doch die genaue Einstellung lohnt sich, das kann ich aus eigener Anschauung immer wieder bestätigen. Und anschließend lässt sich alles in Voreinstellungen so ablegen, dass es wirklich auch jedes Familienmitglied zu verwenden vermag.
Zum Test des Trinnov Altitude 16 kam die neue kleine Endstufe gleich mit. Wie schon das Dickschiff Trinnov Amplitude 8 ist auch die Amplitude 8m exklusiv für die Franzosen vom amerikanischen Verstärkerspezialisten ATI entworfen und gebaut.
Das Konzept ist das gleiche: Acht Hypex-Schaltendstufen mit doppeltem analogen Netzteil (basierend auf massiven Ringkern-Transformatoren) liefern ausreichend Dampf für die Lautsprecher.
Leider merkt man bei genauem Hinsehen, dass die zwei Produkte von unterschiedlichen Produktionslinien stammen. So präzise das Trinnov-Tandem auch klingt: Stehen Vor- und Endstufe übereinander, sieht man, dass die Fronten optisch und haptisch nicht perfekt zueinander passen. Nicht dramatisch, in dieser Preislage aber schon ärgerlich.
Die Endstufe ist zwar sehr sparsam, aber durchdacht ausgestattet. Es gibt nur symmetrische Eingänge und einen DB25-Anschluss für Audio. Die Ausgangsleistung geht in vorbildlich isolierten Schraubklemmen zu den Lautsprechern. Gegen Brummstörungen gibt es einen separaten Masseanschluss aus Messing.
Exotisch: Die für 110-Volt-Länder notwendige 20-Ampere-Variante des Kaltgeräte-Anschlusses bräuchte es hierzulande mit 230V eigentlich nicht. Immerhin liegt der Energiebedarf im Extremfall bei 2,4 Kilowatt! Und davon kommen immerhin bis zu 8x 300 an 4 Ohm auch wieder heraus.
Das sind schon andere Kaliber, als gemeinhin in der AV-Receiver-Consumer-Klasse üblich. Hier regelt auch nach Dauerfeuer nichts die Leistung herunter. Ebenfalls gut: Frei im Rack stehend wurde selbst bei langer, lauter Wiedergabe das Blech nicht einmal handwarm.
Pfiffig: Damit die Endstufe automtisch einschaltet, kann man eine Triggerleitung vom Vorverstärker legen. Damit aber beim Verwenden mehrerer Endstufen die Sicherung im Einschaltmoment nicht nervös wird, ist das Trigger-Ausgangssignal um 2 Sekunden verzögert. Eine zweite, damit kaskadiert eingeschaltete Endstufe verursacht also keinen Gang zum Sicherungskasten. Simpel. Und genial.
Hörtest Trinnov Altitude 16: Digitales Analog-Gefühl
Zunächst ging es um den Vergleich der Trinnov Altitude 16 mit der Altitude 32 an den vollaktiven JBL-Studiomonitoren, die fest installiert das Testkino mit 7.1.4-Anordnung beschallen. Beide Varianten wurden mit identischen Mikrofonpositionen und Parametern für Bassmanagement und Optimizer kalibriert.
Und in der Tat: Es gibt einen merklichen Klangunterschied. Das Topmodell klang wie gewohnt sehr straff, texturreich und mit knackigster Attacke. Der Junior wirkte etwas gefälliger, in einigen Details sogar feiner.
Ihm gelang aber nicht die fast schon brutale Attacke bei Anschlägen wie etwa Klavier oder Vibraphon. Das galt natürlich auch für Impulse wie Schüsse in Movies. Wohl bemerkt: Wir sprechen hier von geschmacklichen Tendenzen, und vielleicht in Summe einem zarten echten Vorsprung für die große Maschine. Meine Vermutung wäre, dass sich klanglich vor allem die Unterschiede im Netzteil bemerkbar machen.
Immer wieder verblüffend: Wie nahtlos dem Trinnov die Abbildung in alle Richtungen gelingt und nicht nur wie sonst oft nur im Frontbereich. Stets faszinierend und für Gäste immer eine eindrückliche Demonstration: Pink Floyds “High Hopes” in 5.1-Surround mit 24bit/96kHz von der Blu-ray aus der 20-Jahre-Jubiläumsbox mit Auro-3D in 7.1.4 wiedergegeben.
Erst schwirren einem Insekten auf einer Sommerwiese direkt um den Kopf, dann beginnt die “Division Bell” halb rechts weit, weit von jenseits des Kinos zu läuten, halb links in das Zimmer hinein gerückt setzt das Klavier ein, in fast schon Überlebensgröße erscheinen vorne David Gilmores Stimme und seine Gitarre.
Egal, wie komplex das Arrangement wird, nie verliert sich die Durchhörbarkeit der entfernt rechts stets in die Synkope geschlagenen Glocke. Wer Pink Floyd nur in Stereo kennt, bekommt da schlicht die Kiefer nicht mehr zusammen.
In simpleren 5.1 mußte sich dann die Trinnov Amplitude 8m Endstufe am Passiv-Set (Heco Celan GT) beweisen, auch wenn dabei nur fünf Kanäle belastet wurden. Also flott das Setup mit bestehenden Parametern, aber neuem Layout im Altitude 16 eingemessen und los.
Auch hier erklang wieder eine mit keinem AV-Receiver erreichbare Schlüssigkeit und Natürlichkeit. Eine stimmige Balance aus bruchfreier Abbildung und Fein- wie Feinstdynamik, die jederzeit wie aus dem Nichts eine Attacke zu entfesseln vermag, wie man das selten hört.
Tonal ist die Kombi tendenziell eher auf der dunkler klingenden Seite. Wer es eher Transienten-betont brillant mag, muss etwas mit dem Optimizer nachtunen. Aber das geht ja in diesem Falle sehr leicht.
Gibt es denn gar nichts zu meckern? Doch, aber nur wenig. Mich stört immer noch, dass man den Vorverstärker nur auf der Front ein- und ausschalten kann, oder per Creston et cetera via LAN/RS-232 oder 12V-Trigger, nicht aber per Fernbedienung.
Wer mit seinem TV-Gerät per Netflix & Co. streamt, bekommt mangels Audio-Return-Channel (ARC) nur den normalen Ton via SPDIF in den Prozessor. Mancher wird reklamieren, dass Samplingraten nur bis 96 Kilohertz unterstützt werden, was mich ehrlich gesagt nicht stört. Beide Geräte sind nur in Schwarz lieferbar. Das war es aber auch praktisch schon. Aber da hat natürlich jeder seine eigenen Prioritäten.
Fazit: In Musik und Filmwelten abtauchen
Dieses französische Doppel ist mal wieder ein schöner Grund zu erklären, warum ich gerne Surround-Komponenten mit Musik bewerte. Auch im Film ist Musik die Basis der Emotion. Nur eine Komponenten-Kette, die auch musikalisch und feindynamisch gut klingt, sorgt – neben reinem Musikgenuss – auch für diffizile Gänsehaut, krassen Schockeffekt, Tränen oder Staunen im Film.
Fett ballern können Komponenten ab einer gewissen Qualitätstufe alle gut. Was aber die AV-Vorstufe Trinnov Altitude 16 an atmosphärischer Dichte und schlichtem Realismus bei Musik und Film in das Kino zaubert, ist eine ganz eigene Klasse.
Da geht es genauso viel um die exzellente Hardware wie um das einzigartige Akustik-Processing, das wirklich das Letzte aus den Lautsprechern holt – wenn man damit umzugehen weiß. Und die so kräftige wie feinfühlige 8-Kanal-Endstufe Trinnov Amplitude 8m bietet sich als guter Spielpartner an.
Mit der Kombination kann man ins Konzert gehen und fremde Welten erkunden, tanzen oder Tränen vergießen, sich gruseln oder jubeln. Wenige andere Geräte lassen einen auch so schnell die Hardware vergessen und einfach genießen. Toll.
Bewertungen:
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Sehr audiophiler AV-Vorverstärker |
| Geniales Akustik-Processing “Optimizer |
| ROON, auch in Surround |
| Kein Audio-Return-Channel (ARC) |
Vertrieb:
MediaLantic
Martin-Hoffmann-Str. 11
12435 Berlin
www.medialantic.com
Preis (Hersteller-Empfehlung):
Trinnov Altitude 16: 14.869 Euro
Trinnov Amplitude 8m: 7.499 Euro
Trinnov 3D Mikrofon: 714 Euro
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