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HMJ Interconnect Kabel DIN auf Cinch
Das HiFi-Magazin MHJ hat ab jetzt eigene Kabel im Programm. Aber nicht irgendwelche. Sie wurden eigens für den Betrieb mit Vintage-Geräten entwickelt (Foto: H. Biermann)

Kabel von HMJ: optimal für Vintage-HiFi

Braucht die HiFi-Welt noch mehr neue Kabel? Nein. Es sei denn, sie füllen gekonnt eine Lücke – wie die Kabel von HMJ. Die wurden speziell für die Verbindung von Vintage-Geräten ersonnen. Eine clevere Idee. Überfällig. Und es gibt sie nur im Online-Shop von HMJ.

Das HiFi & Musik Journal (HMJ) aus dem Prix-Verlag ist ein gut gemachtes, sehr klassisches HiFi-Magazin: ordentliche Papierqualität, eine Haltung zu den Dingen und aktuelle, gut recherchierte Tests. Doch in den letzten Ausgaben hat Chefredakteuer Joachim Pfeiffer den Fokus von HMJ mehr und mehr in Richtung „Vintage“ verschoben. Das ist folgerichtig. Denn der Trend zu Vintage-HiFi ist ungebrochen stark, der Umgang mit den Ikonen früherer Tage immer noch etwas ganz Besonders.

Aber nicht immer ganz einfach. Bei genauer Betrachtung sind die alten High-End-Helden nicht an allen Stellen highendig. Zum Beispiel bei den Anschlüssen. Da in der 19060er und 1970er Jahren das Thema „Kabel“ noch keines war, wurden auch die Anschlüsse oft dürftig ausgelegt. Mal liegen die Cinch-Buchsen so dicht bei einander, dass man beispielsweise WBT-Stecker (die ja weltweit eine Art Referenz sind) nicht verwenden kann. Oder bei deutschen Geräten älterer Bauart sind vielleicht (die eigentlich besseren) DIN- statt Cinch-Buchsen verbaut; dafür gibt es im modernen Kabelsortiment kaum noch Angebote. Oder, oder, oder: Oft passt es einfach nicht und der geneigte Vintage-Fan muss, will er mit seinen betagten Schätzchen hören, dürre Spezialkabel von Conrad & Co. verwenden.

Enge Steckerstellung
Ein häufiges Problem mit den alten Helden: für hochwertige Kabel beziehungsweise Stecker ist einfach nicht genügend Platz (Foto: HMJ)

Kabel von HMJ: das Programm

Und genau hier setzt Pfeiffer mit seinem eigens für den Vintage-Einsatz entwickelten HMJ-Kabelprogramm an. Nicht nur, weil er in letzte Zeit so viele Vintage-Komponenten in der Redaktion hatte, sondern, weil er selbst seit vielen Jahrzehnten Fan ist und mit viel Freude beispielsweise mit seinen Tonbandmaschinen Musik hört. Deshalb hatte er sehr genaue Vorstellungen, was eine solche Kabelserie zu leisten hätte.

Diese Vorstellungen setzte er nun mit den Kabel-Profis von in-akustik um. Die Breisgauer Kabelschmiede fertigen ja für viele renommierte Namen so genannten OEM- (Original Equipment Manufacturer-) Kabel, in diesem Fall aber wird die Herkunft nicht verschwiegen. Warum auch?

HMJ Interconnect Kabel Logo
Machen kein Geheimnis aus ihrer Herkunft: die Kabel von HMJ made by in-akustik (Foto: H. Biermann)

Bei in-akustik haben sie jemanden, der sich mit Kabeln wirklich auskennt: Chef-Entwickler Holger Wachsmann. Wachsmann empfahl für diese Art Kabel sinnvoller Weise ein vieradriges Kabel mit kompaktem Aufbau: Die vergleichsweise starren Kabel haben inklusive Schlauch-Ummantelung gerade einmal einen Durchmesser von 6 Millimetern.

Dennoch realisiert Wachsmann hier eine doppelte Schirmung mit symmetrischer Signalführung – womit sich erfahrungsgemäß eine gute Kanaltrennung umsetzen lässt. Die signalführenden Leiter (Litzen) bestehen aus vielen dünnen Strängen hochreinen OFC-Kupfers (heißt es ja immer so schön…) und die Isolation der einzelnen Stränge aus langzeitstabilem Polyethylen (PE). Holger Wachsmann dazu: „Früher wurde viel mit PVC isoliert. Da sind wie heute mit dem Dielektrikum viel weiter.“

Holger Wachsmann, in-akustik
Der in-akustik Verbindungsexperte Holger Wachsmann erklärte beim LowBeats Besuch die Besonderheiten der Kabel von HMJ (Foto: H. Biermann)

Doch nicht nur theoretisch hat hier alles Hand & Fuß: Die Kabel von HMJ machen auch haptisch einen durchwegs hochwertigen und langlebigen Eindruck. Alle Modelle werden per Hand in der Kabel-Manufaktur in Ballrechten-Dottingen produziert und sind nicht einfach nur der Abklatsch einer schon bestehenden Linie, sondern absolut eigenständig.

In der Zusammenarbeit mit in-akustik entstanden bislang vier unterschiedliche Kabeltypen – allesamt NF-Verbindungen und fast alle mit speziellen Eigenschaften. Wir haben sie hier in der Übersicht aufgelistet:

KabeltypInterconnectInterconnectInterconnectInterconnect
Steckerbestückung2 x Cinch – 2 x CinchDIN – 4 x CinchDIN – DIN2 x XLR – 2 x XLR
BesonderheitBesonders filigrane SteckerPegelanpassung im KabelDIN-Stecker
Kabel-Aufbausymmetrischsymmetrischsymmetrischsymmetrisch
Längen0,75 / 1,0 / 1,5 Meter0,75 / 1,0 / 1,5 Meter0,75 / 1,0 / 1,5 Meter0,75 / 1,0 / 1,5 Meter
Preisab 150 Euroab 210 Euroab 170 Euroab 240 Euro

Das auch technisch anspruchsvollste Kabel hat auf der einen Seite einen DIN-Stecker, auf der anderen Seite Cinch Stecker. Geräte mit Cinch Ausgängen liefern – je nach Hersteller – einen Pegel von 200 bis 2000 mV (also 0,2 – 2 Volt) wobei der Normpegel 775mV (also 0,775 Volt) beträgt und die Impedanz von Cinch Ausgängen in der Regel um 1kΩ liegt.

HMJ Interconnect Kabel DIN auf Cinch
Auf der einen Seite DIN, auf der anderen Seite Cinch: das ist anspruchsvoller als es im ersten Moment aussieht: die speziellen Kabel von HMJ (Foto: H. Biermann)

Die Eingangsempfindlichkeit der Geräte mit DIN Anschluss definiert sich hingegen in Volt pro Kiloohm. Ein typischer Wert hierfür sind beispielsweise 2mV/kΩ. Bei einer üblichen Eingangsimpedanz von z.B. 2kΩ ergibt sich somit eine Eingangsempfindlichkeit von rund 4mV.

Mit anderen Worten: Der typische Normpegel am Cinch-Ausgang übersteuert den DIN Eingang etwa um Faktor 200. Selbst wenn man die Verhältnisse der genannten Aus- und Eingangs-Impedanzen berücksichtigt, liegt der Faktor immer noch beim 130 fachen. Das ist eine Menge. In dem Adapterkabel von HMJ (genauer: in den Cinch-Steckern) befinden sich deshalb rauscharme Vorwiderstände. Die sind so dimensioniert, dass sie die Pegel in Verbindung mit den typischen Eingangsimpedanzen exakt anpassen. Ergebnis: Die Eingangsstufe des Aufnahmegerätes wird nicht übersteuert. Klasse.

Die drei anderen Kabel haben wir hier in der Slideshow:

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HMJ Interconnect Kabel DIN
Beidseitig DIN-Stecker: Früher ein gängiges Kabel, sind diese Verbindungen heutzutage rar geworden – vor allem in brauchbarer Klangqualität (Foto: H. Biermann)
Interconnect Cinch auf Cinch
Ein solides Cinch-Kabel. Entscheidend sind hier die sehr filigranen Stecker, die auch in beengten Verhältnissen noch passen (Foto: H. Biermann)
Interconnect XLR
Ein klassisches XLR: Das einzige HMJ-Kabel, das einfach nur das Programm abrundet (Foto: H. Biermann)
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Ein Kabel aus dem HMJ-Programm fällt auf den ersten Blick etwas heraus: Die Stecker des Cinch zu Cinch wirken dürftig. Aber das muss so sein. Das Problem mit den beengten Platzverhältnissen an den Anschlüssen vieler Vintage-Komponenten wurde oben schon angesprochen. Dieser Stecker passt bei fast allen alten Helden und genügt trotzdem noch den hohen Ansprüchen von Pfeiffer & Wachsmann.

Interconnect Cinch-Stecker
Die eher günstig wirkenden Cinch-Stecker haben einen besonders kleinen Durchmesser (Foto: H. Biermann)

Der Hörtest

Da in allen Kabeln von HMJ die gleiche Leitung verwendet wird (und man somit von einem auch auf die Klangqualität der anderen schließen kann), haben wir im ersten Schritt die XLR-Kabel von HMJ mit den wichtigsten (deutschen) Marken-Modellen verglichen. Konkret: mit den beiden Klassikern Oehlbach NF14 und Goldkabel Highline XLR.

Hier wurde schnell deutlich: Wer das neutral-natürliche Klangbild der in-akustik Kabel schätzt, wird auch beim Kabel von HMJ nicht enttäuscht. Das Oehlbach klingt etwas rundlicher und wärmer, das Goldkabel etwas feiner und offener. Das HMJ klingt ebenfalls ausgewogen und natürlich, aber etwas druckvoller und etwas lebendiger. Unterschiede sind natürlich vorhanden, aber die wichtige Botschaft ist: das XLR-Kabel von HMJ spielte unter Gleichen.

Den gleichen Versuch unternahmen wir noch einmal mit der HMJ Cinch-Cinch Verbindung. Auch hier wurde der Charakter im Vergleich zu ähnlich teuren Mitbewerbern sofort deutlich, aber es stellte sich die Frage, ob ein Vergleich in derselben Preisklasse überhaupt statthaft ist. Denn die meisten Cinch-Stecker, die in sehr beengten Verhältnissen noch passen, kommen aus dem Beipackbereich. Wir haben uns also die besten Kabel mit den klassischen kleinen Kunststoff-Cinchsteckern geschnappt und sie mit den HMJ Cinch-Cinch Verbindungen verglichen. Hier bietet das HMJ eine andere Welt: viel mehr Druck, viel mehr Konturenschärfe, deutlich mehr Offenheit. Ein erheblicher Zugewinn.

Kabel von HMJ: das Fazit

Vintage gewinnt unter den HiFi-Freunden einen immer höheren Stellenwert. Aber dieses wunderbare Hobby hat oft in Bezug auf die Verkabelung Schwächen. An dieser Stelle hat das HiFi-Magazin HMJ Initiative ergriffen und ein Programm gut verarbeiteter, sehr ordentlich klingender Kabel aufgelegt, das diese Lücke schließt.

In ihren Preisklasse gehören die Kabel von HMJ fraglos zu den besseren. Aber in etlichen Stecker-/Geräte-Kombinationen gibt es zu ihnen einfach kaum Alternativen. In so fern können wir für drei der vier HMJ-Kabel (Cinch-Cinch); DIN-DIN, DIN-4 x Cinch) jeweils eine dicke Empfehlung aussprechen. Das XLR-Kabel der Reihe ist klanglich auch nicht übel, aber halt nur ein gutes XLR-Kabel…

Das Konzept von HMJ ist gut. Und es zeigt sich, dass hier noch längst nicht alle Lücken geschlossen sind. Konsequenter Weise hat Pfeiffer die nächsten Kabel von HMJ schon in der Planung: Sind die Lautsprecherklemmen der alten Verstärker-Helden nicht immer so ärgerlich klein? Da wird es wohl auch bald eine entsprechende Antwort geben…

Weitere Informationen zu den HMJ Kabeln unter www.hifimusik-shop.de

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Autor: Holger Biermann

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Chefredakteur mit Faible für feinste Lautsprecher- und Verstärkertechnik, guten Wein und Reisen: aus seiner Feder stammen auch die meisten Messe- und Händler-Reports.