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IsoAcoustics Orea Indigo
Entkoppler-Footer IsoAcoustics Orea; Stückpreis ab 62 Euro (Foto: IsoAcoustics).

Entkoppler-Pucks IsoAcoustics Orea – Test plus Ratgeber

Unterstell-Utensilien wie die hier vorgestellten Footer IsoAcoustics Orea sind fraglos ein highfideles Reizthema. Nicht ohne Grund, reicht doch die Spannweite entsprechender Produkte von durchdacht bis hin zu physikalisch kaum nachvollziehbar. Überzeugt hat mich indes die Philosophie des kanadischen Spezialisten IsoAcoustics. Seit nunmehr fünf Jahren „ruhen“ meine Canton-AM5-Nearfield-Monitore auf Lautsprecher-Basen ISO L8R-130 von IsoAcoustics. Beides ist vom Desktop nicht mehr wegzudenken. Dieser Test aber handelt von Unterstell-Pucks für elektronische Komponenten, den IsoAcoustics Orea, von denen LowBeats Chefredakteur Holger Biermann immer wieder betont, er kenne keine besseren.

Das hält mich allerdings nicht davon ab, jegliches Unterstellzubehör kritisch zu betrachten. In der Ausgabe 03/2014 des HiFi-Magazins stereoplay habe ich dieses Thema – im Rahmen des Möglichen – denn auch genauer hinterfragt. Gemeinsam mit dem damaligen stereoplay-Laborleiter Peter Schüller haben wir an verschiedenen Unterstell-Alternativen für Lautsprecher umfangreiche Messungen durchgeführt. Das Ergebnis der Messreihen und der ausgiebigen Hörtests lautete eindeutig: Entkopplung ist Ankopplung klar vorzuziehen – sprich: elastische Koppler statt Spikes.

IsoAcoustics Orea Graphite
Die Footer der IsoAcoustics Orea Familie machen die hauseigene Entkoppler-Technik nun auch für HiFi-Komponenten verfügbar (Foto: IsoAcoustics)

Das sieht Dave Morrison, Chef und Mastermind von IsoAcoustics ganz genauso – und der Erfolg ist mit ihm. Nicht umsonst zeigt sich die IsoAcoustics-Produktpalette in den zurückliegenden Jahren ständig erweitert. Den Anfang machten die eher unspektakulären L8R-Monitor-Stands für den Pro-Audio-Bereich. Hinzu gesellten sich später die funktional gleichen, jedoch optisch edleren Aperta-Stands für ästhetisch anspruchsvolle HiFi-Kunden.

Zur High End 2016 stellte IsoAcoustics dann die Gaia-Serie vor: Das war der Aufschlag in Sachen einzeln montierbarer Footer für Lautsprecher und Subwoofer. Die hier beschriebenen Pucks aus der Orea-Familie sollen das Gaia-Wirkungsprinzip nun auch für HiFi-Komponenten verfügbar machen.

Egal ob An- oder Entkopplung: Erdacht wurden Pucks & Co, um Luft- oder Körperschall-bedingte Vibrationen von HiFi-Komponenten oder Lautsprechern „unschädlich“ zu machen – allfällige Gehäuseresonanzen eingeschlossen. Ebenfalls auf dem Index stehen funktionsbedingte Störschallanteile. Dazu zählen beispielsweise Vibrationen durch rotierende Laufwerke in CD-Spielern, Festplatten oder auch mechanisches Trafobrummen.

Soweit die Gemeinsamkeiten, denn bei der Umsetzung scheiden sich die Geister. Die eine Footer-Fraktion setzt auf schnelles „Ableiten“ der anregenden Energie (Ankopplung), Die andere Gruppe, zu der auch die IsoAcoustics Orea Familie zählt, wandelt die Schallenergie hingegen in Wärme um (Entkopplung). Aus physikalischer Sicht halte ich diese Methode für den besseren Weg. Prinzipbedingt kann sie vergleichbare Resultate auch bei unterschiedlichen Stellflächen erzielen. Das betrifft beispielsweise das Material, aus dem die Einlege-Ebenen des HiFi-Racks bestehen.

IsoAcoustics Orea – das Prinzip

Physikalisch betrachtet, stellen die IsoAcoustics Orea sogenannte Einmassenschwinger dar (siehe nachfolgende Slideshow). Ihre Wirkungsweise entspricht dabei der Kombination Federbein/Stoßdämpfer bei Fahrzeugen. Die von außen einwirkenden Kräfte werden durch Reibung in Wärme umgesetzt. Aus elektrischer Sicht entspricht das Ganze einem bedämpften Reihenschwingkreis mit sehr niedriger Grenzfrequenz.

Ein großer Vorzug dieses Prinzips ist seine entkoppelnde Wirkung. Vom Erreger (z. B. einem darauf ruhenden Lautsprecher) erzeugter Körperschall gelangt nur noch stark abgeschwächt zur eigentlichen Stellfläche (z. B. der Tisch- oder Rackplatte), Weil die nun nicht mehr zum Mitschwingen angeregt wird, entfallen klangmindernde Effekte, bedingt durch den abgestrahlten Sekundärluftschall.

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Einmassenschwinger Prinzidarstellung
Prinzipdarstellung des Einmassenschwingers: Das Einbringen einer elastischen Zwischenschicht aus Feder (c) und Dämpfung (d) reduziert die am Fußpunkt wirkende Kraft (Fu) im Vergleich zu derjenigen Kraft (Fe), die auf die Masse (m) einwirkt (Grafik: www.getzner.com/de)
Exitation Frequency Tuning Einmassenschwinger
Die Eigenfrequenz fo des Einmasssenschwingers wird im Wesentlichen durch das Verhältnis Federsteife/Masse beeinflusst (in der Grafik normiert als √2 dargestellt). Unterhalb der Eigenfrequenz erfolgt Verstärkung durch Resonanz, oberhalb von fo setzt dagegen die Entkopplungswirkung ein. Geringere Dämpfung d (Reibung) in der elastischen Zwischenlage steigert die Entkopplungswirkung im Isolationsbereich (weiß), allerdings auch die Resonanzspitze im Verstärkungsbereich (grau). (Grafik: www.getzner.com/de)
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Das Schöne an diesem Prinzip: Es funktioniert bidirektional. Sprich: Von der Stellfläche ausgehende Körperschallanteile können gleichfalls nur in geringem Maße bis zur entkoppelten Masse (z. B. einem auf den Footern ruhenden Plattendreher) vordringen. Weitgehend unbehelligt von äußeren Einflüssen (z. B. Trittschall), kann der nun seine Runden drehen.

Unterschiedliche Gewichtsklassen

„Hoppla“, wenden Physik-Beschlagene jetzt ein, „gehören Ein-Massen-Schwinger nicht auf das zu tragende Gewicht abgestimmt?“ Unbedingt – deshalb sind die IsoAcoustics Orea Pucks auch für bislang drei unterschiedliche Gewichtsklassen erhältlich: „Bronze“ ist pro Footer bis zu 3,6 Kilogramm belastbar, „Indigo“ verträgt pro Puck bis zu 7,2 Kilogramm, „Bordeaux“ sogar bis zu 14,5 Kilogramm pro Einheit. Auf der Webseite von IsoAcoustics ist darüber hinaus noch eine vierte Variante namens „Graphite“ beschrieben, die mit 1,8 Kilogramm Lastkapazität pro Einheit für besonders leichte Komponenten gedacht ist. Zu erkennen sind die unterschiedlichen Ausführungen an dezenten Farbringen.

IsoAcoustics Orea Line Up
Wichtig: Je nach Gerätegewicht sollten die passenden IsoAcoustics Orea Footer verwendet werden. Derzeit umfasst das Orea-Line-Up vier Modelle, erkennbar an jeweils unterschiedlichen Farbringen. (Foto: IsoAcoustics)

IsoAcoustics Orea: Patentierte Feinmechnaik

Der Aufbau der IsoAcoustics Orea Footer ist schnell beschrieben: Grundsätzlich handelt es sich um zwei ineinander gesteckte Hohlzylinder, die durch ein präzises Elastomer-Formteil miteinander verbunden sind (siehe Grafik im nachfolgenden Slider). Was sich hier so profan liest, ist real jedoch ausgefuchste Feinmechanik. So erfüllt beispielsweise das Elastomer-Formteil gleich zwei physikalische Funktionen – nämlich als Feder- und Dämpfungselement.

Der eigentliche Knackpunkt dabei ist seine spezielle Formgebung: Während es in vertikaler Richtung als dämpfendes Filter wirkt, erlaubt es dem oberen Hohlzylinder in der horizontalen Ebene bedingtes Schwingen in beliebiger Richtung. Physikalisch stellt das ein sogenanntes „System mit mehreren Freiheitsgraden“ dar: Die Arbeitsweise gleicht in etwa der Motoraufhängung in einem Auto.

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IsoAcoustics Orea Bronze
Die Orea-Footer unterscheiden sich auch hinsichtlich ihrer Abmessungen – im Bild die LowBeats Testversion „Bronze“ (Foto: IsoAcoustics)
Construction details IsoAcoustics Orea
Der Aufbau der IsoAcoustics Orea nach Patentschrift zeigt die ausgeklügelte Konstruktion, die weit über einfache Dämpfer-Konstruktionen hinaus geht: 16a und 26a stellen Weichgummi-Elemente dar, die durch ihre konkave Ausführung an Stellfläche und Geräteboden ähnlich einem Saugnapf haften. 20d zeigt das Elastomer-Formteil, welches die eigentliche Feder- und Dämpfungwirkung übernimmt (Grafik: IsoAcoustics)
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Hier findet sich auch der Unterschied zu den IsoAcoustics-Entkopplern für Lautsprecher: Diese erlauben horizontales Schwingen nur in Vorwärts-Rückwärts-Richtung. („Igitt“, höre ich Spike-Fans an dieser Stelle feixen, „IsoAcoustics lässt Lautsprecher vor- und zurückschwingen? So etwas mögen wir aber gar nicht.“ Keine Sorge: So lange sichergestellt ist, dass die Eigenfrequenz der Kombination Entkoppler-Lautsprecher deutlich unter der Anregungsfrequenz liegt, bewegt sich da gar nichts. Wäre das nicht so, könnten beispielsweise Plattenspieler keine tiefen Töne wiedergeben.)

Zurückkehrend zu den IsoAcoustics Orea, wird deren Strategie nun klar erkennbar. Im Zusammenspiel mit der darauf ruhenden Komponente wirken sie wie ein Subchassis beim Plattenspieler.

Vor dem Kauf: Ist-Situation klären

Aus der vorangehenden Betrachtungsweise lassen sich zwei wichtige Schlüsse ziehen. Zum einen ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass entkoppelnde Systeme unter Lautsprechern wahrnehmbare Klangverbesserungen bewirken. Schließlich stellt die Box eine aktive Schallquelle dar, die bei starrer Kopplung stets auch die Stellfläche anregt – und somit Sekundärluftschall verursacht.

IsoAcoustics Orea Graphite
Vor der Anschaffung von Footern lohnt es sich durchaus, das Anlagen-Umfeld gründlich abzuklopfen. Im Falle des Fotos hieße das: Was die entkoppelnden Footern blockieren, braucht das Rack nicht mehr an den Boden „abzuleiten“. (Foto: IsoAcoustics)

Ob entkoppelnde Footer unter HiFi-Komponenten ebenfalls klangverbessernd wirken, hängt dagegen in weit stärkeren Ausmaß von den Rahmenbedingungen ab. Das zeigt folgende Analogie: Der Sitzkomfort in einem Fahrzeug ändert sich nicht, egal, ob man damit auf der Autobahn oder einem Feldweg steht. Anders sieht die Sache dagegen bei 240 km/h aus.

Vor der Investition in Footer lohnt es sich also, die Ist-Situation zu analysieren. Stellt die HiFi-Komponente eine aktive Körperschallquelle dar (Lauf- oder Lüftergeräusche, Trafobrummen)? Befinden sich im Rack andere, aktive Schallquellen (Centerspeaker, Laufwerke, Festplatten)? Steht das Gerät exponiert im Schallfeld von Subwoofern oder Lautsprechern? Ist die Hörumgebung stark Tritt-, Körper- oder Luftschall-belastet (verursacht von Subwoofern, Maschinen oder Verkehrslärm)? Neigt das Gerätegehäuse oder die Innereien (zum Beispiel Kühlkörper) zu Eigenresonanzen? Besitzt es bereits von Haus aus spezielle Dämpferfüße?

Anhand dieser Strategie lässt sich einigemaßen treffsicher orakeln, ob der Einsatz von Entkoppler-Footern klangliche Verbesserungen bewirkt. So wird ein kompakter Streaming-DAC-Preamp im dickwandigen Alugehäuse, ruhend auf einem Sideboard, sehr wahrscheinlich nur wenig von Entkoppler-Pucks profitieren. Anders hingegen ein leichtgewichtiger Vinyldreher, der sich mit einem kräftigen Röhrenamp ein Metallrack mit Glasböden teilt: Hier ist der Einsatz von Footern einigermaßen vielversprechend.

Was klingt denn da?

Aus dem Vorangehenden wird ebenfalls deutlich: Klangliche Einbußen durch Entkoppler-Footer sind eher unwahrscheinlich, solange deren empfohlene Nutzlast eingehalten wird. Freilich gilt das nur, wenn der „Eigenklang“ der zu tragenden Komponente nicht Bestandteil seiner klanglichen Gesamtabstimmung ist. So etwas ist keineswegs allzu weit hergeholt. Beispielsweise lässt das hochrein-metallene „Klinngg“ der äußeren Gehäuseschale älterer Naim Komponenten bereits vermuten, dass man diese Eigenschaft durchaus als Transienten-Enhancer nutzen könnte.

„Audiophiler Mumpitz“, könnten Skeptiker nun einwenden. Folgendes Beispiel zeigt jedoch, dass man diesen komplexen Themenkreis nicht einfach abtun sollte. Während der Technik-Recherche zu den IsoAcoustics Orea Pucks stieß ich auf ein weltweites Patent der Firma Tokkyokiki Corp. – einem japanischen Spezialisten für „Vibration Isolation Systems“ von Mikroschwingungen bis hin zu Erdbeben-Entkopplern für Wolkenkratzer.

Besagtes Patent beschreibt einen Entkoppler-Footer für Audio-Komponenten und Lautsprecher, der in Aufbau und Wirkungsweise den IsoAcoustics Orea nicht unähnlich ist. Wesentlicher Unterschied: Sein oberer Metallbecher ist bewusst als „klingende Glocke“ (wind bell) ausgeführt. In Sachen Kraftübertragung parallel zum bedämpften Entkopplungsweg angeordnet, soll die Glocke durch von der Audiokomponente erzeugten Körperschall mitschwingen. Die dadurch generierten, hochfrequenten Grund- und Oberwellen sollen das Klangbild deutlich verbessern (im Tokkyokiki-Jargon: wind-bell-effect).

Tatsächlich ist bis heute nur unzureichend geklärt, auf welche Weise Körper- oder Luftschall auf HiFi-Elektronik klangverändernd einwirkt. Meist wird hierfür Mikrofonie als Hauptursache genannt. Bei hochohmigen Röhren-Verstärkerstufen ist das fraglos ein Thema. Niederohmige Halbleiterschaltungen in ultra-leichtgewichtiger SMD-Technik erweisen sich jedoch meist als immun gegen äußere Einflüsse: Auch hochverstärkende Stufen zeigen kaum Reaktion, selbst wenn man mit dem Schraubendreher-Griff direkt auf die Leiterplatte klopft. Mögliche weitere Ursachen für Klangbeeinflussungen wären auch piezoelektrische oder elektrostatische Effekte – beispielsweise Mikroschwingungen bei Kondensatoren. Man sieht: ein weites Feld für Forschung und Spekulationen.

Auf Nebenwirkungen achten

Immerhin ist die Wahrscheinlickeit relativ hoch, dass Footer jeglicher Art unter HiFi-Komponenten subtile Klangveränderungen bewirken. Diese müssen aber nicht zwangsläufig von der mechanischen Kopplung ausgehen. Oftmals machen sich hier Begleiteffekte bemerkbar, die das klangliche Resultat ebenfalls beeinflussen.

Ein Beispiel: Meine IsoAcoustics L8R-Boxenstative „liften“ die Canton-Monitore um satte 22 Zentimeter über die Tischplatte. Stünden die Lautsprecher dagegen direkt auf dem Desktop, würde der Grenzflächeneffekt eine deutliche Pegelanhebung im Frequenzbereich zwischen 200 und 400 Hertz bewirken. Hinzu kommt, dass sich dank der Stative beide Hochtöner in Ohrhöhe befinden. Allein diese beiden Nebenwirkungen bewirken eine erhebliche Klangverbesserung, die die Anschaffung bereits rechtfertigt.

Auch beim „Hochstapeln“ von HiFi-Komponenten mit Footern können Effekte auftreten, die mit der Ankopplungswirkung nichts zu tun haben. Stehen Geräte unmittelbar aufeinander – beispielsweise der Preamp auf dem Leistungsverstärker – kann der Einsatz von Pucks unterm Vorverstärker elektromagnetisch induzierte Brummstörungen deutlich reduzieren.

Weniger geläufig hingegen ist, dass gegenüberliegende, elektrisch leitfähige Flächen ebenfalls Wechselwirkungen verursachen. So bilden die Gehäuseflächen von HiFi-Komponenten im Rack wunderbare Plattenkondensatoren. Die können auf elektrostatischem Wege hochfrequenten Störmüll aus Äther und Lichtnetz in benachbarte Geräte einschleusen. Auch diese kapazitive Kopplung wird durch Footer geringer, weil sie den Abstand zwischen den Geräten vergrößern.

IsoAcoustics Orea – der Hörtest

Vorab noch ein Praxistip: Ebenso wie für Kabeltests, empfehle ich auch für faire Hörversuche mit Footern das Arbeiten (mindestens) zu zweit. Eine Person wechselt die Pucks, die andere lauscht möglichst bewegungslos den Ergebnissen am Hörplatz. Der Grund: Ortsveränderungen am Hörplatz selbst im Zentimeterbereich bewirken stets drastische Veränderungen im Hochtonpegel. Ursache hierfür sind akustische Interferenzen, die sich bei Stereo-Wiedergabe prinzipiell nicht vermeiden lassen. Deren Auswirkungen sind unter Umständen deutlich stärker hörbar, als klangliche Unterschiede zwischen den Testobjekten.

Wie bereits erwähnt, sind die IsoAcoustics Orea Bronze mit jeweils 3,6 Kilogramm belastbar. Unser Orea-Bronze-Testquartett eignete sich daher für mittelschweres HiFi-Equipment bis 14 Kilogramm. Lautsprecher haben wir den Oreas nicht aufgebürdet, da IsoAcoustics für Schallwandler spezielle Entkoppler anbietet.

In der Praxis erwiesen sich die IsoAcoustics Orea als ideale Spielpartner für ausgedehnte audiophile Versuchreihen am Wochenende. Die Fragestellungen hierbei lauteten beispielsweise: Lieber drei oder eher vier Oreas verwenden, so es das Gewicht der Komponente zulässt? Eher beim Geräteschwerpunkt (meist in der Umgebung vom Netztrafo) platzieren oder doch besser nahe den montierten Füßen? Vor allem: Wie hoch ist das Gewicht der Komponente? Bei den IsoAcoustics Orea liegt ja viel ihrer Wirkung in der exakten Übereinstimmung von Belastbarkeit der Dämpfer und dem Gewicht des Geräts. Wiegt eine Komponente etwa 10 Kilo, nimmt man drei Oreas, wiegt sie 15, nimmt man vier, wiegt sie noch mehr, nimmt man die größeren Füße. Die Grafik in der nachfolgenden Slideshow zeigt die Belastbarkeit der unterschiedlichen Orea-Modelle in Pounds (Umrechnungsfaktor 1lb = 0,454kg).

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IsoAcoustics Orea Indigo
Je genauer das Gerätegewicht mit der Lastkapazität aller verwendeten Orea-Pucks übereinstimmt, desto größer wird die Chance für klangliche Verbesserungen. Der Grund: Die Eigenfrequenz des Gesamtsystems sowie der Dämpfungsverlauf werden hierdurch optimiert. (Foto: IsoAcoustics)
IsoAcoustics Orea Gewichtsempfehlungen
Die Grafik zeigt die gewichtsabhängige Performance-Kurve der Orea-Pucks: Graphite maximal bis etwa 1,8, Bronze bis 3,6, Indigo bis 7,2 und Bordeaux bis 14,5 Kilo. Dabei ist aus unserer Erfahrung unerheblich, ob man die entsprechende Belastbarkeit der Oreas mit drei, vier oder gar fünf Dämpfungsfüßen erreicht. Hauptsache, das Gewicht der Komponente liegt etwas unterhalb der maximalen Belastbarkeit aller verwendeten Oreas (Umrechnungsfaktor 1lb = 0,454kg). (Grafik: IsoAcoustics)
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Klar, das Gehör arbeitet im A-B-Vergleichmodus ausgesprochen exakt. Und so waren denn auch stets feinste Veränderungen wahrnehmbar. Zweifellos könnte hier eine ausführliche Beschreibung folgen, doch halte ich audiophile Erlebnisberichte kaum für übertragbar – speziell in diesem Fall, wo die Rahmenbedingungen das Ergebnis extrem beeinflussen.

Darum beschränke ich mich bewußt auf die beiden „roten Fäden“, die sich durch das gesamten Testprocedere zogen. Zum einen wirkte das Stereo-Panorama mit den IsoAoustics Orea etwas ausgedehnter und leichter erfassbar. Zum anderen erschien uns das Klangbild mit den Footern auch etwas entstreßter. Mitunter gewann das Testteam den Eindruck, dass die Titel im Timing mehr „laid back“ und damit weniger hektisch rüberkamen. Es gibt Stimmen, die gegenüber einer harten Ankopplung bei einer Entkopplung durch die Oreas etwas „Attacke“ vermissen. Ich will das nicht ganz in Abrede stellen. Aber bei Mehrzahl der Tester zog die Vorteile des entspannten und etwas feineren Tons eindeutig vor.

Das waren die Hörergebnisse, die wir in klassischen Racks mit festen Böden (Holz oder Glas) gewannen. Wir haben im kleinen LowBeats Hörraum aber auch noch ein Ikea Kallax stehen, auf dem sich solche Versuche ebenfalls trefflich unternehmen lassen, denn die gepresste Pappe der Kallax-Böden ist durchaus hörbar.

Auf dem Kallax also ließen wir den Canon Audio Röhren-CD-PLayer 1:10 (Gewicht: knapp 15 Kilo) rotieren – mal ohne, mal mit (vier) Orea Bronze. Zu den oben schon beschriebenen Verbesserungen in Bezug auf eine entspanntere, im Timing „richtigere“ Wiedergabe, kam mit den Oreas noch die Abwesenheit einer eigenwilligen Hohlheit hinzu, die das Kallax dem Canon ohne Dämpfungsfüße aufdrückte.

IsoAcoustics Orea – Fazit

Elastische Mikrofon-Spinnen, Raum-in-Raum-Konzepte für Tonstudios, Gummiunterlagen für Waschmaschinen, elastische Bettungen für Eisenbahntrassen, Walzstraßen oder gar Erdbebenschutz für Hochhäuser: In sämtlichen Lebensbereichen werden entkoppelnde Systeme eingesetzt, geht es um Reduktion von Körperschall oder um den Schutz vor schädlichen Auswirkungen von Schwingungen.

Es liegt daher nahe, entkoppelnde Bausteine auch in Audio-Systemen anzuwenden. Bei Lautsprechern leuchtet das sofort ein. Richtig dimensionierte Entkopplung verhindert, dass sich ihre Körperschallanteile auf die Stellfläche übertragen und diese zum Mitschwingen anregen (Sekundärluftschall). Positive Auswirkungen auf den Klang sind damit quasi vorprogrammiert.

Komplexer ist die Sachlage bei der Entkopplung von Audio-Komponenten: Hier stellen innere und äußere Krafteinwirkungen „die großen Unbekannten“ dar. Mögliche Einflüsse hängen somit stark von den Rahmenbedingungen ab, die Performance-Spanne reicht daher von „subtil“ bis hin zu „gut hörbar“. Die akustische Entkopplung von Lautsprechern birgt eindeutig mehr Klangpotenzial.

Der Praxistest mit den IsoAcoustics Orea Bronze bestätigte denn auch das vorhersehbare Ergebnis. Obgleich sie in bestimmten Bereichen durchaus verbessernd wirken, können auch sie keine dramatischen Klanggewinne erzielen. Doch haben die Oreas in all unseren Versuchen stets zu einer – wenn auch manchmal nur sehr dezenten – Verbesserung des Klangbilds geführt. Das gilt keineswegs für alle Entkoppler. Auch scheint der positive Einfluss der Oreas zuzunehmen, je einfacher die Gehäuse der HiFi-Elektronik gemacht und je akustisch widriger der Untergrund der Anlage beschaffen ist.

Vor der Anschaffung empfehle ich daher: Ausprobieren. Angesichts der stark unterschiedlichen Rahmenbedingungen vor Ort scheint mir der empirische Weg tatsächlich der sinnvollste. Die IsoAcoustic-Fachhändler haben für interessierte Kunden die Orea-Sets in den unterschiedlichen Gewichtsklassen testbereit. Es macht ja auch großen Spaß, an einem Wochenende auszuprobieren, bei welchen Komponenten der HiFi-Anlage so aufwändige Entkoppler etwas bringen und an welchen eben nicht. Und weil die Performance eng mit der Kombination aus Gewicht des Geräts plus passend gewählten Oreas zu tun hat, würde ich mir vom Vertrieb cma audio GmbH wünschen, auch die Orea-Light-Version „Graphite“ ins Programm aufzunehmen. Es ist wahrscheinlich, dass diese Variante für die vielen leichtgewichtigen HiFi-Geräte die besten Ergebnisse erzielt.

IsoAcoustics
Oera Bronze
2019/11
Test-Ergebnis: 3,0
GUT – SEHR GUT
Bewertung
Empfehlenswert

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Tendenziell entspannter & feiner Klang
Aufwändige und schlaue Konstruktion
Gute Entkopplung vom Untergrund
Nicht ganz billig

Vertrieb:
cma audio GmbH
Semmelweisstraße 8
D – 82152 Planegg
Telefon: +49 (89) 97 880 38 0
www.cma.audio

Preis (Hersteller-Empfehlung):
IsoAcoustics Orea: Stückpreis ab 62 Euro

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Autor: Jürgen Schröder

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Toningenieur, R&D-Spezialist und das (mess-)technische Gewissen von LowBeats. Kümmert sich am liebsten um Wissens-Themen, Musik und den spannenden Bereich zwischen Studio und HiFi.