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Quad QC 24P Front
Die Quad QC 24P war über fast 20 Jahre stets eine der besten Phonostufen unter 2.000 Euro. Jetzt wurde ihr Preis auf 1.000 Euro gesenkt – was sie zum analogen Überflieger macht (Foto: H. Biermann)

Kauftipp der Woche: MM-/MC-Phonostufe Quad QC 24P

Die Quad QC 24P ist eine Ikone unter den Phono-Vorstufen: Seit fast 20 Jahren steht die Röhrenstufe für höchste Musikalität. Bei fono.de gibt es dieses analoge Ausrufezeichen jetzt für unter 1.000 Euro. Kurzum: Ein klassischer Kauftipp der Redaktion.

Gut gemachte Analogtechnik wird nicht alt. Es ist knapp 20 Jahre her, dass die International Audio Group (IAG) für ihre Tochterfirma Quad einen Entwickler für einen ambitionierten Phono-PreAmp suchte – und ihn in Person von Tim de Paravicini (*25. Oktober 1945 – †17. Dezember 2020) fand. Der Mann war schon zu Lebzeiten eine Legende, seine vielfältige Kreativität beflügelte das High End der vergangenen 40 Jahre mehr als jeder andere Entwickler, den ich kenne oder kannte.

Quad QC 24P TdP
Ein kleiner Fußabdruck des großen Meisters auf der Rückseite der Quad QC 24P (Foto: H. Biermann)

Also: Dieser Tim de Paravicini schuf für die traditionsreiche Marke eine fantastisch klingende, erfreulich vielseitige Phonostufe auf Röhrenbasis. Quad brachte sie 2006 auf den Markt und seitdem wird sie mehr oder minder unverändert gebaut. Bei ihrer Vorstellung war ich noch bei der (gerade vom Markt verschwundenen) stereoplay und nach dem Test schlichtweg ergriffen: Unglaublich, wie fein und musikalisch diese Quad-Stufe spielte…

An dem klanglichen Charme dieser Phonostufe hat sich nichts geändert. Allerdings am Preis: Am Ende lag sie bei 1.650 Euro – was ich vor dem Hintergrund der klanglichen Performance für angemessen halte. Denn so viele Phono-Röhrenstufen unter 2.000 Euro sind mir gar nicht bekannt.

Die Quad QC 24P…

…sieht zwar etwas hemdsärmelig aus, ist aber für eine Phonostufe erstaunlich vielseitig ausgelegt. Sie verstärkt MM- wie MC-Signale gleichermaßen und ist wie, schon mehrfach ausgeführt, eine Röhrenstufe. Tim de Paravicini nutzt hier die Vorzüge von vier 6111 Röhren, um seine ideale Vorstellung von Verstärkung umzusetzen. Die Schaltung war – wie üblich beim Meister – genial. Sie besteht aus einer Kombination aus Röhren plus einem rauscharmen FET. Denn Röhren sind ja keineswegs per se die besten Bauteile für Phonostufen.

Quad QC 24P Röhren 6111
Die vier 6111er Röhren stecken in Metall-Überzügen und werden dadurch zusätzlich beruhigt (Foto: H. Biermann)

Selbstverständlich hat das Audio-Genie de Paravicini noch etliche andere, technische Kniffe eingebaut, die letztendlich für den guten Klang sorgen. Sie alle aufzuzählen, erspare ich mir an dieser Stelle. Wichtig ist, dass man sowohl den MM- als auch den MC-Eingang in der Empfindlichkeit anpassen kann. Ich habe es ausprobiert: Das kürzlich von Kollege Bernhard Rietschel getestete Goldring-MC namens Eroica HX, (also das mit hoher Ausgangsspannung) habe ich in der mittleren Anpassung perfekt aussteuern können. Durch die Unterscheidung MM/MC plus dreistufiger Anpassung lassen sich fast alle Tonabnehmer optimal betreiben. Leider erfolgt auch diese Anpassung auf der Rückseite (was ich nicht so praktisch finde). Aber das war wohl eine Verneigung vor der britischen Schrulligkeit des alten Quad. Und man nutzt diese Möglichkeiten ja nicht alle Nase lang…

Quad QC 24P Anschluss
Die Umschaltung von MM auf MC erfolgt auf der Rückseite – das ist nicht wirklich praktisch (Foto: H. Biermann)

Sehr viel praktischer dagegen ist der Umstand, dass de Paravicini der kleinen Quad-Stufe einen sehr ordentlichen Pegelregler spendierte. Verwendet man also die variablen Ausgänge der QC 24P, kann man ohne zusätzliche Vorstufe ein konsequentes Analog-System – entweder mit Aktivboxen oder mit Lautsprechern an einer von hier angesteuerten Endstufe – aufbauen. Leider fehlt eine Fernbedienung, dann wäre der Spaß vollkommen. Und noch ein kleiner Malus, der mich schon bei der Vorstellung der Quad-Monos ärgerte: Der Gehäuselack ist sehr empfindlich: Man sieht jede Berührung. Aber auch da gilt: Man muss die QC 24P ja nicht ständig betatschen.

Hörtest

Ich erkannte die Quad QC 24P sofort wieder. Es ist ihre enorme Körperhaftigkeit, die Fülle der Klangfarben, dieser saftige Ton und die Tiefe des Raums, die diese Phonostufe von den meisten Transistor-Mitbewerbern ihrer Klasse deutlich abhebt. „Da fehlt das letzte Quäntchen Präzision“, höre ich mich da selber einwenden. Stimmt. Das die Quad im Bass derart kernig hinlangen würde wie etwa die Elac Alchemy PPA-2 sollte man nicht erwarten. Aber geschenkt, die QC 24P hat ganz andere Meriten: die ganz große Bühne, das volle Klangbad.

Quad QC 24P Hörraum
Die QC 24P hier mit dem Pro-Ject The Classic EVO und einem Ortofon MC Quinted Red (Foto: H. Biermann)

Ich bilde mir ein, dass der MM-Eingang einen Hauch quirliger und präziser tönt – was aber natürlich schwer zu vergleichen ist. Letztendlich bin ich ein Freund guter MCs und mit denen holt mich der Quad auf höchst packenden, musikalische Weise ab.

Von den vielen Platten, die ich mit der Quad gehört habe, bleib mir das neueste Bernreuther Album („Still A Fool“) am deutlichsten in Erinnerung, weil die Kombination aus Ortofon MC Quinted Red und Quad die Saiten derart schön ausschwingen ließ und man den Gitarren-Korpus förmlich sehen konnte. Ein tolles Erlebnis, für das man andernorts wahrscheinlich sehr viel mehr Geld auf den Tisch legen muss.

Wolfgang Bernreuter "Still A Fool"
Wolfgang Bernreuther: „Still A Fool“ erschien bei Clearaudio / SPV als LP- und CD-Edition.

Fazit Quad QC 24P

Das schrullige Aussehen mit den Lüftungsschlitzen auf den Gehäusedeckel, die etwas umständliche Bedienung auf der Rückseite und der sehr empfindliche Lack sind Nebensächlichkeiten, die man einem so durch und durch sympathischen Produkt wie der QC 24P einfach nachsehen muss.

Wir haben es hier mit einer MM-/MC Phonostufe zu tun, die das Wesen der Plattenwiedergabe sehr viel besser trifft als die meisten ihrer Transistor-Kolleginnen: nämlich genau ins Herz. Ich würde mich sogar so weit aus dem Fenster lehnen, dass es unterhalb 1.000 Euro keine einzige Phonostufe gibt – egal, ob Transistor oder Röhre – die Musik so herzhaft und „schön“ wiedergibt. Wir haben es hier mit einem der vielen Meisterwerke des Tim de Paravicini zu tun, die auch in vielen Jahren noch so außergewöhnlich gut und auf beste Art „analog“ klingen wird. Und dass man sogar im konsequentesten Fall auf eine Vorstufe verzichten kann, ist ja ebenfalls ein höchst sympathischer Zug…

 

Kauftipp der Woche: Quad QC 24P
2023/10
Test-Ergebnis: 4,7
ÜBERRAGEND
Bewertung
Klang-Potenzial
Wert-Beständigkeit
Preis/Leistung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Wunderbar farbig-natürlicher Klang
Empfindlichkeit in 3 Stufen anpassbar
Regelbarer Ausgang zum Ansteuern von Aktivboxen oder Endstufen
Recht empfindlicher Lack

Angebot:
SG Akustik HiFi-Studio
Printzstraße 13
76139 Karlsruhe
0721 / 921 273-0
www.fono.de

Aktionspreis (zeitlich begrenzt):
Quad QC24P: 999 Euro

Technische Daten

Quad Twenty Four P
Technisches Konzept:MM-/MC Phonostufe
Eingangs-Impedanz (MM / MC):47kΩ / 10Ω
Empfindlichkeits-Einstellungen MM:1,3mV / 2,6mV / 5,2mV
Empfindlichkeits-Einstellungen MC:130µV / 260µV / 520µV
Eingänge:
1 x Cinch
Ausgänge:1 x Cinch Fixed level, 1 x Cinch Variable level
Besonderheit:regelbarer Vorstufen-Ausgang
Abmessungen (B x H x T):30,0 x 9,0 x 22,0 cm
Alle technischen Daten

Autor: Holger Biermann

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Chefredakteur mit Faible für feinste Lautsprecher- und Verstärkertechnik, guten Wein und Reisen: aus seiner Feder stammen auch die meisten Messe- und Händler-Reports.