Fezz Audio ist mit seinen kleinen, feinen Röhren-Amps aus der Szene kaum noch wegzudenken. Das merkt man auch bei LowBeats: In der Redaktion stehen aktuell fast alle Modelle des polnischen Spezialisten – einfach, weil ihr Preis/Leistungs-Verhältnis nur schwer zu toppen ist. Im Falle des kräftigsten Amps der Modellplatte, dem Fezz Audio Titania, wird diese Preis/Klang-Relation jetzt fast unschlagbar: In einer Ausverkaufs-Aktion wird die alte (technisch aber absolut aktuelle) Variante des Titania bei Boxen Gross jetzt für gerade noch 1.750 Euro verkauft. Das ist ein Top-Angebot mit nur einer einzigen Einschränkung: Normalerweise gibt es die polnischen Röhren-Amps in mehreren attraktiven Farben. Der Sonderangebotspreis gilt jedoch nur für die schwarze Version.
Die Besonderheit bei Fezz Audio ist, dass es sich ursprünglich um einen Trafo-Hersteller mit eigenem Wickelwerk handelt. Noch heute bauen die Polen Trafos und die ebenfalls klangrelevanten Übertrager auch für Mitbewerber. Doch das Beste reservieren sie natürlich für ihre eigenen Amps: Trafos und Übertrager sind allesamt Spezialentwicklungen für den jeweiligen Verstärker-Typen. Das hebt die Polen von den meisten ihrer Mitbewerber deutlich ab.
Fezz Audio Titania: die Kraft aus vier KT88
Bei Fezz Audio, das wird schnell deutlich, liebt man die 300B Röhre für ihren klanglich feinen Schmelz. Die Mehrzahl der Verstärker im Fezz-Programm (siehe beispielsweise Mira Ceti und Lybra) arbeiten mit dieser klanglich gehaltvollen, leider aber auch recht schwächlichen Röhre. Doch die polnischen Entwickler wissen auch, dass man in vielen Fällen einfach mehr Kraft und Substanz braucht, als es die 300B leisten kann.
Für diese Fälle ersannen sie den Titania, der dank Push-Pull-Schaltung von je zwei KT 88 Leistungsröhren pro Kanal immerhin 45 Watt pro Kanal leistet. Die Stabilität dieser Leistung kommt – Sie ahnen es – aus dem präzisen Zusammenspiel mit den exakt auf diese Bedingungen konzipierten EJ-Übertragern und Trafos.
Die Schaltung ist möglichst gradlinig gehalten. Zudem achtet man bei Fezz Audio an den wichtigen Stellen auf höchstwertige Bauteile. Da, wo es klangrelevant wird, sitzen Kondensatoren vom Berliner Spezialisten Wima. Und ja: Die Verarbeitung des Titania ist Fezz-typisch nicht überkandidelt, aber sehr ordentlich.
Praxis & Hörtest
Das Installieren der Röhren ist dank vorgegebener Nummerierung selbsterklärend. Auch hier ist alles so gradlinig simpel, dass man beim Aufbau nichts verkehrt machen kann.
Was man sofort hört, ist die immense Kraft des Titania. Er redet nicht lange herum und schiebt die die Energie förmlich in den Hörraum. Im Vergleich zu dem (bei uns quasi im Dauereinsatz befindlichen) Mira Ceti mit 300B Bestückung hat er nicht ganz diese betörende Zartheit, sondern wirkt eine Spur direkter und zupackender.
Vor allem aber in den unteren Lagen kann der Titania eine Energie erzeugen, gegen die der Mira Ceti augenblicklich blass wird. Bei der von mir zum Test gern verwendeten Filmmusik von Hans Zimmer passiert im Bass ja immer Erstaunliches: Da werden mit ganzen Batterien von Pauken und Streichern musikalisch Orkane entfesselt. Dem Titania gelang es selbst an so zarten Lautsprechern wie der Dynaudio Heritage Special oder der B&W 705 S3 diese imposanten Klangbilder entstehen zu lassen – und zwar wohlbemerkt immer noch mit dem feinen Schmelz der Röhre.
Im Laufe der Beschäftigung mit dem Sonderangebot probierte ich eine Vielzahl von Lautsprechern – auch solche, die ab und an unter 3 Ohm Impedanz rutschten. Dem Titania war das alles erfreulich egal. Doch wie bei fast allen Röhren gilt auch hier die Losung, dass eine möglichst lineare Impedanz des angeschlossenen Lautsprechers noch ein bisschen besser klingt…
Im Vergleich mit den anderen Fezz Audio Geschwistern ist der Titania sicherlich der am saftigsten klingende. Sein Klangbild ist immer einen Tick wärmer, was Stimmen und klassische Aufnahmen meist etwas anmutiger klingen lässt. Viele Musikfreunde mögen das. Für jene, die viel impulsive Musik hören – also zum Beispiel Jazz – kann man den Titania aber auch auf einen etwas kernigeren Kurs bringen. Man tauscht die KT88 einfach gegen vier KT120 – das eingebaute AutoBias des Titania macht’s möglich.
Ich will an dieser Stelle keine Diskussion über die unterschiedlichen Klang-Charaktere der beiden Röhrentypen führen, denn eigentlich ziehe ich die KT88 vor. Im Titania aber sorgt die KT120 für deutlich mehr Zucht & Ordnung in den Bässen. Er klingt zudem dann etwas schlanker. Beide Varianten haben eindeutige Vorzüge und so kann man nach Geschmack entscheiden. Es ist halt nur gut, dass der Titania diese beiden Möglichkeiten bietet.
Fazit Fezz Audio Titania
Der Titania bringt den ganzen Klangreichtum, den wir von Fezz Audio kennen und legt zudem noch ein Schippe Energie und Kraft obendrauf. Das spürt man irgendwie schon beim Auspacken: Der Titania ist grundsolide aufgebaut, sein Gewicht von 17,5 Kilo spricht da eine gewichtige Sprache.
Machen wir es kurz: So viel stabile Röhren-Power für deutlich unter 2.000 Euro hat Seltenheitswert. Da sollte man die Gelegenheit nutzen…
Bewertungen
Klang-PotenzialWert-BeständigkeitPreis/LeistungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Audiophiler, satter und Röhren-mäßig feiner Klang |
| Vergleichsweise hohe Leistung (2 x 45 Watt) |
| Praxisnahes AutoBias, Fernbedienung für Lautstärke |
| Nur drei Cinch-Eingänge |
Angebot:
Boxengross GmbH
Oranienplatz 5
10999 Berlin
www.boxengross.de
Aktionspreis (zeitlich begrenzt):
Fezz Audio Titania 1.750 Euro
Technische Daten
Fezz Audio Titania | |
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Konzept: | Röhrenverstärker in Push/Pull-Betrieb |
Bestückung: | 4 x KT 88, 2 x ECC83, AutoBias |
Eingänge: | 3 x Cinch |
Leistung: | 2 x 50 Watt sinus an 4 + 8 Ohm |
Farben: | Schwarz |
Abmessungen (B x H xT): | 42,0 x 17,5 x 41,0 cm |
Gewicht: | 17,5 Kilo |
Alle technischen Daten |
Mitspieler:
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Kompaktbox B&W 705 S3: der erste Test
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