de
McIntosh MTI100 Emblem
Mit dem MTI 100 bringt McIntosh seine Variation eines All-in One-Geräts: ein Plattenspieler mit allem drin und für knapp 8.500 Euro (Foto: McIntosh)

McIntosh MTI 100: die eigenwillige Komplettanlage

Wäre der 1. April, dann wüsste ich Bescheid. Aber wir haben Mitte Februar und so ist der neueste Schrei der US-amerikanischen High End Schmiede McIntosh schwer einzuordnen. Der McIntosh MTI will 100 eine klassische „Eine für Alle(s)“-Komponente sein. Aber nicht, wie man das heute so macht, nämlich als smarten Streaming-Verstärker, sondern als Kombi-Gerät, das zwar nicht streamen kann, aber neben dem Plattenspieler noch einen anspruchsvollen Verstärker mit Röhrenvorstufe, einen Phono-Preamp und einen DAC beinhaltet.

McIntosh MTI100 Totale
Fraglos eines der eigenwilligsten Produkte aus dem glanzvollen McIntosh Katalog: der McIntosh MTI 100 (Foto: McIntosh)

McIntosh greift damit eine Idee von Dual und Philips aus den frühen Siebzigerjahren wieder auf, wo derlei Kombi-Geräte schon einmal Mode waren. Was noch fehlt, ist der passende Deckel mit eingebauten Lautsprechern…

Doch der MTI 1oo ist ein echter McIntosh und setzt ein solches Konzept – soweit es geht – mit dem hauseigenen, hohen Anspruch um. Allein der Plattenteller des riemengetriebenen Laufwerks wiegt über 3 Kilo (Gesamtgewicht des MTI 100: 18.4 Kilo) und wird mittels außen laufenden Riemens über einen ruckelarmen Synchron-Motor angetrieben.

McIntosh MTI100 Power
Die Knöpfe für Lautstärke und Eingangswahl auf dem McIntosh MTI 100 befinden sich ebenfalls oben (Foto: McIntosh)

Die klassische Drehknöpfe zur Bedienung sind, verbunden mit einer Kette LEDs zur Erkennung der Quelle, vorn links angebracht. Sein Tonarm hat ein gut gedämpftes Aluminiumrohr und ist ab Werk mit einem vorinstallierten MM-Tonabnehmer-System Sumiko Olympia (das bei LowBeats schon einen exzellenten Test feierte) bestückt.

McIntosh MTI100 von oben
Das Bild von oben zeigt das Konzept des McIntosh MTI 100. Er ist quasi ein Plattenspieler mit aller nötigen Elektronik im Untergeschoss. Aber man sieht auch das Dilemma des Bedienenden: zwischen Tonarm-Headshell und den Vorstufenröhren ist nicht viel Platz… (Foto: McIntosh)

Die Vorstufe des eingebauten Verstärkers ist röhrengetrieben, das soll wohl für den klassischen McIntosh-Sound sorgen. Die Röhren aber fanden im Unterdeck nicht mehr ausreichend gekühlten Platz und ragen, geschützt von kleinen Käfigen, recht vom Tonarm heraus. Das sieht gut aus, dürfte aber das Bedienen des Plattenspielers nicht unbedingt komfortabler machen.

McIntosh MTI100 Tubes
Zwei Vorstufenröhren vom Typ 12AX7 sind mit an Bord. Die Oberfläche des McIntosh MTI 100 ist ebenfalls klassisch gehalten: eine dicke Glasschicht, wie man sie von den großen Verstärkern her kennt (Foto: McIntosh)

Die Endstufen sind – bei so einem kompakten Konzept verständlich – platzsparend als Endstufen mit Schaltnetzteil aufgebaut und leisten trotz ihres geringen Platzbedarfs 2 x 50 Watt an 8 Ohm (2 x 80 Watt an 4 Ohm). Ebenfalls eingebaut ist eine hochwertige, zwangsweise stark gekapselte MM-Phonovorstufe für das Sumiko Olympia (oder alle anderen MM-Systeme, die der geneigte Besitzer einbauen möchte) sowie ein leistungsfähiger DAC, der das Zuspielen externer Digitalquellen über einen optischen und ein koaxialen Eingang erlaubt.

Habe ich etwas vergessen? Tatsächlich: Bluetooth. Ein Zuspielen über den praktischen kabellosen Weg ist möglich. Und auf der Rückseite findet sich noch ein analoger Eingang sowie ein Ausgang für einen Subwoofer-Anschluss. Der McIntosh MTI 100 ist also für sehr viele Fälle gerüstet.

Autor: Holger Biermann

Avatar-Foto
Chefredakteur mit Faible für feinste Lautsprecher- und Verstärkertechnik, guten Wein und Reisen: aus seiner Feder stammen auch die meisten Messe- und Händler-Reports.