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Barco Freya Premiere bei RTFS (Foto: R. Vogt)
Barco Freya Premiere bei RTFS (Foto: R. Vogt)

Super-Highend-Laserprojektor Barco Freya feiert Premiere bei RTFS

Am 4.Oktober 2021 gab es beim Heimkinobauer und Raumakustiker RTFS in Wörrstadt einen großen Bahnhof für einen der größten und besten Heimkino-Projektoren, die man für Geld und gute Worte kaufen kann. Barco demonstrierte hier in Europa das erste Mal die neueste Version des Barco Freya.

Chef bei RTFS: Akustiker Farshid Shahlawandian (Foto: R. Vogt)
Chef bei RTFS: Akustiker Farshid Shahlawandian (Foto: R. Vogt)

LowBeats Lesern sind der Gastgeber RTFS und Farshid Shahlawandian vermutlich am ehesten dadurch bekannt dass er akustisch sowohl für den Hörraum in München wie auch das Testkino verantwortlich zeichnet. Sein Hauptgeschäft ist es ganze Hörräume und Highend-Heimkinos zu planen und zu bauen. Dabei hilft es, dass RTFS über eine eigene Schreinerei und Lackiererei verfügt und so Vieles individuell zeitnah bauen und installieren kann. Das eigene, rabenschwarz gestaltete Demokino nahe Mainz ist dabei Demoraum und Labor in einem.

Einer wie keiner: der Barco Freya

Profitechnik für daheim: Barco Freya Premiere bei RTFS (Foto: R. Vogt)
Profitechnik für daheim: Barco Freya Premiere bei RTFS (Foto: R. Vogt)

Der Barco Freya ist in jeder Hinsicht eine andere Dimension als das, was man als gewöhnlicher Sterblicher unter einem Heimkino-Projektor versteht. Hier mal einige Rahmendatendaten vorab: 90 Kilogramm schwer und 71,0 x 113,2 x 55,0 Zentimeter groß – ohne Objektiv, versteht sich. Klar, der Freya ist ein für zu Hause adaptierter professioneller Kinoprojektor. Aber das hat bei der verwendeten Technik – abgesehen von der unhandlichen Dimension – durchaus Vorteile. Denn hier liefern drei Laser, je einer pro Grundfarbe, den größten nur denkbaren Farbraum (BT.2020) und feinst fokussierbare, kristallklare Pixel mit einer Bildruhe, die wie gemalt wirkt.

Groß wie ein Astronomisches Teleskop: Das Objektiv schaut zu weniger als der Hälfte aus dem Gehäuse heraus (Foto: R. Vogt)
Groß wie ein Astronomisches Teleskop: Das Objektiv ragt zu weniger als die Hälfte aus dem Gehäuse heraus (Foto: R. Vogt)

Zur Präsentation bei RTFS stand das für die Installation passende Objektiv nicht zur Verfügung. So fand ein etwas zu Tele ausgelegtes Exemplar Einsatz, das die akustisch transparente 4-Meter-Cinemascope-Leinwand nicht ganz zu füllen vermochte. Das ausgebaute Objektiv ist fast einen Meter lang und erinnert eher an ein astronomisches Fernrohr als ein Objektiv.

Wie schon bei den kleineren Modellen und dem getesteten Barco Bragi CS gibt es auch am Freya eine Scheimpflug Korrektur, um bis in alle vier Ecken perfekt fokussieren zu können. Und der Projektor ist scharf! So knackige Quadrate von Pixeln habe ich noch nie gesehen. Und das – bitteschön – von einem 3-Chip-DLP. Das geht auch nur, weil die Profi-Lightengine dafür eine mit Mikrometerschrauben feinst-einstellbare mechanische Konvergenzkorrektur besitzt. Eine Schraubenumdrehung verschiebt das Raster um ein Siebzehntel Pixel.

Chris Markovets von Barco-Deutschlandvertrieb bei der Fokus-Feineinstellung (Foto: R. Vogt)
Chris Markovets vom Barco-Deutschlandvertrieb bei der Fokus-Feineinstellung (Foto: R. Vogt)

Die Technik des Freya stammt, wie gesagt, aus der kommerziellen Kinotechnik. Entsprechend sind auch die restlichen Ausstattungsmerkmale und Funktionen: Das beginnt mit der Anschlusswahl zwischen Steckdose oder Drehstrom. Hoppla, da geht wohl einiger Strom durch… Eingebaut ist ein RAID-5 Kinoserver mit Einschüben für drei Festplatten nebst integriertem Abspieler. Aber eben auch zwei HDMI-Eingänge und zwar mit voller Bandbreite für alles, was bis 4K/60Hz erlaubt ist – inklusive voller 4:4:4 Signalbandbreite. Hinzu kommen 3G-SDI-Eingänge wie sie in TV-Studios üblich sind. Bei 2K-Auflösung schafft die Engine auch 120Hz. Und ich rede wirklich von 4K und 2K, denn nativ zeigt der Barco 4096 x 2160 Pixel.

Barco Freya Premiere bei RTFS: Gastgeber Farshid Shahlawandian (2. von rechts), <a href="https://www.lowbeats.de/test-highend-led-cinemascope-projektor-barco-bragi-cinemascope/">Barco</a>-Vertrieb Chris Markovets (rechts) und <a href="https://www.lowbeats.de/test-madvr-envy-extreme-potenter-videoprozessor-fuer-hdr-und-formatskalierung/">madVR</a>-Vertrieb Oliver Klohs (unten mitte) während der Demonstration (Foto: R. Vogt)
Barco Freya Premiere bei RTFS: Gastgeber Farshid Shahlawandian (2. von rechts), Barco-Vertrieb Chris Markovets (rechts) und madVR-Vertrieb Oliver Klohs (unten mitte) während der Demonstration (Foto: R. Vogt)

Einzig das Lüftergeräusch des dicken Profichassis könnte man als Kritikpunkt während der Demonstration anführen. Aber solch ein Arbeitsgerät gehört eben in einen separaten Vorführraum.

Um die Performance noch zu steigern, hatte RTFS-Chef Farshid Shahlawandian noch den madVR Envy extreme als Signalprozessor hinzugenommen. Auch diese Kombination kann nur als absolut gelungen bezeichnen. Für den Event war sogar Oliver Klohs vom deutschen madVR-Vertrieb angereist, um technische Unterstützung zu bieten. Der Prozessor hatte gerade das neueste Update (inklusive der neu entwickelten Testbilder für die Bildjustage und -analyse) aufgespielt und konnte so sehr beeindruckend zeigen, wie knackscharf und präzise der Freya wirklich arbeitet.

Barco Freya Premiere bei RTFS: Ein Foto kann das Erlebnis nicht annähernd widerspiegeln. Hier ein Schnappschuss von der Leinwand aus "<a href="https://www.imdb.com/title/tt1950186">Le Mans 66 - Gegen jede Chance</a>" (Foto: R. Vogt)
Barco Freya Premiere bei RTFS: Ein Foto kann das Erlebnis nicht annähernd widerspiegeln. Hier ein Schnappschuss von der Leinwand aus „Le Mans 66 – Gegen jede Chance“ (Foto: R. Vogt)

Die Signalverarbeitung für HDR-Wiedergabe des Barcos Freya ist (wie schon beim Bragi) eher simpel gestrickt. Die des madVR Envy dagegen gehört zum Besten, was es in dieser Hinsicht überhaupt gibt; der Zusatz-Prozessor passt also perfekt. Und damit bekam HDR wirklich Glanz auf die Leinwand. Mangelt es den gängigen HDR-Projektionen in der Regel an real erreichbarer Helligkeit, vermittelten die gemessenen knapp 250nit (7500 Lumen!) des Freya wirklich den Eindruck von Tageslicht. Und die damit verbundene Farbaussteuerung erlaubt eine Farbsättigung, wie man sie sonst nur von OLED-TVs kennt.

Am verblüffendsten aber war, wie plastisch und mit welch bislang ungeahnten Nuancen das Bild erschien – ohne dabei irgendwie übertrieben zu wirken. Ich meine damit feinste Texturen wie Webmuster in Kleidung, feinste Äderchen oder Hautporen – und zwar alles genau im richtigen Maß natürlich gezeichnet. Es ist das Ergebnis dieser enormen Helligkeit, der optischen Schärfe, aber auch von einem nativen In-Bild-Kontrast (ANSI) von rund 1.000:1. Sagen wir, wie es ist: Gute, bezahlbare Heimkinoprojektoren schaffen nicht mal die Hälfte!

Ein ebenfalls installierter Barco Bragi CS kam als nächstes zum Vergleich zum Zuge. Der konnte die 4,0 Meter CinemaSope-Leinwand komplett füllen und war erwartungsgemäß spürbar weniger hell. Bedenkt man aber, dass er zu einem Drittel des Freya-Preises über die Ladentheke geht, kam er in den wichtigen Tugenden erstaunlich nah an den großen Bruder heran; die Familienähnlichkeit war eindeutig. Knackscharfes Bild, hoher In-Bild-Kontrast und schlicht realistisch wirkende Farben zeichneten das Bild wie schon im LowBeats-Test aus. Das galt gerade auch für bis an die Grenzen getriebene Inhalte wie beispielsweise realistisch leuchtendes Feuer im Film „Awaken„.

Barco Freya mit DCI-Server, SDI- und HDMI-Eingängen (Foto: R. Vogt)
Barco Freya mit DCI-Server, SDI- und HDMI-Eingängen (Foto: R. Vogt)

Wie hoch dieses Niveau wirklich war, merkten wir aber erst beim erstmaligen Wechsel auf den Sony VPL-VW790ES, der zur festen Demoausstattung im RTFS-Kino gehört. Gemeinhin zählt der Sony-Laser zur Heimkino-Elite. Doch im Vergleich wirkte er, als hätte jemand einen Grauschleier davorgezogen: sein Bild schien soft und stumpf, ohne Glanz. Der Verdacht der Fokus sei verstellt, bestätigte sich nicht. Und damit kein Missverständnis entsteht: Auch hier kam ein per madVR prozessiertes und kalibriertes Bild zum Einsatz. Doch es half nichts: Die Barcos spielen einfach in einer anderen Liga. Also wurde schnell wieder der RGB-Laser des Freya angeworfen und schon ging die Sonne wieder auf..

Fazit

Wer meint mit einem vermeintlich highendigen Projektor wie einem Sony-Laser-Modell für 12.000 Euro am Ende der Fahnenstange angelangt zu sein, dem verpasst der vom Profi adaptierte RGB-Laser von Barco eine satte Ohrfeige. Das sind keine kleinen Zuwächse. Der Barca Freya kann in Sachen Helligkeit, Farbe, Kontrast und vor allem Schärfe klar und überdeutlich einfach alles besser.

Klar ist auch: das kostet Geld und mehr als den üblichen (Installations-) Aufwand. Für 107.000 Euro inklusive Objektiv ist die Belohnung aber ein derart realistisches und plastisches Bild (das Stichwort „wie 3D ohne Brille“ fiel mehrfach als Kommentar…), dass man das liebend gerne in Kauf nähme, wären denn die Taschen tief genug. Aber es war eine überzeugende Demonstration dessen, was möglich ist. Danke an RTFS, Barco und Heimkino Klohs.

Autor: Raphael Vogt

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Technischer Direktor bei LowBeats und einer der bekanntesten Heimkino-Experten der Republik. Sein besonderes Steckenpferd ist die perfekte Kalibrierung von Beamern.