Die IOTAVX AVXP 7-230 7-Kanal-Endstufe ist mit knapp 32 Kilogramm ein echtes Eisenschwein, wie man in unserer Branche (liebevoll) sagt. Und mit einem Anschaffungspreis von unter 2.200 Euro auch noch ziemlich günstig. Denn für satte 7 x 230 Watt macht das umgerechnet 1,36 Euro pro Watt – was vor dem Hintergrund der gebotenen Qualität in meinen Augen wirklich ein Schnäppchen darstellt.
Damit liegt die neue, kraftvollere Endstufe nur knapp hinter der IOTAVX AVXP1, die ich mit ihrem Verhältnis von 1,16 Euro/Watt schon vor drei Jahren testete und die als etablierter Preis/Leistungs-Knaller weiterhin im Programm ist. Aber klingt die neue auch besser? Oder bietet sie einfach nur etwas mehr Power?
Das Besondere an der IOTAVX AVXP 7-230
Das Äußere bleibt schlicht minimalistisch. Auf der Front gibt es als einziges Element den typischen, schon seit Nakamichi-Zeiten bekannten, quadratischen Taster zum Einschalten mit einer leuchtenden Umrandung. Zur Erinnerung: IOTAVX kommt ja aus dem Nakamichi-Dunstfeld. Der Schalter leuchtet in Bereitschaft dunkelrot und bläulich weiß, wenn man einschaltet. Angenehm: Nach ein paar Sekunden nach dem Einschalten dimmt sich die LED-Leiste auf ein so dezentes Maß, das selbst im dunklen Kino nicht stören sollte.
Die Rückseite wirkt ebenso schlicht wie die Front: Die sieben Kanalzüge bieten jeweils einen Cinch- und einen symmetrischen XLR-Eingang. Die Auswahl erfolgt per klassischem Kippschalter. Robuste, isolierte Schraubanschlüsse bieten guten Halt für blanke Kabel, Kabelschuhe und Banana-Stecker.
Zur Vermeidung von Brummschleifen verwendet IOTAVX einen Netzanschluss ohne Schutzerde. Ein Hauptschalter erlaubt eine komplette Netztrennung. Wer via 12V-Trigger ferneinschalten möchte, kann das machen und das Triggersignal auch weitergeben. Durchdacht: Die Einschaltung per Trigger lässt sich separat aktivieren oder deaktivieren. Das weitergeleitete 12V-Triggersignal wird nicht verzögert. Möchte man also mehrere Endstufen verkettet einschalten – und zwar ohne Gefahr zu laufen, die Haussicherung auszulösen – sollte man beispielsweise ein Verzögerungsglied wie das geteste Antrax verwenden, um die Komponenten nacheinander zu starten.
Die Verarbeitung ist robust und sorgfältig. Jeweils eine untere und eine obere Gehäusewanne aus dickwandigem Blech sind seitlich ineinander gefalzt und mittels kleiner Schlossschrauben stabil miteinander verbunden. Alle Schrauben sind bündig versenkt, alle Kanten entgratet. So mag ich das. Die gestanzten Langlöcher in Boden und Deckel sind von innen mit einem feineren Lochblech verkleidet.
Die großen Kunststofffüße ruhen auf einem entkoppelnden Gummiring und sind relativ weit nach innen versetzt angeschraubt. Das lässt den schweren Verstärker im Rack scheinbar schweben und nimmt ihm rein optisch ein wenig die Massigkeit.
Der Blick unter die schwere Haube legt das aufgeräumte Innenleben bloß. Gut zwei Drittel des Gehäusevolumens nehmen die sieben Endstufenmodule in klassischer, diskret aufgebauter Class-A/B-Schaltung ein. Die Kühlluft strömt rein und wird durch Konvektion senkrecht von unten nach oben durchgeleitet. Man muss also für ausreichend Zu- und Abluft sorgen, um eine Überhitzung zu vermeiden.
Es gibt zwei massige, gekapselte Ringkerntransformatoren: Einer versorgt drei, der andere vier Kanäle. Die sind laut Hersteller aber potenter als alles, was die Endstufen abrufen können. Die ungleiche Lastverteilung spielt also keine Rolle. Insgesamt 280.000 Microfarad puffern die Siebkondensatoren zum Abfedern eines plötzlichen Leistungsbedarfs.
Hörtest mit Power
Nach der Inbetriebnahme darf man sich vom allerersten Höreindruck nicht täuschen lassen. Wie alle Elektronik mit komplett diskretem Aufbau braucht auch die AVXP 7-230 ein paar Stunden Einspielzeit. Und die habe ich dem Amp natürlich gegönnt. Und wie zu erwarten, wich der zunächst sehr klingelnde Sound einem ausgewogenen, recht vollmundigen und dennoch feinem Klang. Etwas fällt aber sofort auf: Die IOTAVX ist echt laut! Gemeint ist der ungewöhnlich hohe Verstärkungsfaktor, der wohl mehr Power suggerieren soll.
Das ist sicherlich der Tatsache geschuldet, dass schon aufgrund ihres Preis/Leistungsverhältnisses ein nicht unerheblicher Teil der IOTAVX-Endstufen zum Nachrüsten von AV-Receivern mit externen Endstufen verwendet wird. Und deren Vorverstärkerausgänge sind oft recht beschränkt in der erreichbaren Ausgangsspannung. Mit einer sehr hohen Verstärkung hat man dann die notwendigen Reserven, um verzerrungsfrei aus den Receiver-Vorverstärkerausgängen praktisch jeden Lautsprecher auch maximal ansteuern zu können. Für separate AV-Vorverstärker wäre das nicht notwendig, die bieten stets mehr als ausreichend Ausgangspannung. Eine Gefahr bei sehr hoher Verstärkung sind stets die Störgeräusche, die ja entsprechend mit verstärkt werden. Bei der AVXP 7-230 aber blieb alles ruhig.
Die vor ein paar Wochen erst getestete Mehrkanal-Endstufe Trinnov Amplitude 16 (die zugegebenermaßen pro Kanal gerechnet etwa das Doppelte kostet) hatte ich noch gut im Ohr. Die tonale Balance bei beiden Testgeräten wirkt ähnlich angenehm ausbalanciert. Sicher kann die Trinnov der IOTAVX in Sachen Detailabbildung und Klangfarbenreichtum davonziehen. Aber Welten liegen nicht dazwischen. Das klangliche Gefüge der AVXP 7-230 bietet eine harmonische Balance aus Grob- und Feindynamik, mit energiereicher Attacke, ordentlich Wucht im Bass, Körper im Grundton und feinen Mitten mit scharfer Ortung und guter Räumlichkeit. Gerade impulsive Drums oder Piano kann der 7-Kanäler wirklich überzeugend knackig in den Raum stellen. Beste Voraussetzungen für differenzierte und dennoch wuchte Filmwiedergabe.
Fazit IOTAVX AVXP 7-230
Die technisch etwas betagtere IOTAVX AVXP1 bekommt mit der IOTAVX AVXP 7-230 eine große und moderne Schwester an die Seite, bei der alles etwas mehr ist: etwas teurer, etwas mehr Auflösung, etwas mehr Raum, etwas mehr Power, etwas robuster verarbeitet. Passt alles gut ins Bild. Speziell für die Anwender, die die Endstufe zum Aufrüsten von AV-Receivern mit Vorverstärkerausgängen nutzen möchten, ist der ungewöhnlich hohe Verstärkungsfaktor nützlich. Pfiffig sind die neuen Kleinigkeiten: Das Licht der Power-Taste dimmt automatisch, praktisch ist auch die schaltbare Trigger-Funktion zur Ferneinschaltung. Das summiert sich alles zu einem ähnlichen Schnäppchen wie die bisherige Endstufe, weil sie in allen wichtigen Eigenschaften noch einen drauflegt. Ein tolles, rundes Paket.
Bewertungen:
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Klingt wunderbar ausgewogen |
| Cinch- und XLR-Eingänge |
| Toll verarbeitet |
| Power-LED dimmt automatisch |
Vertrieb:
Hifi Pilot
Berthold Daubner und Jens Hörmann GbR
Höhenstr. 7
75239 Eisingen
www.hifipilot.de
Preis (Hersteller-Empfehlung):
IOATVX AVXP 7-230: 2.199 Euro
Mehr von IOTAVX:
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Test Vollverstärker IOTAVX SA3 mit Endstufe IOTAVX PA3
IOTAVX AVXP 7-230 | |
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Produkttyp: | 7-Kanal Endstufe |
Dauerleistung (2 Kanäle): | 180W (8Ω) 300W (4Ω) |
Dauerleistung (2 Kanäle): | 150W (8Ω) 230W (4Ω) |
Anschlüsse: | Cinch- oder XLR-Eingänge (Schaltbar) |
Rauschabstand: | 112 dBA |
Klirrfaktor (THD+N): | ≤0.015% (Max. Leistung, 1 kHz) |
Frequenzgang (+/-1dB): | 10Hz – 35kHz |
Max. Leistungsaufnahme: | 2.640W |
Standby-Verbrauch: | <0.5W |
Abmessungen (B x H x T): | 435 x 183 x 453 mm inkl. Anschlüsse |
Gewicht: | 31.4 kg |
Alle technischen Daten |