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IOTAVX AVXP1 Test Aufmacherbild
IOTAVX AVXP1: Preiswerte 7-Kanal-Endstufe mit richtig Power, 1.199 Euro (Foto: R. Vogt)

Test: 7-Kanal-Power-Endstufe IOTAVX AVXP1 – Ein Schnäppchen?

Es ist schon eine Weile her, da teilten wir eine News über die neue Marke IOTAVX, die richtig fette Elektronik dank Direkt-Vertrieb zum Schnäppchenkurs anbietet. Das klang so interessant, dass wir uns prompt die Mega-Mehrkanal-Endstufe IOTAVX AVXP1 ins Kino gestellt und damit nun seit vielen Wochen experimentiert haben. Die Frage: Was kann das Ding? Und taugt so ein Kraftwerk dazu, auch einen großen AV-Receiver zu pimpen?

IOTAVX AVXP1 Front (Foto: R. Vogt)
IOTAVX AVXP1 Front (Foto: R. Vogt)

Die Ingenieurs-Gruppe hinter IOTAVX hat vor Jahren eine Vorgängerserie dieser Endstufe für Nakamichi hergestellt. Kein schlechtes Omen. IOTAVX, das spricht sich aus dem Englischen kommend „Eijota-Wi-Ex“ und steht etwas ungelenk für Internet Of Things Audio Visual Experience. Das führt in diesem Zusammenhang leider in die Irre, denn mit Internet oder auch nur Vernetzung hat weder dieses Produkt noch die dazugehörende Vorstufe etwas am Hut.

Dennoch: Was Hifi Pilot da für unter 1.400 Euro verschickt, ist ein robuster Karton-Sandwich mit deutlich über 30 Kilogramm Inhalt. Die IOTAVX AVXP1 ist ein echtes Eisenschwein, wie so etwas bei Brancheninsidern augenzwinkernd heißt. Wie war doch gleich die alte amerikanische Definition einer „guten Endstufe“: 1.) Man darf sie mit einer Hand nicht heben können und 2.) muss beim Einschalten kurz das Licht ausgehen.

IOTAVX AVXP1 Rückseite (Foto: R. Vogt)
IOTAVX AVXP1 Rückseite: Für jeden Kanal wahlweise ein Cinch- oder XLR-Eingang sowie ein Lautsprecher-Ausgang (Foto: R. Vogt)

Punkt 1.): checked! 30,3 kg sind es netto genau. Mit knapp 20 cm Bauhöhe ist die IOTAVX AVXP1 auch nicht wirklich kompakt, denn durch die satte Leistungsabgabe muss man Platz für entsprechend Be- und Entlüftung einplanen, wenn das Kraftwerk mitten im spannendsten Actionfilm keinen Hitzetod erleiden soll. Punkt 2.): Zum Glück hat diese moderne Endstufe eine Einschaltstrom-Begrenzung, das Licht flackerte also – beruhigender Weise – nicht.

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IOTAVX AVXP1 Innenansicht (Foto: R. Vogt)
IOTAVX AVXP1 innen: jede Menge Leistung in sieben Verstärkersträngen (Foto: R. Vogt)
IOTAVX AVXP1 Netzteil (Foto: R. Vogt)
IOTAVX AVXP1 Netzteil (Foto: R. Vogt)
IOTAVX AVXP1 Siebkapazitäten (Foto: R. Vogt)
IOTAVX AVXP1: Siebkapazitäten mit 90.000µF stbilisieren das Netzteil (Foto: R. Vogt)
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Und nicht nur das schiere Gewicht der IOTAVX AVXP1 vermittelt den Eindruck, dass man hier keine heiße Luft gekauft hat. Ein Blick unter die Haube zeigt die sieben diskret aufgebauten, senkrecht aufgereihten Endstufenmodule und das dicke Netzteil, welches insgesamt 1,3 Kilowatt elektrischer Leistung zur Verfügung stellen kann. Was gut doppelt so viel ist wie bei den dicksten AV-Receivern, die LowBeats bislang im Test hatte.

Man bekommt für ein überschaubares Budget tatsächlich auch Ausstattung und Verarbeitung, die positiv überrascht. Die dicken Bleche sind mit ordentlichen Maschinenschrauben arretiert, statt mit den in dieser Preisklasse üblichen Blechschrauben. Es gibt einen richtigen Hauptschalter, obwohl der Standby-Verbrauch mit 0,5 Watt das Ausschalten kaum notwendig macht. Ebenfalls erfreulich: Der Ruhe-Verbrauch im eingeschalteten Zustand ohne Signal liegt nur um die 50 Watt.

Neben Triggereingang zum Ferneinschalten gibt es eine Dimmersteuerung für den Schriftzug und Schalter auf der Front, wozu man aber die passende Vorstufe AVX1 braucht. Alle sieben Eingänge sind separat schaltbar entweder mit Cinch- oder XLR-Eingang zu betreiben.

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Schrauben mit Feingewinde statt billiger Blechschrauben (Foto: R. Vogt)
IOTAVX AVXP1 im Detail: Schrauben mit Feingewinde statt billiger Blechschrauben (Foto: R. Vogt)
IOTAVX AVXP1 Dimmer und Trigger (Foto: R. Vogt)
Dürfen auch beim IOTAVX AVXP1 nicht fehlen: Dimmer und Trigger (Foto: R. Vogt)
IOTAVX AVXP1 Ein- und Ausgänge (Foto: R. Vogt)
IOTAVX AVXP1 Ein- und Ausgänge mit Cinch oder XLR (Foto: R. Vogt)
IOTAVX AVXP1 Hauptschalter (Foto: R. Vogt)
IOTAVX AVXP1 Hauptschalter (Foto: R. Vogt)
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Zurück zum mächtigen Netzteil dieser Endstufe und damit auch einer der größten Qualitätsbremsen in den meisten Surround-Receivern. Denn deren Netzteil kann schon durch den begrenzten Platz und durch thermische Beschränkungen eine bestimmte Größe nicht überschreiten, muss aber trotzdem die widersprüchlichsten Anforderungen gleichzeitig erfüllen. Die Sektionen für Video, digitale Signalverarbeitung und Digital/Analogwandler samt nachgeschalteter Vorverstärker-Kanäle brauchen ja relativ wenig und konstanten Strom. Die Endstufen des Receivers indes haben je nach Leistungsabgabe sich stark ändernde Leistungs-Anforderungen bis hin zu sehr großen Strömen.

Endstufen-Module (Foto: R. Vogt)
IOTAVX AVXP1: sieben Endstufen-Module in A/B-Schaltungstechnik mit jeweils 170 Watt an 4 Ohm (Foto: R. Vogt)

Immer wieder stelle ich fest, dass Vorverstärker-Ausgänge, insbesondere von AV-Receivern der Mittelklasse und Oberklasse, signifikant besser klingen als deren Lautsprecherausgänge. Klar, hier kommen maximale Kanal-Anzahl und Ausstattung den Preis-geschuldeten Zwängen in Sachen Endstufen- und Netzteil-Ausstattung in die Quere. Und noch ein Trend ist zu beobachten: Weil die Software und das Prozessing immer komplexer und teurer werden, die Hersteller gewisse Preispunkte aber unbedingt halten wollen, wird oft an den Endstufen gespart. Klanglich ist das nur die zweitbeste Lösung…

Was deshalb bislang am Markt fehlte, war eine wirklich herausragende Mehrkanal-Endstufe mit guter Kraftentfaltung und dennoch feiner, audiophiler Klangqualität. Ist die IOTAVX AVXP1 die ersehnte Lösung? Die zu den Vorstufen gehörenden Mehrkanal-Endstufen der großen japanischen Hersteller Onkyo, Marantz und Yamaha klingen fürs Geld allesamt gut, aber nicht wirklich audiophil. Kraft haben sie immerhin alle. Die IOTAVX AVXP1 aber noch ein bisschen mehr: 7 x 170 Watt an 4 Ohm sollen ihre A/B-Endstufen laut Datenblatt leisten. Das ist eine Menge.

Praxis: Receiver mit Nachbrenner!

Zur praktischen Übung haben wir den AV-Receiver Marantz SR7009 (Erscheinungsjahr: 2014) aus dem LowBeats Referenz-Fundus bemüht. Der hat mal 1.600 Euro gekostet und bietet so gut wie alle heute angesagten Features wie Dolby Atmos und Auro 3D sowie die benötigten Vorverstärkerausgänge (Cinch) für alle sieben Kanäle. Der Versuchsaufbau entspricht genau dem, was HiFi Pilot Geschäftsführer Berthold Daubner jeden Tag erlebt: Die Kunden haben einen Oberklasse-Receiver und wollen den noch einmal richtig aufwerten oder sie kaufen günstig ein Auslaufmodell und bekommen zusammen mit der IOTAVX AVXP1 eine extrem leistungsfähige Lösung.

Vergleich mit Marantz SR7009 (Foto: R. Vogt)
IOTAVX AVXP1 mit Marantz SR7009 oben auf. So war das Umstöpseln am einfachsten (Foto: R. Vogt)

Natürlich hatte ich vorab noch seine Firmware auf den neuesten Stand gebracht und das 5.0-Setup eingemessen. Dann konnte es losgehen. Zunächst hörte ich den Marantz mit diversen Musikbeispielen aus dem integrierten Streamingplayer, der hervorragend klingt. Das mich schon lang begleitende Set aus Heco Celan GT Lautsprechern diente als Senke. Es klang vertraut: typisch erdiges Timbre mit guter Kraft und relativ entfernter Abbildung, wie das eine Marantz-Abstimmung gut macht. Alles sehr ordentlich differenziert und schön musikalisch.

Doch beim Umschalten auf die IOTAVX AVXP1 ging ein Ruck durch die Anlage. Hoppla! Das wirkte, als ob jemand den Schärferegler nochmal nachgestellt hat. Einzelne Instrumente der Bühne trennten sich um Klassen besser voneinander, einiges trat wie ein Relief hervor und in das Zimmer und nach hinten wurde der Raum tiefer. Auch einige grobdynamische Elemente wie die Vibrafon-Anschläge auf „Jazzkantine“ klangen knackiger und trotzdem klarer, mit mehr Energie und auch dass Instrument als Ganzes wurde körperhafter.

Der Unterschied wurde mit komplexem Mehrkanal-Ton eher noch größer. Konnte man das Netzteil des Receivers mit der Andocksequenz aus dem Film „Interstellar“ mit Hans Zimmers Riesen-Orgel plus Orchester plus Sound-Effekten praktisch bis zur Atemnot leer saugen, klang die selbe Filmszene wie befreit – nochmals wuchtiger und trotzdem differenzierter – wenn die Stromversorgung des Receivers nur noch für Video und Vorverstärker arbeiten musste und das IOTAVX-Kraftwerk seine Backen aufblies. Umso dynamisch anspruchsvoller, desto größer wurde der Vorteil zu Gunsten der externen Endstufe.

Fazit: Receiver-Klangtuning per Endstufe funktioniert!

Kann man einen AV-Receiver mittels externer Endstufe zu besserem Klang verhelfen? Das stand eigentlich schon außer Frage. Erstaunlich ist nur, dass dies mit der IOTAVX AVXP1 bereits für unter 1.200 Euro derart deutlich und unüberhörbar gut funktioniert. Die Grob- und Feindynamik verbesserte sich in der getesteten Kombination mit 1.600-Euro-Receiver erheblich und vielleicht sogar noch mehr, als es mit einem etwas dickeren Receiver-Modell möglich wäre.

Wer also Budget für eine Klangverbesserung anlegen möchte: Es muss nicht immer der neueste Receiver sein. Nur allzu oft ist es die Endstufe, die den echten Klang-Fortschritt bringt. Aber halt nicht jede: Ich habe in den letzten Jahren fast alle Mehrkanalendstufen der bekannten Markenanbieter gehört. Alle sind teurer, kaum eine ist ähnlich stark, klanglich ist keine besser. Da ich in diesem Preis- und Leistungsbereich derzeit keine attraktivere Lösung kenne als die IOTAVX AVXP1, bleibt nur ein Urteil: LowBeats Referenz.

IOTAVX AVXP1
2019/03
Test-Ergebnis: 4,5
Referenz
Bewertungen:
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Klingt kraftvoll und feingliedrich
Cinch- und XLR-Eingänge
Toll verarbeitet
Dimmerfunktion nur mit AVX1

Vertrieb:
Hifi Pilot
Berthold Daubner und Jens Hörmann GbR
Höhenstr. 7
75239 Eisingen
www.hifipilot.de

Preis (Hersteller-Empfehlung):
IOATVX AVXP1: 1.379 Euro

Mehr von IOTAVX:

Test Vollverstärker IOTAVX SA3 mit Endstufe IOTAVX PA3


Autor: Raphael Vogt

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Technischer Direktor bei LowBeats und einer der bekanntesten Heimkino-Experten der Republik. Sein besonderes Steckenpferd ist die perfekte Kalibrierung von Beamern.