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IOTAVX SA3 Bedienknopf
Der IOTAVX SA3 ist ein außergewöhnlicher, Vollverstärker. Für gerade einmal 450 Euro bietet er mehr Kraft und Ausstattung als jeder Mitbewerber (Foto: H. Biermann)

Test Vollverstärker IOTAVX SA3 mit Endstufe IOTAVX PA3

Es gab immer diese sehr günstigen Vollverstärker, die Generationen von HiFi-Fans inspirierten, weil sie guten Klang schon für schmale Münze möglich machten. Der NAD 3020 aus dem Jahre 1978 war so einer. Sein designierter Nachfolger NAD 316 BEE V2 ist es ebenfalls. Aber auch die fast schon unverschämt günstigen Verstärker der AX-Serie von Cambridge Audio haben das Zeug dazu. Denn die zeigen sehr eindrucksvoll, dass gutes und klassisches HiFi selbst für unter 1.000 Euro machbar ist. Und dann gibt es da ja noch diesen Vollverstärker IOTAVX SA3 für 450 Euro, von dem die Foren und verschiedene Online-Magazine wahre Wunderdinge erzählen. Nach vielen Testwochen können wir sagen: die meisten dieser Vorschuss-Lorbeeren bekam er zu Recht…

IOTAVX SA3 Front
Äußerlich eher schlicht und flach gehalten: der IOTAVX SA3 von vorn. Auffällig ist neben dem Power-Knopf links auch der blau illuminierte Multifunktionsknopf rechts (Foto: IOTA)

Zunächst einmal zum Hintergrund: Laut Firmenbrochüre ist IOTA schon über 60 Jahre in der Branche aktiv. Das aber wohl eher im Untergrund – als Zulieferer. Als sicher gilt, dass die Firma die Komponenten von Nakamichi entwickelte und produzierte, zumindest die der letzten Generationen. Wer diese Geräte aus der Zeit ab 1997 noch kennt, weiß vielleicht noch um deren extrem stabilen Aufbau und die immense Kraft der Voll- und Endverstärker. Und so verwundert es auch nicht, dass IOTA mit einer Endstufe, der 7-Kanal-Endstufe IOTAVX AVP1, das erste Ausrufezeichen setzte: 7 x stabile 170 Watt an 4 Ohm. Und das für gerade einmal 1.200 Euro. Da konnte auch LowBeats Heimkino-Experte Raphael Vogt nur ungläubig staunen – und musste Bestnoten vergeben.

Das Konzept des IOTAVX SA3

Der Vollverstärker IOTAVX SA3 kommt erkennbar aus dem gleichen Stall. Mit seinen 2 x 90 Watt an 4 Ohm ist er sehr viel leistungsfähiger als die meisten seiner Preisklassen-Artgenossen. Und ein Blick unter die Haube zeigt, dass diese Leistungsangabe keine großzügige Marketing-Schätzung ist.

IOTAVX SA3 Trafo
Der fast symmetrisch aufgebaute IOTAVX SA3 ist mit Trafo, den Kühlkörpern links und rechts davon sowie den Vorverstärkerzweigen voll bis unters Dach. Kein Wunder, dass der SA3 6,5 Kilo wiegt (Foto: H. Biermann)

Oftmals kommen in dieser Preisklasse – schon gerade bei dieser Gehäusegröße – Digitalendstufen zum Einsatz. Davon hält man bei IOTA nichts. Hier wird alles nach alter Väter Sitte im AB-Betrieb gelöst: Transistoren vom Typ B817 sorgen für die stattliche Leistung, der kräftige Ringkerntrafo in Verbindung mit den Siebelkos auch bei sehr hohen Pegeln für die nötige Stabilität in den Bässen. Davon haben wir uns ausgiebig überzeugen können.

Bei IOTA ist man von dem Konzept der Endstufe derart überzeugt, dass man sie auch einzeln verkauft: als IOTAVX PA3. Also gleiche Abmessungen, gleiche Leistung, es fehlen nur die Vorstufen-Funktionen. Beim hiesigen Vertrieb HiFi Pilot gibt es das unauffällige Kraftpaket für 350 Euro. Und der schlaue Mit-Vertriebschef Berthold Daubner hatte zum Test des SA3 gleich noch die Endstufe dazugepackt: „Zum Herumprobieren“, wie er meinte. Er wusste wohl, wie weit das ausarten würde…

IOTAVX SA3 Stereo/mono
Wie auch der IOTAVX A3 hat die Endstufe einen „Brückenknopf“: steht der Schalter auf „mono“, leistet die Endstufe 1 x 180 Watt an 4 Ohm (Foto: H. Biermann)

Dazu muss man wissen, dass die IOTA Leute ihrem Vollverstärker eine sehr ungewöhnliche Betriebsart mit in das Ausstattungspaket packten: einen Mono-Schalter. Wie auch die Endstufe PA3 lässt sich der SA3 brücken und leistet dann 1 x 180 Watt an 4 Ohm. So ein Konzept ist mir im HiFi dieser Preisklasse noch nicht begegnet und eröffnet in Kombination mit der Endstufe SA3 eine herrliche Spielwiese an Möglichkeiten: den Bi-Amping-Betrieb? Oder mit zwei Monoblöcken? Aber dazu später mehr.

IOTAVX SA3 Transistoren
Die Transistoren sind per Wärmeleitpaste auf die massigen Kühlkörper geklebt. Das Wärme-Management jedenfalls ist gelungen; richtig warm werden SA3 und PA3 nie (Foto: H. Biermann)

Im Moment bleiben wir noch bei dem Aufbau der beiden Verstärker: Fast schon etwas ungewohnt ist die geringe Bautiefe von IOTAVX SA3 und PA3. Inklusive Buchsen und Bedienknopf kommen sie auf gerade einmal 27 Zentimeter. Denn wer bitteschön braucht die übliche Tiefe von 30 Zentimeter plus bei den Geräten? Wer sich prüft: niemand. Man vergeudet nur Platz.

Bautiefe
Die Abmessungen der beiden IOTA-Amps sind erfreulich klein (B x H x T): 43,5 x 5,9 x 27,0 cm. Im Umgang merkt man erst, wie angenehm vor allem die geringe Bautiefe ist (Foto: H. Biermann)

Ebenso erfreulich ist das Ideal der Briten bei den Vorverstärkerschaltungen: Die sind nämlich weitgehend diskret aufgebaut. Auch das hat in dieser Klasse absolute Seltenheitswert.

IOTAVX SA3 diskreter Aufbau
Große Teile der Phono-Sektion sind diskret, also mit Einzelbausteinen und nicht mit den Klassen- üblichen Chips aufgebaut. Ein Zeichen von Qualität (Foto: H. Biermann)

Beim Durchlesen der Ausstattungsliste konnte ich es kaum glauben: 5 x Hochpegel (Cinch), dazu einen DAC, den man per S/PDIF (coaxial) oder Toslink (optisch) anspielt. Hinzu kommt ein Phono MM-Eingang, für den IOTA eine Eingangsempfindlichkeit von 2,5mV angibt, der also mit allen derzeit gängigen MMs zurechtkommen sollte. Selbst Bluetooth mit AptX ist möglich. Dazu muss der Nutzer einen IOTA Bluetooth-Dongle einschieben, den der HiFi Pilot aber für günstige 25 Euro im Programm hat. Komplettiert wird das Ganze durch einen Kopfhörer-Ausgang auf der Front und eine simple, aber sehr zweckmäßige Fernbedienung.

IOTAVX SA3 Fernbedienung
Die Systemfernbedienung des IOTAVX SA3 ist Preisklassen-üblich aus Kunststoff und könnte auch Quellen steuern – aber die fehlen noch im IOTAVX-Programm (Foto: H. Biermann)

Wer das Bild unten genau ansieht, erkennt auch noch 5 Ausgänge: die beiden Lautstärke-geregelten Pre-Outs, die ungeregelten Rec-Outs sowie einen weiteren für einen Subwoofer (lila). Der ist allerdings ungefiltert; die Filterung muss dementsprechend am Subwoofer erfolgen.

Anschlüsse
Nicht schlecht für einen Vollverstärker der Einsteigerklasse: Am SA3 lassen sich 5 x Hochpegel (Cinch), 1 x S/PDIF coaxial, 1 x Toslink optisch und 1 x Phono MM (für den IOTA eine Eingangsempfindlichkeit von 2,5mV angibt) anschließen. Die Anschlussmöglichkeiten der Endstufe PA3 (unten) sind da etwas bescheidener… (Foto: H. Biermann)

Interessant ist der oben schon erwähnte Mono/Stereo-Betriebsschalter, der auch aus dem SA3 eine Vorstufe plus Mono-Endstufe machen kann. Durch diesen Schaltungskniff verdoppelt sich wie gesagt die Leistung und man kann mit einer zugekauften PA3 (die natürlich den gleichen Pegel hat) auch sehr schwierige Lautsprecher betreiben. Einer der elektrisch anspruchsvollsten Lautsprecher, die wir derzeit im Test haben, ist die Canton A 55. Die Impedanz verläuft zwar ungefährlich oberhalb 3,5 Ohm, doch der kapazitive Phasenversatz im Bassbereich erfordert sehr stabile Endstufen. Diesen Lautsprecher mit einem klassischen Einsteiger-Verstärker zu kombinieren, ist nicht zielführend. Doch der SA3 schlug sich an der sehr stattlichen und bassstarken Canton hervorragend – erst recht, als wir ihm die PA3 zur Seite stellten, beide auf „mono“ stellten und so immerhin knapp 200 Watt pro Seite zur Verfügung hatten. Da staunten wir allesamt nicht schlecht: So viel Dynamik und Basskontrolle hört man in dieser Preisklasse wohl nur ganz selten.

Damit wird es Zeit für ein kleines Zwischenfazit: Der SA3 hat von der Ausstattung her fast alles, was man braucht. Und er hat Leistung – vor allem in Kombination mit der PA3. Die stabile Leistung aber ist der Schlüssel zu günstigen, gebrauchten Lautsprechern, die zwar super klingen, aber elektrisch anspruchsvoll sind: etwa die früheren Isophon Lautsprecher mit Bandpass, die früheren Canton Speaker mit DC-Filterung oder sogar größere Infintiy Kappa Lautsprecher à la 8.2 oder 9.2. Mit diesem „Leistungspaket“ schiebt sich der IOTAVX SA3 vor alle anderen Verstärker seiner Preisklasse.

So klingt der SA3

Für die Hörtests hatten wir verschiedene Lautsprecher zur Auswahl: von der schon erwähnten Canton A 55 (Paarpreis: 4.400 Euro) über die Monitor Audio Silver 100 (Paarpreis 950 Euro) bis hin zur Nubert nuBox 383. Die meiste Zeit hörten wir mit der Monitor Audio Silver 100 – einfach, weil auch die Vergleichsverstärker (Cambridge Audio AXA35 (350 Euro) und Exposure 1010 S2 (650 Euro) besser mit ihr zurechtkamen. Erstaunlicherweise klangen Cambridge und IOTAVX recht ähnlich: sehr musikalisch, unaufgeregt, minimal bedeckt, angenehm. Der Exposure geht ebenfalls in diese „britische“ Klangrichtung, bietet aber in den Mitten mehr Offenheit und Transparenz.

Doch Feinheit und Transparenz enden schnell, wenn es mal etwas lauter wird. Da wurde die Kraft des SA3 wieder spürbar: wie er den Druck von unten noch mächtiger aufbaute. Das immer wieder gern genommene „Crying“ von James Blood Ulmer war bei kleinen Pegeln mit dem Exposure lebendiger und erlebnisreicher. Stand der Lautstärkeregler aber jenseits von 13 Uhr, hatte der IOTAVX alle Hörer auf seiner Seite. Sein minimal bedeckter Charakter kam ihm nun zugute: Es wurde einfach nicht harsch.

James Blood Ulmer
Diese Live Aufnahme trennt mit ihrer großen Dynamik schnell die Spreu vom Weizen: James Blood Ulmer Live At The Bayerischer Hof München (Cover: Amazon)

Natürlich haben wir auch den Phono-Eingang ausprobiert; im Hörraum steht für solche Fälle immer der Elac Miracord 70 mit einem Ortofon 2M Blue Tonabnehmer bereit. Das Ergebnis war erfreulich, wenngleich die Wiedergabe mit dem Cambridge Audio AXA35, der ebenfalls eine gute MM-Phonostufe eingebaut hat, etwas luftiger und feiner war.

Das gleiche Bild beim eingebauten DAC, einem Wolfson WM8524 von Cirrus logic. Als „Referenz“ nutzten wir hier den erstaunlich guten CD-Player Cambridge Audio AXC35 (350 Euro). Klassisch über Cinch verbunden, klang die Kombi aus SA3 und AXC35 tadellos. Nutze ich aber den Cambridge nur als Laufwerk und ging vom Digitalausgang auf den IOTAVX, klang es ebenfalls ordentlich, aber das Klangbild wurde etwas heller und gröber. Jedenfalls nicht besser. Die klassische Verbindung ist hier also vorzuziehen und die Digitaleingänge empfehlen sich nur, wenn es keinen anderen Weg gibt.

SA3 mit PA3 und CA AXC 35
Eine empfehlenswerte Kombination: CD-Player AXC35 von Cambridge Audio mit SA3 (hier auf der PA3). Im Hintergrund die exzellente Monitor Audio Silver 100 (Foto: H. Biermann)

Und dann kam die PA3 ins Spiel. Die oben schon angeführte Variante mit zwei Mono-Endstufen ist bei großen Lautsprechern mit vielen oder großen Bässen immer die erste Wahl. Bei kleineren Lautsprechern wie der Monitor Audio Silver 100 aber klingt die Variante mit Bi-Amping-Ansteuerung noch besser. Glücklicher Weise hatten alle Testlautsprecher Bi-Wiring-Terminals und so konnten wir nach Herzenslust ausprobieren. Mit der PA3 und dem Bi-Amping-Modus kam noch etwas mehr Offenheit und Lebendigkeit in die Stimmwiedergabe. Wer den hohen Pegel der gebrückten Monos nicht braucht, findet hier eine wunderbar audiophile Lösung für weit unter 1.000 Euro.

Fazit

Der IOTAVX Vollverstärker ist ein großer Wurf. Mehr Ausstattung und mehr Leistung geht kaum. Der SA3 ist flexibel, hat aber – eigentlich nur zu verständlich bei diesem Preis – an verschiedenen Stellen noch Luft nach oben. Das heißt: Man kann beruhigt mit dem Vollverstärker einsteigen und dann nach und nach ausbauen: mit einem externen DAC, einer externen Phonostufe und natürlich mit der hauseigenen Endstufe PA3. Auch dieses Kraftwerk ist eine Sensation. Wo sonst bekommt man eine so rauscharme Mono-Endstufe mit knapp 200 Watt für 350 Euro?

LowBeats Bewertung IOTAVX

Machen wir es kurz und schmerzlos: Wir vergeben hier eine ganz dicke Empfehlung – für Voll- und Endverstärker!

IOTAVX SA3
2019/07
Test-Ergebnis: 4,5
ÜBERRAGEND
Bewertungen:
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Klingt ausgewogen-britisch, wenig spektakulär
Umfassende Ausstattung
Klassen-ungewohnt hohe & stabile Leistung
Mono-brückbar

Vertrieb:
Hifi Pilot
Höhenstr. 7
75239 Eisingen
www.hifipilot.de

Preis (Hersteller-Empfehlung):
IOATVX SA3: 449 Euro

Die Mit- und Gegenspieler im Test:

Familientest Canton Anniversary A 55, A 45, A 35 und A 45BS
Test Plattenspieler Elac Miracord 70: Masse-Laufwerk für 1.200 Euro

Test NAD C 316 BEE V2: Der Budget-Vollverstärker
Familientest AX-Serie von Cambridge Audio
Test Exposure 1010 S2: feiner Klang für 650 Euro

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Autor: Holger Biermann

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Chefredakteur mit Faible für feinste Lautsprecher- und Verstärkertechnik, guten Wein und Reisen: aus seiner Feder stammen auch die meisten Messe- und Händler-Reports.