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Im Test: audiophile, kräftige 16-Kanal-Endstufe Trinnov Amplitude 16. Macht bei 10.591 Euro nur 662 Euro pro Kanal (Foto: R. Vogt)
Im Test: audiophile, kräftige 16-Kanal-Endstufe Trinnov Amplitude 16. Ist mit 10.600 Euro alles andere als billig. Pro Kanal allerdings sind es nur nur 662 Euro... (Foto: R. Vogt)

Test: Audiophile 16-Kanal-Endstufe Trinnov Amplitude 16

LowBeats gehörte vor genau sieben Jahren – ja, so lange gibt es uns bereits – zu den ersten Magazinen, die über die Trinnov Altitude 32 Prozessor-Vorstufe jubelten. Diese Referenz-Vorstufe und die nachfolgend erschienene Altitude 16 setzen bis heute den Maßstab in Sachen Mehrkanal-Wiedergabe. Womit sich die Franzosen allerdings länger schwer taten, war eine passende Endstufe. Nach den 8-Kanal-Modellen Amplitude 8 und der Amplitude 8m auf Hypex-Basis kommt nun eine Lösung mit ICEpower Schaltverstärkern. Die neue Amplitude 16 bietet  16 Kanäle in kompakter Bauform, deutlich besserer Klangqualitä und günstiger wird es auch noch. Klingt fast zu schön, um wahr zu sein…

Trinnov Amplitude 16: hier zu sehen Kanäle 1-8 Solo, 9-16 in Brücke (Foto: R. Vogt)
Trinnov Amplitude 16: hier gut zu erkennen, die Kanäle 1-8 im Solo-, 9-16 im Brückenbetrieb. Ein Schalter ermöglicht das Ausschalten der Front-LEDs (Foto: R. Vogt)

Das Angebot von 16 Kanälen klingt erst einmal übertrieben. Aber die bekommt man im Heimkino ruckzuck belegt. In Atmos-Zeiten ist eine 7.1.4 Konfiguration im Highend eher das Minimum. Damit sind bereits 12 Kanäle belegt. Verfügen der Subwoofer (oder haben die Subwoofer) über eine eigene Verstärker-Elektronik, addiert sich das Ganze dennoch auf elf Kanalzüge. Betreibt man die drei Frontkanäle in Brücke für maximale Power, sind schon 14 Kanäle belegt. Dann blieben noch zwei weitere Höhenkanäle oder ein Pärchen Front-Wide. Kurz: 16 Kanäle sind eine durchaus praktikable Zahl für alle nur erdenklichen Kombinationen.

Trinnov Amplitude 16: üppige, durchdachte Ausstattung

Gehen wir auf der Rückseite einmal die Features von links nach rechts durch. Wie schon die Amplitude 8 besitzt die Neue zwei Netzanschlüsse, die beide mit Strom versorgt werden müssen. Das ist zwar eigentlich ein Zugeständnis an Länder mit 110V-Stromnetz, wird aber der Einfachheit wegen für die ganze Welt einheitlich umgesetzt.

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Trinnov Amplitude 16 mit aufgeräumtem Layout, auch dank kompakter DB25-Eingangsbuchsen (Foto: R. Vogt)
Trinnov Amplitude 16 mit aufgeräumtem Layout, auch dank kompakter DB25-Eingangsbuchsen (Foto: R. Vogt)
Beide Netzanschlüsse müssen belegt werden. Hochwertige Messingklemmen für die Lautsprecherkabel (Foto: R. Vogt)
Beide Netzanschlüsse müssen belegt werden. Hochwertige Messingklemmen für die Lautsprecherkabel (Foto: R. Vogt)
2x 8 symmetrische Analogeingänge in kompakten, hochwertigen DB25-Buchsen (Foto: R. Vogt)
2 x 8 symmetrische Analogeingänge in kompakten, hochwertigen DB25-Buchsen (Foto: R. Vogt)
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Die Endstufenmodule sind paarweise aufgebaut, entsprechend ergeben sich auch stets Doppelpaar-Lautsprecherklemmen mit gut isolierten Messing-Schraubanschlüssen. Jeder BTL-Schalter (Bridge-Tied Load für den Brückenbetrieb) kombiniert je ein Verstärkerpaar zur Leistungsverdoppelung. Eine senkrechte Linie verbildlicht die Brücke zwischen den Ausgängen im Frontdisplay. Ein noch unbelegter Einschub eröffnet künftigen digitalen Audiovernetzungen wie Dante neue Möglichkeiten. Mittels 12V-Trigger lässt sich die Amplitude 16 einschalten und kann das Triggersignal zu weiteren Geräten leiten.

Trinnov Kabelpeitsche von DB25 auf 8 mal XLR, in 1,5 und 3m erhältlich (Foto: R. Vogt)
Trinnov Kabelpeitsche von DB25 auf 8-mal XLR, in 1,5 und 3m erhältlich (Foto: R. Vogt)

Als Audioeingänge dienen DB25-Buchsen. Die gab es schon früher in der Surround-Technik – wie im Vintage-Test der Parasound PS/P-1500 beschrieben. Die damalige Kooperation von Dolby und THX nutzte aber eine andere Belegung. Trinnov verwendet den DB25-Standard mit symmetrischer Signalführung wie in der Studiotechnik üblich.

Die große Vorstufe Altitude 32 bietet vier DB25-Ausgänge für insgesamt 32 Kanäle, die man so direkt per DB25-Kabel verbinden kann. Für alle anderen Geräte gibt es ein so genanntes Breakout-Kabel (auf Deutsch gerne auch Kabelpeitsche genannt) mit DB25 auf der einen und acht XLR-Kabeln auf der anderen Seite. Trinnov bietet beide Kabelvarianten in je zwei Längen an.

Im großen, vorderen Kühltunnel sitzen die zwei massiven Schaltnetzteile von ICEpower (Foto: R. Vogt)
Im großen, vorderen Kühltunnel sitzen die zwei massiven Schaltnetzteile von ICEpower (Foto: R. Vogt)

Ein Blick unter die Haube enttäuscht zunächst. Ähnlich wie bei modernen Autos sieht man praktisch nur zwei große Abdeckungen. Die aber verdecken zwei Tunnel, durch welche die Kühlluft gezogen wird. Zwei große, langsam drehende Ventilatoren sorgen für den lebenserhaltenden (Kühl-) Luftstrom. Die große Abdeckung im vorderen Teil des Amps beherbergt die beiden riesigen Schaltnetzteile.

Eingang des oberen Kühltunnels mit vier 2-Kanal ICEpower Modulen (Foto: R. Vogt)
Eingang des oberen Kühltunnels mit vier 2-Kanal ICEpower Modulen (Foto: R. Vogt)

Der kleinere Tunnel hinten verbirgt die vier oberen Endstufenpaare, darunter gibt es das gleiche nochmal für die restlichen Class-D-Verstärker. Trinnov schweigt sich zwar über die Details aus, aber die Dimensionen und Leistungsdaten weisen auf die Verwendung der neuesten Schaltverstärkermodule ICEpower 400A2 hin. Die schieben immerhin 400 Watt in 4-Ohm-Lautsprecher und entwickeln satte 1.000 Watt im Brückenmodus.

Massive Messingbrücken verbinden die Lautsprecherklemmen mit den Endstufen (Foto: R. Vogt)
Massive Messingbrücken verbinden die Lautsprecherklemmen mit den Endstufen (Foto: R. Vogt)

Massive, verschraubte Messingbrücken stellen den Energietransport an die Lautsprecherklemmen sicher. Das macht in Sachen Verarbeitung und Layout alles einen sehr vertrauenswürdigen Eindruck. Man muss sich eben vor Augen halten, welche Leistung hier gegebenenfalls im Zaum gehalten werden muss: Laut Datenblatt ist eine gleichzeitige Leistungsabgabe von 3.200 Watt erreichbar. Die ICEpower Endstufen haben zwar einen hervorragende Wirkungsgrad von gut 90 Prozent, trotzdem bleiben immer noch gut 320 Watt an reiner Abwärme übrig – und die müssen zügig das Gehäuse verlassen.

Doch egal wie ich es provoziert habe: Mehr als ein leichtes Säuseln konnte ich den Abluft-Ventilatoren nicht entlocken. Manch ein CD-Laufwerk ist lauter. Dabei kam aber ein ziemlicher Schwall warmer Luft aus der linken Gehäuseseite geströmt. Hier sollte man also unbedingt Platz lassen.

Der Hörtest – ein Vergnügen

Im praktischen Test im LowBeats Testkino läuft mit der eigenen Trinnov Altitude 32 der passende Spielpartner für den neuen Verstärker. Den schloss ich per XLR auf DB25 an den Amplitude an und schaltete jedes Akustikprozessing ab. Mit Roon als optimalem Zuspieler, der ja direkt in die Altitude rendert, ließ sich schnell feststellen, dass die neue Endstufe erstaunlich audiophile Qualitäten entwickelt: Obwohl auch die vorigen Modellen sehr gut klingen, kamen sie doch an diese Performance nicht heran.

Beim Hörtest: Trinnov Altitude 32 mit Amplitude 16 (Foto: R. Vogt)
Beim Hörtest: Trinnov Altitude 32 mit Amplitude 16 (Foto: R. Vogt)

Die Amplitude 16 klingt tonal eher auf der dunklen Seite, mit fein strukturierter Hochtonauflösung, die selbst bei sehr hohen Pegeln nie lästig klang. Die Mitten zeichnete der Franzose mit reichen Klangfarben und einer ausgewogenen Balance – gut zu hören an diversen Saxophon-Beispielen mit der korrekten Balance aus hölzerner Klangerzeugung und Messingkorpus. Marimba- und Vibraphon oder Klavier spielten mit realistischer Attacke im Anschlag und klangen lange und realistisch aus. Im Bass gab es dank satter Leistung in Kombination mit hohem Dämpfungsfaktor der Endstufen kräftiges Volumen mit kerniger Kontur mit einer guten Balance aus Druck und Impulsivität.

Trinnov Altitude 16 und Amplitude 16 perfekt passend im gleichen (Foto: Trinnov)
Trinnov Altitude 16 und Amplitude 16 perfekt passend im gleichen Designkleid (Foto: Trinnov)

Auch die räumliche Abbildung gelang wunderbar plastisch und gelöst von den Lautsprechern. Sie reichte von kurz vor den Lautsprechern bis weit dahinter, die Bühne schien etwas breiter als die linke und rechte Box auseinander standen. Schaltete ich zwei Kanalpaare in Brücke änderte sich der Klangcharakter minimal. Alles klang einen Hauch heller, kerniger. Zudem bringt die Brückenschaltung eben gut 6 Dezibel mehr Empfindlichkeit und Grenzpegel.

Apropos Pegel: Trinnov beschränkt (wie schon bei den vorigen Modellen) den Gain auf 16dB beziehungsweise in diesem Fall auf 22dB im Brückenbetrieb. Das ist verhältnismäßig wenig, aber abgestimmt auf den maximalen Ausgangspegel der Altitude Prozessoren: Wenn der Vorverstärkerausgang das Clipping erreicht, ist auch die Endstufe voll ausgesteuert. Schade, ein paar Dezibel Reserve hätten sicher nicht geschadet.

Einziges Bedienelement auf der Front: die Standby/Power-Taste (Foto: R. Vogt)
Einziges Bedienelement auf der Front: die Standby/Power-Taste (Foto: R. Vogt)

Fazit: Audiophile Musik und krachende Action im Griff

Highendig klingendes Kino ist stets eine Materialschlacht, weil preiswerte Komponenten auf höchstem audiophilen Niveau nun einmal nicht vorkommen. Bei der wirklich genial klingenden Trinnov Amplitude 16 kostet jeder Endstufenkanal 660 Euro! Das gebotene Klangniveau ist absolut highendig, mit feinen Texturen, warmen Klangfarben, souveränem Grund- und Tiefton und seidigen Höhen. Die Balance aus Feinfühligkeit und Kraft nutzt Musik- und Filmwiedergabe gleichermaßen, erst recht bei der wunderbar plastischen, räumlichen Abbildung. Bis zu einem Kilowatt pro Kanal (gebrückt) dürften auch jeden Lautsprecher oder Subwoofer bis an seine mechanische Grenze treiben. Dank der Möglichkeit des Brückenbetriebs lassen sich die 16 Kanäle auch stets optimal nutzen. Ich kenne – mit Ausnahme von Aktivlautsprechern – aktuell kaum eine Lösung, um ein Heimkino besser zu bespielen zu können.

Trinnov Amplitude 162022/08
Test-Ergebnis: 4,5
überragend
Bewertungen
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Audiophiler Klang mit warmen Klangfarben
Reichlich Kraft und Kontrolle
Flexible einsetzbar/paarweise brückbar
Braucht seitlich Platz für Kühlluft

Vertrieb:
MediaLantic e.K.
Martin-Hoffmann-Str. 11
12435 Berlin
www.medialantic.com

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Trinnov Amplitude 16: 10.591 Euro
Trinnov 8x XLR zu DB25, 1,5m: 190,40 Euro
Trinnov 8x XLR zu DB25, 3m: 249,90 Euro
Trinnov DB25 zu DB25, 1,5m: 249,90 Euro
Trinnov DB25 zu DB25, 3m: 273,70 Euro

Trinnov Amplitude 16
Leistung pro Kanal bei 8Ω:200 Watt
Leistung pro Kanal bei 4Ω:400 Watt
Leistung gebrückt bei 8Ω:800 Watt
Leistung gebrückt bei 4Ω:1.000 Watt
Maximale Dauersleistung:3.200 Watt (alle Kanäle ausgesteuert)
Maximale Spitzenleistung:6.080 Watt (alle Kanäle ausgesteuert)
Eingänge:2x DB25 (Tascam Belegung)
12V Trigger:1 Eingang, 1 Ausgang
Abmessungen (BHT):482 x 132 x 452mm (19″, 3HE)
Gewicht:20,5 kg
Alle technischen Daten

Autor: Raphael Vogt

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Technischer Direktor bei LowBeats und einer der bekanntesten Heimkino-Experten der Republik. Sein besonderes Steckenpferd ist die perfekte Kalibrierung von Beamern.