Die NDHT 2019 eröffnen wie üblich den fröhlichen HiFi-Messereigen in Deutschland, der ja immer größer wird. Norddeutsche, Westdeutsche, Mitteldeutsche, Süddeutsche HiFi Tage… Hinzu kommen die “Deutschen” HiFi Tage in Darmstadt, die Händlermesse in Freiburg (HiFi Convention) und natürlich die HIGH END in München.
Neben der HIGH END haben vor allem die NDHT (Norddeutschen HiFi-Tage) einen Sonderstatus: Es ist die europaweit größte Hotelmesse für HiFi und durch den frühen Termin (und der zeitlichen Nähe zur CES in Las Vegas) werden hier immer besonders viele Neuheiten gezeigt. Es sind die Highlights, mit denen die Firmen ins Jahr starten wollen. Und so boten auch die NDHT 2019 wieder ein Füllhorn von Neuigkeiten – vor zwei Wochen hatten wir schon viele Premieren in unserer Messe-Preview beschrieben. Doch es gab etliche mehr.
Kein Wunder: Fast 400 Marken waren auf hier auf Stockwerken verteilt. Eine höhere Dichte an HiFi auf weniger Platz ist kaum vorstellbar. Und trotzdem wurde das Ganze irgendwie sehr nett und brauchbar vorgeführt. Es ist jedenfalls jedes Jahr aufs Neue eine schöne Herausforderung für die Hersteller oder Anbieter, ihre Performance auf so engem Raum hinzubekommen. Oft klappt das ja. Aber oft auch nicht…
2018 hat die Messeveranstalterin Ivonne Borchert-Lima knapp 6.000 Besucher vermeldet. Es werden auf den NDHT 2019 nicht weniger gewesen sein; am Samstag hatte das recht große Hotel eindeutig seine Kapazitätsgrenzen erreicht. Aber das ist immer das Schöne auf dieser Messe: die Leute murren nicht, sie freuen sich über ein so pralles Angebot.
Wegen der besseren Übersicht ist der Messerückblick nach Themenblöcken geordnet. Wir starten mit den:
Lautsprecher Highlights der NDHT 2019
An dieser Stelle muss ich einige Worte zum Phänomen Bowers & Wilkins verlieren. Der Vertrieb spielte die 800 D3, also einen Lautsprecher, der schon gut drei Jahre im Markt ist, an einer großen Rotel-Kombination. Das Ganze in einem Raum, in dem ein klassischer HiFi-Lautsprecher eigentlich unterdimensioniert ist und mit einer so großen Zuhörerschar (ich schätze, um die 100 Personen), dass man sich eigentlich nicht vorstellen kann, wie das noch gut klingen soll. Ich selbst stand ziemlich weit hinten – und es tönte dennoch sehr passabel. Das Publikum war eindeutig begeistert: jede Vorführung war bis unter das Dach voll.
Nun macht B&W Produktmanager Ulf Soldan hier auch einen sehr guten und unterhaltsamen Job, aber es ist wohl vor allem die Marke, die eine solche Sogkraft entwickelt. Da gibt es wohl deutschlandweit nichts Vergleichbares und ich wünschte, B&W wäre auch auf der HIGH END 2019 vertreten…
Aber aller Anziehungskraft von Bowers & Wilkins zum Trotz: Auch die anderen großen Vorführungen (Audio Physic und Octave, Dynaudio, Music Line, T+A) in den anderen größeren Räumen waren, soweit ich das überblickt habe, immer komplett mit Besuchern belegt.
Der Raum von Music Line (Naim Audio, Focal) war auch immer gut gefüllt und die Standbox Kanta No3 kam mit der Größe des Raums als auch mit den vielen Zuhörern erstaunlich gut zurecht.
Dynaudio hatte eine Menge Neuheiten zu zeigen: zum Beispiel die neue Elektronik der 300er Serie vom kanadischen High End Hersteller Moon, die kompakte Evoke 20 und die Confidence 30, die eigentlich schon zur HIGH END 2018 vorgestellt wurde, aber erst im Frühjahr 2019 freigegeben wird. Evoke kommt jetzt in den Markt und die Produkte der neu im Portfolio aufgenommenen Marke Moon sind sowieso verfügbar. Mir gefiel vor allem der Auftritt der kleinen Evoke 20. Was Dynaudio aus diesen kleinen Dingern immer herausbekommt…
T+A feierte ein ganz klein bisschen Geburtstag. Und spielte die Komponenten der 8er Serie – leider ohne den Monitor B8. Doch die wirklichen Neuheiten haben sie erst diese Woche herausgebracht – in Form der neuen Digitalkomponenten der Hochvolt-(HV-) Serie
Das Thema Aktivboxen wird immer stärker. Die sind natürlich gerade in den teils sehr beengten Räumlichkeiten des Holidyay Inn ihren passiven Mitbewerbern weit überlegen – und demonstrieren damit ja auch ihre Vorteile.
Zum Beispiel die Lyravox Karlos. Die Deko im Lyravox-Raum war etwas schlicht – was aber den klanglichen Auftritt der Karlos in keinster Weise schmälerte: Diese geile Dynamik, der knochige Punch, den ich schon auf den Süddeutschen HiFi Tagen, noch viel intensiver aber bei uns im Hörraum genossen habe (Test in Kürze), war auch in den Räumlichkeiten der NDHT 2019 eindeutig herauszuhören. Eine aktive, zudem auf den Raum einmessbare Box hat eben gerade unter schwierigen Akustikbedingungen viele Vorzüge…
Platz ist in der kleinsten Bude – jedenfalls bewies die Canton Smart Vento 3 (Paarpreis: 2.300 Euro) ihr besonderes Talent, auch in sehr kleinen Räumen überragend gut zu klingen. Die Canton Vorführer hatten der Optik wegen aus dem eh schon sehr kleinen Raum mit einem riesigen Canton-Aufsteller einen noch kleineren gemacht, aber sie hatten dafür die Vento Smart 3 perfekt auf diese Anforderungen eingestellt. Da klang nichts dicklich oder dröhnig, sondern einfach nur sehr überzeugend.
Einfach absolut überzeugend ist das Tri-Koaxiale Cabasse Konzept – vor allem, wenn der Lautsprecher – wie die Cabasse Pearl – auch noch aktiv angesteuert wird und Streaming-fähig ist. In der 33 cm durchmessenden Kugel steckt der bekannte 12er Koax mit einem dahinter gesetzten 25 cm Bass. Klanglich extrem räumlich, extrem beeindruckend.
Neu für mich war die Marke Audio Optimum: optisch sehr unauffällig und gar nicht so günstig. Helmut Oltersdorf, Geschäftsführer vom G8 & Friends Vertrieb aber schwärmt in den höchsten Tönen von den Aktiven aus Recklinghausen. Überzeugung oder Marketing-Sprech? Wahrscheinlich Ersteres, denn die Demo war alles in allem sehr überzeugend. LowBeats wird schon bald eines dieser Lautsprecher-Modelle in den Test nehmen.
Auch Progressive Audio ist ja kürzlich unter die Aktivboxen-Anbieter gegangen. Zum Beispiel mit der Extrem 1 Edition, dem Lautsprecher aus der USM Haller Serie. Ästhetisch ist dieser Lautsprecher ja eh eine Wucht. Aber auch klanglich ist er (Preis: ab 9.000 Euro) ein Hammer. Die von Ralf Koenen (Progressive Audio Chef) verfolgte Idee vom “perfekten Impuls” war selbst unter den widrigen Vorführbedingungen gut nachvollziehbar. Allerdings ist auch die Koenen’sche Elektronik vom Allerfeinsten.
Die kleine D6 Active ist die derzeit kleinste Standbox aus dem Ascendo Aktivprogramm. Ausgestattet mit zwei dicken Endstufen (à 500 Watt), der genialen Prozessorsteuerung sowie dem bekannten Seas-Koax. Weil sie im Bass vom dazugestellten SMSG12 entlastet wurde und der Vorführer sehr, sehr zeitgemäße Musik auflegte, steppte hier über zwei Tage der Bär. Mitreißend…
Aber nicht nur deshalb hatte Ascendo CEO Stefan Köpf Grund zu feiern: Ascendo hat sich einen starken Vertriebs-Partner gesichert und ist seit den NDHT 2019 bei IDC Klaassen.
Bei Voxativ wurde es dann magisch: Hier spielte keine richtige Aktivbox, sondern nur eine aktivierte: die Voxativ Hagen, kombiniert mit einem externen 20 Watt Streaming-Amp, was zusammen die “Hagen Absolute”-Version ergibt.
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