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Fostex HP-A4BL front view
DAC-Headphone-Preamp Fostex HP-A4BL; 590 Euro (Foto: J. Schröder)

Test: DAC-Pre-Headphone-Amp Fostex HP-A4BL

Dass der japanische Traditionshersteller Foster Electric unter seiner Hausmarke Fostex hochwertige Lautsprecher und Kopfhörer herstellt, wissen LowBeats Leser spätestens seit unserem Test des hervorragenden Edel-Hörers Fostex TH610. Dass die Japaner aber auch hochwertige Audio-Elektronik wie den nachfolgend vorgestellten DAC-Preamp und Kopfhörerverstärker Fostex HP-A4BL produzieren, ist in der HiFi-Welt eher weniger bekannt.

Dabei hat Audio-Elektronik bei Fostex eine lange Tradition: Bereits vor mehr als 30 Jahren setzten die Japaner mit analogen Bandmaschinen wie der legendären Fostex B-16 Maßstäbe und wurden damit zum maßgeblichen Wegbereiter des Home-Recording.

Spätestens die Einführung des weltersten, Timecode-fähigen DAT-Recorders R-20 im Jahre 1989 bewies eindrucksvoll, dass Fostex auch in der digitalen Audiotechnik zuhause ist. So wundert es nicht, dass Fostex mittlerweile zu den prominentesten Anbietern von mobilen, Speicherkarten-basierten Digital-Recordern zählt. 
Anspruchsvolle, digitale Audiotechnik auf kleinsten Raum ist demnach zweifellos eine Domäne von Fostex – da ist der Weg zu einem kompakten DAC-Headphone-Amp bereits vorgegeben.

Der hier vorgestellte Fostex HP-A4BL ergänzt das weiterhin erhältliche Modell HP-A4, wobei das Kürzel BL für „balanced“ steht. Damit ist der Fostex HP-A4BL der derzeit wohl weltkleinste Headphone-DAC, der mit einem symmetrischen Kopfhörerausgang in Form einer Standard-4-Pol-XLR-Armatur ausgestattet ist.

Fostex HP-A4BL mit CD im Vergleich
An Stellfläche benötigt der Fostex HP-A4BL gerade mal so viel wie eine CD (Foto: J. Schröder)

Ein handlicher Größenvergleich verdeutlicht das: Man staple fünf CDs in gängigen, flachen Jewel-Cases übereinander – das entspricht ziemlich genau der Größe des Fostex HP-A4BL. Damit kann der edel ausschauende Japaner fraglos als portabel gelten – allerdings nicht uneingeschränkt, da er zur Stromversorgung auf das mitgelieferte, hochwertige Steckernetzteil angewiesen ist.

Platz findet er jedoch in jedem Reisegepäck, weil er sich dank flacher Bauform problemlos zwischen Kleidungsstücken unterbringen lässt und zudem mit nur 630 Gramm eher ein Leichtgewicht ist – trotz seines überwiegend aus Aluminium gefertigten Ganzmetallgehäuses, dass in bester japanischer Tradition exzellent verarbeitet ist. Stolz prangt denn auch an seiner Rückseite der Aufdruck „Made in Japan“.

Fostex HP-A4BL: Ausstattung und Konzept

Konzept und Ausstattung machen den Fostex HP-A4BL ebenfalls ideal für Desktop-Anwendungen: Sein USB-Eingang ermöglicht den direkten Anschluss von Laptops oder Computern, während sich aktive Desktop-Monitore via unsymmetrischer RCA-Buchsen über den analogen, pegelbaren Line-Ausgang mit ihm verbinden können.

Analoge Eingänge weist der Fostex HP-A4BL hingegen nicht auf. Für den Anschluss einer weiteren Digitalquelle steht jedoch noch ein optischer S/P-DIF-Eingang zu Verfügung. Praktisch ist der optische Digitalausgang, sodass sich der Fostex auch als Digital-Digital-Konverter von USB nach S/P-DIF einsetzen lässt – das jedoch nur bei PCM-Wiedergabe.

Anschlussfeld
Eher ungewöhnlich für DAC-Preamps, besitzt der Fostex HP-A4BL auch einen digitalen Ausgang (Foto: Fostex)

Wie allgemein üblich, wird der Kopfhörer beim Fostex HP-A4BL frontseitig angeschlossen. Hierfür steht wie bereits erwähnt sowohl eine symmetrisch beschaltete 4-Pol-XLR-Armatur als auch eine klassische 6,3-Millimeter-Stereo-Klinkenbuchse zur Verfügung. Letztere schaltet beim Einstöpseln des Hörers den symmetrischen Kopfhörer-Ausgang stumm, sodass sich beide Ausgänge nicht parallel betreiben lassen – was aber wohl auch nicht zwingend notwendig erscheint.

Sehr praktisch, speziell bei Desktop-Einsatz, ist der frontseitige Druckschalter zum Umschalten zwischen Kopfhörer- und Hochpegel-Preamp-Ausgang: So braucht man nicht den Kopfhörer abstöpseln, wenn man über eventuell angeschlossene Aktiv-Lautsprecher hören möchte.

Auch die drei weiteren, frontseitigen Druckschalter sind schnell erklärt. Links neben dem Ausgangswähler befindet sich der Gain-Schalter, mit dem sich die Gesamtverstärkung des Fostex um 10 Dezibel (3,16-fach) vergrößern lässt – eine nützliche Option für Kopfhörer mit geringer Kennempfindlichkeit.

Wie der Name bereits verrät, wirkt der Druckschalter mit der Bezeichnung „Filter“ auf das Digitalfilter des D/A-Wandlers: Position 1 wählt dabei ein minimalphasiges IIIR-Filter ohne Pre-Finging mit sanftem Rolloff, während Position 2 einem linearphasigen FIR-Filter mit optimal geradem Frequenzgang bei steilerem Abfall im Sperrbereich entspricht. Der Druckschalter „Input Sel“ schließlich wählt entweder USB oder S/P-DIF als digitales Eingangssignal.

Fostex HP-A4BL scene dark
Der Fostex HP-A4BL schaut edel aus und glänzt in der Praxis durch hohe Funktionalität (Foto: Fostex)

Darüber hinaus lässt sich über den rückseitigen Auto-Standby-Schalter wählen, ober der Fostex HP-A4BL bei Ausbleiben eines Eingangssignals nach einer gewissen Zeitspanne automatisch in den Standby-Modus wechselt.

Ebenfalls auf der Anschlussseite befindet sich ein Slot für Micro-SD-Cards, über den sich allfällige Firmware-Updates einspielen lassen. Auf der Karte gespeicherte Musikdateien kann der Fostex jedoch nicht wiedergeben.

Bei der Spezifikation der mit dem HP-A4BL abspielbaren Digitalformate gab sich Fostex eher unspektakulär – nämlich 24bit/192kHz bei PCM- sowie 11,2 MHz bei DSD unter Windows sowie 5,6 MHz unter MacOS. Gleichwohl attestierte der weitverbreitete Software-Player Audirvana dem Fostex zumindest auf meinem Mac ebenfalls native DSD-Kompatibilität bis 11,2 MHz.

Alternativ zum Audirvana-Player bietet aber auch Fostex einen hauseigenen Softwareplayer an, den man als Mac- oder Windows-Version kostenlos von der Homepage herunterladen kann.

Fostex HP-A4BL: Technik

In Sachen Technik zeigt sich der Fostex HP-A4BL im besten Sinne typisch japanisch: Im Land der aufgehenden Sonne finden sich einige Traditionshersteller mit Standbein im Profibereich – zum Beispiel Stax, Teac/Tascam, ADL Furutech und natürlich auch Foster – deren typischen Schaltungsstil ich mal als „neo-konservativ“ bezeichnen würde.

Dieser vereint seriöses No-Nonsens-Engineering mit überaus kompetenter Bauelemente-Auswahl sowie einer gehörigen Portion audiophilem Sachverstand. Genau diese „Handschrift“ zeigt auch der Fostex HP-A4BL: Um mir und euch den Bauteile-abklappernden Stubendurchgang zu ersparen, verweise ich auf das untenstehende Foto mit der Innenansicht, in dem Technik-Interessierte detaillierte Antworten auf ihre Fragen erhalten.

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Der Blick unter die Haube des Fostex HP-A4BL zeigt professionellen Schaltungsaufbau. Als Kopfhörer-Endstufen kommen zwei TPA 6120 von Texas Instruments zum Einsatz (Foto: J. Schröder)

Dennoch ein paar nicht sichtbare Details: Der DAC-Chip Burr Brown PCM 1792 ist der beste und teuerste aus der PCM 17xx-Serie, die NE-5532-Verstärkerschips findet man auch in den edlen Geräten von McIntosh und die Operationsverstärker vom Typ JRC 2114 zählen schon seit vielen Jahren zu meinen persönlichen Favoriten.

Klar, dass der Fostex HP-A4BL für geringen Jitter einen präzisen Quarz-Taktgeber mit sehr niedrigem Phasenrauschen verwendet. Besonders hervorzuheben ist darüber hinaus auch der hervorragende Kanalgleichlauf des auf der analogen Ebene arbeitenden Lautstärke-Potis – so etwas lässt sich nur durch hohe Selektion erreichen, was die sorgfältige Fertigung des Fostex HP-A4BL abermals unterstreicht.

Der Klang

Der kleine Fostex zählt zu denjenigen Testgeräten, von denen man sich nur schwer trennen kann: So gefiel er während der ausgiebigen Hörtestphase stets durch sein sehr sauberes, unspektakuläres und ausgesprochen feines Klangbild, dass sich auch bei sehr geringen Lautstärken durch hohe Randschärfe auszeichnete – was für DAC-Kopfhöreramps keineswegs selbstverständlich ist.

Zudem zählt er zu den Verstärkern, die beim Betrieb mit symmetrisch beschalteten Kopfhörern klanglich nochmals spürbar zulegen können – auch das ist nicht selbstverständlich.
 Im Test zeigte sich das am LowBeats-Referenzhörer, dem Sennheiser HD 800 S, der sich durch einfaches Umstecken des Anschlusskabels von herkömmlichem auf symmetrischen Betrieb umrüsten lässt.

Hierbei zeigte das Klangbild mehr natürliche Weite, wirkte kraftvoller, selbstverständlicher und war nochmals konturierter – filigrane Kompositionen wie das untenstehende Velvet & Air des französischen Ambient-Experten Florent Campana wirkten dadurch etwas extrovertierter.

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Auch das umschaltbare Digitalfilter war deutlich herauszuhören: Wie sehr häufig der Fall, zeigte das minimalphasige IIR-Filter (Position 1) in Einschwingmomenten und bei scharfen Transienten mehr Präzision und Randschärfe, während das linearphasige FIR-Filter (Position 2) eine minimal größere Tonfülle bot, dafür aber Transienten weicher zeichnete.

Fazit

Man kommt nicht umhin, den Fostex HP-A4BL als rundherum gelungenes Gerät zu bezeichnen. Bei ihm stimmt einfach alles: Look & Feel, Größe, Funktionalität, Bedienung und natürlich sein unaufdringlich-feiner Klang – letzterer ganz besonders bei symmetrischem Betrieb. All das macht den Fostex HP-A4BL zu einem ausgesprochen verlockenden Angebot, wozu der äußerst attraktive Preis nochmals beiträgt.

Fostex HP-A4BL
2017/05
Test-Ergebnis: 4,8
Überragend
Bewertung
Klang:
Praxis:
Verarbeitung:

Gesamt:

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Natürlicher, unspektakulär-feiner Klang
hohe Funktionalität bei kompakter Bauform
pegelfester Kopfhörer-Ausgang
herausragende Verarbeitung

Vertrieb:
Mega Audio
Feldborn 3
55444 Waldlaubersheim
www.megaaudio.de

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Fostex HP-A4BL: 590 Euro

Mehr von Fostex:

Test Fostex TH610: Bester Over Ear Kopfhörer unter 1.000 Euro

Weitere im Beitrag erwähnte Themen:

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Autor: Jürgen Schröder

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Toningenieur, R&D-Spezialist und das (mess-)technische Gewissen von LowBeats. Kümmert sich am liebsten um Wissens-Themen, Musik und den spannenden Bereich zwischen Studio und HiFi.