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Die ELAC Kompaktlautsprecher Vela BS404 (ab 3.198 €/Paar) bieten moderne Treibertechnik und anspringend lebendigen Klang (Fotos und Montage: F. Borowski)

Test ELAC Vela BS404 – Kompaktlautsprecher mit nordisch frischem Klang und Design

Mit Vela hat der Kieler Hersteller ELAC eine Serie von Stand- und Kompaktlautsprechern (einschließlich Center) mit eigenständigem Design und cleveren Konstruktionsdetails im Angebot. Das jüngste Mitglied der Vela-Serie, der Kompaktlautsprecher ELAC Vela BS404, schließt eine Leistungs-Lücke zwischen dem kleinsten Modell BS403 und den Standlautsprechern und überzeugten im LowBeats-Test gleichermaßen mit Kraft und Grandezza.

Vorstellung der ELAC Vela BS404

Bevor ich zur Hardware komme, sollte ich vielleicht die Nomenklatur der ELAC-Modellbezeichnungen etwas aufhellen. „FS“ steht für Floor Stander und „BS“ für Book Shelf. Die Vela-Serie besteht nach dem Neuzugang BS404 aus drei FS-, zwei BS und einem ergänzenden CC (Center Channel) für Surround-Anwendungen. Zwischen den Kompaktlautsprechern BS403 und dem kleinsten Standlautsprecher FS 407 war noch Luft für einen etwas größeren BS-Speaker – daher nun die BS404.

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Die ELAC VELA-Serie wird von den neuen Kompaktlautsprechern BS404 vervollständigt (Foto: ELAC)

Wobei „Book Shelf“ eigentlich keine passende Bezeichnung für die kleineren Vela-Speaker ist. Die BS403 würde mit ihren Maßen vielleicht noch als Regallautsprecher durchgehen, die BS404 eher nicht. Abgesehen von den reinen Abmessungen verbietet sich die Aufstellung dieser Lautsprecher in einem Regal auch deswegen, weil ihre besondere Bassreflex-Anordnung ein klanglich harmonisches Ergebnis wohl schwierig machen dürfte. Von daher fände ich „CS“ für Compact Speaker für diese Lautsprecher eigentlich passender. Aber wir wollen nicht zu kleinlich sein. Mit „Book Shelf“ weiß auch jeder, was gemeint ist. Im Gesamt-Portfolio der ELAC-Lautsprecher ist die Vela-Serie unterhalb der Top-Serie Concentro verortet.

Die BS404 sind mit den Maßen 41,2 x 27,6 x 33,2 cm (H x B x T) und einem 18er Tief-/Mitteltöner für Räume zwischen etwa 15 und 30 m² geeignet, sollten aber möglichst auf soliden Standfüßen und mit gewissem Wandabstand aufgestellt werden. 40 cm von der Rückwand sind ein guter Start für Hörversuche. In meinem Raum waren 54 cm optimal.

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Tolle Hochglanzlackierung: Wahlweise sind die Speaker auch in Hochglanz Weiß und Nussbaum mit Hochglanzlackierung erhältlich (Foto: F. Borowski)
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Die BS404 sind nicht gerade klein, haben dafür aber Bassreserven fast wie ein Standlautsprecher. Wer es kleiner mag, greift zur BS403 (Foto: F. Borowski)
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Die Elac Vela BS404 gibt es in drei Hochglanz-Ausführungen: Black High Gloss, White High Gloss, Walnut High Gloss. Die Holz-Variante ist 200 Euro teurer. Ihre Verarbeitung ist superb. Meine Testmuster in High Gloss Black haben eine toll spiegelnde, tiefschwarze Lackierung, die nur unter hartem LED-Direktlicht minimale Unebenheiten erkennen lässt, womit sie nicht ganz an exklusiven (und teuren) Pianolack mit Handpolitur heranreichen.

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Die drei Farbvarianten der ELAC BS404 (Foto: ELAC)

Die 2-Wege Bassreflex-Boxen haben eine weitgehend antiparallele Geometrie. Nach hinten verjüngt es sich etwas, die Front ist leicht gekrümmt, die Kopf- und die Bodenplatte geneigt und die Kanten stark abgerundet. Zum Ausgleich der geneigten Bodenplatte, damit der Speaker geradesteht, verfügen die BS404, wie alle Speaker der Serie, über einen speziellen Sockel. Der bringt den Lautsprecher nicht nur ins Lot, sondern bildet nach hinten eine V-förmige Öffnung. Das Hauptgehäuse hat eine nach unten strahlende Bassreflexöffnung. Die V-Form des Sockels sorgt für eine gezielte Schallverteilung eher nach hinten. Es handelt sich also um eine Art Down-Firing Reflex-Anordnung.

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Blick von hinten auf die Bassreflexöffnung (Foto: F. Borowski)

Die Treiberbestückung besteht zum einen aus der ELAC-typischen Facetten-Sandwichmembran namens AS-XR (die Abkürzung steht für Aluminium-Sandwich-eXtended-Range; ein Glossar der ELAC-Technologien finden Sie in diesem PDF). ELAC bemaßt dieses Chassis mit 18 cm Durchmesser inklusive des Montagerings. Netto, von der Sickenmitte gemessen, hat die Membran nur etwa 13,5 cm Durchmesser, wobei die recht wulstige Sicke einen großen Hub erlaubt. Das Gehäusevolumen ist etwa 50 % größer als das der 403.

Die Facetten der Membran sind nicht nur eine Designspielerei und ein optisches Alleinstellungsmerkmal. Entwickelt wurde diese spezielle Prägung, um Partialschwingungen den Garaus zu machen. Die BS404 hat mit der größeren Membran und dem breiteren Gehäuse gegenüber der 403 eine etwas stärkere Richtwirkung und eignet sich somit auch für größere Hörabstände.

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ELACs ikonische Facettenmembran ist stets ein optisches Highlight. Unter gleichmäßiger Studiobeleuchtung erscheint das Muster symmetrisch, bei diffusem Licht eher unregelmäßig (Foto: F. Borowski)

Den Hochton-Part übernimmt natürlich ein JET-Hochtöner der 5. Generation, der bei 2.400 Hz angekoppelt wird. Diese Version des JET, der nach dem Prinzip des Air Motion Transformers arbeitet, hat sich so gut bewährt, dass sie nun schon viele Jahre nahezu unverändert gebaut wird.

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Der berühmte JET-Hochtöner in der 5. Generation …
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… wird aus dieser Folie mit aufgedampften Leiterbahnen gefertigt …
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… und muss dazu in einer speziellen Vorrichtung per Hand in die Ziehharmonika-Form gefaltet werden …
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… und mit der Antriebseinheit verbunden werden (Fotos: F. Borowski)
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Ein interessantes, aber unsichtbares Konstruktionsdetail: Die Frequenzweiche sitzt nicht wie bei den meisten Lautsprechern im Bereich der Bodenplatte oder an der Rückwand, sondern in einem Extra-Fach unter der Kopfplatte. Das hat, wie mir ELAC-Entwickler Rolf Janke erklärte, mehrere Vorteile. Zum einen ist da oben schlicht mehr Platz als in der Nähe des Tief-/Mitteltöners. Zum anderen ist die Abschirmung vor Vibrationen an dieser Position einfacher. Und was wohl kaum jemand bedenkt, sind mögliche Interferenzen in Form von Wirbelströmen, die durch Standfüße oder andere Stellflächen aus Alu- oder Stahl in der Nähe der Frequenzweiche entstehen können.

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Gehäuse mit Trapezform. Unter der Kopfplatte verbirgt sich die Frequenzweiche (Foto: F. Borowski)

Mit nominal 4 Ohm (Minimum 3,2 Ohm bei 240 Hz) und 87 dB Wirkungsgrad stellen die BS404 moderne Transistor-Verstärker mit ausreichend stabilem Netzteil vor keine Probleme. Der kürzlich getestete Audiolab 7000A ist beispielsweise ein ausgezeichneter Spielpartner für die ELACs.

Hörtest – Kraft und Feinsinn

Bereits im Februar, bei einer Stippvisite im ELAC-Raum auf den Norddeutschen HiFi-Tagen, wo die BS404 in einer Art Vorab-Premiere gezeigt wurde, gefiel mir ihr Klangbild auf Anhieb sehr gut. Besonders auffällig war, wie vollständig und körperhaft es in der Vorführung klang. Und genauso präsentierten sich die die BS404 auch in meinem Raum.

Ein bisschen herumschieben war natürlich erforderlich, um die klanglich beste Position zu finden. Und nach den obligatorischen Quervergleichen mit meinen Referenzen mussten diese natürlich noch aus dem Weg geschoben werden, damit die ELACs völlig frei aufspielen konnten. Und das machten sie mit Bravour.

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Die Bi-Wiring-Terminals werden mit vergoldeten Blechbrücken geliefert. Ersatz gegen anständige Kabelbrücken zahlt sich klanglich aus (Foto: ELAC)

Meiner Meinung nach gehören die Kieler JETs zu den besten Tweetern in noch bezahlbaren Lautsprechern. Kein Wunder, dass noch keine Nachfolgegeneration des JET 5 in Sicht ist, denn man kann ihnen schlicht nichts ankreiden. Sie sind wunderbar transparent und fein auflösend, niemals drückend, überanalytisch oder lästig und verleihen dem Gesamtbild der ELACs eine ungeheuer attraktive Strahlkraft. Ich kenne nur ganz wenige Kalotten-Membranen, die da heran reichen.

Die Ankopplung des Tief-/Mitteltöners ist bruchlos gelungen. Dank des vergleichsweise großzügigen Volumens und des kräftigen Treibers mit großem Hub, ist der Charakter der BS404 kaum von einem kleinen Standlautsprecher zu unterscheiden. Ein kräftiger aber gut kontrollierter Bass und realistische Abbildungsgröße gehen Hand-in-Hand mit dem für gute Zwei-Wege-Lautsprecher typischen Zusammenhalt der Musik. Diese oft auch als gutes Timing bezeichnete Eigenschaft ist nicht zu unterschätzen und anspruchsvollen Hörern meist mehr wert als das letzte Pfund Basspegel. In dem Punkt haben auch diese Kompaktlautsprecher prinzipbedingt ihre Grenzen. Trotzdem erstaunlich, was die BS404 bei Bedarf an Pegel liefern können.

Ein schönes Klangbeispiel, das auch das Zeug zu einem Messe-Vorführ-Hit hat und auf jede Demo-Playlist gehört, ist das Stück „Quasar“ von New Light auf dem Album Gidge. Ein sanfter Einstieg mit ätherischen Electro-Klängen, bis bei 1:08 ein satter Bass-Beat einsetzt, den die kompakten ELACs erstaunlich mühelos in den Raum schieben und dabei stets das weiträumig schwelgende Panorama des Tracks beibehalten – toll!

Cover Gidge
Quasar, Album „Gidge“ (Cover Screenshot aus Qobuz)

Fazit Elac Vela BS404: die goldene Mitte

Der Lückenschluss in der Vela-Serie ist ELAC mit der BS404 bestens gelungen. Wem die Standlautsprecher zu groß/teuer, die BS403 aber zu klein und zierlich ist, findet in der BS404 einen potenten Mittelweg. 

Aber bitte nicht ins Regal quetschen. Anständige Standfüße, die ELAC natürlich auch im Programm hat, und eine nicht zu wandnahe Aufstellung belohnen die BS404 mit einer Klangfülle und feiner Musikalität, die in dieser Preisklasse zu den Besten gehört. Es sind nicht einfach nur Schöntöner für kleine Kammerorchester oder minimalistische Jazz-Sessions. Auch Pop, Rock und Electro liegen den ELACs bestens – solange man keine ohrenbetäubenden Konzertpegel erwartet.

Abgerundet wird das überzeugende Klangergebnis mit ihrem eigenständigen und von der traditionellen Kistenform abweichenden Design, das je nach Farbwahl in nahezu jede Einrichtung passt.


ELAC Vela BS404
2023/04
Test-Ergebnis: 4,4
SEHR GUT
Bewertungen
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Kräftig-impulsiver und zugleich feiner Klang
Feine Verarbeitung mit eigenständigem Design
Tiefe untere Grenzfrequenz
Nicht zu aufstellungskritisch

Vertrieb:
ELAC Electroacustic GmbH
Fraunhoferstraße 16
24118 Kiel
www.elac.de

Paarpreis (Hersteller-Empfehlung):
ELAC Vela BS404: 3.198 Euro (High Gloss Schwarz, Weiß)
ELAC Vela BS404: 3.398 Euro (High Gloss Nussbaum)
Hinweis: Die ELAC-Webseite wird gerade erneuert. Die Vela BS404 sind auf der aktuell verfügbaren Seite nicht zu finden.

Technische Daten

ELAC Vela BS404
Konzept:2-Wege Bassreflex
empfohlene Raumgröße:bis maximal 30 Quadratmeter
Anschlüsse:Bi-Wiring
Wirkungsgrad (2,83V/1m):87 Dezibel
Minimale Impedanz:3,2 Ohm bei 240 Hz
Empf. Verstärkerleistung:

40 – 200 W/Kanal

Ausführungen:Hochglanz Weiß, Schwarz, Nussbaum
Abmessungen (H x B x T):41,2 x 27,6 x 33,2 cm
Gewicht:
9,7 Kilo
Alle technischen Daten
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Autor: Frank Borowski

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