KEF LS 50 Wireless: Eine der Kompaktlautsprecher-Ikonen unserer Zeit wird aktiv und kabellos
Kräftige Endstufen und modernste Prozessoren und EQs verfeinern den Klang deutlich
Das Konzept erlaubt sogar HiRes-Streaming ohne Kabel
Hätte man mich gefragt, welchen (passiven) Testlautsprecher der noch jungen LowBeats Geschichte der Hersteller unbedingt aktivieren solle, wäre mir die Antwort nicht schwer gefallen: die KEF LS 50 natürlich! Dieser kleine Kompaktlautsprecher mit koaxialem Mittelhochtöner (bei KEF “Uni-Q” genannt) klingt viel größer als er ist und überrascht mit einer Natürlichkeit und punktgenauen Abbildung, die auch sehr viel teureren Lautsprechern gut zu Gesicht stünde. Ich finde die KEF einfach hinreißend. LowBeats Tonmeister Jürgen Schröder machte ihr das vielleicht größte Kompliment: “Mit der kannst du sogar im Tonstudio mastern.”

Und wir waren ja beileibe nicht die einzigen, die von der LS 50 so begeistert waren: Die HiFi-Presse weltweit stellte ihr ein überragendes Zeugnis aus. Deshalb lag die Idee der Aktivierung wohl auf der Hand – jedenfalls haben die Engländer nun genau diesen Schritt getan. Die aktive KEF LS 50 Wireless ist eine in der Tiefe etwas gewachsene LS 50, die den gewonnenen Platz für je zwei Endstufen und Kühlkörper plus Prozessoren und DACs benötigt. Das von KEF entliehene Schaubild (unten) zeigt, welche Komponenten in der kleinen Kompaktbox alle verbaut sind – beziehungsweise, welche Komponenten der zukünftige KEF LS 50 Wireless Besitzer dann nicht mehr braucht…

Über die Basis für dieses All-In-One-Paket, die passive KEF LS 50, haben wir schon ausführlich berichtet, weshalb ich diesen Punkt möglichst kurz halten möchte. Die markante Form der LS 50 mit der zu allen Seiten abfallenden Schallwand mit dem 13-Zentimter großen Uni-Q Treiber in der Mitte ist akustisch ausgefuchst und in endlosen Simulationen genauso perfektioniert wie das makellose, vielfach verstrebte Gehäuse. Der KEF-typische Koaxialtreiber mit integriertem Hochtöner ist mittlerweile in der 11. Generation und darf – anders als viele andere Koaxe als klanglich absolut ausgereift bezeichnet werden. Kein Näseln, keine Einschränkung im Hochtonbereich, sondern nur die Vorzüge des Koax: eine vorbildliche Raumdarstellung und eine absolut gleichförmige Schallabstrahlung des gesamten Mittelhochtonbereichs.

Kein Wunder also, das die KEF LS 50 Wireless auf dieser Gehäusekonstruktion und diesem hervorragenden Koaxialtreiber fußt. Und KEF musste keine großen Klimmzüge machen, um die passive LS 50 zu aktivieren. Rein optisch tun ihr die Volumenvergrößerung des Gehäuses und der Abschluss nach hinten mit den Kühlkörpern für die Endstufen sogar gut; das eh schon sehr gelungene Äußere bekommt so noch einen zusätzlichen Reiz.

Die digitale Signalverarbeitung der KEF LS 50 Wireless arbeitet mit einer HiRes Auflösung von 24Bit/192 kHz. Das heißt: Jedes hereinkommende Signal (auch die analogen) wird erst einmal auf dieses 24Bit/192 Kilohertz-Niveau gehoben.
Auf der digitalen Ebene geschehen dann alle Klangkorrekturen, bevor das Signal wieder von den D/A-Wandlern (DACs) vor den Endstufen (AMPs) digital/analog rückgewandelt wird. Bei den Endstufen handelt es sich um eine klassische (analoge) A/B-Endstufe für den Hochtonbereich und eine kräftige Class-D Schaltendstufe für den Tieftonbereich.

Wie das Schaubild ebenfalls zeigt, eröffnet die KEF LS 50 Wireless dem Nutzer vergleichsweise viele Anschlussmöglichkeiten: USB (asynchron) für Musik vom Rechner, einen Netzwerkeingang, einen optischen Digital- und einen analogen Cinch-Eingang sowie Bluetooth 4.0 aptX als aktuell beste kabellose Verbindungen stehen zur Verfügung.
In der Praxis ist die KEF LS 50 Wireless schnell eingerichtet. Wir ließen beim Auspacken der Boxen und beim Einrichten mit der App im WLAN die Stoppuhr mitlaufen: unter fünf Minuten. Das ist wirklich flott.
Der Praxis- und Hörtest
Sobald die beiden Lautsprecher mit dem beigelegten, 5 Meter langen CAT6-Kabel (von wegen Wireless…) verbunden sind und die LS-50-App aus dem App Store geladen ist, kann es mit Phase 2 losgehen: Das Smartphone oder das Tablet erkennt das Netzwerk der KEF LS 50 Wireless – schon stehen dem Nutzer die weitreichenden akustischen Anpassungen offen. Übrigens: Der Expert-Modus klingt nur dem Namen nach anspruchsvoll; in Wirklichkeit sind weder Basic- noch Expert-Modus schwer zu verstehen.
Mir persönlich haben die modernen KEFs immer einen Hauch zu viel Bass. Mit etwas Ausprobieren im Expert-Modus hatte ich aber dank der vielen Einstellungsmöglichkeiten in kürzester Zeit “meinen” perfekten LS 50 Sound. Das ist halt der Vorzug von Aktiv-Lautsprechern: Eine so genaue Anpassung an die Raumakustik oder den persönlichen Geschmack ist mit Passivboxen einfach nicht zu realisieren. Und noch einen leicht zu hörenden Vorteil hat die Aktivierung. Ebenfalls im Expert Modus kann man “Time Correction”, also die Gruppenlaufzeit von Hoch- und Tiefmitteltöner ein- beziehungsweise ausschalten. Das ist ein qualitativer Vorsprung, wie ihn passive Lösungen nicht bieten können – nicht einmal mit darauf optimierten Koaxial-Treibern.

Der Vorzug des Systems ist ja, dass man die “Time Correction” ein- und ausschalten kann. “Ohne” ist die Raumabbildung ähnlich der passiven LS 50 – also schon extrem gut. “Mit” aber rastet das Klangbild noch besser ein: Alles wird konturenschärfer. Das ist schon beeindruckend.
Nicht ganz so reibungslos wie die Einrichtung läuft dagegen die Bedienung. Nutzt man die hübsche Fernbedienung, lässt sich der Prozessor ungewöhnlich viel Zeit, die Befehle umzusetzen. Da hat der rastlose Tester schon das dritte mal auf die Lautstärke gedrückt, bis irgendetwas passiert… Aber auch, wenn man Einstellungen direkt am Lautsprecher oder im Menü der App eingibt, braucht der Prozessor ungewöhnlich lange zur Umsetzung. Nun: Das sind Kleinigkeiten, an die man sich schnell gewöhnt und die beim nächsten Upgrade sicherlich verbessert werden.
Wir haben die passive KEF LS 50 schon in teils absurden Kombinationen laufen lassen – einfach, weil sie Unterschiede auch von teuersten Komponenten sehr genau herausarbeitet. So hat es beispielsweise total viel Spaß gemacht, sie mit unserer Röhrenreferenz Octave V 80 SE laufen zu lassen: Was für eine Raumdarstellung, was für eine “Echtheit” bei der Wiedergabe von Stimmen. Doch der vorgeschaltete Verstärker kann so gut sein wie er will: Die Aktivierung mit eingebauten Endstufen für jeden Zweig und eine digitale Signalführung mit der (letztendlich nötigen) D/A-Wandlung erst direkt vor dem Hoch- oder Tieftöner hat unüberhörbar ihre Vorzüge. Weil die Endstufen mehr oder minder auf engstem Wege mit den Treibern verbunden sind und weil man mit einem guten Signal-Prozessing deutlich effektiver klangverbessernd eingreifen kann als mit einer passiven Frequenzweiche – kann man sie ja auch sehr viel besser auf den Raum und den eigenen Geschmack einstellen.
Im Hörtest spielten wir die KEF LS 50 Wireless zunächst kabellos an: Das läuft absolut reibungslos und mit Musik von “normaler” Auflösung auf CD-Niveau sowohl per Bluetooth als auch über WLAN ohne jede Schwierigkeit. Auch HiRes-Streaming (bis 24Bit/192kHz) funktioniert im WLAN weitgehend problemlos. Allerdings hat unser WLAN bisweilen Schwankungen, sodass es manchmal zu Aussetzern kam. Also wechselte ich auf Kabel – und blieb dann dabei. Denn kabelgebunden klang die KEF LS 50 Wireless noch einmal müheloser. Und bei dieser Ansteuerung macht auch die Verkabelung zwischen den beiden KEFs wieder Sinn.

Nun sind die klanglichen Charaktereigenschaften der LS 50 ja schon bekannt: Es ist ein sehr voller, natürlicher Ton, gepaart mit einer fantastischen Raumdarstellung und einem sehr feinem, nie aggressivem Hochton. Die aktive KEF LS 50 Wireless verliert nichts von diesen faszinierenden Eigenschaften. Im Gegenteil: die sehr guten Endstufen und die genau abgestimmte Abstimmung schärft die Konturen, modelliert die einzelnen Instrumente oder Stimmen noch glaubhafter in den Hörraum und lässt Tiefton-Wellen wie auf der neuen Yello Toy gleichermaßen lebendiger, abgründiger und präziser durch die Aufnahmen rollen. Der Erlebnisfaktor mit der passiven LS 50 ist schon großartig, mit der aktiven Wireless-Version wird alles noch einmal habhafter.
Die KEF LS 50 Wireless ist ja eigentlich relativ klein und man sollte meinen, dass ihr gerade bei höheren Lautstärken und tiefen Bässen schnell die Puste ausgeht. Denkste. Wenn man ihr in den Einstellungen nicht zuviel Bass abverlangt (extended), verblüfft sie mit erstaunlicher Pegelfestigkeit. Wem das trotzdem nicht ausreicht, der findet auf der Rückseite einen Subwoofer-Ausgang (Cinch), über den die KEF LS 50 Wireless (per Kabel) einen zusätzlichen Aktivbass steuern kann. Mit Subwoofer – wir nutzten den dafür bestens geeigneten Velodyne SPL 1000 Ultra – ergeben sich noch einmal ganz neue Möglichkeiten. Weil man der KEF mit Subwoofer fast den gesamten (leistungsintensiven) Bassbereich ersparen kann, spielt sie insgesamt deutlich lauter und verzerrungsärmer.
Fazit: die LS 50 Wireless ist kaum zu toppen
Was haben wir? Einen sehr hübschen Lautsprecher, dessen Verarbeitung keinen Makel kennt und den es in drei hoch-attraktiven Farbvarianten gibt. Zur besseren Unterscheidung gibt es die KEF LS 50 Wireless in dezent anderen Farbkombinationen als die passive LS 50. Nämlich:
Darüber hinaus ist die KEF LS 50 Wireless eine Kompaktbox, deren elektronische Vollausstattung dafür sorgt, dass sie nie klein klingt und dass sie auf fast jeder erdenklichen Position im Wohnraum gut klingt. Sie ist ein hochmoderner Alleskönner, den man auch ohne Kabel zu klanglichen Top-Leistungen bringen kann, der aber mit Kabel geradezu unverschämt gut klingt. Für mich ist die KEF LS 50 Wireless derzeit das attraktivste Angebot dieser Größen- und Preisklasse. Im Grunde ist die Entwicklung beängstigend: Denn gegen diesen Zwerg werden es viele ausgewachsene Anlagen ganz schön schwer haben…
Bewertung
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Sehr natürlicher, voller, räumlicher Klang |
| Umfassender EQ, HiRes-Streaming-fähig |
| Exzellente Verarbeitung, tolle Farbvarianten |
| Extrem gute Preis/Klang-Relation |
Vertrieb:
GP Acoustics GmbH
Kruppstraße 98
45145 Essen
www.de.kef.com
Paarpreis (Hersteller-Empfehlung):
KEF LS 50 Wireless: 2.300 Euro
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