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Test Heco Direkt Dreiklang: Musikerlebnis mit 120 dB

Das Konzept der großen Direkt-Box sieht ja eine sehr breite Schallwand vor. Das sorgt für mehr Energie, weil die breite Schallwand die Abstrahlung durch Reflexionen nach vorn unterstützt. Nachteil: Die Raumabbildung nach hinten gerät in der Regel bei breiten Schallwänden nicht so beeindruckend tief wie bei sehr schmalen Lautsprechern mit wenig Schallwandreflektion.

Gehäuseskizze der Heco Direkt Dreiklang
An der Zeichnung wird deutlich, dass die Schallwand der Dreiklang zu den Seiten  leicht abgeflacht ist; das linearisiert den Frequenzgang. Auch das Verhältnis von Breite zu Tiefe ist hier gut zu erkennen: es ist 2: 1 (Gehäusezeichnung: Heco)

Alle Gehäusewände bestehen aus MDF-Platten mit einer Wandstärke von 22 Millimetern. Die Schallwand und der Boden sind mit knapp 30 Millimeter deutlich dicker. Hintergrund: Sie müssen den Schrauben für die Füße beziehungsweise für die Treiber ausreichend Halt geben.

Die Schallwand der Heco Direkt Dreiklang
Die Schallwand der Heco Direkt Dreiklang ist 30 Millimeter stark und für die Treiber beziehunsweise für deren Zierringe exakt ausgefräst. Etwas eigenwillig finde ich an dieser Stelle die Verwendung von Holzschrauben; Gewindeschrauben plus stabiler Gewinde wären hier sicherlich die adäquate Wahl… (Foto: H. Biermann)

Die Heco Direkt Dreiklang ist eine Dreiwege-Bassreflexbox, deren BR-Rohre nach unten abstrahlen und durch die Metallbeine die entsprechende Distanz zum Boden und die Luft zum Arbeiten bekommen.

Das sogenannte „Downfiring-System“ hat keineswegs nur Vorteile. In diesem Fall aber schon: Dröhniges Wummern ist diesem Lautsprecher absolut fremd. „Das war gar nicht so schwer“, sagt Gather dazu. „Wenn man mal ausreichend Volumen zur Verfügung hat, kann man den Lautsprecher auch richtig knackig abstimmen.“

Das Gehäuseinnere der Heco Direkt Dreiklang
Im Inneren ist die Dreiklang sparsam mit Akustikmatten bedämpft. Am unteren End sieht man zwei der drei 10 Zentimeter durchmessenden Bassreflexrohre, die zum Boden hin abstrahlen. Die Rohre sind wegen geringerer Verwirbelungen an beiden Enden verrundet (Foto: H. Biermann)

Der Hörtest

Was bestens gelang. Ich habe selten einen so großen Lautsprecher mit einem so trockenen und tiefen Bass gehört. Fast unabhängig von der Aufstellung – wobei sich die Dreiklang fast selbst aufgestellt hat.

Denn sogar im fast 70 qm großen LowBeats HiFi-Hörraum gab es gar nicht so viele Positions-Möglichkeiten für diese stattlichen Speaker. Aber unabhängig davon, ob kurz vor der Rückwand oder weiter vorn im Raum: der Bass blieb eigentlich immer pulvertrocken. Großartig.

Cover Yello "Touch"
Musikalisch und klanglich ganz stark: Touch von Yello kann man gut hören und ist zum Boxentesten bestens geeignet (Cover: Amazon)

Eine ähnliche Unabhängigkeit bewies die Dreiklang auch bei den angeschlossenen Verstärkern: Exposure 3010 S2D, Atoll In 300, Octave V 80 SE, McIntosh MA 7900 AC – das klang immer alles fantastisch, weil die Dreiklang so genügsam mit den Watt umgeht.

Dabei ist die große Heco keineswegs ein Lautsprecher ganz ohne Schwächen. Die Tiefenstaffelung ist wenig ausgeprägt und bei kleinen Lautstärken macht sich eine Zurückhaltung im Präsenzbereich (etwa: 1.000 – 4.000 Hertz) bemerkbar.

In diesem Bereich, in dem das menschliche Ohr besonders sensibel ist, musste sich Gather entscheiden: Soll die Dreiklang sogae Pegel jenseits der 110 Dezibel ohne jede Aufdringlichkeit wiedergeben können oder soll sie auch bei niedrigen Lautstärken schon alles zeigen?

Das Ergebnis ist bekannt. Er entschied sich für Ersteres und wir sind dankbar. Sehr gute „leise“ Lautsprecher gibt es zuhauf, echte „Laut“-Sprecher dagegen sind Mangelware. Doch wegen dieser kleinen Präsenzsenke empfiehlt es sich, die Dreiklang relativ genau auf den Hörplatz auszurichten; dann hört man auch bei kleineren Pegeln alles.

Was die Heco Direkt Dreiklang vom Start weg auszeichnet, ist ihre hohe innere Dynamik. Dafür muss es gar nicht laut werden. Die eigenwillige Stimme von Sean Rowe (Album New Lore) hat so viel Kraft, so viele Facetten.

Mit der Heco schien sie lebendiger zu sein als mit fast allen anderen Lautsprechern im Hörraum. Die Obertöne der Gitarrensaiten kamen sehr fein und ebenfalls hoch dynamisch. Die Dreiklang verleiht den Aufnahmen aufgrund ihrer immensen Dynamikfähigkeiten eine enorme Natürlichkeit und Authentizität.

Das liegt natürlich auch an den fantastischen Treibern und der gelungenen Konzeption mit den sehr feinen Höhen und dem immer hoch-präzisen Bass, der für diesen locker, frischen, spritzigen Klang sorgen, der jederzeit einen sehr tiefen Bass erahnen lässt.

Heco Direkt Dreiklang mit Octave V 80 SE und McIntosh MA 7900 AC
Der Referenz-Antrieb: Der Octave V 80 SE (Röhre, links) und der McIntosh MA 7900 AC (Transistor) sind beide nach altem Schlag konstruiert. Sie passen also perfekt zur ebenso aufgebauten Heco Dreiklang (Foto: H. Biermann)
Cover Metallica S-M
Die Hardrock-Band mit dem San Francisco Symphony Orchestra: Ein großes, auch klanglich prachtvolles Werk. (Cover: Amazon)

Doch die Paradedisziplin dieses Lautsprechers ist natürlich, Musik in annähernd originaler Konzertlautstärke wiederzugeben. Und das macht sie einfach super. Kein Besucher, dem ich nicht in kürzester Zeit mit der Yello Touch ein Grinsen ins Gesicht gezaubert hätte.

Scheinbar völlig unverzerrt und frei von Pegelgrenzen hämmerte die Heco die satten Bässe in den Hörraum. Ein Fest für Ohr und Magen: Der Raum war quasi gefüllt mit Basswellen, die bedrohlich oder sanft – so wie es Yello Mastermind Boris Blank vorgesehen hatte – von Wand zu Wand schwappten. Grandios.

Bei diesen Pegeln gingen dann aber dem Octave und – einige dB lauter – auch dem McIntosh die Puste aus. Die bewährte Kombination aus SPL Vorstufe Director und Nubert Endstufe nuPower A erwies sich als so musikalisch und so standfest, dass wir fast das gesamte S+M Konzert von Metallica sehr, sehr laut durchgehört haben.

Alles kam so locker und auf den Punkt. Lars Ulrichs treibendes Schlagzeug hämmerte direkt in die Magengrube, die kernige Leadgitarre war immens präsent und doch immer noch gut anzuhören. Das hatte was von erster Reihe.

Oder fast noch besser: The Romantic Warrior von Return To Forever aus dem Jahre 1975: Als wäre das Stück für die Heco komponiert, liefern sich hier E-Piano, Bass und Schlagzeug ein wildes Gefecht und es knallt herrlich an allen Ecken und Enden.

Coverbild Return To Forever - Romantic Warrior
Große Dynamik, irrwitzige Impulse, fantastisch flirrende Gitarrensaiten: Return To Forever machen Jazzrock at it’s best.

Solch brachial-dynamische Musik ist die Domäne der Dreiklang. Selbst bei Pegeln, die den Eindruck vermitteln, man säße direkt neben der Snare Drum, behielt die Heco immer die Übersicht. Ein großartiges Erlebnis. Und immer ging die Hand zum Pegelregler: Geht das noch lauter?

Da ging noch einiges. Wir haben auch mit der abbildungsgenauen Tannoy Canterbury GR oder der aktiven Ascendo Live 15  (beide ebenfalls mit leistungsfähigen 15 Zoll Bässen ausgestattet) einige Pegelausschweifungen gehabt. Und wenn beide in einigen Teilbereichen sicher genauer und richtiger spielen, so würde ich aus der Erinnerung heraus doch sagen, dass die Dreiklang letztendlich bei hohen Pegeln am mühelosesten spielte.

Fazit

Die Dreiklang ist ein zugegebenermaßen sehr großer, aber gut gemachter und klanglich faszinierender Lautsprecher für große Räume und hohe Pegel. Seine trockene Abstimmung erlaubt die Aufstellung selbst dicht an der Rückwand, sein hoher Wirkungsgrad und die lineare Impedanz auch den Einsatz von warm klingenden Röhren-Verstärkern – wenn sie denn mehr als 50 Watt mitbringen.

Watt-arme Trioden anzuschließen ist sicherlich reizvoll, aber mit denen wird man weder das ganze Klangpotenzial noch die Pegelgrenze der Dreiklang ausreizen können. Hier ist eine kräftige Transistor-Endstufe der richtige Partner.

Und mit der verspricht die Heco Direkt Dreiklang atemberaubende Musikerlebnisse in Originallautstärke, wie man sie andernorts für dieses Geld nicht bekommen wird.

Heco Direkt Dreiklang
2017/08
Test-Ergebnis: 4,3
SEHR GUT
Bewertungen
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Natürlicher, hoch dynamischer Klang
Maximaler Pegel bis fast 120 Dezibel
Hoher Wirkungsgrad, Röhren-geeignet
Exzellente Preis/Leistungs-Relation

Vertrieb:
Magnat Audio-Produkte GmbH
Lise-Meitner-Straße 9
50259 Pulheim
www.heco-audio.de

Paarpreis (Hersteller-Empfehlung):
Heco Direkt Dreiklang: 10.000 Euro

Die Mit- und Gegenspieler im Test:

Test Heco Direkt Zweiklang: Sensation für 3.000 Euro
Test Tannoy Canterbury GR: der pegelfeste Koax-Monitor
Test Ascendo Live 15: der intelligente Aktivlautsprecher
Test Vollverstärker Octave V 80 SE: Röhre mit Kraft
Test McIntosh MA 7900 AC: der Cadillac Vollverstärker
Test SPL Director: hoch agile Vorstufe aus dem Studio
Test Nubert nuPower A: Traum-Endstufe für 3.750 Euro

Autor: Holger Biermann

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Chefredakteur mit Faible für feinste Lautsprecher- und Verstärkertechnik, guten Wein und Reisen: aus seiner Feder stammen auch die meisten Messe- und Händler-Reports.