Der Exposure 3010 S2D ist unverkennbar das Vollverstärker-Flaggschiff im Programm der Briten. Nicht nur, weil er als einziger die Möglichkeit zur modularen Erweiterung um ein DSD-fähiges DAC-Board hat. Er ist auch von der Bauhöhe größer, besser ausgestattet und wiegt so viel wie seine beiden kleineren, aber insgesamt doch sehr ähnlichen Brüder (nämlich 12,0 Kilo) zusammen – eine Übersicht über die Familien-Ähnlichkeiten der Exposure Amps finden Sie hier.
Den höchsten Anteil am Gewicht hat sein stattlicher Trafo (ein Ringkern-Typ von tschechischen Spezialisten Toroid), der ihn immerhin zu einer Leistung von 2 x 200 Watt (an 4 Ohm) beflügelt.
Auch darüber hinaus macht er mit seiner gebürsteten Aluminium-Front und einer Vielzahl von Anschlussmöglichkeiten auf der Rückseite eine solide Figur: saubere Ecken und Kanten, gedämmter Gehäusedeckel, präziser Lauf beim Lautstärke-Regler. So, wie man sich einem 2.000-Euro Verstärker vorstellt. Und der Eindruck bleibt erhalten, auch nachdem man den Deckel abgeschraubt hat – wie die folgende Slide-Show zeigt:
Der 3010 S2D ist einfach die Luxusausführung der seit jeher bei Exposure gepredigten Ideale: Exposure Chef und Chefentwickler Tony Brady folgt hier dem Ansatz der möglichst kurzen Signalwege, des Dämpfungsfaktors und der hohen Stromlieferfähigkeit des Netzteils besonders konsequent.
Die Eingänge sind nicht alle fix belegt. Es gibt für den Exposure 3010 S2D ein Phonomodul für MM oder MC (300 Euro) und einen – wie das “D” in Namen verrät – DSD-fähigen DAC-Einschub (400 Euro), der den 3010 S2D fit für die Moderne macht. Wir haben uns beim Test aber auf den “reinen” Vollverstärker konzentriert – auch, weil er in Vollausstattung schon fast bei 3.000 Euro liegt.
Eine der Besonderheiten des 3010 S2D sind seine beiden Vorstufenausgänge. Exposure empfiehlt bei Lautsprechern, die diese Möglichkeit bieten, Bi- oder –bei Dreiwegeboxen noch besser – Tri-Wiring zu machen. Dafür hat Exposure Stereo-Endstufen (1.500 Euro) im Programm, die identisch mit denen im 3010 S2D sind. Ich habe es in diesem konkreten Fall nicht ausprobiert, folge aber der Exposure These, dass damit die Klangqualität und die Stabilität des Systems deutlich gewinnt. Das ist dann vergleichsweise teurer, aber lässt die Möglichkeit offen, das eigene System Stück für Stück zu verbessern.
So klingt der Exposure 3010 S2D
Im LowBeats HiFi-Hörraum musste sich der Exposure 3010 S2D zuerst mit seinen kleineren Geschwistern messen, wobei dieser Vergleich schnell beendet war. Der 3010 S2D ist in allen Belangen deutlich besser als der vom Charakter her sehr ähnliche 2010 S2D. Beide kennzeichnet dieser ungemein lebendige, treibende und sehr kernige Klang, der auch beschaulich aufgenommenen Alben Leben einhaucht.
Eben weil sie so quicklebendig und ungeschminkt dynamisch auf den Punkt spielen, machten diese Verstärker richtig Spaß. Es hat etwas mit dem “Musik Erleben” zu tun.
Doch bei aller Ähnlichkeit im Ton: Zwischen den beiden liegen ganze Klassen. Der Exposure 3010 S2D zieht den Raum sehr viel weiter auf, seine Bässe haben deutlich mehr Kraft, Tiefe und kommen noch einmal sehr viel kontrollierter. Vor allem aber zeichnet er den gesamten Mittelhochtonbereich, Stimmen, Streicher, Bläser mit sehr viel feinerem Strich und mit etwas mehr Wärme.
Darin ähnelte er dann wieder dem kleinen 1010 S2, der aber in Bezug auf Attacke, Bass-Tiefe und -Kontrolle, vor allem aber im gesamten grob- wie feindynamischen Bereich gegen den großen Bruder nicht den Hauch einer Chance hatte.
Aber mit den LowBeats Preisklassen-Referenzen, allen voran dem Yamaha A-S1100 und dem Musical Fidelity M5si, standen preismäßig vergleichbare und klanglich ambitionierte Schwergewichte zum Vergleich. Der fast doppelt so schwere Yamaha hat eine Tendenz zur aufgehellten Wiedergabe, weshalb der Exposure ihn schon nach kurzer Zeit mit seiner höheren Neutralität, vor allem aber mit dem genaueren Timing in den Mitten abhängte.
Bei elektronischer Musik wie der von Yello (Toy) fiel dieser Charakterzug nicht so schwer ins Gewicht. Hier überzeugte der Yamaha mit satten Bässen, der Exposure hingegen mit der größeren Schnelligkeit, der besseren Kontrolle über die wabernden Tiefton-Grooves: Was beim Yamaha A-S1100 sehr tief, aber auch etwas sumpfig erschien, hatte mit dem Exposure 3010 S2D viel mehr Stabilität.
Der Musical Fidelity M5si war da eine nochmals härtere Nuss. Auch seine Bässe kamen nicht ganz so knackig wie die des Exposure, hatten aber viel Schwärze und großen Tiefgang. Vor allem aber sind dem Musical Fidelity die Härten fremd, die sich beim Exposure manchmal ins Klangbild schleichen.
Nick Caves Stimme (Skeleton Tree) ist ja von Haus aus schon irgendwie rauh. Mit dem 3010 S2D klang sie noch etwas spröder. Ein schmetterndes Saxophon wie bei Yuri Honings “Walking On The Moon” (Star Tracks) hatte über den Exposure fast schon zu viel Verve. Hier agierte der Musical zurückhaltender, geschmeidiger. Diese besagte Saxophon-Stelle konnte man mit ihm um einiges lauter hören als mit dem Exposure.
Allerdings gelang es dem M5si nicht, derartig genau und auf den Punkt zu spielen wie der 3010 S2D, dem auch die genauere Abbildung von Raum und Instrument in den Hörraum gelang. Der Musical ist ein toller Verstärker und wenn man alle Punkte zusammenzählt – Klang, Leistung, Ausstattung – sicher das bessere, weil günstigere Angebot.
Und doch saßen wir am Ende stundenlang im Hörraum und hörten Exposure 3010 S2D mit Dynaudio Contour 20. Einfach, weil diese Kombination noch ein bisschen echter und lebensnäher klang…
Fazit Exposure 3010 S2D
Der Exposure ist in der Basisversion vergleichsweise spartanisch ausgestattet. Bei ihm liegt die volle Konzentration auf dem Klang, was allerdings nicht für jedermann das Richtige sein dürfte.
Er verkörpert ein dynamisch-kerniges Klang-Ideal, das immer ein bisschen mehr nach “Leben” klingt als das der meisten anderen Verstärker im High End, welche überwiegend neutral und geschmeidig-fein abgestimmt sind.
Der 3010 S2D ist mitreißend; er nötigt den Zuhörer zur Aufmerksamkeit. Das ist aktives Musikerleben. Für angenehmes Hintergrundgedudel sind andere Mitbewerber besser geeignet.
Bewertung
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Dynamisch-lebendiger + weiträumiger Klang |
| Modular erweiterbar mit Phono und DAC |
| Hohe Leistung an 4 Ohm |
| – |
Vertrieb:
High Fidelity Studio
Dominikanergasse 7
86150 Augsburg
www.high-fidelity-studio.de
Preis (Hersteller-Empfehlung):
Exposure 3010 S2D: 2.200 Euro
Mehr zur Exposure S2 Familie:
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Familentest Exposure S2 Vollverstärker – die Übersicht
Im Beitrag erwähnt:
Test Musical Fidelity M5si: Der Alleskönner-Verstärker
Test Vollverstärker Yamaha A-S1100
Test Dynaudio Contour 20: Absolute Natürlichkeit