Hier betritt ein klassischer Vertreter der Kopfhörerzunft die Bühne: Der neue iBasso SR2 spielt als halb offenes Exemplar nach dem bewährten dynamischen Prinzip auf – ein formschönes Teil, das vor allem aber mit seinen inneren Werten wie Tesla-Antrieb einen Hit landen will.
Der chinesische Kopfhörer-Spezialist iBasso spielt seit gut 15 Jahren seine guten Karten in puncto mobiler Musikgenuss aus: mit Kopfhörer-Amps und integrierten DACs oder dem legendären Android-basierten Musikspieler DX 100, dem Vorgänger von DX 50 und DX 80. iBasso baut aber auch – passend zu ihrer Vorliebe fürs Mobile – verschiedene In-Ear-Kopfhörer. Und neuerdings den Over-Ear-Hörer SR2, der Nachfolger des lediglich in einer kleinen Auflage von 500 Stück erschienenen SR1 – „technisch identisch“, jedoch „optisch und funktional sinnvoll überarbeitet“, so heißt es.
Der Aufbau des iBasso SR2
Und so sieht der Neue aus: Die Treibergehäuse und die Verbindungselemente sind aus Aluminium geformt, die Bügel bestehen „aus leichtem“ Federstahl, das Kopfband umhüllt weiches Rindsleder. Die schräg gefertigten Ohrpolster (von denen zwei verschiedene Sätze beiliegen) beeindrucken durch formschönes, gelochtes Kunstleder, das sich durch „die Körperwärme nahezu an jede Kopfform“ anpassen soll.
Mit der smart designten, schwarzen Tragebox lässt es sich praktisch auf Reisen gehen. Schön: das mitgelieferte Kabel darin lässt sich in die beiden Ohrmuscheln einstöpseln – dank rot und blau markierter 3,5 mm Klinkenstecker noch dazu „richtig“. Auf der anderen Seite der 1,80 Meter langen Leine aus versilbertem Kupfer hält ebenso eine 3,5 Klinke – oder via beigelegtem Adapter – ein 6,3mm-Pendant Kontakt zum Spielpartner. Die Verarbeitung gelang recht beeindruckend, alles macht einen soliden, sauber gefertigten Eindruck. Gut gemacht.
Der SR2 wandelt als halboffener Hörer. Das heißt, die von der Membran angeregte Luft dringt nach draußen – was theoretisch einen luftigen Klang anregt, dafür aber auch Schall nach außen trägt – und Umweltgeräusche hinein ans Ohr. Das Problemchen haben geschlossene Modelle nicht, die prinzipbedingt tendenziell bassstärker aufspielen. Der SR2 versucht beide Prinzipien zu verbinden, indem er sich etwas nach außen öffnet, was die vergitterten Ohrmuschelgitter optisch verraten.
Konkret spannender ist sein Innenleben: Dort arbeitet ein Treiber mit Tesla-Power wie ihn auch die Konkurrenz etwa von Beyerdynamic bei einigen Modellen einsetzt – siehe auch Test auf LowBeats. Die hohe magnetische Flussdichte des Magneten soll für eine möglichst große Akkuratesse der Membranschwingungen sorgen. Bei ihr favorisiert iBasso Bio-Zellulose – die Pflanzenfaser gilt als gleichzeitig leicht und fest, was für eine hohe Impulstreue steht und unerwünschten Verzerrungen keine Chance lassen soll. Die Membran selbst trägt eine leichte und elastische Silikonaufhängung – so soll sie möglichst frei schwingen und dabei das Gehäuse nicht anregen.
Praxis
Der iBasso SR2 erfreut mit hohem Wirkungsgrad. Für den von uns gemessenen Pegel von 94 Dezibel zu erreichen bedarf es vor dem Hintergrund seiner Impedanz von 162 Ω nur 0,237 Volt beziehungsweise 0,35 Milliwatt – kein Problem für Smartphone & Co.
Zum Gesamtpaket iBasso SR2 gehören zwei Paar Ohrpolster, die sich mit etwas Mühe auswechseln lassen. Das Kunstleder der Polster ist unterschiedlich stark perforiert – was tatsächlich einen Klangunterschied bewirkt: Die Variante mit den größeren Löchern klingt noch etwas lockerer und im Bass noch etwas schlanker.
Gemütlich aber fühlen sich beide an: Der SR2 sitzt in der Tat sehr angenehm auf dem Kopf, die Ohrpolster schmiegen sich sanft mit leichtem Druck an, was eine schöne Stabilität vermittelt, ohne störend zu wirken. Prima.
Allerdings sind auch beide in etwa gleich schalldurchlässig: Eine komplett Schallabdeckung gibt es durch die Ohrmuscheln nicht. Auf Reisen – etwa im ICE – werden Mitreisende durchaus etwas vom Musikprogramm mitbekommen.
Der Klang des iBasso SR2
Zunächst nahm Keith Jarrett in Köln („Köln Concert“, SACD) vor seinem Flügel Platz. Der SR2 gönnt der berühmten Einspielung eine prima Prägnanz und eine gleichermaßen schöne Präzision und Dynamik. Jeder noch so zarte Anschlag hatte eine hohe Intensität und eine hohe Informationsdichte. Fraglos ist der SR2 ein ausgesprochen neutraler, vielleicht sogar minimal hell spielender Kopfhörer.
Man könnte den iBasso mit einem feinen Studio-Monitor vergleichen, denn anders als viele angesagte Mode-Kopfhörer vom Schlage Beats oder Sound of Marley klingt der iBasso im Tiefton erfreulich neutral und eben nicht aufgebläht. Der zum Vergleich herangezogene ebenfalls dynamische-offene Sennheiser HD 660 S, wirkte nicht ganz so spritzig und dynamisch, bot aber den deutlich satteren Bass.
Aber der Bass des Sennheiser ist halt – wie heute so angesagt – etwas überzogen und nicht immer präzise. Hier agiert der SR2 sehr viel genauer. Bei der remasterten Neuauflage von „Teaser And The Firecat“ des Folk-Troubadours Cat Stevens zog mich der SR2 mit knackigem Basspunch und ausgewogener, impulstreuer Höhen-/Mittendarstellung in den Bann. Der HD 660 S klang einen Hauch harmonischer und leuchtete den Klangraum vehementer aus, konnte aber bei weitem nicht mit dieser packenden Präzision glänzen.
Im Moment höre ich gerade wieder viel Police. Ihrer Best-Of-Sampler-SACD The Police: Every Breath You Take – The Classic“ mit „Walking On The Moon“ hörte ich mit dem iBasso SR2 komplett durch, weil er so wunderbar druckvoll und popgerecht aufspielen kann, wenn gewünscht auch sehr laut und ohne lästig zu werden. Aber sein fraglos größter Trumpf ist die hohe Präzision. Mit dem iBasso hört man einfach mehr als mit den meisten anderen Kopfhörern dieser Klasse.
Das Fazit
Damit war klar: Der iBasso SR2 punktet zunächst mal mit prima Verarbeitungsqualität und sehr angenehmem, langzeittauglichem Tragekomfort. Die Klangperformance überzeugt mit knackigem Charakter und präzis-souveräner Ausgewogenheit bei allen Musik-Genres. Das macht er so gut, dass er auch zum Abhören gut geeignet ist. Und dass er – dank hohem Wirkungsgrad – auch an Smartphones & Co. munter aufspielt, macht ihn zum flexiblen Musikbegleiter mit Spaßfaktor für viele Gelegenheiten.
Bewertungen
KlangPraxisVerarbeitungGesamt |
Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse. |
| Schlank-präzises, recht homogen-ausgewogenes Klangbild |
| Gute Verarbeitung, angenehmer Sitz |
| Dank hohem Wirkungsgrad auch an Mobilgeräten/ Smartphones einsetzbar |
| Unterschiedlich klingende Ohrpolster |
Vertrieb:
NT Global Distribution GmbH
Waller Heerstraße 104
28219 Bremen
https://nt-global.de/
Preis (Hersteller-Empfehlung):
iBasso SR2: 569 Euro
Mit- und Gegenspieler:
Die technischen Daten
iBasso SR2 | |
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Technisches Konzept: | halboffener Over Ear Kopfhörer |
Treiber: | dynamischer Breitbänder |
Nenn-Impedanz: | 162 Ohm |
Wirkungsgrad: | 0,35 mW für 94 dB |
Besonderheit: | 2 verschiedene Ohrpolster im Paket |
Ausstattung: | Reisetasche, 1,8 Meter mit 3,5mm + 6,3-mm-Klinkenstecker |
Gewicht: | 395 Gramm (ohne Anschlusskabel) |
Alle technischen Daten |
Mit- und Gegenspieler: